E-100 Ausf.B


 

Das Original

An diesem Modell ist nur die Wanne „original“. Diese war für den schwersten Panzer der „E“- Reihe vorgesehen, den E - 100 mit ca. 140 Tonnen Gewicht. Der Turm für dieses Fahrzeug ist nie fertig geworden, auf den Zeichnungen bei Spielberger sieht man einen abgewandelten Maus - Turm.

Als Bewaffnung war eine 15 oder 17 cm - Kanone vorgesehen. Allerdings hätte man diese nicht in einem Drehturm unterbringen können. Die endgültige Auslegung dieses Panzers war daher wohl als Sturmgeschütz mit festem Aufbau vorgesehen (da ist also der Trumpeter  E-100 Jagdpanzer sogar „realistisch“ …).

Quelle: Spielberger, Spezial-Panzerfahrzeuge

Den Turm hat Trumpeter beim Modellbauer Michael Rinaldi abgekupfert, der den Turm scratch für seinen „E-100 B“ gebaut hat. Man kann sein Modell in der Galerie auf Missing-Lynx sehen. Nachdem Trumpeter das Modell herausbrachte, reagierte Rinaldi natürlich etwas verschnupft. Es gab in Armorama und anderen Modellbau-Foren eine ziemliche Diskussion über diese Sache. Beide Seiten haben sich wohl geeinigt und Rinaldi wird heute im Bauplan erwähnt („This kit was developed with the assistance of Michael Rinaldi“)

Der Bausatz

Im Karton finden sich lediglich knapp 200 Teile an 6 Spritzlingen, der Unterwanne, dem Turmoberstück, einem Satz Gummiketten, einer Platine mit PE Teilen und einen Decalbogen.
Die Ausführung der Teile und die Detailierung ist bemerkenswert gut - Schweißnähte sind exquisit dargestellt, Deckel, Verschlüsse, Schraubenköpfe und dergleichen fein und sauber.
Das Laufwerk basiert auf den neuartigen Federpaketen mit entsprechenden Radaufnahmen. Die Laufrollen an sich sind auch schön gemacht mit feinen Reihen an Schraubenköpfen, wennauch man dies noch weiter hätte detailieren können.
Die Vinylketten machen einen aussergewöhnlich guten Eindruck mit feinen Details auf Innen- und Aussenseite, sowie nur ganz wenigen, sehr kleinen Angussnasen.
Für das Motordeck stehen die Lüftergitter natürlich als PE Teile zur Verfügung. Auch der "normale" Werkzeugsatz deutscher Panzer ist hier vorhanden!
Die gewaltigen Schürzenelemente sind aus jeweils einem Teil geformt und machen eienn guten Eindruck.
Ganz neu ist der Turm, der an eienn Tiger II Turm angelehnt ist und mit einer neuen 128mm Kanone versehen ist. Diese besteht aus 2 Halbteilen, was zwar im Zeitalter von Alurohren nicht mehr so schön, aber machbar ist. Für die Kommandantenkuppel steht auch ein passendes IR-Gerät zur Verfügung, wie es zum Ende des Krieges für die Kampfpanzer vorgesehen war.

Der Bau

Das Modell ist relativ einfach gehalten. Trumpeter hat keine Guß- bzw. Walzstahlstruktur dargestellt und auch nicht alle Schweißnähte nachgebildet. 

Die Walzstahlstruktur habe ich mit verschiedenen Fräsköpfen meiner Proxxon dargestellt, die ich kreuz und quer über die Plastikflächen hüpfen ließ. Wichtig: je dünner die Panzerung (z.B. Turmdach, Seitenschürzen) desto flacher müssen die Vertiefungen sein. Anschließend habe ich noch mit Plastikkleber verdünnten Tamiya-Spachtel unregelmäßig aufgetragen und nach dem Durchtrocknen vorsichtig abgeschliffen. 

Die Schweißnähte habe ich mit Magic Sculp dargestellt. Die zwei Komponenten werden zu einer dünnen Wurst gerollt, an die entsprechende Stelle gedrückt und dann die Schweißraupe modelliert. Ich habe dazu eine abgesägte Kanüle verwendet.

Bei winzigen Schweißnähten wie für die Haken auf der Motorabdeckung oder die Winkelspiegel der Kdt-Kuppel habe ich dazu die Spitze meines Bastelmessers verwendet.

Die Verzahnungen der Panzerplatten müssen mit Schweißnähten umgeben werden. Diese habe ich mit einer Fräse dargestellt, die ich vorsichtig an den Kanten der Verzahnungen entlang zog. Genauso habe ich z.B. auch die Kanten des Turmdaches behandelt.

Fahrgestell

Da ich die Seitenschürzen abnehmbar bauen wollte und deshalb natürlich der Blick auf die oberen Bereich der Kette frei ist, kam nur die Friul-Kette in Frage. Der Gummikette des Bausatzes kann man nur schwer den realistischen Durchhang verpassen.

Die Friul-Kette ist eine Herausforderung für sich. Während die Kettenglieder, in die der Zahnkranz eingreift, in einem Stück ausgeführt sind, bestehen die Zwischenglieder aus je drei Teilen. Mit Hilfe einer Lehre kann man ein paar Kettenglieder festlegen und dann den Draht als Kettenbolzenersatz einführen. Das gestaltet sich alles sehr fummelig. Man sollte sich einige Abende Zeit nehmen... dafür bekommt man aber eine toll detaillierte Kette (und ein wahres Schwergewicht in diesem Maßstab).

Der Bau des Fahrgestells gestaltet sich recht einfach. Die Laufrollen sind mit zuviel Spiel gestaltet, daher muss bei der Montage der Laufrollen genau auf die Fluchtlinie geachtet werden.

Das Antriebsrad habe ich beweglich gebaut und die Befestigung des Antriebsrads im Seitenvorgelege verstärkt. Beweglich muss das Rad sein, da sonst die Friul-Kette nicht (bzw. nur mit „Gewalt“) über den Zahnkranz zu bekommen ist, wenn dieser an die Wannenseite geklebt wurde. Der Abstand zur Wannenoberseite ist sehr gering. Aufgrund des Gewichts der Metall-Kette habe ich vorsorglich die Aufnahme des Antriebsrads im Vorgelege mit einem abgekniffenen Nagel verstärkt.

Die Verschraubung des Vorgelege ist teilweise am Bug sichtbar. Ich habe einige  Schraubenköpfe ergänzt. Allerdings liegen die Schraubenköpfe nicht mit den Schrauben des Vorgeleges auf einer Linie. Da das Vorgelege aber (von vorn gesehen) hinter einer halbrunden Panzerung (noch nicht angebracht) und der Kette verschwindet, fällt das nicht auf. 



Wanne:

Auf der Wannenoberseite habe ich nur die Werkzeuge und die Ätzteile des Bausatzes (Lüftergitter) verbaut. Die Werkzeuge sind mit Halterungen versehen, wobei sogar die Bügel zum Öffnen und Schließen dargestellt sind. Die Bügel der Halterungen habe ich vorsichtig durchbohrt und mit einem Bastelmesser ausgeschabt und dünner gefeilt, so dass sie fast PE - Qualität haben. 

Die rechteckigen PE - Lüftergitter haben zwar angedeutete Schraubenköpfe, aber wie so oft bei PE sind diese zu flach und fast nicht sichtbar. Bei den runden PE-Gittern fehlen sie ganz. Deshalb habe ich 6 mm PE - Schraubenköpfe von Lion Roar aufgeklebt. Der Vorteil der Lion Roar - PE ist, dass sie ohne Stege geätzt sind und nur durch eine Klebefolie gehalten werden. Ich habe die Schraubenköpfe mit einer Messerspitze von der Folie abgehoben und auf dem Basteltisch abgelegt. Nachdem ich einen Tropfen Sekundenkleber auf das Lüftergitter aufgebracht habe, wurde jeder Schraubenkopf mit einem angefeuchteten Zahnstocher positioniert.  

Die Antenne nebst Halterung fehlt im Bausatz. Ich habe die Nabe einer Pz III - Stützrolle zweckentfremdet und als Antennenfuß auf er Wanne hinten rechts aufgeklebt. 

Das Bug - MG ist zwar auf dem Verpackungsbild zu sehen, aber nicht im Bausatz enthalten. Ich verwendete eine Panther- MG- Blende, die ich mit einer Schweißnaht versehen habe. 

Die massiven Seitenschürzen sollten abnehmbar gebaut werden. Dies ist relativ einfach. Ich habe nur die Öffnungen für die Halterung an der Wanne aufgebohrt und in das Gegenstück in der Schürze einen Plastikstab mit dem selben Durchmesser eingeklebt. 

Turm 

Ich habe die popelige 12.8 cm L/44 - Kanone des Bausatzes durch eine 12.8 cm von RB-Model ersetzt. Diese ist eigentlich für die 12.8 cm PaK 44 vorgesehen und von der Länge darauf ausgelegt, direkt am Bodenstück befestigt zu werden. Da ich sie ohne zu kürzen in die Turmblende geklebt habe, ist sie im Verhältnis zum Panzer natürlich sehr lang. Virtuell bis zum Bodenstück im Turm verlängert handelt es sich um eine 12.8 cm L/ 71! Das ist doch was... 

Durch die Länge und das Gewicht der Kanone muss ein Gegengewicht im Turmheck angebracht werden, sonst kippt der Turm nach vorn. Ich habe daher dicken Lötdraht im Turmheck eingeklebt. 

Die im Bausatz vorgesehene Aufnahme für die Kanone in der Blende und die Befestigung der Blende an der Wiege ist für die lange Metallkanone zu schwach ausgelegt. Daher habe ich die Blende nach vorn durch den Teil einer Kugelschreiber-hülle verlängert. Das gleiche habe ich an der Wiege gemacht. So wird eine ausreichende Stabilität erreicht. Die Kanone wird allerdings durch die Wiege nicht in Position gehalten, deshalb habe ich an das Unterteil der Blende ein Plastikstückchen als Anschlag angeklebt. 

Die Kdt-Kuppel des Bausatzes entspricht der des Panther F. Ich habe sie durch die Kuppel eines Panther A (oder G) ersetzt. Der Grund ist, dass der Kdt bei Verwendung der flacheren Panther F - Kuppel nicht durch den 12 Uhr - Winkelspiegel über die Schutzhaube der RS-Optik hinweg schauen kann. Ich habe noch Plastikstücke als Winkelspiegel in die Kuppel eingesetzt. Die Winkelspiegel-Gläser habe ich mit Fotofilm dargestellt.

Bemalung/Alterung

Ketten:

Zur Farbgebung der Ketten habe ich erstmals das Brüniermittel von Uschi vdR verwendet. Nachdem ich die Kette mehrere Stunden in die Brühe eingelegt hatte, war ich allerdings nicht zufrieden. Aufgrund der großen Oberflächenspannung der Brünierflüssigkeit war die Außenseite der Ketten (mit den tiefen Profilen) an vielen Stellen nicht brüniert. Bei näherem Hinsehen sah ich die vielen Luftbläschen, die sich auch mit einem harten Pinsel oder einer Zahnbürste nur unzureichend entfernen ließen. Ein bisschen Seifenlauge zum Aufbrechen der Oberflächenspannung ergab zwar eine Verbesserung, aber hundertprozentig klappte es immer noch nicht. Letztlich habe ich die Ketten doch noch mit der Airbrush nachbearbeitet. Angesichts der Zeitbedarfs hätte ich die Ketten auch komplett airbrushen können. Zumindest für Ketten mit tiefen Profilen ist die Brünierflüssigkeit nicht optimal... 

Zur Darstellung des Drecks auf der Kette habe ich Gips, Tamiya XF-52 (Flat Earth), Wasser und feinen Sand gemischt und mit einem Pinsel aufgetragen. Mit Schleifpapier werden die Stege der Kette und die Lauffläche der Laufrollen nachbearbeitet, um das Metall sichtbar zu machen. 

Tarnbemalung: 

Für den 3- Farb - Anstrich verwendete ich XF 57 (Buff), XF-67 (Grün) und XF-68 (Braun) von Tamiya. Da ich eine scharfkantige Abgrenzung der Tarnflecken darstellen wollte, habe ich „Panzer Putty“ zum Maskieren verwendet. Als erstes spritzte ich das Modell mit XF-57. Die Bereiche, die Sandfarben bleiben sollten, maskierte ich mit Panzer Putty und spritzte danach die freien Bereiche mit Braun. Danach maskierte ich wieder die Bereiche, die Braun bleiben sollten und spritzte als letzte Farbe Grün.

Für das Wellenmuster an der Kanone habe ich mit entsprechend zugeschnittenem Klebeband abgeklebt. 

Die Punkte habe ich mit dem Pinsel aufgetupft. Der Abstand zwischen den einzelnen Punkten beträgt ca. 7 - 10 mm.

Die Rostschutzfarbe an der Wannenseite habe ich mit XF-9 (Hull Red) gespritzt und mit verschiedenen Ölfarben gealtert. 


Alterung:

Ich begann mit dem Chipping. Bei so einem großen Modell wollte ich mir das Chipping mit dem Pinsel nicht antun und verwendete ein Schwamm. Damit tupfte ich zunächst mit den aufgehellten drei Grundfarben an den Kanten und teilweise auch den Flächen unregelmäßige Muster. In diese wurde dann ebenfalls mit dem Schwamm XF-63 (German Grey) getupft. Das geht ziemlich schnell, ist aber natürlich nicht immer genau. Daher habe ich mit dem Pinsel nachgearbeitet. Mit der gleichen Methode habe ich Rostspuren dargestellt. 

Für die Kratzer habe ich zwei Methoden angewendet. Da das Modell komplett in Sand gespritzt wurde, habe ich Kratzer in der Rostschutz- sowie er grünen und braunen Farbe mit dem Tamiya Scriber eingekratzt. Ich habe den Scriber ohne Druck vorsichtig über das Modell gezogen, so dass die darunter liegende Sandfarbe sichtbar wurde. 

Für andere Kratzer habe ich ein Stück Papier verwendet, in das ich mit dem Bastel-messer einen Schnitt machte. Das Papier drückte ich auf das Modell (mit dem Finger oder Tape festhalten) und strich mit einem Pinsel (mit harten Borsten) die entsprechende Farbe des Kratzers ein. 

Als nächstes war das Washing an der Reihe. Für die sandfarbenen Flächen verwendete ich einen dunkleren Wash aus Burnt Umbra-Ölfarbe. Für die grünen und braunen Flächen nahm ich einen helleren Wash (Revell 87 - Sand). 

Ein weiterer Schritt war das Spritzen einer unregelmäßigen, dünnen Schicht Staub mit Tamiya XF-55 Deck Tan. Über diese Schicht wurden Regenverlaufsspuren mit Deck Tan und Rostbraun gezogen. 

Unregelmäßige Dreckspritzer auf Wanne/ Turmdach habe ich mit dem Schwamm aufgetragen. Wenn ich mit dem Schwamm nicht nur tupfe, sondern diesen ein bisschen über das Modell ziehe, erreiche ich einen unregelmäßigen Schmier- Effekt, als wenn z.B. ein Besatzungsmitglied in ein Stück Dreck/ Schlamm getreten ist. 

Einige Stellen wie z.B. die Kdt-Winkelspiegel oder markante Kanten werden mit verschiedenen hellen/ dunklen Farben (je nach Untergrundfarbe) trocken gemalt, um den abgenutzten Eindruck zu verstärken. Hinzu kommt das Betonen der Kanten mit einem Bleistift, um den kompletten Abrieb der Farbe darzustellen. 

Als Abschluss habe ich noch Ölflecken mit einem Gemisch aus Schwarz und Umbra-Ölfarbe auf der Motorabdeckung, am Laufwerk, an den Luken und auf dem Turm angebracht. 

Die Schlammspritzer an der Wanne habe ich dargestellt, indem ich mit der Airbrush verschiedene Mischungen aus Gips, Sand, Pigmenten und Tamiya-Farben von einem Pinsel auf das Modell spritzte. 

Diese Alterungsschritte habe ich zunächst in dieser Reihenfolge durchgeführt. Wenn ein Effekt zu stark/ schwach war oder mit anderen Alterungsschritten nicht harmonierte, habe ich vorherige Schritte wiederholt, bis der Gesamteindruck passte. Entscheidend für den Gesamteindruck ist meiner Meinung nach die Unregelmäßigkeit aller Effekte am Modell.

 

Fazit

Der Bausatz ist ein bisschen schwach in der Detaillierung (Oberflächenstruktur, Schweißnähte), bietet sich aber wegen der Größe und der vielen geraden Flächen zum Ausprobieren neuer Techniken bei der Oberflächen - Detaillierung und Bemalung an.

Mit ein bisschen Nacharbeit und einer abwechselungsreichen Bemalung kann man aber ein ansehnliches Modell bauen, das allein wegen der imposanten Größe ein garantierter Hingucker ist.


Bewertung:

Preis / Leistung: ***** Paßgenauigkeit: *****
Detailierung: ***** Schwierigkeitsstufe: *****


Empfohlene Literatur:

Walter Spielberger: Spezialpanzerfahrzeuge




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