Jagdtiger - Henschel Laufwerk, Sd.Kfz.186 (Revell)

Mit einem Gewicht von 75 t war der Jagdtiger das schwerste während des 2. Weltkrieges im Einsatz befindliche Fahrzeug. Durch seine 12,8-cm-Pak 80 L/55 und einer maximalen Stirnpanzerung von 250 mm war er allen Feindpanzern haushoch überlegen - theoretisch. Ständige technische Defekte, hervorgerufen durch die gewichtsmäßige Überlastung des Fahrgestells, verhinderten allerdings einen erfolgreichen Einsatz. Als Modell stellt der Jagdtiger aber die Krönung jeder Militärsammlung.
Die ersten beiden Jagdtiger verließen im Feb. 44 das Nibelungenwerk in St. Valentin, Österreich. Diese hatten zwei unterschiedliche Laufwerkskonstruktionen. Porsche brachte in Konkurrenz zum bekannten Henschel-Laufwerk vom Tiger II einen eigenen Vorschlag ein, der eine erhebliche Produktionsvereinfachung darstellte. Nach ausführlichen Tests fiel die Entscheidung zugunsten des Henschel-Laufwerkes, da das Porsche-Laufwerk zu viele Probleme (starke Nickbewegungen) bereitete. Insgesamt wurden 10 Porsche-Jagdtiger gefertigt, bevor die Produktion im September 44 auf das Henschel-Laufwerk umgestellt wurde. Bis Kriegsende verließen 77 Jagdtiger die Fabrik.
Die schweren Heeres-Panzerjäger-Abteilungen 653 und 512 waren die einzigen Einheiten die mit Jagdtigern ausgestattet wurden. Die s.Pz.Jg.Abt.653 hatte im Feb. 45 eine Ist-Stärke von 41 Jagdtigern erreicht. Ohne Verluste erreichte es die Einheit bis Mitte März 38! Jagdtiger einsatzbereit zu melden. Zu einem geschlossenem Einsatz der Abteilung kam es nicht. Die Fahrzeuge waren für größere Bewegungen auf Eisenbahntransport angewiesen. Verlegungen auf der Straße mußten mit hohen technischen Ausfällen bezahlt werden. Dies machte einen sinnvollen taktischen Einsatz der Abt. fast unmöglich. Meist blieb es bei vereinzelten Einsätzen mit wenigen Fahrzeugen.

Das Modell

Bei dem Jagdtiger (Henschel) von Revell handelt es sich um das vor einiger Zeit bei Dragon erschienene Modell. Der Bausatz hat keine Ätzteile mehr, allerdings liegen die vom Dragon Porsche-Jagdtiger bekannten Kettenabdeckungen, sowie ein Gaze-Gewebe aus Plastik für die Lüfterabdeckungen bei. Eine Einzelgliederkette vervollständigt diesen guten Bausatz, dem man ein hervorragendes Preis-Leistungsverhältnis bestätigen kann.

Für die Superdetaillierung des Modells verwendete ich die drei Ätzteile-Sets der Fa. ABER für den Jagdtiger. Diese Ätzteile läuten eine neue Qualtitätsstufe in der Superdetaillierung von Modellen ein. Die dreidimensionalen Lüfterabdeckungen sowie feinste Beschläge - um nur einiges zu nennen, sind das beste was ich bisher gesehen habe. Ein besonderes Highlight sind die Ätzteile-Sets für die Schürzen und die beweglichen ! Kettenabdeckungen. Teile an Fahrzeugen, die im Original aus Blech waren, sind im Modell nur durch geätzte Bleche wirklich realistisch darstellbar.

Der Bau

Beim Montieren der Schwingarme ist auf die korrekte Ausrichtung zu achten; am besten ein Balsabrett zwischen die Laufrollen klemmen und die Schwingarme und Laufrollen mit Klebstoff fixieren. Als nächsten Schritt bearbeitete ich die Baustufen 23 und 34-38 und setzte Wanne und Oberteil zusammen. Bevor nach Plan weitergerbeitet wird, sollten vorher Schweißnähte ergänzt und die Oberfläche mit Stahlwolle geglättet werden. Um die Abschleppschäkel sauber anzubringen muß man die Nasen an den Schäkeln abfeilen, die Wannenseiten aufbohren und mit einem passendem Rundmaterial auffüllen.

Der Jagdtiger von Revell stellt ein frühes Baulos mit Aufhängungen für 4 Paar Gleiskettenglieder dar. Ab Dezember schweißte der Hersteller Aufhängungen für 6 Paar Gleiskettenglieder an jeder Aufbauseite an. Solch einen späten Jagdtiger hat Thomas Anderson bereits in Kit 9/96 vorgestellt. Die Ätzteil-Sets von ABER berücksichtigen sowohl frühe als auch späte Baulose. Mein Jagdtiger sollte ein Oktober-Baulos darstellen. An den Einstiegsluken für Fahrer und Funker ist nur ein Griff anzubringen. Sämtliche Griffe fertigte ich aus Metalldraht neu an. Das Flugabwehr-MG fand bei meinem frühen Jagdtiger ebenfalls keine Verwendung.
Immer wieder ärgerlich bei Revell und Dragon Bausätzen, die fehlenden Abschleppseile. Bei meinem Modell habe ich ein Set von Accurate Armour verwendet. Allerdings reichte der beiliegende Draht nur für eine Seillänge, und von den insgesamt 4 enthaltenen Schlaufen waren zwei von schlechter Gußqualität. So verwendete ich Baumwollseile aus dem Schiffsmodellbau (Abschleppseil im Original 50 mm, Seil zum Kettenaufziehen 15 mm Durchmesser). Das Kanonenrohr ersetzte ich durch ein Jordi- Rubio Metallrohr. Ebenso wird durch die, allerdings sehr teure, Modellkastenkette eine noch bessere Detailtreue erzielt.
Natürlich liegt es im Ermessen jedes Einzelnen was für Zubehör er zusätzlich verwenden möchte. Empfehlenswert sind auf jeden Fall die Ätzteile von ABER. Die Wirkung am fertigen Modell ist hervorragend.

Bemalung

Da ab September 44 kein Zimmerit mehr aufgebracht wurde, verließen die Mehrzahl der Jagdtiger das Nibelungenwerk ohne diesen Anstrich. Üblich war zu dieser Zeit ein Dreiton-Anstrich, der bereits vom Hersteller aufgebracht wurde. Bis Oktober / November war das Hinterhaltstarnmuster verbreitet. Später wurde hauptsächlich großflächig getarnt. Da alle Farben nicht immer verfügbar waren, gab es Abweichungen.

Einige Jagdtiger verließen das Werk nur mit dem Rostschutzgrundanstrich. Teilweise wurde mit Dunkelgelb nachträglich ein Tarnmuster aufgebracht.
Im Oktober 44 ging auf das Nibelungenwerk ein Bombenangriff nieder, der die Fertigung der Jagdtiger behinderte. Da mein Jagdtiger ein Oktober-Baulos darstellt, entschied ich mich für solch einen einfachen Tarnanstrich.
Mit Humbrol H 70 (Matt Ziegelrot) spritzte ich eine Grundierung auf. Für das Tarnmuster verwendete ich Humbrol H 83 (Matt Ocker). Nach Bemalung der Details folgte der Glanzlacküberzug für die Truck-Line Decals; nach dem Trocknen wiederum ein Matt-Lack Überzug. Anschließend bekam das Modell eine relativ starke Alterung und Schattierung mit Kunstlerölfarben und Pastellkreiden. Der Kommandant stammt aus dem Dragon Figuren Set "Dt. Panzerbesatzungen".

Fazit

Mit dem Modell des Jagdtigers erfüllte Dragon vielen Modellbauern den Wunsch nach einem korrekten Modells dieses Jagdpanzers. Die verlängerte Wanne der Jagdpanzerausführung des Tiger B wurde nicht vergessen. Die Detaillierung ist gut und zu bemängeln gibt es wenig. Schade das bei den Dragon Bausätzen nie Abschleppseile beiliegen.
Das fertige Modell ist imposant und ein Blickfang in jeder Sammlung.

Die Bewertung bezieht sich auf den Bausatz ohne die ABER Ätzteile.

Preis / Leistung: ***** Paßgenauigkeit: *****
Detaillierung: ***** Schwierigkeitsstufe: *****

 

(C) 6/2001 Roland Greth

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