Bergepanther D (früh)

 

Das Original

Über die verschiedenen Varianten des Sd.Kfz. 171 ist schon häufig und ausführlich berichtet worden, sodaß ich auch nicht weiter auf die Entwicklungsgeschichte eingehen will. Auf die Besonderheiten meines Modells komme ich im Verlauf dieses Berichtes zu sprechen, es stellt nämlich einen frühen Bergepanther der Werkstatt-Kompanie der s.Pz.Jgd.Abt. 653 dar, der mit einem rätselhaften Aufbau unter einer Plane versehen ist. Zwischen dem 26. August und dem 1. September 1943 trafen erste Transporte des schweren Panzerjagd-Regiments 656 in Dnjepropetrovsk ein, zu dem auch die 653 gehörte.

Der Bausatz

Der recht preiswerte ICM-Bausatz besteht aus 384 sauber gespritzen Teilen, die in meinem Fall kurioserweise mit Trennmitteln behaftet waren. Die Formen sind neu, es handelt sich also um einen komplett neuen Bausatz und nicht um überarbeitete Formen anderer Hersteller! Das macht sich auch gleich positiv in der Maßhaltigkeit des Modells bemerkbar, hier stimmen alle Winkel und Proportionen. Der Panther bringt eine erfreuliche Detailfülle mit, so weisen die Leiträder einen Mittelsteg auf, den andere Anbieter gerne mal "vergessen" ! Und auch sonst erfreut der Bausatz mit netten Details, wie z.B. Flügelschrauben. Und wo viel Licht ist, ist der Schatten nicht weit: die Leitrollen sind auf der Innenseite nicht korrekt wiedergegeben, an den Triebrädern fehlen die Bolzen! Einige unnötige Flüchtigkeitsfehler bei einem ansonsten hervorragend umgesetzen Modell...
Der Bau

Von der Bauanleitung abweichend, habe ich zuerst die Wanne zusammengebaut, um sie anschließend gründlich zu bearbeiten. Der Drehkranz wurde auf 46mm erweitert, Schweißnähte und Wannenverzahnungen nachgraviert. Die fehlende Oberflächentextur der Wanne (Spuren der Stahlbearbeitung) würde das bemalte Modell etwas "flach" aussehen lassen, also habe ich sie folgendermaßen erzielt: an einigen Stellen schneidet man mit einem Skalpell Riefen in das Plastik der Oberwanne. Danach werden diese und weitere Partien mit Aceton, bzw. einem Aceton- und Revellspachtelgemisch eingepinselt, um den Kunststoff aufzuweichen. Nach einer kurzen Einwirkzeit kann man nun mit einem harten, kurz abgeschnittenen Borstenpinsel weitere Bearbeitungsspuren simulieren. Nachdem alles wieder gut durchgetrocknet ist, wird trocken mit nicht zu feinem Schleifpapier leicht übergeschliffen, um die Oberfläche zu homogenisieren.
Nun konnte ich die Wanne weiter nachdetaillieren, also Bohrungen auf der Glacisplatte ergänzen, die MP-Klappe und die Fahrersehklappe neu aufbauen und die Bohrungen für den Behelfskran verschließen. Außerdem ist es wichtig, die Platten der Aufbaulüfter auf dem Wannendeck zu erweitern, sie sollten etwas überstehen. Die Aufbaulüfter (A16) selbst sind zu klein ausgefallen, diese Größe hatte die Ausführung "G". Beholfen habe ich mir in diesem Fall mit passenden Lüftern aus Dragons Panther D, sie sind hier in zwei verschiedenen Ausführungen vorhanden!
Sämtliche Lukenöffnungen sind zu groß ausgefallen, bzw. haben die Luken eine sehr schlechte Passgenauigkeit, ebenso verhält es sich mit der Abdeckplatte (B42), die auch sämtliche Bohrungen vermissen lässt. Hier musste ich eine Menge an Anpassungsarbeiten leisten. Die Anschläge der Fahrer-/ Funkerluke (B45) sind unbrauchbar, ich habe sie gründlich überarbeitet. Der Wannenaufbauventilator (B38) ist ebenfalls von Dragon entliehen.

Damit hier kein falscher Eindruck entsteht: der ICM-Panther ist hervorragend umgesetzt, es wurden lediglich einige Kleinigkeiten nachlässig behandelt!

Nachdem nun die groben Arbeiten an der Wanne vollbracht waren, habe ich mir das Laufwerk vorgenommen, also die Schwingarme und die Seitenvorgelege ordentlich ausgerichtet, verklebt und alles zum guten Durchtrocknen weggestellt. Nun richtete ich mein Augenmerk die restlichen Teile des Laufwerks: da ich noch einen Satz Laufrollen mit 16 Bolzen von Modelkasten auf Lager hatte, wollte ich diese nun endlich mal verbauen, zumal sie in der Detaillierung immer noch ganz weit vorne liegen! Die Laufrollen aus dem Bausatz kann man aber auch bedenkenlos verwenden! Wie zu Anfang schon erwähnt, fehlen an den Triebrädern die Bolzen, was sich nur schwer korrigieren lässt. Da ich aber anstelle der durchaus korrekten ICM-Kette eine Kette von Friul verbauen wollte lag es nahe, auch gleich die Triebräder des gleichen Anbieters zu verwenden. Die passenden Naben entnahm ich wiederum dem Dragon-Bausatz, sie sind als separates Bauteil auch hier doppelt vorhanden. Erfreulich ist die Umsetzung der Leiträder mit dem vorbildgetreuen Mittelsteg und den einzelnen Leitradarmen. Leider hat man es unterlassen, auch die Innenseite detailliert wiederzugeben, ich habe mich bei einem alten Dragon (Revell) Panther bedient.
Nachdem die Nacharbeiten am Räderwerk vollendet waren, erfolgte die Lackierung der Unterwanne und die komplette Bemalung der Rollen, sowie der Kette. Zum Einen, weil sich die Gummibandagen der Laufrollen so leichter anmalen lassen, zum Anderen habe ich Seitenschürzen von ABER verbaut - und die wollte ich lieber unbemalt ausrichten und verkleben, danach erst am Modell lackieren.

Nun blieben nur noch die restlichen Anbauteile anzubringen, sowie die für den Bergepanther der 653en typischen Aufbauten. Der sehr schön wiedergegebene Wanneneinstieg ( Teile D8 und D9) fand bei den etwas späteren Versionen Verwendung, also habe ich die Teile scratch gebaut.
Im Gegensatz zu allen anderen Herstellern sind bei ICM die Vor- Kotflügel im Bausatz enthalten, kommen allerdings bei meinem Modell wie auch der Behelfskran und die Staukästen nicht zum Einsatz. Die Schleppschäkel sind Zurüstteile von Royal Model, als vordere Schutzbleche kamen Ätzteile von ABER zum Einsatz.
Die Werkzeughalterungen an den Wannenseiten habe ich lediglich etwas überarbeitet; sie sind m. E. so gut gestaltet, dass hier kaum Ätzteile vonnöten sind! Überhaupt sind bei diesem Bausatz Zurüstteile weitgehend überflüssig, von den Lüftergittern mal abgesehen. Die Boschlampe auf der Bugplatte stammt aus der Grabbelkiste, der Sockel entstand aus Plastikresten. Auf dem einzigen Foto des Bergepanthers in K. H. Münchs hervorragendem Buch über die sPzJgdAbt. 653 meine ich allerdings eine Notek-Lampe zu erkennen; oder täusche ich mich? Eventuell werde ich das Boschlicht irgendwann mal austauschen. Auf die weiteren Anbauteile gehe ich nicht weiter ein, die Fotos sprechen für sich.
Bleibt zuletzt noch der ominöse Aufbau unter der Plane auf dem Wannenheck. Niemand weiß, was sich darunter verbirgt, also bietet sich hier viel Raum für Spekulationen. Das Grundgerüst entstand aus Gießästen, für die Plane nahm ich Black Foil, das ist eine ziemlich dicke, schwarze Alufolie für Scheinwerfer in der Veranstaltungstechnik. Diese Folie ist ziemlich reißfest, lässt sich jedoch prima in Form bringen.

Bemalung/Alterung

Das schon fertig bemalte und gealterte Laufwerk habe ich mit diesen flauschig weichen Plastiktüten von der Obsttheke abgedeckt, sie passen sich sehr flexibel an, ohne dass filigrane Teile abbrechen. Nun erfolgte eine Grundierung mit Modelmaster Enamel per Airbrush. Die Kanten und Vertiefungen des Panthers spritzte ich nach ausreichender Durchtrocknung mit Schwarz (XF-1) von Tamiya, direkt danach erfolgte der Grundanstrich bestehend aus XF-60 (Dunkelgelb), aufgehellt mit XF-2 (Weiß). Zu den Mitten der Flächen hin fügte ich immer mehr Weiß hinzu, gleichzeitig verdünnte ich immer mehr mit Isopropanol. An dieser Stelle bemale ich übrigens immer die Werkzeuge und alle weiteren Details. Keine Sorge, der Anstrich könnte zu hell ausfallen; mit dem anschließenden Washing mit Ölfarben von Schmincke wird wieder abgetönt, und die Anbauteile erhalten ihr erstes Finish. In die noch feuchte Oberfläche bringe ich nun einige Filter an, ich tupfe diverse Ölfarben mit einem Zahnstocher auf und streiche sie mit einem terpentinhaltigen Flachpinsel aus. Die "flache" Bemalung gestaltet sich nun farblich interessanter und wird etwas aufgelockert.
In dieser Phase habe ich die Friulkette aufgezogen, und zwar mit einem dünnen Nylonfaden (Angelschnur). Etwa so, wie es in der Realität auch gehandhabt wird...
Wenn alles gut getrocknet ist (mind. 48 Stunden) können die Markierungen angebracht werden. Ich nahm anstelle der drei beiliegenden Balkenkreuze (Naßschiebebilder) lieber Drytransfers von Archer. Von einer Versiegelung mit Klarlack sollte man an dieser Stelle absehen, sonst klappt es nicht mit dem nun folgenden Trockenmalen mittels Ölfarben von Schmicke in den Farben Ocker und Weiß! Übrigens dunkeln die trockengebürsteten Stellen nach kurzer Zeit etwas nach, ein netter Effekt! Abrieb an stark beanspruchten Kanten lassen sich mit Dunkelgrau / Dunkelrot simulieren, sowohl trockengebürstet in Öl, als auch mit spitzem Pinsel in Acryl (Vallejo) aufgetragen. Mit den Farben von Vallejo bemale ich mittlerweile generell alle Details, sie lassen sich ganz einfach mir Wasser verdünnen und sind sehr lange haltbar.
Einige wenige Stellen am Fahrzeug behandelte ich mit Pastellkreiden, bzw. Pigmenten - weniger ist mehr! Das gilt auch für Kantenabrieb, an denen blankes Metall durchschimmert. Sieht zwar nett aus, kam aber in der Realität weniger vor, genauso wie Rost!
Die Kreiden und Pastelle fixiere ich mit reinem Isopropanol aus der Airbrush, man kann aber auch noch etwas glänzenden Klarlack (Acryl) zusetzen. Dies verleiht dem Modell, an einigen wenigen Stellen aufgebracht, noch etwas Abwechslung.
Zuletzt habe ich noch mal einige Stellen, an denen es mir nötig erschien, mit Washing und Trockenmalen nachbehandelt. Eine abschließende Versiegelung mit mattem Klarlack ist nicht unbedingt notwendig, ggf. fixiere ich so nur bestimmte Stellen, z.B. stärkere Verschmutzungen.

Fazit

Trotz einiger kleiner Mängel überwiegt die Freude an der gelungenen Umsetzung des frühen Bergepanthers. ICM präsentiert einen neu gestalteten Bausatz incl. Einzelgliederkette ohne gravierende Fehler oder Weglassungen zu einem durchaus fairen Preis. Dafür kann man auch gewisse Passungenauigkeiten inkauf nehmen - solche Mängel zu beseitigen gehört für mich eben auch zum Modellbau!



Empfohlene Literatur:

  • K. H. Münch, Combat History of the sPzJgdAbt 653, Fedorowicz
  • Achtung Panzer! No.4, Dai Nippon Kaiga, Tokyo
  • T. L. Jentz, Panzer Tracts No. 5-1, PzKpfw. Panther, Darlington
  • W. Trojca, Tank Power Vol. 2, 3 und 5, Warschau
  • Panzers at Saumur No.2, ART BOX Co. Ltd., Tokyo
  • T. L. Jentz, Der Panther, Podzun Pallas

© 03/2008 Christoph Garski

zurück zur Übersicht