Bergepanzer auf Panzer II Ausf.J

 

Das Original

Auf dem Fahrgestell des schwer gepanzerten Panzer II Ausf.J, der in einer Stückzahl von 22 Stück 1940 gebaut wurde, wurde durch Truppenumbau ein Bergepanzer geschaffen mit einem Kranausleger, der anstelle des Turmes auf eine Platte gebolzt wurde, die die Drehkranzöffnung verschließt. Über Zeitpunkt, Ort oder Truppenteil der den Umbau getätigt hat ist leider nichts bekannt und auch Fotos sind sehr rar. Das Bekannteste zeigt diesen wie er 1944 in Italien erbeutet, leicht beschädigt im Feld steht in einer Aufnahme der linken Seite. Es sollen aber zumindest noch 3 weitere Aufnahmen existieren.
An dem Kranausleger wurde vermutlich nur eine Winde eingehakt zum ziehen von Motoren oder leichten Türmen.

Der Bausatz

Anfang 2003 erfreute uns Alan mit der Nummer 016 mit dem Panzer II Ausf.J den es bis dato nur als sehr teures Resinmodell von Cromwell gab. Ein Blick in die Schachtel verspricht auf den ersten Blick ein gutes Modell ...
In der Schachtel finden sich 4 Spritzlinge im gewohnten Alan Outfit. Die meisten Teile sind sauber dargestellt, weisen aber teilweise recht viele und ungünstige Angusstellen auf, die Nacharbeit verlangen ... kleineren Teilen fehlt es mitunter an Details, bzw. sie sind schlicht etwas grob. Das Laufwerk und die Ketten (Einzelglieder) machen einen guten Eindruck und sind direkt vom Bausatz des Panzer I Ausf.F übernommen.
Die Bauanleitung ist auch wieder typisch Alan ... 11 Bauschritte mit teilweise guten, teilweise verwirrenden Zeichnungen. Ein paar Fehler springen gleich ins Auge, doch dazu später mehr.
Der Abziehbildersatz ist ok, er beinhaltet drei Sorten Balkenkreuzen, zweimal weisse outline Nummern von 0-9, Divisionsabzeichen der 12.Pz.Div. und zwei Schriftzüge, quasi als Kosename des Panzers.

Der Umbausatz von New Connection kommt mit der Nummer 35243 im April 2003. Er beinhaltet alle Teile um auf Basis des Alan Panzer II J die seltene Version des Bergepanzer II zu bauen. Neben den Teilen des Kranauslegers, der dankbarer Weise schon in zwei großen Seitenteilen mit Streben geliefert wird, beinhaltet der Umbausatz auf ein neues Oberdeck (mit richtiger Position der Antenne und Motorgittern ohne Abdeckung), eine neue Fahrerfrontplatte (die bei Alan falsch dimensioniert ist) und eine neue Heckplatte mit korrekter Auslegung des Nebelkerzenbehälters und Ersatzkettenglieder! Ausserdem gibt es die Abdeckplatte des Turmdrehkranzes und Verstärkungen/Befestigungen des Auslegers. Zusätzlich liegt dem Satz eine Winde bei, die oben am Ausleger eingehakt werden kann. Diese Teile sind gut detailierte Zinngussteile, sowie zwei Ketten verschiedener Stärke.
Die Resinteile sind gut detailiert und frei von Luftblasen oder Verzug. Lediglich die Fischhäute in den Aussparungen des Auslegers machen etwas Arbeit.
Die Bauanleitung ist simpel gehalten und für die geringe Zahl der Teile absolut ausreichend. Beim Bau des Auslegers kommen keine Fragen auf. Lediglich bei der Winde kommt man etwas ins Grübeln ob des Verlaufs und Zusammenwirken der Kettchen.

Der Bau

Begonnen wird mit dem Zusammenbau der Wanne aus mehreren Einzelteilen ... die Passgenauigkeit ist aber durchaus ok. Teil B4 ist zu groß und sollte gegen das Teil aus dem Umbausatz ersetzt werden, ebenso wie Teile A3 und A14. Letzteres unbedingt, da es eine völlig falsche Anordnung des Nebelkerzenbehälters und Ersatzkettenglieder zeigt. Originalfotos belegen einen mittigen Sitz des Behälters und je zwei Kettenglieder rechts und links in entsprechenden Halterungen! Die neue Wannendecke benötigt etwas Passarbeit, lässt sich aber ohne weiteres gut einfügen). Ich EMPFEHLE einfach mal den Einbau der Teile des Umbausatzes an dieser Stelle ... ich habe (wie auf den Bildern zu sehen) zunächst die Original Alan Teile verwendet, da zum Zeitpunkt des Baus der Umbausatz noch nicht verfügbar war.
Die untere Heckplatte A3 wird mit Auspuff und Auspuffschild versehen, wobei Teil A55 (Auspuffendstück) zu groß für die Aussparung im Auspuff ist ... muss man ein bisschen zurechtschneiden.
Die seitlichen Luken können ohne große Mühe klappbar gemacht werden, wobei aufgrund fehlender Inneneinrichtung der Sinn nicht gegeben ist. Auf der Ausenseite der seitlichen Luken und in den Seitenwänden über dem Lukenloch sind Löcher für die Anbringung von Handgriffen. Diese kann man getrost zuspachteln, da fast immer auf den Bilder Fahrzeuge ohne Griffe an diesen Stellen zu sehen sind!
Das Anbringen der Schwingarme bereitet keine weiteren Probleme, die Anleitung ist hier hilfreich.
Die Wanne wird dann weiter mit Stoßdämpfern, Leitradarme, Kettenspanner und Vorgelege verfeinert, was keine Probleme bereitet.
Die zweiteiligen Kettenabdeckbleche mussten teilweise im Bereich der Stoßdämpfer/Aussparungen weiter beschnitten werden, um genau ausgerichtet angeklebt werden zu können. Die dreieckigen Haltebleche sind auch nicht ganz einfach anzubringen, zumal die Anleitung hier nicht genau die Positionen angibt. Überhaupt ist dieser Bereich in der Anleitung nicht ganz vorbildlich ... einige Ungenauigkeiten bei der Teileplazierung machen gerade Anfängern zu schaffen. Das Horn B27 kann man getrost weglassen, zumal die Position auch nicht ganz schlüssig bzw. korrekt ist. Schlimmer ist da noch das Fehlen der hintersten Haltebleche. Auf Fotos sieht man ganz deutlich eine weitere dreieckige Halterung am hinteren Knick der Kettenabdeckbleche. Diese sollte man sich per Augenmaß aus 0,5mm Plasticsheet selber machen.
Die Laufräder können dann schonmal zusammengesetzt werden. Aus der Bauanleitung geht nicht klar hervor, dass man jedes Laufrad aus 2 mal dem gleichen Teil zusammensetzt und die Aussenseite mit einer Kappe verschließt. Insgesamt baut man 6 Sätze aus 2xC24 und 4 Sätze aus 2xC25, letztere aber erst auf dem Schwingarm zusammenkleben, d.h. erst ein Teil C25 auf den entsprechenden Schwingarm, dann auf die nebenliegenden Radsatz C24 und dann mit Rad C25 abschließen.
Das Treibrad sollte man beim Zusammensetzen auf ein paar Kettenglieder aufsetzen, um die korrekte Breite beim zusammenkleben zu haben! Die Kettenglieder sind sehr fein und passen auch recht gut ineinander. Ich habe mich hier aber mal zum Bau der Friulmodel Kette ATL-64 entschieden. Diese passt hervorragend auf das Treibrad und gibt eine gute Optik ab! Allerdings sollte man die Kette zum Schluss, nach dem Bemalen anbringen.
Nun kann man mit dem Umbausatz beginnen. Zunächst werden die Teile ordentlich versäubert und in Seifenwasser gewaschen. Man kann dann entweder den vorhandenen Nebelkerzenbehälter oder den aus dem Umbausatz an die neue Heckplatte ankleben, sowie die Ersatzkettenglieder anbringen und mit den neuen Halterungen fixieren.
Dann wird die runde Abdeckung auf den Turmdrehkranz geklebt, wobei man auf die exakte Ausrichtung achten sollte, damit der Kranausleger nacher auch wirklich gerade nach vorn steht. Als nächstes baut man den Kranausleger zusammen. Die beiden großen Gerüstteile passen sehr gut zusammen, die Verstrebungsplatten oben und unten passen auch relativ gut, wobei man per Augenmaß bestimmen muss, wo diese nun hingehören, da genaue Markierungen fehlen. Dann wird der Ausleger auf die Platte in seine Halterung eingeklebt und auf der vorderen Stütze abgelegt ... damit ist er eigentlich fertig. Fehlt nur noch die Winde. Diese besteht aus einigen Haken, Rädern und Kettchen. Leider scheint es so, dass die Aussparungen an den Rollen zu klein sind als dass die Ketten wirklich durchpassen könnten. Entweder weiter auffräsen, oder die Begrenzer einfach abschneiden. Die Umlenkrolle ist ein nettes Zusatzteil, das man schön auf dem Panzer drapieren oder für ein Bergungsdiorama verwenden kann.
Damit ist der Bau geschafft.
Der Bergepanzer wird noch etwas belebt durch eine sitzende Figur, sowie die Figur, die am Seilzug zieht. Letztere ist die New Connection Figur NCRP 01, die hervorragend für diesen Zweck geeignet ist!

Bemalung/Alterung

Da es wahrscheinlich nur dieses eine Fahrzeug gab und auch nur einige wenige Bilder bekannt sind habe ich mich bei der Farbgebung und Markierung an das gehalten was man sehen kann ... demzufolge war dieses Fahrzeug noch immer in Panzergrau gehalten. Ich habe es daher einmal mit Revell schwarz 06 per Pinsel grundiert und dann mit Tamiya German grey XF-63, dem ich etwas schwarz hinzugefügt habe, komplett gebrusht. Dann wurden größere Flächen mit dem grau, das mit weiss aufgehellt wurde, gehighligted um etwas ausgeblichene Farbe darzustellen und den einheitlichen Anstrich aufzulockern. Zusätzlich habe ich mit stark verdünntem schwarz und braun Flecken, Laufspuren und Unregelmäßigkeiten aufgesprüht.
Dann wurde das ganze Fahrzeug einmal stark mit einer schwarz-braunen Mischung aus Ölfarbe und Terpentin gewaschen und nach dem Durchtrocknen mit sehr hellem grau die Kanten, Ecken und Nieten trockengemalt und somit hervorgehoben!
Die Ketten wurden in Revell schwarz grundiert und dann wolkig mit Modelmaster steelblue übersprüht. Danach ein washing aus brauner Pastellkreide in Spiritus gelöst.
Um dem Fahrzeug ein etwas gebrauchtes Aussehen zu geben habe ich ein paar Beschussschäden per Fräse und Skalpell in die Wanne gebracht, die mit Metallfarbe nachgemalt wurden. Ausserdem wurde etwas Verschmutzung im Laufwerksbereich mit einer Mischung aus Sand, dunklen Pastellkreiden und Weissleim per Pinsel aufgebracht.
Abschliessend wurde noch etwas Zusatzmaterial auf den Panzer gelegt und das Fahrzeug noch mit Pastrellkreidenstaub verfeinert.
Markierungen trägt dieses Fahrzeug nicht, da auch auf Fotos keine zu sehen sind.

Fazit

Eines der seltensten und aussergewöhnlichsten Bergepanzermodelle die es in der Wehrmacht gab. Dank Alan gibt es einen brauchbaren Basismodellsatz, der zwar diverse Schwächen hat, die man aber ohne weiteres verbessern kann, zumal der Preis im Vergleich zu anderen Modellen sehr annehmbar ist.
Der Umbausatz ist sogar für Anfänger zu bauen, da er aus einigen wenigen und sehr guten Teilen besteht. Hier kann man innerhalb eines Tages ein gutes und seltenes Modell zusammenbauen. Die Winde benötigt dann etwas Feinarbeit, aber letztendlich gibt es ein vorzeigbares Ergebnis.

Panzer II J Basismodell

Preis / Leistung: ***** Paßgenauigkeit: *****
Detailierung: ***** Schwierigkeitsstufe: *****

Umbausatz zum Bergepanzer

Preis / Leistung: ***** Paßgenauigkeit: *****
Detailierung: ***** Schwierigkeitsstufe: *****

Empfohlene Literatur:

Encyclopedia of German Tanks of World War two - (Chamberlain, Doyle, Jentz) - ISBN 1-85409-214-6

© 05/2003 Thomas Hartwig

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