Jagdpanzer IV/70(V) final


 

Das Original

Die erste Serie des Jagdpanzer IV besaß als Hauptwaffe die 7,5-cm-Pak 39 L/48. Die Kanone war mit 48 Kaliberlängen und einer Rohrlänge von 3,60 m genau so lang wie die Kanone des Sturmgeschützes IV, jedoch besaß letzteres die StuK 40 /L48. Im Unterschied zum herkömmlichen Panzer-IV-Fahrgestell war die Panzerung abgeschrägt, wodurch sich der Panzerschutz vor allem beim spitzwinklig ausgebildeten Bug stark erhöhte. Beim Panzer IV war ein von einem DKW-Motor angetriebenes Stromerzeugungsaggregat eingebaut, das die elektrische Energie für die Turmdrehmechanik lieferte. Beim turmlosen Jagdpanzer IV konnte infolge des Wegfalls dieses Generators ein zusätzlicher Kraftstoffbehälter eingebaut werden. Des Weiteren wurde die Anordnung der Bremsentlüftung, der Innenraumheizung und der Einbau der Funkgeräte geändert. Bei den Führungsfahrzeugen wurde die ursprüngliche Besatzung von vier Mann um ein Besatzungsmitglied erhöht, welcher als Funker das in einer Kugelblende befindliche Bug-MG bediente, dessen Öffnung sonst mit einer kegelförmigen Panzerplatte abgedeckt war. Von dieser Serie wurden im Jahre 1944 insgesamt 769 Stück hergestellt. Die Panzerung wurde von der Witkowitzer Bergbau- und Hüttengewerkschaft geliefert; die Hersteller der Hauptwaffe waren Rheinmetall-Borsig und die Seitz-Werke in Kreuznach.

Im Januar 1944 wurde angeordnet, unter Berücksichtigung der technischen Möglichkeiten die überlange 7,5-cm L/70-Kanone in den Jagdpanzer IV einzubauen. Im April wurden Hitler die ersten Lichtbilder des Panzerjägers mit dieser Kanone gezeigt. Dazu sollte die gesamte Panzer-IV-Produktion auf die Herstellung des Sturmgeschützes IV und des neuen Jagdpanzers IV umgestellt werden. Da dies produktionstechnisch nicht zu realisieren war und man auch keinen Einbruch der Produktionszahlen des Jagdpanzer IV/48 bei Vomag aufgrund der Umstellung hinnehmen wollte, kam es zu einer Zwischenlösung, um die lange Kanone so schnell wie möglich in den Panzerjäger IV einzubauen. Dabei wurde das Nibelungenwerk angewiesen, die Kanone in einem von Alkett entworfenen hohen Aufbau unterzubringen. Von August 1944 bis März 1945 wurden auf diese Weise 278 Stück hergestellt. Durch den hohen Aufbau ging der ursprüngliche vorteilhafte Panzerschutz teilweise verloren, weswegen die "Jagdpanzer IV/70(A)" genannten Fahrzeuge nur als Übergangslösung angesehen wurden.
Ab August 1944 lief auch die Produktion des eigentlichen Jagdpanzer IV (70) bei Vomag an. Das Fahrzeug war bewaffnet mit der 7,5-cm-StuK 42 L/70, einer minimal modifizierten Variante der auch im Panther eingebauten Kanone. Die Waffe wurde von den Gustloff-Werken in Weimar und von Skoda in Pilsen geliefert und hatte von vornherein keine Mündungsbremse. Die mit einer Saukopfblende geschützte und 10° nach beiden Seiten schwenkbare Waffe war leicht nach rechts versetzt, um den Fahrzeuginnenraum besser ausnutzen zu können. Wie auch im Jagdpanzer IV/48 erhöhte sich die Besatzung bei Führungsfahrzeugen von ursprünglich vier auf fünf Mann. Durch den langen Überhang der Kanone wurde diese während des Marsches in einer Rohrstütze gelagert. Mit fast 26 Tonnen Gefechtsgewicht war das Panzer-IV-Fahrgestell am Ende seiner Leistungsfähigkeit. Durch die lange Waffe und die starke Bugpanzerung von 80 mm war das Fahrzeug stark kopflastig, wodurch es im Gelände nur schlecht zu lenken war und den Spitznamen "Guderian-Ente" erhielt. Aufgrund der hohen Belastung der Gummibandagen wurden bei dem vorderen Laufrollenpaar Stahllaufräder verwendet. Vomag stellte von diesem Typ insgesamt 930 Stück her.
Quelle: Wikipedia



Der Bausatz

Im Karton finden sich 4 Spritzlinge, Ober-, Unterwanne, Vinylketten, Polycaps und Decals.

Die Ober- und Unterwanne sind in einem Stück gemacht und werden dann mit entsprechenden Anbauteilen vervollständigt. Das Laufwerk wird starr an die Unterwanne geklebt, wobei alle Räder (Laufrollen, Treib- und Leiträder) mit Polycaps versehen werden und daher drehbar bleiben. Für die jeweils ersten beiden Laufrollen hat Tamiya korrekterweise die Stahllaufrollen beigelegt, die typisch für diese Version waren. Diese wie auch die gummierten Laufrollen machen einen guten Eindruck. Auch die Treib- und Leiträder machen einen sehr guten und detaillierten Eindruck.
Die Ketten sind die typishen Tamiya Vinylketten in je einem Stück, die am Ende verschweißt werden sollen. Die Machart und Details sind ganz nett, wennauch auf den Innenseiten wenige kleine angussnasen sind. Die Aussenseite weist eine interessante Kettenform der Stege auf, die mittig zurückgesetzt ist. Ist mir bislang noch nie aufgefallen.
Die Stützrollen sind als Stahlstützrollen und mit 3 Stück pro Seite für eine späte Panzer IV Wanne. Dazu passen auch die Flammvernichter, die Tamiya dem Bausatz spendiert hat.

Die Oberwanne wird mit Kettenblechen, Lüfterlamellen und natürlich der Bewaffnung sowie vielen weiteren Kleinteilen ausgestattet. Die Luken im Dach lassen sich offen darstellen. Man hat zwar keine Inneneinrichtung, aber dafür hat Tamiya zwei recht schöne Figuren dem bausatz beigelegt, die man in diesen Luken positionieren kann.

Die Kanone, bzw. das lange Rohr besteht im Grunde aus einem Plastikrohr mit separater Mündung. Dieses wird in die Blende und diese in die entsprechende Aufnahme eingebaut. Diese sind von exzellenter Qualität und gerade die Gusstruktur des Aufnahmeerkers ist sehr gelungen.
Das Rohr bleibt sowohl in der Höhe als auch seitlich beweglich. Tamiya bietet übrigens unter der Nummer 12260 ein separates Alurohr für die Kanone an.

Die Bauanleitung ist wieder tamiyatypisch mit gewohnt klaren und verständlichen Zeichnungen, umfangreiche Texterläuterungen in 4 Sprachen (inkl. Deutsch) in jedem Bauschritt, ebenso ausführliche Infos zum Modellbau allgemein, Werkzeugauswahl, Grundierung, Bemalung, Decals, etc.
Dazu gibt es ein 8-seitiges DIN A4 Faltblatt zum Original und die Farbprofile für Bemalung und Markierung. Die möglichen Markierungen sind:
- Nr.322, 655.schw.PzJg.Btl., Westfront, Dezember 1944 in Dreifarbtarnung
- Nr.313, unbekannte Einheit, Westfront, Dezember 1944 in Hinterhalttarnung
- Nr.103, unbekannte Einheit, Ostfront, frühes 1945 in Dreifarbtarnung




Der Bau

Der Bau dieses Bausatzes soll zu einem Jagdpanzer IV mit der langen L/70 Kanone von Vomag der allerletzten ausführung führen. Dazu nutze ich Tamiyas Jagdpanzer Bausatz und den Umbausatz 35010 von Paper Panzer Productions. Dieses ist an sich für den Dragonbausatz gemacht - ich werde hier prüfen wie es sich mit dem Tamiya Bausatz verträgt.
Der Bau beginnt mit dem Anbau des Laufwerks an die Unterwanne. Die Laufrollemstationen werden fest an die Wanne geklebt und sind dadruch nicht beweglich. Die Laufrollen setzen sich aus zwei Teilen zusammen und einem Polycap wodurch sich die Laufrollen einfach aufstecken lassen und drehbar bleiben, was die Bemalung der Gummierung später erleichtert. Auch die Treib und Leiträder bleiben drehbar dank Polycaps - das erleichtert das Aufziehen der Kette später enorm. Lediglich die Stützrollen werden fest eingeklebt.
Die vordersten zwei Laufrollen sind korrekterweise als Stahllaufrollen ausgeführt.
An der Heckwand werden diverse Kleinteile und die beiden Flammvernichter Auspuffrohre angeklebt. Auf die beiden Rohre habe ich die Winkelstücke für die finale Version aus dem Umbausatz von PP genommen.

Dann geht es schon an die Oberwanne. Hier wird die Aufbaurückwand und die beiden Lüftergrätings links und rechts eingeklebt. Bei letzteren muss man genau schauen, dass man die Teile richtigherum einbaut und diese auch überalle exakt anliegen, damit die kettenbleche im nächsten Schritt auch genau passen und nicht verkanten und damit dann die Oberwanne nicht exakt auf die unterwanne passt.
An der Front wird die Glacisplatte aufgeklebt und für die beiden Wartungsluken auf der Bugplatte die Resinteile aus dem PPP Umbausatz benutzt, die in ihrer Ausführung der letzten Version entsprechen. Bei diesen Teilen hat man die Handgriffe bereits mit angegossen, was eine helle Freude ist. Die beiden Teile passen ganz gut in das Tamiya Basisteil - man muss nur die 4 Seiten kurz einmal anschleifen. Das größte Problem ist lediglich, dass nur ein Scharnierteil an der Luke angegossen ist, da der andere Teil an der Dragon Bugplatte ist und man die Luke offen darstellen könnte. Tamiya hat hingegen das komplette Scharnier in einem Stück an den Luken angegossen. D.h. aktuell fehlte mir eine Hälfte. Darum habe ich mir mit scharfem Skalpell den fehlenden Teil aus dem Tamiya Scharnier herausgeschnitten und dann auf dem Modell an der Resinluke ergänzt.
Die Rohrstütze wird auch gegen das Resinteil aus dem Umrüstsatz genommen, welches exzellent passt und auch beweglich bleibt.

Auf dem Motordeck werden die ganzen Werkzeuge und die Ersatzantennen und Ersatzlaufrollen samt Halterung angebracht. Wobei ich eine der Halterungen leer gelassen habe um dem Modell ein wenig Abwechslung zu geben.

Dann geht es an den Bau der Kanone. Hier wird das Innenleben mit Verschluss und Co gebaut. Beim Anbau der Richtoptik darf der Blendschutz erst später angeklebt werden, nachdem das Ganze eingebaut und die Dachplatte aufgesetzt ist, da die Optik erst durch die schmale Öffnung geführt ist.
Das Kanonenrohr aus Plastik habe ich gegen ein Alurohr von RB Model (35B69) getauscht. Dieses passt ohne Probleme in die Blende und die Tamiya Konstruktion der Höhen- und Seitenrichtung hält auch das Gewicht des Alurohres in Position.
Das ganze Konstrukt lässt sich dann durch die Öffnung in die Wanne einführen und ohne Probleme an der Frontplatte ankleben.

Nun kann man die Deckplatte auf den Aufbau kleben. In diesem Falle die neue Deckplatte aus Resin aus dem PPP-Bausatz. Diese passt so exakt auf das Tamiya Modell, als wäre sie dafür gemacht. Ganz grandios!
Die Deckplatte wird mit einigen Anbauteilen vervollständigt, die aus dem Tamiya Bausatz benötigt werden. Die Luken müssen ein ganz klein wenig angefeilt werden um in die Öffnungen zu passen. Die linke Luke, die zweiteilig ist, habe ich offengelassen um eine der Tamiya Figuren später hineinzusetzen. Die geschwungene Abdeckung der Richtoptik wird ebenfalls von Tamiya genommen und auch hier muss minimal mit Schleifpapier beigegangen werden um diese exakt passend in die Aufnahme des PPP Teils zu bekommen.
Ein wenig fummelig ist, dass man die Abdeckungen der beiden Periskope entweder selber neu macht (was bezüglich der maßstäblichen Stärke der
Abdeckung besser wäre) oder diese von der Tamiya Deckplatte zu schneiden - was ich gemacht habe.

Zum Abschluss wird in den Antennensockel ein kleines Loch eingebohrt und eine Messingantenne von RB Model eingesteckt.
Nach der Bemalung wird die Friulkette ATL-28 zusammengesteckt und aufgezogen. Der Zusammenbau gestaltet sich recht einfach und ergibt am Modell ein hervorragendes Aussehen mit dem natürlichen Durchhang zwischen den Stützrollen.

Bemalung/Alterung

Die Bemalung erfolgte zunächst nach meiner Standardprozedur mit einer Grundierung des Bausatzes mit Chaos black von Games Workshop aus der Sprühdose und dem folgenden vorschattieren mit Tamiya XF-2 weiß per Airbrush. Dabei habe ich die horizontalen Flächen stark aufgehellt, dies insbesondere mittig auf größeren Flächen während die seitlichen Teile nur leicht aufgehellt wurden und das Laufwerk komplett schwarz blieb.

Für die nun folgende Bemalung in Dreifarbtarnung habe ich das Late War Color Set von Ammo of Mig genutzt.
Dazu habe ich als erstes das Modell komplett in AMIG-004 RAL6011B Resedagrün gebrusht. Darüber kamen dann Tarnflecken, die ich nach eigenem Ermessen ohne Vorlage in Dunkelgelb DGIII (AMIG-012), das schön hell wirkt und rotbraun RAL8012 (AMIG-014) per Airbrush azfgetragen habe. Das Grün musste nachträglich nochmal nachgebrusht werden, da der erste Farbauftrag noch zu grau von der Grundierung wirkte.
Die entsprechenden Fleckbereiche habe ich dann mit der jeweiligen Farbem die mit weiß aufgehellt wurde, und mittig gebrusht und somit mit Highlights versehen.

Danach werden Markierungen aufgebracht. Da ich eine ganz späte Version darstelle, wollte ich eine fiktive Markierung.
Dazu habe ich sowohl die Balkenkreuze als auch die 3 stelligen Zahlenmarkierung aus Archer Trockenreibesets genommen und aufgerubbelt.
Zum Abschluss wurde das ganze Modell mit Seidenmattlack von Ammo of Mig überzogen und somit die Decals geschützt.


Es folgt die Detailbemalung. Die Blattfedern habe ich mit Stahlfarbe von Vallejo bemalt, ebenso wie die Metallteile des Werkzeugs. Die Holzstiele wurden dann mit ockerfarbe grundiert und streifig mit wood color von Vallejo übermalt um einen Holzeffekt zu erzielen.
Mit washing for wood von AK bin ich dann nochmal gezielt über die Holzteile des Werkzeugs gegangen.
Die Flammvernichter Auspuffrohre wurden mit Stahlfarbe grundiert und dann mit Rostpigmenten und -washings nachbehandelt.
Die Laufrollengummis habe ich mit dunkler Gummifarbe von Lifecolor bemalt, wobei die Laufseiten in hellerem Gummiton bemalt wurden und die Seiten mit dunklem washing nachbehandelt.


Mit braunem Rost- und dunklem Streaking Grime sowie hellen Rainmarks von AK Interactive und Ammo of Mig habe ich dann an den vertikalen Flächen Laufspuren mit einem 0er Pinsel aufgebracht und diese von oben nach unten gezogen, sodass eine auffällige und abwechslungsreiche Reihe auf den Seitenflächen entstand. Mit einem breiten Flachpinsel und Verdünner habe ich dann diese weiter in die Grundfarbe eingeblendet bis die Laufspuren nur noch andeutungsweise zu sehen ist. Als Verdünner kann ich nur AK-047 empfehlen und nicht den Thinner for Enamels von Ammo of Mig, der die Farben nicht so schön auflöst wie es sein sollte.
Darauf folgt das Filtern mit dem Amig-1510 Filter für Dreifarbtarnungen.

Es folgt ein punktuelles Washing mit schwarzbrauner Farbe auf den Kanten, Rillen und Nieten. Nachdem dieses ordentlich angetrocknet ist, wird mit einer hellocker Ölfarbe mit einem Hauch hellgrün ein Drybrushing durchgeführt um die Kanten und Details zu betonen.

Die Metallkette von Friul wird mit der neuen Brünierung von AK interactive gefärbt. Man muss hier nur achtgeben, dass sich in den kleinen Details der Kette keine Luftbläschen bleiben, denn dort findet sonst keine Färbung statt. Die Laufflächen innen werden dann mit Ammo of Mig Gun Metal bemalt und auf der Aussenseite die Kontaktflächen mit Metallfarbe trockengemalt. Mit ein paar verschiedenen Rostpigmenten wurde die Aussenfläche farblich noch etwas aufgelockert.

Den Abschluss bildet das Auftragen mit trockenen Pigmenten im unteren Laufwerksbereich um Staubauftrag darzustellen.

Die Figur wurde für den Kommandanten aus dem Bausatz verwendet und die Uniform mit Eichenlaubtarnung als Decals von Shinsengumi belegt. Man muss nur genug Weichmacher verwenden, dann liegen die Decals für die Uniform wirklich exzellent an. Danach werden die Uniformdecals mit Ultramattlack von AK-Interactive überpinselt, was den Decalglanz ganz enorm mildert.



Fazit

Ein schöner, kleiner Bausatz, der in bewährter Tamiya Qualität zu gefallen weiß. Sowohl Anfänger als auch Profis können sich an diesem Bausatz erfreuen, da dieser gut und einfach zu bauen ist und rund 45 Euro auch noch erschwinglich. Das Umbauset von PPP zum finalen Jagdpanzer passt auch auf diesen Tamiya Bausatz und gibt dem ganzen ein paar besondere Details.

Tamiya Bausatz ohne Zurüstteile:
Preis / Leistung: ***** Paßgenauigkeit: *****
Detailierung: ***** Schwierigkeitsstufe: *****



Empfohlene Literatur:

Panzer Tracts No.9-2 "Jagdpanzer " - Thomas Jentz, Hilary Doyleleichte Jagdpanzer - Walter Spielberger, Thomas Jentz, Hilary Doyle - Motorbuch Verlag

© 08/2015 Thomas Hartwig

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