Culemeyer 4-achsig

 

Das Original

Der Culemeyer wurde Anfang der dreißiger Jahre entwickelt, um Waggons auch zu Kunden zu bringen, die über keinen eigenen Gleisanschluss verfügten. Der Roller war variabel auf die individuellen Kundenbedürfnisse einstellbar, so wurde z.B. 1940 der Waffenstillstands - D-Zugwagen von Compiègne nach Berlin gebracht.

Der Bausatz

Die rumänische Firma Miniatur Models bietet seit einiger Zeit unter der Artikelnummer MIM 35008 den 4-achsigen Culemeyer Straßenroller an, der sich hervorragend mit dem bei ELITE Sechsachser ergänzt. Der Mörser Karl kann nun endlich in Einzellasten auf die Straße gebracht werden.

Der Bausatz ist in eine kleine Schachtel gepresst, was natürlich Bruch nach sich zieht. Dafür sind die Teile an sich sauber und nahezu Blasenfrei gegossen, Nacharbeiten fallen in nur geringen Maßen an. Enthalten ist auch Draht für die Lenkgestänge.

Die Bauanleitung hat es in sich, man darf sich an einer handgemalten Explosionszeichnung erfreuen, die mit anfangs rätselhaften Nummern aufwartet. Also wird erstmal eine Bestandsaufnahme gemacht. Und weil der Culemeyer ja aus zwei Komponenten besteht, sucht man denn auch nach gewissen Teilen, die doch eigentlich in doppelter Ausführung vorhanden sein sollten. Vergebens... Dass nämlich die beiden Komponenten verschieden konfiguriert sind, verraten uns die Nummern. D.h., ein Artikel in der Modellwelt hat es mir verraten. Und dass einige Teile eben nur einmal vorhanden sind, hat mir die Bauanleitung von ELITE verraten.

Soll ich mal was verraten? Ich habe siebzehn (!) fehlende Teile reklamiert. Und einen komplett neuen Bausatz bekommen. Nur daß die Teile ja eigentlich gar nicht fehlten. Mit einer vernünftigen Anleitung samt einer Teileliste hätte ich mir zwei Bausätze zum Preis von Einem nicht an Land ziehen können. Allein die Idee wäre mir gar nicht erst gekommen!

Tscha! Über mangelnden Kundenservice kann ich mich jedenfalls nicht beschweren. Vielen Dank auch !!!

Der Bau

Als Allererstes sollte man bei Elite anrufen und eine ihrer Bauanleitungen für den großen Culemeyer erbetteln!

Wie üblich, werden sämtliche Teile in Seifenlauge abgewaschen, um Trennmittelrückstände zu entfernen. Alsdann sind die Teile von Graten, Fischhäuten, etc. zu befreien und von den Angüssen (diese beschränken sich auf das Notwendigste, Respekt!) zu befreien. Alle abgebrochenen Teilchen habe ich in einer Schachtel gesammelt und wieder angeklebt.

Nun beginnt mit den Seitenholmen und den Querverstrebungen der eigentliche Zusammenbau. Legt man das Rahmengestell nun auf eine glatte Oberfläche, stellt man Möglicherweise einen leichten Verzug fest, der sich mittels eines Föns beheben lässt. Einen gewissen Ausgleich kann man aber auch beim Anbau der Räder schaffen. Es folgen die Achsträger mit den Federpaketen, dann die Räder mit den Innenfelgen. Die Innenfelgen sind durchnummeriert, die Einbaufolge ist dem Bild im Bericht zu entnehmen.

Es gibt zwei Wege, die Querlenker einzubauen:

  • erst die äußeren Innenfelgen ankleben, dann die Querlenker (ggf. nicht die aus dem Bausatz, sondern aus Plastikrundmaterial selbst erstellte) einkleben, und dann die inneren Innenfelgen folgen lassen,
  • oder alle Räder mit Innenfelgen ausrichten und verkleben, danach Plastikrundmaterial etwas biegen und mit einer Pinzette in Position wurschteln.

Ich habe die zweite Methode gewählt - schon, weil es für Version Eins bei mir zu spät war. Hmmm, erst die Anleitung lesen, dann erst loslegen...

Die Mittel- und große Steuerstange folgen, ebenso die Arretierungen der beiden Straßenrollerkomponenten. Die Arretierungen habe ich entgegen der Bauzeichnung außen an den Seitenholmen angebracht, diese entsprechend abgeändert.

Jetzt sind die Zugdeichsel und die Lenkverteiler an der Reihe, sie werden mit den Steuerstangen an die Radstellung angepasst. Beweglichkeit und Optik der Zuggestänge habe ich durch Scratchbauten mit diversem Rundmaterial zustande gebracht. An die Deichsel gehört noch ein Haken. Findet sich in der Ersatzteilkiste leider nicht, also selber anfertigen. Italeri`s C-Haken eignen sich dafür bestens...
Bei eingeschlagenen Rädern müssen die Mäuler der Stangen eine andere Position an den Lenkverteilern einnehmen. Dazu habe ich sie mit einen geätzten Säge abgetrennt, was sehr einfach gelingt. Die Stangen selbst sind aus 0,75mm und 1,0mm Evergreen Rundprofilen. Auch eine der Steuerstangen wurde jeweils nach Bildvorlagen gesupert, eine Stange führt durch die Andere.

Soweit der Bau des eigentlichen Straßenrollers. Nun zu den Anbauteilen! Zunächst mal gibt es da mehr oder weniger rätselhafte Teile, die wohl die Luftdruckbremsanlage darstellen sollen. Aus der "Anleitung" geht nur leider sehr unklar hervor, wie die Teile denn nun genau angebracht werden sollen. Geschweige denn, wie sie richtig zu verkabeln sind! Hier ist Improvisation gefragt. Die nötige Fachliteratur ist leider vergriffen und wird auch nicht mehr aufgelegt.
Die Druckluftspeichertanks habe ich nicht wie gezeigt unter die Steuerstange geklebt, sondern Eigenbauten an den Seiten der Roller befestigt. Sieht man auf Bildern der Karl – Transporte, sieht auch besser aus. Die Leitungen habe ich mangels Fachliteratur "frei nach Schnauze" verlegt - so, daß es einigermaßen Sinn ergibt. Wenn etwas auf den Rollern verlastet wird, sind die Leitungen sowieso nicht mehr zu sehen, zum Nachrüsten bleibt aber immer noch Platz genug!
Die restlichen Anbauteile, wie z.B. Handräder, Lampenträger, usw. können nach Bildvorlagen am Fahrzeug verteilt, bzw. eine Steckdose für die Stromversorgung selbst gebaut werden.

Bemalung/Alterung

Nach der Grundierung habe ich Panzergrau aus Tamiya`s XF-63 und XF-8 angemischt und per Airbrush aufgesprüht. Es geht aber auch RAL 7011, Eisengrau. Dazu mischt man Schwarz und Weiß zu gleichen Teilen. Möglich ist es sicher auch, zu gleichen Teilen die AERO-COLOR Farben Nr. 852, 854 und 870 von Schmincke zu mischen, somit erhält man ein Flaschengrün, welches bei der Deutschen Reichsbahn als RAL 6007 ebenfalls Verwendung fand. Um Lichter und Schatten zu setzten, können die Farben abgetönt werden. Das Washing und das Trockenmalen erfolgt mit Ölfarben, wie immer.
Fotos zeigen bei einigen Straßenrollern Beschriftungen. Allerdings muß man solche Decals erst mal finden, der Eisenbahnmodellbausektor bietet hier leider nichts. Eventuell kann man bei Archer Fine Transfers oder Truck Line Decals fündig werden.

Fazit

Miniatur Models bereichert die Sammlung mit einem ausgefallenen Fahrzeug in solider Qualität für etwa 55,- Euro, allerdings wäre eine verständlichere Bauanleitung stark wünschenswert! Die Gußqualität zeigt den für diesen Werkstoff üblichen Standard, es finden sich etwas Fischhaut und ein paar Blasen. Verzug stellte ich keinen fest. Die Angüsse beschränken sich auf das Nötigste, die Nacharbeiten bleiben im Rahmen.
Mit diesem Kit bietet sich nun endlich die Möglichkeit, den Karl-Mörser in seinen Einzelteilen als Straßentransport darzustellen. Und außerdem hat Miniatur Models auch noch eine passende Zugmaschine, die Kaelble Z6R.

Die Bewertung bezieht sich auf das Modell direkt aus der Schachtel gebaut.

Preis / Leistung: ***** Paßgenauigkeit: *****
Detailierung: ***** Schwierigkeitsstufe: *****

Empfohlene Literatur:

- Culemeyer, Joh., Die Eisenbahn ins Haus, VDI Verlag (nicht mehr erhältlich)
- Waffen Revue Nr. 22 und 23, Journal Verlag Schwendt
- Bahn Extra 5 / 2000, Gera Nova
- Jentz & Doyle, Karl-Geraet, Darlington

© 01/2004 Christoph Garski

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