Schützenpanzer, lang, HS-30


 

Das Original

Der Schützenpanzer (lang) HS-30 war ein auf die im 2. Weltkrieg erzielten Erfahrungen deutscher Panzergrenadiere mit ihren gepanzerten Gefechtsfahrzeugen zurück zu führen und sollte somit in den Anfangsjahren der Bundeswehr einen vergleichbaren und für den aufgesessenen Kampf geeigneten Schützenpanzer darstellen. Auf dieser Grundlage wurde der HS 30 eigens für die Bundeswehr vom Schweizer Hersteller Hispano-Suiza entwickelt. Im übrigen eine Firma, die vorher noch niemals ein Panzerfahrzeug entwickelt und gebaut hatte. Mit dem 1958 eingeführten Schützenpanzer HS 30 bekamen die Panzergrenadiere ein Fahrzeug, das sie zum Zusammenwirken mit dem Kampfpanzer M-48 befähigte. Die Bordwaffe 20mm BMK verstärkte dabei die Kampfkraft der aufgesessenen Panzergrenadiere.
Der HS 30 wurde von British Leyland, Rheinstahl-Hanomag und Henschel in Lizenz gefertigt. Von den ursprünglich projektierten 4450 Fahrzeugen wurden jedoch nur 2176 Fahrzeuge zwischen 1958 und 1962 gebaut. Zum Führen des Feuerkampfes wurden die Dachklappen geöffnet. Den Panzergrenadieren stand damit aber lediglich ein Teilschutz zur Verfügung. Absitzen hatte über die Bordwand zu erfolgen. Neben diesen taktischen Nachteilen war das Fahrzeug auch technisch nicht voll befriedigend. Mit der Entwicklung und Einführung des Kampfpanzers Leopard 1 genügte dieser Schützenpanzer nicht mehr den Anforderungen. Er wurde daher ab 1974 durch den SPz Marder ersetzt. Die letzten Exemplare wurden Ende der 70er Jahre ausgemustert und in der Mehrzahl als Hartziele auf Truppenübungsplätzen abgestellt.

Der HS 30 wurde ausschließlich für die Bundeswehr produziert wurde auch nie von anderen Staaten als Truppengerät verwendet. Politisch bekannt wurde er jedoch durch die sogenannte „HS-30“ Affäre mit dem Nachrichtenmagazin „Spiegel“ in die der ehemalige Verteidigungsminister und spätere bayerische Ministerpräsident Franz Josef Strauß verwickelt war – doch das ist eine andere Geschichte.

Der HS-30 diente u.a. auch als Waffenträger für das Leichtgeschütz 106 mm Typ M 40 A 1 (US), das zur Panzerabwehr genutzt wurde. Zum Einschießen auf das Ziel wurde ein gesondertes Einschieß-MG vom Kaliber 12,7 verwendet. Das Fahrgestell des HS 30 war auch als Mörserträger, Feuerleitpanzer und für den  Raketenjäger 1 im Truppengebrauch.

Technische Daten des SPz lang - Besatzung: acht Soldaten (inkl. Fahrer und Kommandant), Gefechtsgewicht: 14,6 t, Hauptwaffe: Maschinenkanone 20 mm, Motor: 229 PS.

 

Der Bausatz

Erstmals im Jahre 1997 von Galileo – Scale Werft 1997 angekündigt, wurde es nun endlich unter dem von United-Fun Hobbymodellbau betriebenen Label FCM zur Wirklichkeit. Fine Cast Models bietet diesen zu seiner Zeit durchaus politisch berüchtigten Schützenpanzer, lang als Resin-Komplettmodell an. Die übersichtliche Bauanleitung ist in zehn „Steps“ gegliedert und mit Farbangaben sowie allgemeinen Verarbeitungshinweisen in deutscher Sprache versehen.
Der Bausatz wird durch feinste Gravuren und einen exquisit blasenfreier Guß ausgezeichnet. Jedoch war bei dem mir verfügbaren Bausatz die Bodenwanne als auch die Kettenabdeckungen leicht verzogen. In heißem Wasser angewärmt und auf einer ebenen Platte ausgerichtet, war dieses kleine Manko jedoch schnell behoben.




Der Bau

Die Bodenwanne verfügt über einige Inneneinbauten und eine ausgezeichnet nachgebildete Notausstiegsluke, die, wenn man zumindest eine der beiden großen Dachklappen geöffnet beläßt, durchaus zu sehen ist. Obwohl in der Bauanleitung (Step) 1 nicht dargestellt, sind je zwei Sitze jeweils an den Innenseitenwänden anzubringen, die hiernach ebenfalls bei geöffneten Dachklappen sichtbar bleiben. Die Trennwände zum Motorraum als auch zum Fahrer- und Kommandatenbereich konnten mit der  Oberwanne nach geringfügigen Einpassungen dauerhaft befestigt werden.

Mit Step 2 beginnt der Zusammenbau des Fahr-/Laufwerks und die Kettenmontage. Die Gleiskette ist aus Segmenten und Einzelglieder zusammenzusetzen. Bauteile und –anleitung stimmen leider nicht völlig überein. So gestaltete sich die Kettenmontage etwas diffiziler. So mußten beispielsweise sechs Glieder umfassende Bauteile als Kettensegment statt solcher - wie dargestellt - mit fünf Gliedern eingesetzt werden. Wie in solchen Fällen üblich, beginnt man mit der Kettenmontage mit den einzelnen Kettenglieder um die Antriebsräder. Letztere müssen übrigens hinsichtlich ihrer Zähne sorgsam ausgerichtet zusammengesetzt werden. Ich empfehle hiernach mit dem Segment zwischen Treibrad und hinterstem Laufrad fortzuführen und über das Leitrad den Kettenvorlauf bis zum Antriebsrad folgend Segment für Segment an- und einpassend anzubringen. Geringfügiges Ausgleichen ließe sich schlußendlich am Antriebsrad ausgleichen. Die einen oder anderen fehlenden oder beschädigten Kettenzähne ersetzte ich durch Entfernen jener, die bei der Montage im Antriebs-, bzw. Leitrad unsichtbar geblieben wären.

Jedoch variierte ich den Ablauf des Zusammenbaus derart, daß ich nach den wenigen Teilen der Inneneinrichtung zuerst Ober- und Unterwanne miteinander verband, um ggf. bei Resin - Bausätzen häufiger auftretende Ansatzstellen verspachteln zu können, was sich zudem in begrenztem Maß als notwendig erwies. Die Anbringung der Ketten wird hierdurch jedoch durchaus verkompliziert. Man muß sich also entscheiden.

Zugleich war dies die Möglichkeit den Bordkanonenturm durch Unterfüttern mit zwei Metallplättchen so gegen unbeabsichtigtes Herausfallen zu sichern und dabei aber auch zugleich beweglich zu gestalten. Dies hieß folglich, die letzte Baustufe vorzuziehen. Das Rohr der BMK 20mm ist als ausgezeichnet gefertigtes Messingrohr beigegeben, das sich jedoch in seinem Turm nicht höhenverstellbar einbringen läßt.

Die Trittstufe (Step 4) ist erst als solche klar erkennbar, wenn man einen Blick auf HS-30 Originalfotos vornimmt. Hier wünschte ich eine Seitenansichtsskizze, die zur besseren Übersichtlichkeit hätte beitragen können.

Der Antennenträger (Step 5) besteht aus zwei Teilen und ist, nicht wie dargestellt, ein Bauteil. Wie bereits bei der vorangehenden Baustufe angesprochen, hätte FCM noch die Positionierung des Klauenbeils und des Hammers am Fahrzeugheck deutlicher herausstellen können. Aber, auch hier hilft der Blick in verfügbare Literatur oder ins Internet nicht unbedingt weiter. Man findet leider allzu häufig Abbildungen des HS-30 ohne Mitführen jeglichen Werkzeug.

Die Gitterkonstruktion am Fahrzeugbug (Step 6) erfordert Geduld, Fingerspitzengefühl und genügend Geschick. Das meinem Bausatz beiliegende Resinteil ersetzte ich ebenso wie die (fehlende) hintere Querstange durch 0,5/0,6 mm Messingdraht. Die dem Bausatz beigegebene Biegelehre ist ein ausgezeichnetes Hilfsmittel, um die richtigen Biegeradien zu erzielen. Die zugeschnittenen Messingstäbe / -stäbchen wurden mit Sekundenkleber miteinander verbunden und haben im Gegensatz zu einem während des Fotografieren durch Abbrechen in Verlust geratenen Resingriff am Fahrzeugheck gehalten. Ebenso extrem bruchgefährdet sind, weil realistisch und damit sehr filigran ausgeführt, beide Außenspiegel (Step 7). Aus eigener leidvoller Erfahrung empfehle ich diese erst zum Abschluß anzubringen.

Die Dachklappen als auch beide Luken (Fahrer, Kommandant) können wahlweise offen oder geschlossen gestaltet werden (Step 8). Da es bislang keine für den HS-30 passenden Figurenbausätze gibt, beließ ich es bei einer optional geschlossen oder offen darzustellenden Dachklappe.





Bemalung/Alterung

Für die Farbgebung wird, es könnte ja nichts anderes sein, das klassische „NATO - Gelboliv“ (RAL 6014) empfohlen. Da der REVELL-Farbton 46 der damaligen Orginalfarbe sehr nahe kommt, wurde das Modell des HS-30 mit diesem grundiert, anschließend wolkig aufgehellt und mit dezentem Auftragen von Pastellkreiden quasi gealtert. Der Auspuff erhielt seine finale Gestaltung mittels Rost aus dem Zubehörhandel.


Fazit

Zusammenfassend bleibt festzustellen, daß FCM und dem Urmodellbauer aus meiner Sicht ein großer Wurf gelungen ist, denn Fahrzeuge wie der HS-30 aus den Anfangsjahren unserer Bundeswehr fehlen leider im Maßstab 1:35 allenthalben. Vielleicht ist dies für deutsche Hersteller Anregung genug, sich der ersten Dekade unserer Bundeswehr verstärkt zuzuwenden.

Preis / Leistung: ***** Paßgenauigkeit: *****
Detailierung: ***** Schwierigkeitsstufe: *****



© 08/2014

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