12cm Granatwerfer auf 38(t) Ausf.M


Das Original

Was soll man in dieser Rubrik zu einem Fahrzeug schreiben, das es eigentlich nie wirklich gab. Einzig ein Fahrzeug mit Holzaufbau wurde gefertigt. Man kann hier also kaum von einem Prototypen sprechen.
Geplant war ein Fahrzeug auf Marder III M Fahrgestell mit einem oben offenen Aufbau, das zur Infanterieunterstützung einen 120mm Granatwerfer trug. Der Granatwerfer konnte aus dem Fahrzeug abgefeuert werden oder durch die Heckklappe nach hinten aus dem Fahrzeug getragen werden, um von einer am Fahrzeug mitgeführten Bodenplatte aus abgefeuert zu werden.
Im Sommer 1944 wurde die Entwicklung des Fahrzeugs aber eingestellt. Übriggeblieben ist eine handvoll Bilder die das Fahrzeug ohne Ketten mit dem hölzernen Aufbau zeigen.

Der Bausatz

Der Spezialist für ungewöhnliche deutsche WK II Fahrzeuge – New Connection – hat diese erhalten gebliebenen Bilder als Basis für den Umbausatz NC 35248 genommen.
Herausgekommen ist ein sehr gut detaillierter Resin Umbausatz. Die Schachtel ist randvoll mit sauber und blasenfrei gegossenen Teilen, sowie einem Alu-Rohr für den 120mm Granatwerfer.
Als Basis für den Umbau dient der Tamiya Marder III M – fürwahr fällt es schwer das sehr gute Tamiya Modell für den Umbau fast komplett zu zerlegen. Als Belohnung winkt dafür ein nicht alltägliches Modell das die Sammlung bereichert.
Zum Grundmodell von Tamiya muß an dieser Stelle nichts mehr geschrieben werden.

Der Bau

Als Basis für das Fahrgestell dient hier das Tamiya Modell. Wie bereits vom Marder III für PAK 7,62 ( r ) so ist auch hier die untere Unterwanne aus mehreren Teilen zu bauen. Hier schwingt immer die Hoffnung mit das Tamiya weitere auf PzKpfw 38 (t) basierende Fahrzeuge herausbringen wird.
So besteht die Wanne nicht wie bei den meisten Modellen aus einem Teil, sondern aus einer Bodenplatte, an die die beiden seitlichen Teile anzukleben ist.
Gleich zu Beginn eine schwere Prüfung für jedes Modellbauerherz. Die Heckplatte der Bodenplatte muß abgetrennt werden, da hier am fertigen Modell die
Hecktür sein wird.
Es geht aber gleich weiter – die Enden der Seitenwände sind ebenfalls an beiden Seiten abzutrennen. Glücklicherweise gibt die gut aufgebaute Anleitung hier genaue Hinweise wo welche Teile abzutrennen sind.
So ziemlich die einzigen Teile die danach noch aus dem Tamiya Bausatz benötigt werden ist das komplette Fahrwerk incl. Laufrädern etc., welches unverändert gebaut wird.
Nach erfolgtem Zusammenbau geht es fröhlich in Resin weiter. Die gesamte Frontpanzerung incl. Fahrererker besteht aus einem Teil und wird nun aufgesetzt. Da das Modell keine Inneneinrichtung für den Fahrerplatz enthält, habe ich alle Luken geschlossen dargestellt.
Die vorderen Kettenabdeckbleche werden wieder dem Tamiya Bausatz entnommen und verklebt.
Der Kampfraum wird seitlich durch 2 Resinbauteile ergänzt, an die jeweils links und rechts ein Sitz für die Bedienmanschaft angebracht wird.
Die Bodenplatte des Kampfraumes entstammt ebenfalls dem NC Umbausatz und enthält bereits die Bodeneinlassung für den Granatwerfer. Nach dem Verkleben des Kampfraumbodens wird dieser durch 2 Munitionskästen links und rechts ergänzt. Diese können Wahlweise offen oder geschlossen dargestellt werden. 120mm Munition liegt dem Umbausatz bei. Zur Aufnahme der Mun. müssten aber entweder die Granaten entsprechend gekürzt werden oder die dargestellten Aussparungen in den Mun-Kästen aufgebohrt werden.
Nächster Schritt ist der Zusammenbau des Granatwerfers selbst. Die Bauteile sind sehr gut detailliert, jedoch ist bei der Bearbeitung der Teile erhöhte Vorsicht geboten, da die Teile mit unter sehr filigran sind und somit hohe Bruchgefahr besteht.
Um den Kampfraum später besser bemalen zu können, sollte ein verkleben des Granatwerfers erst später erfolgen.
Letzter großer Arbeitschritt: die neuen seitlichen Aufbauten und der Heckaufbau incl. Heckklappe werden zusammen gefügt.
Leider ist dieser Arbeitsschritt auch der kniffligste. Der seitliche Aufbau enthält die Endstücke der Kettenabdeckungen. Leider passen diese nicht 100%ig an die vorderen Abdeckungen aus dem Tamiya Bausatz. Hier verbleibt ein hässlicher Spalt, der verspachtelt werden muß. An dieser Stelle nur leider nicht sehr einfach.
Auch das nun folgende Einfügen der Heckteile benötigte eine größere Menge an Spachtelmaße.
Bei diesem Arbeitsschritt ist eine Trockenpassung unabdingbar und auch beim verkleben muß immer wieder trocken angepasst und immer wieder Feintunig betrieben werden, solange man die Lage der Teile zueinander noch verändern kann. Der Einsatz von Sekundenklebergel ist hier somit ratsam, um einige wertvolle Sekunden zu gewinnen in denen die Teile ausgerichtet werden können.
Kleinteile im Innenraum und Werkzeuge entstammen wieder dem Tamiya Bausatz.
Mein Modell erhielt eine Friul Einzelgliedkette. Leider auch nicht ganz unproblematisch, da zwar ein Weißmetall Triebrad beiliegt (das Spritzgussteil des Bausatz ist leider überhaupt nicht kompatibel) nur leider fehlt das Spannrad. Das Spannrad aus dem Bausatz ist leider für die zwei Reihen der Führungszähne der Kette viel zu eng. Hier braucht es jeder Menge "Überredungskunst" die Friulkette über das Spannrad zu bekommen. Dadurch wurde leider bei mir zuviel Drück ausgelöst und das Spannrad riss mehrfach ab und musste neu verklebt werden, bzw. letztendlich mit einem Metallstift in Position gebracht werden. Im weiteren Verlauf riss auch leider das rechte Triebrad (frontal gesehen) ab und musste neu positioniert werden. Der Verlauf der Kette am Modell hat dadurch etwas gelitten und von vorne gesehen verläuft die Kette hier nun leider etwas schräg.



Bemalung/Alterung

Hier kann man seiner Phantasie eigentlich freien Lauf lassen.
Ich ging von der Annahme aus das es sich um einen echten Prototypen gehandelt hat, der für das letzte Aufgebot doch noch an die Front geschickt wurde.
Wie hätte so ein Fahrzeug letztendlich aussehen können????
Ich hab mich dazu entschieden das Fahrzeug hat seine dunkelrote Rostschutzfarbe erhalten und wurde nur durch den Auftrag grüner Farbe "über"-getarnt.
Grundiert wurde das gesamte Fahrzeug mit Tamiya Flat-Black. Die Rostschutzgrundierung wurde mit Tamiya XF-9 Hull Red dargestellt, dazu wurde die erwähnte Farbe leicht mit Weiß aufgehellt. Dabei sollte man sehr sparsam mit dem Weiß umgehen, der erste Versuch wurde bei mir schnell zu einem schrillen zart Lila. Hätte nicht wirklich gut ausgesehen auf dem Modell.
Auf die Grundfarbe wurden grüne Tarnflecken frei Hand aufgetragen. Die Laufrollen wurden ebenfalls komplett in Grün ge-brusht.
Nach ausreichender Trocknungszeit wurde ein großzügiges washing mit stark verdünnter Ölfarbe (Van-Dyke-Brown) über das gesamte Modell gegeben.
Nach 2 Tagen folgte das Trockenmalen mit stark aufgehellten Grundfarben. Besonders der Innenraum wurde hier stark bearbeitet.
Als abschließende Arbeit wurde das Modell mit MIG-Pigmenten eingestaubt. Leider habe ich es hier meiner Meinung nach etwas übertrieben. Deshalb bin ich mit dem Gesamteindruck des Fahrzeugs auch nicht wirklich zufrieden.
Die Balkenkreuze stammen von Archer. Über die sehr einfache Anwendung der Trocken-Decals wurde ja bereits in vorstehenden Bauberichten einiges geschrieben. Der große Vorteil für mich ist die saubere und unkomplizierte Handhabung. Nachteile: t.w. sind die entsprechenden Decals in Deutschland schwer zu bekommen und der Preis ist meistens auch gesalzen.

Fazit


Ein ungewöhnliches Modell für die Sammlung welches die Reihen von Panthern und Tigern auflockert. Großes Lob an New Connection auch wenig bekannte Fahrzeuge und reine Prototypen auf den Markt zu bringen.
Der Bau des Modells hat viel Spaß gemacht, leider sind auch einige Schattenseiten zu verbuchen: die Passgenauigkeit einiger Teile ist leider nicht immer gut. So bleibt oft nur der Griff zur Spachtelmasse. Auch wenn in der letzten Modell-Fan Ausgabe zu lesen war das die Passgenauigkeit 100%ig wäre, so habe ich an dem abgebildeten Modell der MF genau die Stellen wiedergefunden die mir große Sorgen gemacht haben, wie z.B. der Übergang der original Bausatz Kettenabdeckungen zu den Resinabdeckungen im hinteren Bereich.
Besonders hervorzuheben ist der sehr gut detaillierte Granatwerfer, nur beim Zusammenbau ist hier aufgrund der filigranen Teile erhöhte Vorsicht geboten.
Alles in allem ein akzeptabler Bausatz mit Licht- und Schattenseiten. Deshalb eignet sich meiner Meinung nach der Umbausatz auf keinen Fall für Resin-Einsteiger. Etwas Erfahrung sollte man auf dem Gebiet mitbringen wenn der Bau nicht im Frust enden soll.
Der etwas im Umgang mit Resin geübte Modellbauer wird seine Freude an dem Modell haben aber vermutlich auch nicht ohne Fluchen auskommen.
Das Preis/Leistungsverhältnis wird etwas dadurch getrübt, dass der Tamiya Marder III M als Basis zu benutzen ist. Ein sicherlich sehr gutes aber nicht unbedingt preisgünstiges Modell.

Preis / Leistung: ***** Paßgenauigkeit: *****
Detaillierung: ***** Schwierigkeitsstufe: *****

Empfohlene Literatur:

Pz.35(t) & 38(t) - (Walter Spielberger) - ISBN: 3-87943-708-4Marder III & Grille - (Vladimír Francev/Charles K.Kliment) - ISBN: 80-902238-8-5

© 2/2004 Frank Plag

zurück zur Übersicht