Flakpanzer V - Gerät 341


 

Das Original

Der Händler meines Vertrauens hatte ein sehr gutes Angebot des Dragon „Coelian“ im Regal. Dieser Prototyp schien mir ideal für mein Anliegen. Aber ich hatte bereits von Verlinden Anfang der 90er das Modell gebaut. Mein fragender Blick wurde von Thomas freundlich aufgenommen und er half mir: „Nicht Coelian, Gerät 341!“. Gut, der Mann kennt sich aus und diese Studie hatte ich noch nicht gebaut.

Daheim wurde der Unterschied zwischen Coelian und Flakpanzer 341 schnell recherchiert. Der Entwurf von Rheinmetall hatte eine schräg zulaufende Form des Waffengehäuses und eine geschossabweisende Front des Turms. Vom Coelian wurde ein Holzturm erstellt, der Flakpanzer 341 blieb eine reine Studie.

Die Konzeptionszeichnungen der Firma Rheinmetall wurden lt. Th. Jentz  (Panzer Tracts Nr. 20-2) auf den 23. Mai 1944 datiert. Die Umsetzung des Konzeptes fiele somit in Zeitraum der Produktionsumstellung auf die G-Wanne (März 1944). Somit wäre die Dragon-Kombination Turm und Wanne plausibel.

Der Bausatz

Das Super Value Pack des Flakpanzer V „Coelian“ (KIT Nr. 9121) enthält eine MagicTrack Einzelgliederkette und den Figurensatz Panzer Riders. Die Anzahl der Spritzlinge ist für Dragon ungewohnt überschaubar. Neben den beiden Wannenteilen liegen acht Spritzlinge für die Ergänzung der Wanne bei, wovon ein Großteil nicht benötigt wird. An einem Weiteren befinden sich die Einzelteile des Turms. Die Inneneinrichtung ist nicht vorhanden.

Einen Ätzteilesatz sucht man vergebens. Das passende Lüftergitterset gibt es von Eduard (EDTP064) und es lässt sich problemlos verarbeiten. Zudem habe ich die 3,7cm Flakrohre durch Messingrohre ersetzt. Auch das MG 34 und die Funkantenne 2m kommen aus dem Zubehörhandel – alles aus dem Hause Schatton.


Der Bau

In den letzten Jahren hat sich die Bemalungstechnik und das spezifische Materialangebot enorm weiterentwickelt. Der spanische Weg „the colour modulation style“ wurde in Modellbauzeitschriften, Sonderheften und mittels DVD anschaulich beschrieben. Oft stellte sich dabei die Frage, wie authentisch solche Fahrzeugdarstellungen sind. Zu übertrieben erschien die Alterung der Modelle.

Diesen Eindruck hatte ich auch. Ich wollte für meine Modelle die besondere Wirkung dieser Technik durchaus einsetzen. Behutsam wurde an dem einen oder anderen Altmodell getestet, doch ein Gesamtergebnis musste her. Einfach mal ein komplettes, neues Modell mit dieser Technik bemalen. Denn der Umsetzungsdruck war hoch – die neuen Washings, Filter, Ölfarben usw. standen ja schon längst auf dem Arbeitstisch.
So soll dieser Baubericht sich in der Hauptsache auf Bemalung und Alterung konzentrieren.

Der Zusammenbau der Wanne ging rasch voran. Der Bauplan wies keine Fehler auf, aber die Erfahrung zeigt, dass nicht immer alle Details der jeweiligen Baustufe angebracht werden sollten. Da am Heckbereich ein Spalt zwischen Oberwanne und Rückwand verschlossen und verschliffen werden musste, wären in diesem Falle Details störend gewesen.

Im Bauschritt 10 entfällt das Teil F13 - dieses konnte ich auf der G-Wanne nicht entdecken. Der Rohrwischer für die Kampfwagenkanone entfällt ebenfalls und an dessen Stelle tritt ein eher feldmäßiger Umbau zur Mitführung von Ersatzrohren.

Sämtliche Griffe und die Haken zur Befestigung der Ersatzkettenglieder wurden aus Draht ersetzt. Die Werkzeuge stammen aus dem SmartKit 6403 - Panther F. Diese Teile sind wesentlich feiner.

Die Halterung des Holzunterlegklotzes habe ich komplett neu aufgebaut. Die geprägten Halterungen wurden verschliffen, eine Holzmaserung eingeritzt und der Kasten nebst Verstrebung aus Plastikstreifen bzw. Ätzteilresten erstellt. 

Und dann war da noch das Thema Einzelgliederkette. Vorab – kostspielig war es. Im ersten Schritt versuchte ich mich an der MagicTrack und scheiterte kläglich. Ich hatte zu wenig Geduld, die einzelnen Glieder zu verkleben. Auch hörte ich die Warnung, dass später das Zusammenfügen schwierig, gar unmöglich sein sollte.

Also schwenkte ich auf die Bronco-Kette ein. „Movable“ klang verlockend, der Preis war es auch. Mit einem Klick passten die Glieder zusammen. Je länger die Kette wurde, desto häufiger lösten sich einzelne Glieder, die dann wieder verklebt werden mussten. Ergebnis – für mich nicht baubar. An dem Modell ist nun die Friulkette zu bewundern.

Ein Rätsel gab mir die Visiereinrichtung auf. Dem Bauplan Bild 20 zur Folge wird mittig der Luke ein Entfernungsmesser hinter dem Schild montiert. Die Konstruktion ermöglicht eine Höhenausrichtung. Die Luke kann aber nicht mehr geschlossen bzw. geöffnet werden! Ein schlüssiges Ergebnis kann erreicht werden, in dem der E-Messer auf einer eigenen höhenrichtbaren Befestigung montiert wird. Dadurch kann der E-Messer sehr nah an das Schild heranrücken, so dass die Luke dahinter frei beweglich bleibt. 

Bemalung/Alterung

Als Grundierung nutze ich immer Tamiya Metallic Grey. Diese Farbe haftet sehr gut auf den unterschiedlichsten Materialien und dient als Basis für den nachfolgenden Farbauftrag. (Meine Erfahrung: Vallejo auf Tamiya geht, Tamiya auf Vallejo haftet nicht!). Für die Grundfarbe als auch die Detailbemalung kommen ausschließlich Vallejo-Farben zur Anwendung. Die Wanne wurde über alles in Dunkelgelb lackiert. Einzelne Luken und Motorraumabdeckungen erhielten, dem neuen Stil folgend, sehr unterschiedliche Gelbtöne. Allein dieses Vorgehen macht schnell sichtbar, dass damit eine Oberfläche erzeugt wird, die beim Betrachter eher Interesse weckt. Als nächstes erhielt die Wanne einen Filter (SIN P242 + 241). Diese Filter stören den einheitlichen Gelbton z.B. am Fahrzeugbug. So soll es sein. An dieser Stelle habe ich mich gefragt, was davon noch erhalten bleibt, wenn das Filtering vorgenommen wurde.

Doch zunächst das Chipping. Sehr hilfreich war für mich die DVD Modulation Style Volume 2. Ein Pinsel der Größe 10/0, verdünnte Farben z.B. Burnt Umber oder Stencil (für Dunkelgelb) und mit ruhiger, aber zitteriger Hand werden kleinste Kratzer aufgebracht. Ganz gezielt an Positionen, wo häufiger Gegenstände befestigt oder abgenommen werden z.B. im Bereich der Ersatzrohre oder –ketten. Auch an den Luken- und Motorraumabdeckungen habe ich recht deutliche Akzente gesetzt. Ich wollte ja Üben und die Wirkung ausprobieren. Auch Rosttöne  kamen zum Einsatz, wobei ich hier eher die Ölfarben und die Washings von MIG testen wollte. Im Heckbereich habe ich zwei Versorgungsklappen panzergrau bemalt und anschließend die empfohlenen Farben (black star; Advanced Painting Techniques, S. 8 ff.) Red Cadmium, Magenta und Old Rose verwendet. So richtig zufrieden war ich mit diesen Tönen nicht. Die Rettung kam mit den MIG Washings. Die beiden MIG-Rosteffekte haben am Modell eine überzeugende Wirkung z.B. an den Auspufftöpfen.

Nach dem Chipping habe ich mit den Ölfarben der Abt. 502 in allen Bereichen der Wanne unterschiedliche Wirkungen erzielen können. Die Seitenwände erhielten ein  tendenziell graues, schmutziges Fading, der untere Wannenbereich mehr Brauntöne. Auf dem Heck verwendete ich vermehrt Rot- und Rosttöne. Meine Erfahrung dabei war, dass durchaus mal etwas intensiver die Farbe stehen bleiben kann. Während des Trocknungsprozesses verblasst die Wirkung häufig. Und was nicht gefällt, kann mit Verdünner auch nach Tagen wieder entfernt werden.

Im nächsten Schritt bekam die Wanne ein Washing mit den vorgefertigten Produkten von MIG. Die zu bearbeitende Fläche habe ich erst mit einem Schleier aus Verdünnung bearbeitet und anschließend gezielt Brown Wash, selten nur Dark Wash eingesetzt. Bei diesem Vorgehen wird ein guter Verlauf der Washings erzielt. Als ich nur das z.B. Brown Wash verwendete, entstanden beim Trocknen nicht gewünschte Farbeffekte (bei Washings mit verdünnter Acrylfarbe habe ich diesen Effekt häufiger erlebt). Sehr positiv überrascht hat mich das „Holz“-Washing. Endlich eine einfache und gute Darstellungsmöglichkeit von Holzmaserungen. Anders das Earth Wash – hier muss ich wohl noch etwas üben. Rund um die Treibstoffbehälterabdeckung nutzte ich die Ölmischung, die ich künftig nur in geringem Maße einsetzen werde. Für eine flächige Verschmutzung werde ich darauf achten, eher einen transparenten Film darzustellen. Anders bei Schmiere – da wirkt der intensive Auftrag realistischer. Und hierfür erscheint mir die „Oil and Grease Stain Mixture“ sehr geeignet.

Der Turm wurde in einem Rostschutzton lackiert. Auch hier erhielten die Luken und Abdeckungen unterschiedliche Farbtöne. Der E-Messer – da bereits im Einsatz verfügbar -  erhielt einen Anstrich in dunkelgelb. Die Rohre wurden mit Gun Metall bemalt, anschließend mit dem Dark Wash bearbeitet und mit Metallic Grey wieder konturiert. Das Chipping des Turms wurde dezent mit Stencil vorgenommen. Bei einem Prototyp sollten m. E. nicht viele Schadstellen vorhanden sein. Das Fading erfolgte wieder mit Abt. 502 Ölfarben, das Washing mit Brown Wash.

Die letzten Ausgaben der einschlägigen Modellbauszeitschriften enthielten gute Beispiele für die Markierung von Prototypen. Die Verwendung eines weißen Buntstiftes für die Beschriftungen fand ich sehr inspirierend. Daher habe ich am Turm z.B. Markierungen von Beschädigungen, Maßangaben oder Schriftzüge angebracht. In Sütterlin finden sich „Gerät 341“ seitlich bzw. „Hans“ vorne am Turm. Der 7/7/44 steht für den Fertigstellungstermin.



Fazit

In weiten Teilen meines Berichts mag der Text sehr nach Produktpräsentation klingen. Dies liegt daran, dass ich von den neuen Farben absolut überzeugt bin. In den letzten 15 Jahren hatte ich mich um die Endlackierung herumgedrückt, da das Finishing eher zum „Zufalling“ wurde. Nach dem Washing blieben „Farbresting“ und damit häufig „Frustrating“. Die Bemalung kam mir immer sehr spanisch vor. Aber mit den neuen Produkten ist für mich vieles einfacher und klarer geworden. Ich habe bei der Bemalung des Flakpanzers 341 gute Erfahrungen mit den neuen Produkten gemacht und kann jedem nur Empfehlen, diese hilfreichen Materialien mal auszuprobieren. Nur werde ich künftig nicht mehr so dick auftragen.

Preis / Leistung: ***** Paßgenauigkeit: *****
Detailierung: ***** Schwierigkeitsstufe: *****

Empfohlene Literatur:

Panzer V Panther und seine Abarten - Walter J. Spielberger / Hilary Louis Doyle (Motorbuchverlag) - ISBN: 978-3-613-03165-4

© 10/2011 Ralph Sommer

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