Britischer MBT Challenger 2 KFOR

 

Das Original

Der Challenger 2 ist die direkte Weiterentwicklung des bewährten Challenger 1, von dem die Wanne in überarbeiteter Form übernommen wurde. 1991 bestellte das britische Verteidigungsministerium 386 Challenger 2. Die Auslieferung begann 1998 und wurde 2002 abgeschlossen. Die wohl größte Neuerung stellt die sog. Chobham Panzerung der 2. Generation dar. Damit wurde der Challenger 2 dem amerikanischen M1 angeglichen. Die Bewaffnung für den Challenger 2 ist die 120mm Kanone L/30. Es handelt sich dabei nicht um eine Glattrohrkanone sondern immer noch über ein "gezogenes" Geschütz. Dies bringt gewisse Vorteile in der Geschosskonstruktion, hat aber auch den Nachteil eines höheren Rohrverschleißes. Hier kommen spezielle Beschichtungen zum Einsatz, die diesen Rohrverschleiß eindämmen sollen. Ein weiteres Problem ist die sog. V0 (Anfangsgeschwindigkeit) sowie ein geringerer Wirkungsgrad von Hohlladungsgeschossen. Dies ist aber zu vernachlässigen, da nur Wucht-, Quetschkopf- und Nebelgranaten verschossen werden können. Die Länge der Kanone mit 30 Kaliberlängen ist im Gegensatz zum französischen Leclerc (L/52) und dem deutschem Leopard 2 A6 (L/55) eher gering. Im hinteren Turmbereich befinden sich die 50 Schuss die der Challenger 2 mit sich führt. Diese Munition wird durch den Ladeschützen der Kanone zugeführt. Auf einen Ladeautomaten wurde verzichtet. Dem Kommandanten steht zur Gefechtsfeldbeobachtung ein Rundsichtperiskop mit intrigiertem WBG (Wärmebildgerät) und Laser zur Verfügung. Die Vergrößerung ist von 3,2 auf 10,5 fach umstellbar. Auch der Richtschütze verfügt über einen Tagessichtkanal der unterhalb des Kommandantenperiskops angeordnet ist. In einem getrennten Gehäuse befindet sich dann oberhalb der Kanone ein WBG. Die Vergrößerung kann jeweils aus 4 und 11,5 fach gewählt werden. Das Bild des WBG kann entweder in die monokulare Optik des Richtschützen oder die des Kommandanten eingespielt werden. Der Challenger 2 wird von einem Perkins V12 Dieselmotor angetrieben. Er hat eine Leistung von 1200 PS zur Verfügung. Dieses führt bei dem sehr hohen Gefechtsgewicht zu einer vergleichbar geringen Antriebsleistung. In der Exportversion wird der Challenger 2 mit dem 1500 PS starken MTU 883 ausgestattet.
So viel zum Vorbild.

Der Bausatz

Bereits vor geraumer Zeit brachte die chinesische Fa. Trumpeter den britischen Kampfpanzer Challenger 2 heraus. Zwischenzeitlich ist der Challenger auch in der Wüstenversion des vergangenen Irak-Krieges (Operation "Telic") und als so genannte KFOR-Version erschienen. Die KFOR-Version ist Inhalt dieses Bauberichtes. Ich möchte gleich an dieser Stelle betonen, dass das Modell doch etliche (nicht oder kaum, modellbauerisch relevante), Fehler aufweist. Doch sieht man objektiv das Preis- Leistungsverhältnis wird mit diesem Bausatz ein Modell geboten, was seinesgleichen sucht. Es gibt allerdings einen Detaillierungs-/Umbausatz der schottischen Fa. Accurate Armour. Dieser ist aber nicht billig und jeder Modellbauer sollte für sich selbst entscheiden, ob er sich diesen zulegen möchte oder nicht. Weiterhin ist vor nicht allzu langer Zeit auch ein Dozer-Räumschild von AA erschienen. Ich für meinen Teil habe mich dazu entschieden, das Modell aus der Box zu bauen.
Beim Öffnen der Packung wird man fast von der Anzahl der Bauteile "erschlagen". Es handelt sich um fast 500 Bauteile, von denen aber nicht alle benötigt werden. Was sich einem hier für knapp 15,00 Euro auftut ist schon gewaltig. Zuerst einmal empfiehlt es sich die recht gute Bauanleitung durchzusehen. Dabei stellt man fest, dass man nicht weniger wie 4 verschiedene Varianten aus dem Bausatz bauen kann. Man sollte sich allerdings schon in dieser Phase entscheiden, welche Version man bauen möchte. Ich habe mich für die Version A entschieden, einen Challenger 2 mit normalen regulären Seitenschürzen und der Räumschaufel. Die Wahl ist mir wirklich nicht leicht gefallen. Die Bauteile selbst sind sauber gespritzt. Die Auswerferstellen sind so gewählt, dass Sie beim fertigen Modell nicht auffallen. Die Detaillierung für diesen Bausatz ist gut.


Der Bau

Nach kurzer Überprüfung der Bauteile habe ich mit Baustufe (ab jetzt nur noch BS) 2 begonnen. Es kommt hierbei zu keinen Komplikationen, die Passgenauigkeit ist gut. Allerdings sind an den Rückseiten der Laufrollen kleine "Fischhäute", die entfernt werden müssen. Diese kleinen Fischhäute finden sich an vielen Stellen des Modells wieder - ich gehe hier nicht weiter darauf ein. In BS 3 sollte man auf die richtige Anbringung der Teile A4 achten, alles andere erklärt sich von selbst. Auch die BS 4 und 5 gehen leicht von der Hand. Bei BS 4 beachten Sie, dass die Teile A6 und A8 richtig verklebt werden. In BS 5 ist nur darauf zu achten, ob nun die T-Zughaken (E9) angebaut werden, da diese nur für Version B bestimmt sind. In BS 6 sollten Sie besonders auf den Zusammenbau von Teil C, der Schleppvorrichtung, achten. Diese stellt sich doch etwas problematisch dar. Ansonsten gibt es praktisch keine Besonderheiten die es besonders zu beachten gilt. Zu BS 7 gibt es keinen Kommentar, außer das man den Halter für die Benzin-und Wasserkanister korrekt ausrichtet. Leider hat Trumpeter hier nicht den Peilstab beachtet, der auf dem Verschlussstück für den Benzin- und Wasserkanister angebracht ist. Dieser Peilstab sollte durch ein Stück Rundmaterial und einem Stückchen Federdraht ergänzt werden. In der BS 8 achten Sie darauf, dass die Schleppstange Teil E25 nicht das Teil ist sondern E28! Hier ist ein Fehler im Bauplan. Bei der Anpassung dieses Teiles müssen eventuell die Teile E20 und E21 etwas nachgebogen werden, da sonst die Schleppstange nicht richtig unter Teil E passt. Die Installation der Benzinfässer geht ohne Probleme allerdings entspricht das Bauteil E25 nicht der Zeichnung im Bauplan. Weiterhin sollten die Benzinfässer gleich in Ihren Halterungen (E7 und E8) mit Klebstoff fixieren. Achten Sie auch auf die korrekte Anbringung der Teile E7 und E8. BS10 bringt auch einige Kleinigkeiten die es zu beachten gilt. Wenn Sie Teil C39 nicht einbauen müssen Sie die beiden dafür vorgesehenen Löcher verspachteln. Wenn Sie nicht die Version B bauen möchten so setzen Sie auch bitte nicht die Teile C19 ein! Ein weiterer Punkt ist der Einbau der Rückfahrspiegel. Denken Sie daran, dass wenn Sie später den Turm mit der Kanoneeinbauen die Kanone nicht fest sein darf, da Sie ansonsten die Spiegel bei fest geklebter Kanone beschädigen könnten. Die BS 11 ist filigran Arbeit! Um Klebestellen an den Scharnieren Teile C32 zu vermeiden empfehle ich das kleben mit Nitroverdünnung. Das gleiche können Sie auch mit den Teilen D20 machen. Achten Sie darauf keines der Teile zu verlieren, es gibt keinen Ersatz! BS 12 stellt keine Probleme dar. In den BS 13 und 14 müssen Sie sich nun entscheiden, ob Sie das Fahrzeug nun mit Räumschaufel bauen möchten. Dies geht nur bei Version A und D. Die Räumschaufel lässt sich ohne Probleme bauen. In BS 15 geht es um die seitlichen Zusatzgepanzerten Kettenschürzen. Auch hier beachten Sie bitte zu welcher Version Sie sich entschieden haben. Der Zusammenbau lässt keine Fragen offen.
BS 16 zeigt die Zusammensetzung von Ober- und Unterwanne. An dieser Stelle möchte ich anmerken, dass ich in diesem Stadium des Baues zuerst die Unterwanne ohne Kette (!) lackiert habe. Erst nach der Detailbemalung der Laufrollen habe ich die in rostfarben lackierte und trocken gemalte Kette aufgezogen. Erst als dies alles fertig und gut durchgetrocknet war habe ich die Oberwanne aufgeklebt. Auch hier gab es keine Pass-Probleme, es musste nicht gespachtelt werden. Nun, die Hälfte haben Sie jetzt geschafft. Wenn Sie sich für die Version A entschieden haben, dann müssen Sie jetzt die in BS 17 gezeigten Kettenschürzen montieren. Wenn Sie jetzt die im Bausatz bereits fertigen Schlepptaue verwenden möchten, dann müssen Sie die kleinen Wülste an den teilen C60 vorsichtig mit dem Cutter entfernen, da diese sonst nicht passen. Diese Arbeit erledigt sich allerdings, wenn Sie die Schlepptaue aus den drei dafür vorhandenen Teilen bauen (wie in BS 19) beschrieben. In BS 18 montieren Sie dann die Räumschaufel, wenn Sie sich für Version D entschieden haben dann montieren Sie bitte auch die Zusatzgepanzerten Kettenschürzen (aber auch die Kettenschürzen montieren wenn Sie sich für Version B oder C entschieden haben, dann entfällt aber die Räumschaufel). Die BS 19 zeigt den Zusammenbau der Frontpanzerung. Diese kommt aber nur zum Einsatz wenn Sie sich für Version C entschieden haben. Wir kommen nun zur BS 20, dem Turm, der mit dem Bau der Kanone und der Kanonenblende beginnt. Beim Bau der Kanone sollte darauf geachtet werden, dass diese wirklich gerade ist, da sie aus mehreren teilen besteht. Die Kanonenblende ist etwas schwierig zu bauen. Hier sollte man sehr sorgfältig vorgehen. Teil D33 ist viel zu klein, da es später beim Einbau in den Turm bei gerader Kanonenstellung ein recht unschöner Spalt von mehreren Millimetern auftut. Ich komme später noch einmal auf diesen Spalt zurück. BS 21 zeigt den Anbau einiger Turmdetails. Beim Bau des Rundblickperiskopes sollten Sie ein kleines Plastikstück hinter Teil D3 kleben. Nun wird es etwas kritisch: Die BS 22 und 23 zeigen den Bau des GPMG 7,62mm. Leider geht aus der Bauanleitung nicht hervor, welches MG für welche Version vorgesehen ist. Ich empfehle daher, nur das MG aus BS 22 zu verwenden. Bilder von Fahrzeugen die im Kosovo eingesetzt sind zeigen eigentlich immer nur das MG mit dieser Halterung. Die BS 24 und 25 gehen ohne weitere Probleme von der Hand. BS 26 zeigt den Einbau der rechten Staubox. Hier gibt es Passungenauigkeiten, gerade beim Teil D45. Auch passt die Box nicht korrekt und bündig an den Turm. Aber mit etwas Geduld und schleifen lässt sich auch dieses Problem weitgehend lösen. In BS 27 wird dann nur noch der Turm auf die Wanne aufgesetzt. Das Modell ist fertig gebaut - ist schon ein toller Anblick.
Nun erhielt mein Challenger noch ein Tarnnetz um die Kanone und den Turm. Damit konnte ich auch das Loch welches durch Teil D33 entstanden ist kaschieren. Dazu benutzte ich eingefärbte Mullbinde die in Stücke geschnitten wurden. Diese Stücke wurden dann mit Wasser verdünnten Holzleim stück für Stück auf das Modell aufgetragen. Dabei musste darauf geachtet werden, dass die Markierungen sichtbar blieben. Ich orientierte mich hier an einem Foto in dem Concord-Band über den Challenger. Nachdem das Netz gut durchgetrocknet war wurden die Tarnnetzflächen unregelmäßig mit Holzleim eingestrichen. Dann wurde auf diese Flachen Oregano gestreut. Nach dem Trocknen wurde dann das Tarnnetz in verschiedenen grün- und brauntönen lackiert. Nun wurden noch 0,5mm starke Löcher in die jeweiligen Antennenhalter gebohrt und Antennen aus Federdraht eingesetzt.

Bemalung/Alterung

Ich war schon seit längerer Zeit auf der Suche nach einem passenden Grünton für moderne britische Gefechtsfahrzeuge. Ich erhielt dann von einem befreundetem Modellbauer, dass er den Farbton Olive Drab (1711) von Model-Master favorisiert. Der Farbton sagte mir zu und so erhielt das Modell eine Airbrushlackierung in der o.g. Farbe.
Die schwarzen Tarnflecken wurden gemäß Bauplan aufgebracht. Nun wurden die Stellen am Modell mit glänzendem Klarlack eingesprüht wo später Decals hinkommen sollten. Der Decalbogen ist recht umfangreich. Wie bereits mehrfach erwähnt lässt er die Markierung von 4 Versionen zu. Ich habe mich für die Version A entschieden, ein Fahrzeug der Royal Scotts Dragoon Guards, 7. Armoured Brigade, 1. UK Armoured Division. Leider haben die Decals die falsche Farbe, so müssten die "Callsigns" und der KFOR Schriftzug in hellgrau und nicht in weiss sein. Auch die schottische Flagge, die am Turm angebracht ist, das Erkennungszeichen der RSDG ist nicht schwarz sondern eigentlich dunkelblau. Abhilfe schafft hier ein Decalbogen von Accurate Armour.
Zu guter letzt wurde dann das Modell mit mattem Klarlack versiegelt. Dann erfolgte die Detailbemalung des MG, der Winkelspiegel, Scheinwerfer, Rückleuchten, Spiegel, RKL und Feuerlöscher. Auf eine Alterung wurde verzichtet, da die Fahrzeuge in einen sehr gepflegten Zustand in den Kosovo verschifft wurden. Es wurde nur etwas mit Pastellkreiden Staub angedeutet und der Auspuff geschwärzt. Das Modell ist nun endlich fertig.

Fazit

Zu einem unsagbar prima Preis erhält man ein relativ schönes Modell welches sicherlich einige Fehler hat. Doch der Preis rechtfertigt diese Fehler in jedem Fall. Das Komplett-Modell von Accurate Armour ist sicherlich besser und detailgenauer, aber kostet auch fast das 12 fache vom Preis des Trumpeter-Modell und hat keinen Räumschild. Eine Alternative stellen auch die Zurüstsätze von Accurate Armour da (Detaillierungssatz und Räumschild), die aber auch mit einen Preis von 19,95 englischen Pfund zu Buche schlagen. Ich werde noch ein Modell des Challenger bauen und mir einmal den Detaillierungssatz von AA zulegen, wollen wir mal sehen, ob sich das wirklich lohnt. Jeder Modellbauer sollte für sich entscheiden welche Version er nun mit oder ohne Zurüstteile baut. Mir jedenfalls hat der Bau des Challengers viel Spaß gemacht und ich habe wieder ein schönes Modell in meiner Sammlung.

Preis / Leistung: ***** Paßgenauigkeit: *****
Detailierung: ***** Schwierigkeitsstufe: *****

© 12/2004 Torsten Schulz

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