Panther Ausf.A - Sd.Kfz.171


 

Das Original

Etwas über den Panther zu schreiben schenke ich mir an dieser Stelle mal einfach.
Ab August 1943 lief die Ausf. A vom Band, wobei die ersten Fahrzeuge noch einige Merkmale der D Ausf. aufwiesen, diese wurden in der laufenden Produktion geändert.
Wichtigste optische Unterscheidungsmerkmale zur D Ausf. waren folgende:
Kommandantenkuppel mit 7 Winkelspiegeln / Winkelspiegel für Ladeschützen auf dem Turmdach / Laufräder mit 24 Felgenbolzen / Kugelblende für Bug-MG / monokulare Zieloptik.

Der Bausatz

Die gestellte Aufgabe war folgende: den guten alten Panther A (Nr. 35065) von Tamiya, mit Ätzteilen, so gut wie möglich "aufzupeppen".
Dazu kamen folgende Ätzteilsätze der Firma Eduard zum Einsatz:
Ätzteilset (35424) / Zimmerit (35425) / Schürzen (35443). Alle wirklich hervorragenden Sätze können unter Ätzteile und Co bewundert werden.
Ich armer Irrer wusste ja nicht worauf ich mich da einließ. Meine Vorliebe für Ätzteile beschränkte sich bisher auf ein Minimum.
Eines vorweg, alle Ätzteile lassen sich sehr gut verarbeiten und biegen. Dazu später mehr.
Der erste Schock dann beim öffnen der Tamiya Schachtel.

Der Bausatz besteht aus drei Spritzrahmen, wobei einer den Laufrollen vorbehalten ist, sowie der separat beiliegenden Wanne. Ferner liegen dem Modell zwei Vinylketten bei, auf diese werde ich aber im späteren Verlauf der Besprechung noch eingehen.
Ein Blick auf die Wanne bestätigt meinen Anfangsverdacht. Das Modell ist älter als ich selbst. © 1969!!!!!!
Tamiya scheint die Gussform aber zu hegen und zu pflegen, denn bis auf einige kleinere Teile hält sich das entgraten sehr in Grenzen.
Es handelt sich um ein Modell aus den Tagen in denen man noch der Meinung war das Plastikmodellbausätze Spielzeug sind. Denn wie alle frühen Tamiya Modelle, so ist auch der Panther A für den Einbau eines Motors vorgesehen.
Beim zählen der Laufrollen macht sich dann mein misstrauen breit! Irgendwas stimmt doch hier nicht. Genau - denn wie auch beim alten Tiger Modell, hat Tamiya hier gespart. So bildet das mittlere Laufrollenpaar leider kein Paar. Denn werkseitig wurde einfach eine Laufrolle weggelassen. Ok am fertigen Modell fällt das nicht weiter auf aber als Panther Fan ist es doch ein Schock.
Durch den optionalen Einbau eines Motors, leidet leider der Maßstab des Modells. Nachmessen habe ich mir geklemmt aber 1:35 ist das augenscheinlich nicht.
Sehr schön ist die Oberflächenstruktur des Modells. Die raue Oberfläche gibt gut den Panzerstahl wieder.
Die Werkzeuge sind für meinen Geschmack sehr groß ausgefallen und sollten ersetzt werden. Ferner wirken die Bolzen der Felgen sowie die Nieten der Kettenabdeckungen viel zu grob.
Nietenzähler werden hier ihre helle Freude haben diese abzuschleifen und komplett zu ersetzen. Soweit ging mein Masochismus dann aber doch nicht.

Der Bau

Hier möchte ich nicht ganz so in die Tiefe gehen. Das Modell sollte auch von Anfängern in sehr kurzer Zeit zu bewältigen sein. Der erfahrene Modellbauer wird viele viele Stellen finden die er überarbeiten möchte - was ja auch den Reiz ausmacht.
Begonnen habe ich mit dem anbringen der PE-Zimmerit-Platten. Alle Zimmeritplatten passen wie die buchstäbliche Faust auf's Auge. Die Passgenauigkeit ist stellenweise schon unheimlich, vor allem im Bereich der Kanonenblende. Hier empfiehlt es sich das Teil leicht "anzuformen" und dann zunächst den oberen Bereich mit Kleber zu fixieren und erst nach dem austrocknen den unteren Bereich zu fixieren, so lässt sich die Rundung sehr gut gestallten. Bei der Verarbeitung empfehle ich dringend auf Sekundenkleber-Gel umzusteigen.
Vor allem bei den großen Teilen bleibt so die Sekunde Spielraum, die oft dringend benötigt wird. Mein Verbrauch an Sekundenkleber stieg bei diesem Modell in ungeahnte Dimensionen. Einzig das Zimmerit für die MG-Kugelblende bereitete mir lange und heftige Kopfschmerzen. Die Bauanleitung besagt, dass man die PE-Platte mit einer Stahlkugel auf einer weichen Oberfläche ausformen soll. Nun ja was soll ich sagen? Es klappt. Nach langem suchen konnte ich eine passende Murmel organisieren und formte das Teil auf einem weichen Mouse-Pad aus. Leider bekommt man das Teil nicht 100% hin, so bleiben leider immer einige Übergänge sichtbar. Wer hier das Ei des Kolumbus gefunden hat, möge es mich bitte wissen lassen.
Extrem Verbesserungswürdig am Modell ist die Heckpartie. Die Auspuffrohre und deren Halterungen sind nur als klotzig zu bezeichnen. In erster Linie mißviel mir, dass die Rohre geschlossen gegossen sind. Ein aufbohren traute ich mir wegen der Krümmung aber nicht zu. Hier mussten die Rohre des Tamiya Jagdpanther herhalten die ich der berühmten Grabbelkiste entnehmen konnte. Die Halterungen der Auspuffrohre sind am Stück an die Heckplatte angegossen, was nicht nur unpraktisch sondern auch extrem hässlich ist. Also weg damit und durch Ätzteile ersetzen. Hier habe ich das einzige mal wirklich über die Eduard PE-Teile lauthals geflucht (Gruß an meine Nachbarn - ja ich nehme meine Medikamente regelmäßig).
Hier sollen auf engsten Raum mindestens 4 Knicke und mehrere Halbrundungen geformt werden. Ergebnis meiner Bemühungen: SCHROTT. Leider brachen die Teile nach kürzester Zeit. Aus einem langen graden Stück konnte ich dann aber doch noch die geforderte Aufgabe lösen.
Das Trockenanpassen der Ober- und Unterwanne ließ mich dann wieder etwas an mir selbst zweifeln. Das soll passen??? Um es kurz zu machen: es passt nicht!!!!
Aber dank der Zimmeritplatten ließ der Spalt, der an der Frontpanzerung klaffte, sich etwas überdecken, der Rest wurde verspachtelt.
Ansonsten ist die Passgenauigkeit als "ausreichend" zu bezeichnen. An moderne Tamiya Bausätze kommt dieser natürlich lange nicht heran.
Die gesamten Werkzeughalterungen wurden durch PE-Teile ersetzt, da diese absolut unmaßstäblich sind und viel zu grob. Zum Glück hatte ich mich für ein Vorbildfahrzeug entschieden, welches sämtlicher Werkzeuge entledigt wurde, so konnte ich alle Halterungen nackt wiedergeben. Auch die Halterungen der Ersatzkettengleider sollten dringend ersetzt werden, da hier das gleiche wie für die Werkzeuge gilt.
Jetzt zum leider größten Witz des Modells. Die Kette. Tamiya like liegt dem Modell eine Vinylkette bei. Die Kette scheint auf dem technischen Stand von 1969 zu liegen, leider hat es Tamiya wohl nie für nötig befunden hier einmal eine neue Kette zu spendieren.
Manko der Kette ist die völlig fehlende Detaillierung und das ist wirklich so gemeint wie ich es hier schreibe.
Also verzichtete ich hier auf die beiliegende Kette und setzte zum ersten mal in meinem Leben eine Kette von Friulmodel ein. Mit ein wenig grober Überredungskunst passte diese sogar auf das Tamiya Triebrad.
Beim betrachten der Bilder bitte nicht wundern, ich habe eine Panther D Kette verwendet - war die einzige die ich so schnell bekommen konnte und es kam ja durchaus vor das spätere Ausführungen mit den alten Ketten gesichtet wurden.

Bemalung/Alterung

Unmittelbar nach einem Panther-Wettbewerb mit unzähligen schönen Modellen, einen Panther zu bauen ist ja schon undankbar. Was für eine Tarnung etc. wählt man da die nicht schon hundertfach bekannt ist. Da viel mir ein Bild aus dem Armada Heft über den Panther wieder ein. Das Bild zeigt 5 Panther die von russischen Truppen erbeutet und umlackiert wurden. Ob diese 1945 gegen deutsche Truppen zum Einsatz kamen entzieht sich meiner Kenntnis - wer hier Informationen hat, ich wäre dankbar über eine kurze Mail.
Grundiert habe ich das fertige Modell mit Tamiya XF-60 Dark Yellow. Darüber kam dann eine Lage XF-61 Dark Green, welches recht gut die russische Standartfarbe wiedergibt.
Nach kurzer Trocknungszeit wurde eine weitere Lage XF-61 - diesmal allerdings mit XF-2 Flat White aufgehellt - "wolkig" per Airbrush aufgetragen. Diese allerdings nur an den großen Partien. Somit wird dem Modell etwas Kontrast gegeben - ein Licht/Schatten Spiel entsteht auf dem Modell.
Die Firma "Archer Fine Transfers" bittet seit kurzer Zeit einen Satz Decals für einen erbeuteten Panther, sowie einen Panther des SS-Pz-Rgt. 3 Totenkopf unter der Bezeichnung "Panther Ausf. A Mix#4" an. Dieser kam bei meinem Modell zum Einsatz. Der hohe Preis der Trockendecals mag den ein oder anderen zunächst abschrecken aber ich glaube wer diese einmal verwendet hat, der bleibt ihnen auch treu. In Deutschland sind diese u.a. bei Modellbau Reinhard Möller in Recklinghausen zu beziehen.
Das Aufbringen der Decals gestaltet sich mehr als einfach. Das entsprechende Motiv ausschneiden und die Trägerfolie mit Tesa-Film am Modell fixieren.
ACHTUNG: Den Klebestreifen am besten mehrfach auf die Hand kleben und abziehen, damit die Klebeeigenschaften nicht zu stark sind, ärgerliches "abziehen" von aufgebrachter Farbe könnte das Resultat sein.
Mit dem Stiel eines Pinsels über das Motiv reiben und den Trägerfilm entfernen. Voilà das war es. Riesen Vorteil: Die Markierungen glänzen nicht - überarbeiten mit Mattlacken etc. entfällt also. Bisher haben sich die Archer Decals bei mir auch als Wash resistent gezeigt, wobei ich dafür natürlich nicht meine Hand ins Feuer lege!!!!
Ein Wort noch zu den Markierungen. Ja die Sterne an den erbeuteten Panthern waren wirklich Weiss, was sich anhand von Bildern belegen lässt. Ich gebe zu es sieht sehr nach amerikanischem Fahrzeug aus.
Nach ausreichender Trocknungszeit wurde gewaschen. Hierzu benutze ich i.d.R. Feuerzeugbenzin. Eine Farbbrühe aus 95% Feuerzeugbenzin und 5% Ölfarbe (hier Vandyke Brown) pinsel ich einmal komplett über das Modell um einen homogenen Gesamteindruck zu erhalten. Besondere Beachtung schenke ich dabei aber den Kanten und Vertiefungen, diese bekommen etwas mehr Farbbrühe ab.
Sollten nach dem trocknen Ränder zurück bleiben, so pinsel ich diese dünn mit Tamiya Verdünner über, was denn positiven Nebeneffekt einer matteren Oberfläche hat.
Nach guten 2 Tagen Trocknungszeit ging es dann ans Trockenbürsten.
Hierzu wurde grüne Ölfarbe stark mit Weiss aufgehellt. Nach dem abstreifen der Farbe wurde dann mit leichtem Druck der Pinsel über alle Kanten bewegt. Auch der Bereich der Kugelblende und der Kanonenblende sollte leicht behandelt werden.

Die Ketten wurden mit Modellmaster metallizer Stahlblau grundiert. Nach ausreichender Trocknungszeit wurde ein Wash aus stark verdünnter Rostfarbe aufgetragen.

Nach dem Aufziehen der Ketten wurden die Kanten mit einem Stück Schmirgelpapier behandelt. Die Effekte die sich damit auf den Friulketten sehr leicht erzielen lassen sind verblüffend.

Die Laufrollen/Schürzen/Ketten und Front wurden abschließend mit stark verdünnter Erdfarbe (Tamiya XF-52 Flat Earth) eingenebelt. Dabei sollte die untere Partie ruhig etwas mehr Farbe abbekommen, nach oben sollte es dann aber beim "einnebeln" bleiben.

Fazit

Ein Modell dem man sein Alter ansieht. Mit der Qualität die Tamiya heute anbietet hat dieses Modell nichts zu tun. Dennoch lässt sich mit einiger Mühe und Zurüstsätzen einiges aus dem Modell herausholen. Stellt sich dann nur die Frage nach der Verhältnismäßigkeit des Preises.

Die Bewertung bezieht sich auf das nackte Tamiya Modell, ohne Zurüstsätze:

Preis / Leistung: ***** Paßgenauigkeit: *****
Detaillierung: ***** Schwierigkeitsstufe: *****


Empfohlene Literatur:

© 06/2002 Modell und Text: Frank.Plag, Fotos: Nora Kolbe

 

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