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Bronco Models NB5055 - Chinese Navy Type 055 DDG Large Destroyer

Heute werfen wir einen Blick auf Broncos brandneuen Bausatz eines chinesischen Typ 055 Zerstörers im Maßstab 1:350. Die Klasse 055 ist Chinas neueste Zerstörerklasse. Das Typschiff, die Nanchang mit Rumpfnummer 101, wurde am 28.06.2017 vom Stapel gelassen und erst am 12. Januar 2020 in Dienst gestellt. Der Öffentlichkeit wurde sie erstmals im Rahmen der Feierlichkeiten zum 70-jährigen Bestehen der PLAN im April 2019 vorgestellt. Laut Wikipedia sind fünf weitere Einheiten der Klasse vom Stapel gelaufen und befinden sich derzeit in der Ausrüstungsphase.

Von der Größe und Bewaffnung sind die Schiffe wohl am ehesten mit den Kreuzern der Ticonderoga-Klasse zu vergleichen. Mit 180m Länge und ca. 12.000 Tonnen Verdrängung sicher keine klassischen Zerstörer mehr. Angetrieben werden die Schiffe durch Gasturbinen. Die Bewaffnung besteht unter anderem aus einem 130mm Bordgeschütz, 112 VLS Zellen, einem 30mm CWIS (H/PJ12) und einem 24-fach SAM-Starter. Außerdem können zwei Bordhubschrauber mitgeführt werden.

Der Bausatz:

Beim Öffnen des Kartons fällt einem neben der sicheren Verpackung der Rumpfteile besonders die geringe Teileanzahl auf. So besteht der Bausatz insgesamt nur aus den Rumpfhälften, zwei größeren Aufbauteilen, zwei übersichtlichen Spritzlingen (mit 81 Teilen), zwei kleinen Ätzteilplatinen und den Abziehbildern. Die Bauanleitung umfasst dann auch nur genau vier Bauabschnitte.

Die Qualität der Teile ist, wie nicht anders zu erwarten, sehr gut. Einzig an den beiden Propellern gibt es etwas Fischhaut. Die Ausrüstungsgegenstände und Bewaffnung sind sehr schön detailliert. Besonders das CWIS ist an dieser Stelle hervorzuheben. Auch die ganzen Lüftergitter an den Aufbauten sind sehr fein wiedergegeben – manche vielleicht sogar so fein, dass es schwierig werden dürfte sie mit einem Wash zu betonen. Die Passgenauigkeit lässt sich erst im Bau wirklich beurteilen.

Der Rumpf:

Der Rumpf ist horizontal geteilt. Allerdings nicht wie meist üblich in Höhe der Wasserlinie, sondern entlang des Knicks in der Außenhaut. Dieser soll helfen die Radarsignatur des Schiffes zu verkleinern. Die Rumpfhälften werden über kurze Passstege zueinander ausgerichtet. Wenn man diese minimal anpasst, passen beide Hälften fast perfekt zusammen. Einzig am Heckspiegel und im Bugbereich bleibt ein minimaler Spalt, der sich aber schnell verspachtelt ist. Natürlich muss die Rumpfnaht dann noch verschliffen werden. Dabei muss man sicher darauf achten, den Knick als solchen zu erhalten und nicht rund zu schleifen.

Im Bug- und Heckbereich sind durch Formeinsätze oder Schieber in der Spritzgussform ein paar kleine Absätze bzw. Grate entstanden. Diese müssen auch verschliffen werden, möchte man einen makellosen Rumpf erhalten.

Positiv finde ich, dass die Wellenhosen mit an den Rumpf angegossen sind. Das erspart sicher Schleifarbeit. Allerdings kann ich mangels Vorbildfotos aus diesem Bereich nichts über die Detailtreue sagen. Auch der Rest der Antriebsanlage pass bestens und lässt sich ohne Schleiforgie installieren. Ein Wehmutstropfen ist der riesige Anguss in der Mitte des Rumpfbodens. Später kaum zu sehen, aber wahrscheinlich möchte man ihn dann doch verspachteln und verschleifen.

Der Sonardom besteht aus zwei Hälften, die perfekt zusammenpassen. Insgesamt passt der Sonardom auch gut an den Rumpf. Hier bleibt allerdings ein umlaufender Spalt. Dieser muss sorgfältig verspachtelt und verschliffen werden. Aber alles im Rahmen wie man es auch von anderen Bausätzen her kennt.

Die Aufbauten:

Die Aufbauten und Decks sind schon größtenteils mit an den Rumpf angespritzt. Es bleibt nur der Aufbauteil mit den „Schornsteinen“, die man kaum noch als solche bezeichnen kann, sowie die Brücke und der Sensormast. Alle diese Teile sind jeweils an einem Stück gespritzt. Es entfällt also der Zusammenbau aus einzelnen Seitenteilen und Decks. Das erspart sicher eine Menge Zeit und es können auch keine Spalte bleiben. Insgesamt also sehr positiv. Die Lüftergitter sind wie schon gesagt sehr fein wiedergegeben – manche vielleicht auch schon zu fein. So kann man sicher auch auf Ätzteile verzichten. Türen sind auch mit angespritzt und gehen in Ordnung. Die Vier Abgasöffnungen sind leider überhaupt nicht detailliert und einfach geschlossen dargestellt. Hier ist es wahrscheinlich ratsam diese aufzubohren und mit einem Stück Rohr nach innen zu verlängern, um ihnen wenigstens etwas Tiefe zu geben. Vorbildfotos aus diesem Bereich konnte ich leider nicht finden.

An der Brücke sind die Fenster als Durchbrücke gespritzt. Mir persönlich sind geschlossene Fenster lieber. Dem Formenbau geschuldet sehen die im 45 Grad Winkel angeordneten Fenster leider etwas merkwürdig aus. Sicher kein Showstopper, aber ich persönlich würde versuchen hier nachzuarbeiten.

Bewaffnung:

Die VLS-Starter sind schon an die Decks angespritzt und ordentlich detailliert. Auch die restliche Bewaffnung macht einen guten detaillierten Eindruck. Am CIWS gefällt mir besonders die Darstellung der Rohrabstützung. Mit einem Wash und Trockenmalen sollte sich diese auch ohne Ätzteile schon hervorheben lassen.

Die Ätzteile:

Eine Platine enthält die Fangnetzte für das Landedeck. Das Material ist eher dick und die Fangnetze anderer Ätzteilhersteller sehen auch feiner aus. Allerdings sind die Teile so sicher Anfängerfreundlicher. Die zweite Platine ist aus noch deutlich dickerem Material und enthält hauptsächlich die vielen Antennen, die am Schiff anzubringen sind. Ich finde es sehr lobenswert, dass an die Antennen gedacht wurde, ich persönlich würde diese aber auf jeden Fall aus rundem Material (Draht, gezogener Gießast) darstellen und die Ätzteile nur als Vorlage nehmen.

Anleitung, Decals und Bemalungshinweise:

Die Anleitung umfasst nur vier Bauschritte. Diese sind aufgeräumt, mit farbigen Hervorhebungen und sollten keine Probleme bereiten. Allerdings finde ich es immer wieder befremdlich, wenn laut Bauanleitung zunächst sämtliche Details am Schiff angebracht werden sollen und erst danach die beiden Rumpfhälften zusammen montiert werden. Das halte ich doch für eine sehr theoretische Baureihenfolge und würde immer erst mit dem Zusammenbau und Versäubern des Rumpfes beginnen.

Mit den im Bausatz enthaltenen Decals lässt sich nur das Typschiff, die Nanchang, darstellen. Auf dem kleinen Bogen sind neben den Rumpfnummern ein paar Tiefgangsmarkierungen, die Markierungen für das Flugdeck, chinesische Flaggen und Signalflaggen. Mit den Signalflaggen kann das Signal RU1 = „I am carrying out maneuvering trials“ dargestellt werden, wie es auch in der Bauanleitung erklärt wird.

Die Bemalungsanleitung ist in Farbe gedruckt und enthält nur Farbnamen. Diese werden auf der ersten Seite der Bauanleitung dann aber in Hobby Color, MR Hobby, Humbrol und Tamiya Farbnummern übersetzt. Allerdings enthält die Liste von Humbrol und Tamiya viele Lücken.

Schwachstellen:

Ich bin definitiv kein Experte für chinesische Marineeinheiten. Ich möchte hier einfach nur alles Aufzählen, was mir am Bausatz selber oder im Vergleich zu Originalfotos aufgefallen ist. Manches sind größere Mängel, manches Kleinigkeiten, die man sicher auch ignorieren kann. Ich denke es bleibt jedem Modellbauer überlassen, wie er diese „Schwachstellen“ bewertet.

  • Am Übergang von Sonardom in den Kiel gibt es einen „Knick“ in den Linien. Mangels Vorbildfoto kann ich nicht sagen, ob das so gehört. Es sieht aber falsch aus.
  • Die Schornsteine haben keine tiefe sondern sind einfach „zu“. Hier ist definitiv Nachbesserung notwendig.
  • Am Vordeck und Mitteldeck fehlt die Reling. Diese ist auf Aufnahmen von der Flottenparade am 23.4.19 deutlich zu sehen.
  • An den Aufbauten sind nur Türen und Lüftergitter dargestellt. Weitere Details wie Rettungsringe, Lampen, Lautsprecher, Handläufe und Leitern sind nicht vorhanden. Auf der Boxart sind sie allerdings dargestellt und auch auf vielen Fotos deutlich zu erkennen. Hier kann man sich mit Plastiksheet, Rundmaterial und Draht nach belieben austoben.
  • Der Hangar für die Bordhubschrauber kann nicht geöffnet dargestellt werden.
  • Es liegt kein Bordhubschrauber bei.
  • Die Umsetzung der Brückenfenster erfordert ggf. etwas Nacharbeit und die Fenster haben keine Scheiben.
  • Hinter der Brücke befinden sich an den Aufbauten große Tore. Diese scheinen wohl die Garagen für Beiboote zu verschließen. Hier würde ich die Lamellen der Tore noch eingravieren. Außerdem wäre es schön, diese auch geöffnet mit Booten darstellen zu können (Beim Typ 052 von Bronco ist diese Option vorhanden)
  • Die Positionslichter an den Brückenauslegern fehlen
  • Auf dem Dach der Brücke fehlen definitiv noch ein paar Sensoren und Radarantennen
  • Am Rohr des 130mm Geschützes fehl das Radar zur Messung der Mündungsgeschwindigkeit
  • Auf den Decks fehlen diverse Luken, Staukästen, und anderer „Kleinkram“

Fazit:

Der Bausatz ist sicher gut baubar. Der Spritzguss und die Passgenauigkeit machen einen guten Eindruck. Wegen der geringen Teileanzahl und der aufgeräumten Decks ist der Bausatz sicher auch sehr gut für Einsteiger in den Schiffsmodellbau geeignet. Auf der einen Seite präsentiert Bronco uns hier ein sehr aktuelles Modell. Das Vorbild ist erst wenige Tage in Dienst, da halten wir schon den Bausatz in den Händen. Die Kehrseite der Medaille ist leider, dass doch sehr viele Details fehlen. Bronco hat mit anderen Bausätzen gezeigt, dass sie das definitiv besser können. Ich vermute, dass zum Zeitpunkt der Formerstellung viele Details am Vorbild einfach noch nicht montiert, bzw. einfach nicht öffentlich bekannt waren. Aus der Schachtel gebaut entsteht sicher ein schönes, aber auch etwas vereinfachtes Modell, welches die markanten Charakteristika eines Typ 055 Zerstörers gut wiedergibt und im Bau keine besonderen Hürden bereithält. Fortgeschrittene Modellbauer werden jedoch sicher Details ergänzen wollen, da das Modell aus der Schachtel wahrscheinlich schon etwas leer wirken wird. Von der Firma BigBlueBoy gibt es bereits ein passendes Set mit Ätzteilen.

   Kurz-Übersicht:
   Art.Nr:
   Art des Artikels:
   Material:
   Maßstab:
   Erschienen:
NB5055
Komplettbausatz
Spritzguss, PE
1:350
Januar 2020
Hersteller:
Land:
Preis bei
Erscheinen:
Bronco
China (Hong Kong)

ca.50 Euro

   Geeignet für:


   Preis/Leistung:


   Gesamteindruck:




  
  Review von:
  Ingmar Stöhr



Fotos:







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