21cm Mörser 18 Brummbär auf Protze + Rohrwagen


 

Das Original

Der von Krupp produzierte 21cm Mrs.18 wurde Ende 1939 als Ersatz für das Modell von 1916 eingeführt und blieb bis Kriegsende im Einsatz. Die 18 sollte in den 20er Jahren die illegale Entwicklung dieser Waffe verschleiern. Aufgrund seines hohen Gewichtes wurde er in zwei Lasten transportiert, für den schnellen Stellungswechsel wurde das komplette Geschütz mittels einer Protze bewegt. Ansonsten wurde anscheinend dreilastig gefahren; als dritte Last gab es einen Gerätewagen, über den ich nur mutmaßen kann. Vielleicht ein 4,5t Lkw, auf den Erdanker, Laufroste etc. verladen waren?

Anscheinend kam der Mörser im Polenfeldzug noch nicht zum Einsatz, möglicherweise sollte die Truppe nicht mit einem brandneuen und ungewohnten Gerät belastet werden.

Die Bausätze

Wer den 21cm Mrs.18 bauen will, sollte lieber zum Plastikbausatz von Trumpeter (Art.Nr. 02314) greifen! Er kostet nur gut ⅓ des Precision-Kits und wahrscheinlich nur einen Bruchteil an Nerven. Außerdem ist bei Trumpeter die Protze dabei, bei Precision schlug sie seinerzeit mit noch mal über 80,- Euro zu Buche! 

Wer trotzdem Precision den Vorzug gibt, den erwarten etwa 340 Teile zzgl. einer Ätzteilplatine, diversen Leitungen (Draht, Gummi, etc.) sowie eine übersichtliche Bauanleitung mit 12 Baustufen und etlichen Fehlern. Hier ist also Vorsicht geboten!

Die genaue Positionierung etlicher Teile geht aus der Bauanleitung nicht klar hervor, die Vorlagenliteratur hilft hier auch nicht unbedingt weiter. Da hilft eigentlich nur eine Fotosafari in der WTS Koblenz. Und danach stellt man dann fest, daß dieser Bausatz hervorragend detailliert ist und an wirklich alles gedacht wurde! 

Die Resinangüsse befinden sich an den unmöglichsten Stellen, vorzugsweise im späteren Sichtbereich, und weisen eine unnatürlich dicke Stärke auf. Das Entfernen der Angüsse am Lafettenunterbau beispielsweise entartet zum abendfüllenden Programm, die Zeit vergeht wie im Flug – ich habe für die beiden Teile knapp vier Stunden gebraucht!

Gußlunker finden sich an diversen Stellen, besonders gerne in den Ecken der Profilbereiche, die auch noch Nieten aufweisen.

Glücklicherweise besitze ich eine Bandsäge von Proxxon, die mir die Sägearbeiten sehr erleichterte – ansonsten hätte ich dieses Modell wohl nie zu Ende gebaut!

Ferner kamen verschiedene Sorten Skalpellklingen, geätzte Sägen und Schleifkappen für die Proxxon zum Einsatz. Viele dieser Hilfsmittel bekommt man unter www.colvital.de , 100 Skalpellklingen (hundert!) kosten dort knapp 10,- Euro – wohingegen man woanders für fünf Klingen € 2,- oder mehr bezahlt!

Weiterhin ist es von Vorteil, dicken Angüssen mit einem Bandschleifer zu Leibe zu rücken, eine elektrische Zahnbürste, beklebt mit Schleifpapier verschiedener Stärken eignet sich ideal, um filigrane Teile zu bearbeiten.

Vor dem Bau sollten alle Teile nach Baugruppen sortiert und mit intensivem Bauanleitungsstudium kennengelernt werden. Bei manchen Teilen sind die Nummern vertauscht, gerade was die linke und rechte Seite angehen.

Rohrwagen und Protze f. 21cm Mrs. 18 (Precision 35.059.B, 35.058)

So prima die Bausätze der Firma Precision auch sind, wurde hier offensichtlich mit der „heißen Nadel“ gestrickt, was sich besonders in der Anleitung niederschlägt. Ohne ausgiebiges Fotostudium der Bilder aus dem Netz geht nämlich nicht viel.

Da nicht mehr erhältlich, musste ich alles scratch bauen. Einige Teile konnte ich aber aus dem Protzen-Bausatz für die 21cm K.38 (Precision 35.034.B) übernehmen. 

An dieser Stelle tausendfachen Dank an Heiner F. Duske von Nuts & Bolts, der mir den Bausatz, sowie großzügig Zeit für den Nachbau zur Verfügung stellte! 

Insgesamt bestehen Rohrwagen und die beiden Sattelprotzen aus etwa 3900 Einzelteilen, davon knapp 1100 Nieten und rund 400 Teile für die Schleppkette.


Der Bau

Soll bei meinem Mörser im Transportmodus, also in zwei Lasten dargestellt werden. Deshalb musste ich einige Dinge beachten. Wichtig sind hier Vorbildfotos. Diese finden sich vor allem in der polnischen Model Detail Photo Monograph No.24 „21cm Mörser 18“. Außerdem steht in der WTS Koblenz eine 17cm K18, die man unbedingt ausgiebig fotografieren sollte. Ist dieselbe Lafette, nur mit einem anderen Rohr!

Bilder zum Rohrwagen finden sich im Internet, in Aberdeen Proving Ground, sowie in der Ukraine steht jeweils so ein Teil.

 

Baustufe 1: 

Gestartet bin ich mit dem Rollenwagen für das Rohr, der nicht ans Rohr geklebt werden soll. Der gehört aber für die Verlastung auf dem Rohrwagen an das Rohr, die genaue Position ermittle ich später. Wegen der Einzelverlastung gehört meiner Meinung nach auch das Teil60 ans Teil63 (Rohrvorholer, Bst.3), die dafür vorgesehene Stelle an Teil 5 habe ich mit einem 3mm Bohrer aufgebohrt. An den Verschlußblock (Teil3) gehören eine Art Anschläge (Teile17, Bst.3, oder scratch mit versenkten Schrauben), die Gegenstücke finden sich an der Rohrwiege (Teil20, Bst.3). Diese Anschläge müssen nach Vorbildfotos scratch gebaut werden. Weitere Details muß man der Vorlagenliteratur entnehmen.

 

Baustufe 2: 

Hier empfiehlt es sich, zuerst die Seitenteile 30 und 31 mit dem mittleren Teil39 zusammen zu kleben – die restlichen Teile lassen sich dann danach ausrichten.

Die Durchführungen für die Gummilitze an Teil37 habe ich mit einem 0,6mm-Bohrer durchbohrt, die Litze selbst dann ca. 2,5mm länger gelassen, um sie später mit den beiden Rohrvorholern zu verbinden.

An Teil 38 musste ich zehn Nieten ergänzen, nämlich am Anguss. Teilweise habe ich Teile überarbeitet, bzw. verfeinert und diverse Leitungen ergänzt.

 

Baustufe 3: 

Achtung: die Rohrwiege (Teil20) sollte dringend an die Baugruppe aus Baustufe 2 angepasst werden! Dazu die Teile 42 und 43 lose auf die Baugruppe stecken, wie es in Baustufe 12 gemacht werden soll – man kann sie aber auch schon direkt verkleben. Nun wird die Wiege (Teil20) eingepasst, ich musste reichlich auffüttern.

Das Teil19 ist teilweise massiv ausgeführt. Ich hege den Verdacht, dass das so nicht sein sollte! Ich hab’s aber zu spät entdeckt und auch leider keine entsprechenden Bilder in Koblenz gemacht. Mit Rohr würde man aber auch nichts davon sehen…

Die Zeiger der Höhenrichtmaschine habe ich an Teil42 selbst gebaut, auf der gegenüber liegenden Seite an Teil43 gehört die Zieloptik, Teile218-220. Wie das aussehen muß, kann man an der 17cm K18 in der WTS Koblenz betrachten. Weil mein Mörser in Transportstellung gebaut wird, fällt die Zieloptik weg, nur der Träger ist vorhanden. Die Teile sind unglaublich korrekt und filigran wiedergegeben, großes Lob an Precision Models!

Teil 51 stellt die Schußtafel dar: nach Fotovorlagen habe ich sie um eine weitere Tafel ergänzt und hier die sehr schönen Decals aus dem Artillerie Set von Passion Models (P35D-005) verwendet. Angebracht wurde sie aber erst ganz zuletzt.

 

Baustufe 4: 

Oh mein Gott! Wo kommt was wie wann wohin?!

Viele der Teile haben Verbindungsnasen, bei den Gegenstücken sollten die Löcher mit diversen Minibohrern erweitert werden, damit es beim Verkleben auch passt. Ich habe mir die Baustufe in mehrere Baugruppen unterteilt, um mich nicht zu verzetteln. Die Positionierung der Radaufhängung samt Federung hängt davon ab, ob der Mörser in Transport- oder Feuerstellung gebaut wird. Darauf ist unbedingt zu achten!

Für den Zusammenbau muss auch ein Blick in die Baustufen 5, 6, 8, 9, 10 und 12 geworfen werden, das verschafft etwas mehr Klarheit. Wichtig sind auch hier Vorlagenfotos, auch um noch einige Details zu ergänzen.

Die Schwanzplatte wird erst später angebaut, der Zusammenbau des Schwanzplattenschlittens findet sich in Baustufe 6.

Systematisch Schritt für Schritt ist die angesagte Vorgehensweise, ich habe mit der Radaufhängung angefangen. Ob z.B. die Federnpakete passen hängt davon ab, ob die Teile177/178 im richtigen Winkel verklebt werden. Die gegossenen Räder habe ich der Protze 21cm K.38, ebenfalls von Precision Models (Ref.Nr. 35.034.B) entliehen. Sie sind etwas breiter, dafür fehlt aber die mechanische Bremse. Die habe ich der Bausatzbremse entsprechend nachgebaut. Die im Bausatz enthaltenen gelochten Stahlfelgen sieht man auf zeitgenössischen Fotos außer bei der LAH eher nicht, deshalb habe ich eben die gängigen gegossenen Leichtmetall-Sternräder gewählt.

 

Baustufe 5: 

In dieser Baustufe geht man einfach nach der Anleitung vor, will man den Mörser aufgeprotzt bauen Teil202 erstmal weglassen, weil dieses die Verriegelung für den Protzendorn darstellt. Die Windenkette lässt sich am besten mit Weißleim kleben; wenn der langsam anzieht, kann man sie einigermaßen mühelos anbringen. Die Kette wird natürlich erst verbaut, wenn die komplette Einheit angebracht wird. Nun sind die Kettenglieder aber so nicht richtig, weshalb ich mir mit Ätzteilen aus dem ABER-Conversion für den Sd.Anh.116 beholfen habe.

Es fehlen noch weitere Details, auf die ich am Ende eher zufällig gestoßen bin. Es lohnt sich, immer wieder mal das Internet nach Museumsfotos zu durchstöbern, da beispielsweise am Exponat in Koblenz nicht alle Anbauteile vorhanden sind.

 

Baustufe 6: 

Der Schwanzplattenschlitten ist schon in Bst.4 eingebaut worden. Beim Stützplattenschlitten (Teile 95 bis 98)  stimmt die Anleitung vorne und hinten nicht - zumindest, wenn der Mörser in Transportstellung gebaut werden soll. Hilfreich ist es, die genaue Position der Stützplatte (127) unter dem Lafettenunterbau zu ermitteln. Dazu bringt man die Teile 128 und 129 (Bst. 7 u. 9) an. Übrigens sind diese Teilenummern in der Anleitung vertauscht.

Ich konnte die Funktionsweise diese (Absetz-) Mechanismus anhand des Mörsers in Koblenz einigermaßen nachvollziehen – am Ende sieht man aber von alldem nichts mehr.

 

Baustufe 7, 8 und 9: 

In Baustufe 8 wird der Mörser in Fahr- bzw. Feuerstellung gezeigt. Die Zeichnungen für die Positionen der Stützplatte (127) stimmen irgendwie nicht, in Fahrstellung lässt sich keine logische Position ermitteln. Ich gehe dem Problem auf den Grund… Letztendlich habe ich die Teile 131 überarbeitet, um die Stützplatte so in etwa in Position zu bringen.

In Bst.7 u. 9 sind jede Menge Kleinteile vom Anguss zu trennen – dies gelingt am besten mir einem scharfen Skalpell. Trotzdem sind mir zwei Teile am Anguss gebrochen. Ich habe die stehen gebliebenen Stücke vorsichtig vom Anguss entfernt und sie mit Weißleim an den Rest geklebt. Bei so kleinen Teilstücken wird die Reparatur mit Sekundenkleber eher nur ein Desaster!

Am Lafettenunterbau finden sich diverse lange Stangen; ich nehme mal an, daß es sich hierbei um Rohrwischergestänge und und Stangen für den Ansetzer handelt.

Die Stangen für die Lademulde befinden sich möglicherweise am Rohrkarren?! Ich weiß es nicht – könnte aber so hinkommen…

 

Baustufe 10 und 11: 

Hier geht es hauptsächlich um die Laufroste, die aus Ätzteilen zusammengelötet werden. Nach Fotovorlagen habe ich sie umfangreich nachdetailliert. Hier finden sich u.a. die Spaten- und Spitzhackenlager. Diese Teile sollten separat lackiert und erst ganz zum Schluss angeklebt werden, da man sonst z.B. nicht mehr an Richtlatten (die man separat bemalen sollte) heran kommt. Übrigens beließ ich auf einer Seite der Laufroste die Verbindungen, um die richtigen Abstände auf den Rahmen zu erzielen. Erst nach dem Verkleben / Verlöten trennte ich sie mit einer Trennscheibe heraus.

Das Stahlseil der Feststellbremse ist aus Angelschnur, die ich zur besseren Bearbeitung ausgeglüht habe.

Der Anbau der Schutzbleche ist etwas heikel, mit ausgiebigem Trockenanpassen lässt sich das aber auch relativ gut bewerkstelligen.

 

Baustufe 12: 

Nun finden die letzen Baugruppen zueinander, soweit sie nicht schon vorher verbaut wurden. Ich habe das Rohr weggelassen und stattdessen eine Marschzurrung für die Rohrwiege aus Messing selbst gebaut.

Am Ende findet die „Hochzeit“ von Mörserlafette und Protze statt. Nun können noch fehlende Brems- und Stromleitungen ergänzt werden.

 

Schlußbetrachtung: 

Einige Dinge am Mörser bleiben irgendwie unklar, was deren Funktion oder Aussehen angeht. Die „Fotosafari“ in der WTS Koblenz war zwar ganz hilfreich, so ist mir aber beispielsweise  die Funktionsweise des Absetzmechanismus der Stützplatte und des Stützplattenschlittens immer noch nicht so ganz klar. Auch konnte ich bislang nicht herausfinden, wo und wie die Lichtleitung verläuft.

Precision hat bei diesem Modell durchaus sehr gute Arbeit geleistet; was ich noch überarbeitet habe, würde wohl den Rahmen eines Bausatzes sprengen. Gravierende Mängel konnte ich keine entdecken, nicht so prickelnde Passgenauigkeiten sind dem Material geschuldet. Resin verzieht sich halt unter Umständen. Und manche Teile müssen eben „blind“ verklebt werden, weil die folgenden Anbauteile erst viel später verklebt werden können. Beispielsweise ist das Zusammenfügen der Laufroste mit ihren diversen Halterungen unter Berücksichtigung der Rohrreinigungs- und Ansetzergestänge usw. am Lafettenrahmen etwas trickreich.


Der Rohrwagen: 

Alle Teile des Bausatzes sortiert und vermessen. In mühevoller Kleinarbeit nachgebaut und gehofft, daß am Ende alles passt. Natürlich passt am Ende nicht alles, was sich aber durchaus in den Griff bekommen lässt. Bei einigen Teilen stellten sich Fragen zur korrekten Positionierung, bzw. Verwendung beim Original. Durch intensives Studium der Bilder im Internet konnte ich eigentlich alle Unklarheiten beseitigen und weitere Details kamen noch hinzu.

Die Räder stammen von vom 21cm Mörser selbst, sie sind etwas schmaler als die am Mörser verbauten. Auf einem Foto im Spielberger Bd. 6 (Die Halbketten – Fahrzeuge) sieht man den Rohrwagen mit eben diesen gelochten Felgen und einer Protze mit Scheibenrädern, welche sich recht einfach nachbauen lassen.

Der Rohrwagenkörper (nenne ich einfach mal so) ist das zentrale Teil, an das alles angebaut wird. An sich ziemlich einfach aufgebaut, wird hier die meiste Arbeit fällig. So kleben daran und darin etwa 900 Niete und die Kette für die Rohrüberführung besteht aus ca. 400 Einzelteilen.

Nieten zu erstellen und zu verkleben ist keine große Sache - wenn man weiß, wie! Es gibt diverse Stanzwerkzeuge wie z.B. den Nutter, mit dem die Niete aus einer relativ weichen Bleifolie gestanzt werden. Ich habe einen Satz Uhrmacher-Punzen, die denselben Zweck besser erfüllen. Mit diversen Folien (u.a. Bleifolie, Folie von Tomatenmarktuben, Aluverpackung aus der Pizzeria und Alu vom Teelicht) und Untergründen (Eishockeypuck, Nylonkunststoff, Gummi - keine Ahnung, woher -, Dome Sheet vom Nutter) habe ich Tests durchgeführt. Jede Variation ergibt ein anderes Ergebnis, gerade was die verschiedenen Größen der Niete angeht. Die meisten Niete habe ich dann mit einer 0,5mm Punze, 0,2mm Alufolie und Dome Sheet (the Nutter) auf einer profanen Schneidmatte hergestellt. Die Nieten hängen im Dome Sheet (eine Art weiches Plastik) und lassen sich herausdrücken. Da mein Alusheet zweifarbig ist, kann ich die konvexe Oberseite von der Unterseite gut unterscheiden. Solche Uhrmacher-Punzen bekommt man entweder bei Online Auktionshäusern oder baut sie sich aus Kanülen (Spritzennadeln) verschiedener Größen aus der Apotheke selbst.

Zum Verkleben habe ich einen Bereich von ein, zwei Zentimetern mit ERDAL-Glänzer (Future von Johnson, falls man drankommt) bestrichen und unter einer Lupenlampe mit einem feuchten 0/5er Pinsel die Niete aufgenommen und positioniert. Wenn die Bodenversiegelung nach ein paar Minuten getrocknet ist, kann man nochmals etwas Glänzer zulaufen lassen, damit das hält – und das tut es auch! 

Die Kette (immerhin fast 30cm) für die Rohrüberführung hat mir lange Zeit Kopfzerbrechen bereitet. Erst versuchte ich, die Bausatzteile nachzubauen, was eher schlecht gelang. Zumindest war ich mit dem Ergebnis so gar nicht zufrieden. Da die Kette im Original einer riesigen Fahrradkette gleicht, kam ich auf die Idee, die Kettenglieder auszustanzen. Auf einem Schleifteller habe ich ein 3mm Messingrohr wie ein Locheisen angeschliffen und dann oval gestaucht. Danach die Mitte nach innen gebogen und fertig! Aus 0,13mm Sheet konnte ich nun auf der Schneidmatte als Untergrund die Kettenglieder stanzen. Die Kettenbolzen entstanden aus 0,75mm Plastikrundmaterial von Evergreen. Das sich das nicht sauber plan schneiden lässt, habe ich die kurzen Stücke in Dachdecker Bleifolie mit 0,8mm Löchern gesteckt und auf beiden Seiten einigermaßen plan geschliffen. Nun konnte ich die einzelnen Teile nach und nach mit Tamiya’s extra dünnem Kleber zu einer Kette zusammenkleben.

Die Schutzbleche sind aus vielen Teilen zusammenlaminiert und innen dann wieder mit einer Kugelkopffräse ausgedünnt. Für die Rundungen außen habe ich mir eine Schablone aus Plastiksheet gebaut und die Kanten mit 120er Schleifpapier bearbeitet. Das geht relativ einfach und zügig. Nicht so zügig ging das Biegen und Feilen der Schutzblechhalter aus Messingdraht; am Ende ist alles ein wenig schief – was aber nach langem Fronteinsatz auch o.k. ist. 

Im Laufe der Arbeiten kamen immer neue Details und somit auch viele Nieten hinzu, sodaß sich die Gesamtzahl der einzelnen Teile des Rohrwagens auf etwa 2860 beläuft. Dies ist mein erster (und hoffentlich letzter) Scratchbau – deshalb habe ich mir mal etwas Statistik gegönnt.

Was noch? Die Kulisse der Handbremse ist gezahnt und liegt als Ätzteil nur dem Mörser bei. Ein ausgedientes und ausgeglühtes Laubsägeblatt fand hier seine letzte Verwendung.

Die Licht- und Luftleitungen entstanden aus Silikonschlauch, bzw. dünnem Draht. Wobei der Verlauf derselben eher geraten ist. Fakt ist, daß die Bremsen per Druckluft betrieben wurden und es ein Rücklicht gab. Den Anschluß für die Druckluft habe ich auf einem Bild gefunden, auf anderen Bildern sieht man Leitungen von der Gepäckablage der 12t-Halbkette zum Rohrwagen verlaufen. Hmm! Ich hab dem Rohrwagen einfach eine Steckdose für den Strom verpasst…

Das Rohr mit Halterung ist separat bemalt und erst am Ende verklebt worden. Sonst kann man nämlich nicht das Innere des Rohrwagens bemalen, wie z.B. die Schleppkette. Beim Washing habe ich übrigens auch die Silikonschläuche mit eingepinselt. Das mochten die gar nicht, sie dehnten sich aus. Also Vorsicht!

 

Die Sattelprotzen:

Zwei Stück werden benötigt, die Sattelprotze für den Rohrwagen hat Scheibenfelgen (siehe Spielberger Bd.6), die Protze des Mörsers bekam die Räder vom Rohrwagen der 21cm K.38 verpasst. 

Die Herausforderung hier war das Verlegen der Druckluftleitungen, da diese vom Zugkraftwagen (Sd.Kfz. 8, bzw. 9) zu den Knörr-Druckluftbremsen, in den Druckluftspeicherbehälter und zum Mörser, bzw. Rohrwagen verlaufen.

Ausgiebiges Bilderstudium im Internet und viel Überlegen hilft, die Angelegenheit einigermaßen logisch hinzubekommen. 

Die Zurrketten für die Rückwärtsfahrt sind auch ein kleines Problem: wie werden sie korrekt angebracht? Bei Rückwärtsfahrten wurde der Lenkeinschlag mittels Zurrketten und Spannschlössern vorgegeben. Diese Ketten sieht man auf einigen Fotos, wie sie irgendwo an der Protze hängen. Ich habe mir die Freiheit genommen, sie - für mich - sinnvoll anzubringen und zu arretieren. Die Idee zu Bau der Kettenspanner stammt aus einem Artikel des russischen Modellbaumagazins (M-Hobby 4/2010) zum Bau der 17cm K18. Ein Stück 2mm Plastikrohr wird auf beiden Seiten in eine Bohrmaschine eingespannt und konisch zugeschliffen. Dann wird die Mitte auf zwei Seiten weggefeilt, sodaß nur noch zwei Stege stehenbleiben. Auf beide Enden werden nun aus Draht gebogene Augenschrauben geklebt, die Enden ragen in die Stege, bzw. werden mit Rundstab als Gewindestange dargestellt.

Im polnischen „Model Detail Photo Monograph No.24 – 21cm Mörser 18“ sieht man einige Anbauten an der hinten Protze, wo meiner Meinung nach die Zurrketten befestigt waren. Ob die noch komplett sind, sei mal dahingestellt. Jedenfalls habe ich hier die Ketten befestigt und Verriegelungsbleche mit Vorreibern von Modelkasten (A-5) verbaut.

Damit sich der Protznagel immer aufrichtet, ist er mit zwei Federn bestückt, die in der polnischen Monografie zu erkennen sind. Also habe ich sie ergänzt.

Ferner habe ich am Druckluftbehälter die Notentlüftung der Druckluftbremsen ergänzt.

Einige Details hätten filigraner (korrekter) ausfallen können, z.B. die Befestigungsbolzen der Druckluftrohre, die die Druckluftschläuche verteilen. Hier habe ich beim Teilenachbau nicht die Literatur zurate gezogen – und irgendwann reicht es auch halt!

Überhaupt konnte ich oft nicht so sauber arbeiten, wie ich es gern getan hätte. Die Sehkraft lässt langsam nach, da helfen Brille und Lupenlampe auch nicht wie erhofft.

Bemalung/Alterung

Grundiert habe ich mit Resin Primer von Gunze, es folgte eine Vorschattierung mit Schwarz, gefolgt von Panzergrau und aufgehelltem Grau auf die so gut wie nicht vorhandenen Flächen, um das Modell schon mal ein wenig abwechslungsreicher zu gestalten.

Jetzt habe ich die einzelnen Details wie z.B. Werkzeuge, Räder usw. bemalt. Übrigens habe ich mir zur besseren Handhabung eine Art Helling gebaut, auf die ich den Mörser „festschnallte“. So kommt man an alle Bereiche heran, ohne das fragile Modell anfassen zu müssen. 

Nach einem Washing mit verdünnter schwarzer Ölfarbe folgte das Trockenmalen mit abgetönter weißer Ölfarbe. Hierbei stellte ich fest, daß eine ganze Menge der aufwendig nachdetaillierten Bereiche kaum noch mit dem Pinsel erreichbar, geschweige denn sichtbar sind.

An einigen Stellen kamen Pastellkreiden zum Einsatz, um etwas Leben in das relativ eintönige Grau zu bringen.

In die Zwischenräume (Profil) der Gummibandagen der Räder ließ ich verdünnte Ölfarben laufen, da ich mit verdünnten Pastellkreiden das Problem hatte, daß die Abrollflächen nur schwierig wieder schwarz gestaltet werden konnten. Das Ölwashing lässt sich nach ein paar Minuten wieder problemlos mit einem Flachpinsel entfernen.

Die Microbemalung, wie z.B. Kratzer erfolgte mit Farben von Vallejo, nun verklebte ich auch endlich die Schußtafel.

Am Ende vereinigte ich die Sattelprotze mit dem Mörser und verbaute die Laufroste nebst Arretierungen. Passt alles nicht so 100%ig, ist halt ein Resinmodell, bei dem die einzelnen Positionen nicht wirklich idiotensicher angegeben sind.

Zuletzt fehlen noch die Strom- und Druckluftleitungen, sowie deren Stecker, bzw. Kupplungen. Fotovorlagen gibt es so gut wie keine – etwas Improvisation ist hier gefragt!

Decals gibt es keine, die könnte man mit einem (vektorgesteuertem) Gafikprogramm am PC selbst erstellen und dann (siehe Internet) ausdrucken lassen. Oder man lässt sie einfach weg, wie auf diversen Originalfotos zu sehen.

Ich werde irgendwann einmal Decals für die s.Art.Abt. 833 erstellen, die 1942 auf der Krim zusammen mit den Mörsern auch mit den „Karl“-Geräten ausgestattet war. 

Irgendwie habe ich es leider versäumt, in der Bemalungsphase Fotos von der Mörserlafette, bzw. den Protzen zu machen…

Rohrwagen:

Grundiert ist das Modell mit Model Master Grundierung, danach habe ich mit XF-1 Schwarz von Tamiya vorschattiert. Dann folgte ein Überzug mit XF-63 Panzergrau, anschließend habe ich das Grau mit Weiß aufgehellt und stellenweise kleine Flächen gebrusht, um schon mal etwas Leben ins Modell zu bringen.

Zur besseren Handhabung baute ich mir aus Pappe eine Helling, auf die ich den Rohrwagen „festschnallte“. Nur so lässt sich das Modell ohne Bruch handhaben und man kommt auch an die Unterseite. Es folgt ein Washing mit Schwarz, ungebrannter Siena und Umbra Ölfarben.

Um die grauen Flächen weiter zu beleben, habe ich mit einem Zahnstocher kleine bunte Punkte mit Ölfarben aufgebracht und mit einem terpentinhaltigen Flachpinsel vertikal verstrichen. Bei dieser Gelegenheit kann man das Washing auch mit einem terpentinfeuchten, fast trockenen Flachpinsel homogenisieren. Ist mir aber erst hinterher eingefallen…

Weitere Effekte lassen sich mit Pastellkreiden erzielen, vorher kann man aber noch trockenmalen. Muß man aber nicht – ich halte keine soo genaue Reihenfolge ein.

Der Rohrwagen ist mit Nieten übersät, durch drybrushing mit weißer Ölfarbe lassen sie sich ganz gut herausarbeiten. Nach einiger Zeit dunkelt das Weiß etwas nach – es verbindet sich wohl mit dem Washing, Pastellkreiden, etc.

Verschmutzungen erstelle ich mit Pastellkreiden und Pigmenten, die mit Isopropyl Alkohol mehr oder weniger verdünnt werden. Schwarz bemalte Werkzeuge können mit Pigmenten (Braun- und Rosttöne) etwas gealtert werden. Räder und Felgen verschmutzte ich dezent mit MIG-Pigmenten. Um die Laufflächen der Räder wieder schwarz zu bekommen, nehme man Lidschattenapplikator und Pastellkreiden. Pigmente funktionieren hier nicht so toll, sie (ver-) schmieren eher. Zum Fixieren wird Isopropyl mit der Spritzpistole aufgetragen.

Was ich hier treibe ist wohl völlig „oldscool“ – ich habe das letzte Militärmodell vor neun (!) Jahren bemalt und gealtert, fange also quasi wieder von vorne an. Was mittlerweile so an Alterungszubehör angeboten wird halte ich übrigens für ziemliche Geldmacherei: sich keine individuellen Maltechniken anzueignen und / oder zu erarbeiten bezahlt man auch noch mit teuer Geld…

Weiter geht’s mit einer Schutzschicht aus mattem Klarlack (kein Acryl), der die relativ rauhe Oberfläche des Modells etwas glättet und die bisherige Bemalung schützt und fixiert. Danach kann man dann bei Bedarf noch etwas trockenmalen und partielle Washings durchführen. Zuletzt malte ich noch einige Kratzer mit einem sehr dünnen Pinsel auf.

Nach der Bemalung und dem Anhängen ans Zugmittel wären noch diverse Versorgungsleitungen für Strom und Druckluft zu ergänzen. Dazu eignen sich wiederum Silikonkabel (Softpipes) von Richmodel, die in verschiedenen Stärken erhältlich sind.

Stecker für die Stromleitungen, sowie Kupplungen für die Druckluftbremsen können aus Plastikmaterial selbst gebaut werden. Hierzu eignen sich u.a. Gußbutzen, die man gelegentlich an Spritzgußkleinteilen findet. 

Decals: 

Gibt es nicht. Die müssten selbst recherchiert und dann am PC selbst erstellt werden. Die Möglichkeit, weiße Decals kostengünstig auszudrucken, bietet das Internet.

Lediglich das „D“ für die Geschützzugehörigkeit stammt aus einem Decalbogen von Archer.

 

Fazit

Zum Erscheinungszeitpunkt das einzige Modell des Mörsers, setzte Precision Models meines Erachtens nach Maßstäbe, was Detailreichtum und Umsetzung anging. Mittlerweile gibt es einen Plastikbausatz, der für den Bruchteil des Preises zu haben ist. Wie gut der ist, kann ich aber nicht beurteilen.

Das Resinmodell des belgischen Herstellers ist sehr anspruchsvoll, was Verarbeitung und Zusammenbau angeht – qualitativ wird hier Spitzenqualität geboten. Ein hoher Reichtum an Details, gute Gußqualität und kaum Teileverzug sorgen dafür, daß man sich nicht unnötig ärgern muß. Weiterhin ist das Modell sehr gut recherchiert: fast alle Ergänzungen, die ich mühsam nachgebildet habe, sieht man am fertigen Modell so gut wie gar nicht mehr. Aber sie sind da!

Die Bauzeit erstreckte sich über beinahe zwei Jahre, da ich im Verlauf auch den Rohrwagen, zwei Sattelprotzen und die Fahrwerke der beiden Zugmittel FAMO und DB10 gebaut habe.

Dank der Möglichkeit, das Modell des Rohrwagens anhand des Precision Bausatzes nachzubauen, konnte ich die richtigen Maße einfach übernehmen und so ein befriedigendes Modell erstellen. Es war schon eine Herausforderung, nach etwa neun Jahren Militärmodellbau Abstinenz wieder dermaßen voll einzusteigen – aber mir ist dieser Scratchbau meiner Meinung nach zufriedenstellen gelungen.

Übrigens war die passende Kraftzugprotze (35.058) für den Mörser auch einzeln erhältlich, allerdings zu einem Preis, der jenseits von Gut und Böse lag! Zudem ist der Rohrwagen momentan (2018/19) in limitierter Auflage wieder erhältlich – die einzelne Protze (35.058), die man für die Lafette benötigen würde, allerdings nicht.

Mörser Bausatz:
Preis / Leistung: ***** Paßgenauigkeit: *****
Detailierung: ***** Schwierigkeitsstufe: *****

Literatur:

Außer der polnischen Monographie “Model Detail Photo Monograph No.24, 21cm Mörser 18“ gibt es nichts speziell zum Mörser. Jede Menge Artillerie Literatur bietet nur rudimentäre Information, man findet vereinzelte Bilder in allen möglichen Publikationen. Es bleiben also viele Fragen offen, selbst in der sonst so ergiebigen Waffen Revue findet sich nichts zum Thema. Allerdings lassen sich aus Artikeln in den Nummern 9, 30, 40 und 64 hilfreiche Rückschlüsse ziehen.

Unterdessen bin ich auf etwas wirklich Tolles gestoßen:

Kleinert, Uwe: „Organisationsgeschichte der deutschen Heeresartillerie im II. Weltkrieg Foto-Ergänzungsband 2“!

In diesem Buch finden sich etliche Fotos von der 15cm Kanone in Mörserlafette – und das lässt sich auch auf den 21cm Mörser anwenden!

Ausführliche Internetrecherche hilft, so finden sich einige unbekannte Fotos auf obskuren russischen Websites, bei denen dann auch direkt die Firewall Alarm schlägt…

- Model Detail Photo Monograph No.24 – 21cm Mörser 18, Warschau

- Kleinert, Uwe: Organisationsgeschichte… Foto-Ergänzungsband 2, Eigenverlag

- Waffen Revue Nrn. 9, 30, 40 und 64

- Fleischer, W.: Deutsche Kanonen und Mörser, Dörfler

- Scheibert, H.: Dt. Artillerie 1935 – 45, C.A. Starke Vlg.

- Hogg, Ian: German Artillery of WW II (dt. Artilleriewaffen), Motorbuch Verlag

- Fischer, Th.: Von Berlin bis Caen; Div.- u. KorpsArt. der LAH, Helios Vlg.

- Fischer, Th.: Das SS-Pz.-Art.-Rgt. 1 LAH, Dörfler

- Engelmann, J.: Das Buch der Artillerie, Dörfler

- v. Senger u. Etterlin: Die deutschen Geschütze `39 - `45

- König, S.: The Military Machine 1/1997, König Verlag

- Concord No. 6516, 7059, 7063

- Waffenarsenal Nr. 43 und 162

- Modell Fan 11/2007

- Steelmasters 19, 31 und 41 

- Spielberger Band 6, Halbketten - Fahrzeuge, Motorbuch Verlag

- Nuts & Bolts Vol. 16

- König, S.: The Military Machine FAMO, König Verlag

- Anderson, Th.: History File No. 2 FAMO, NMC

- Frank, R.: Zugkraftwagen d. WH, Dörfler

Auch hier finden sich aufschlußreiche Fotos von Geschütz und Rohrwagen! 

HdV 200/2h Ausbildungsvorschrift der Artillerie

HdV 204/2 21cm Mrs. 18 Bd.2 (Bilder)

D 380/1 Vorläufiger Beladeplan 21cm Mrs. 18

D 380/2 Beladeplan f. schw. Lkw (nicht, daß ich diese Dienstvorschriften besäße…)



© 04/2019 Christoph Garski

5525 Leser dieses Bauberichts seit dem 17.04.2019


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