21cm Mörser 18 von Precision Models



Der Mörser in seiner ganzen Pracht. Besonders gut zu sehen sind die selbst aus Draht angefertigten Federn im hinteren Lafettenbereich.

Ein Deutscher Brummbär aus Belgien
21 cm Mörser 18 in 1/35 von Precision Models

Den renommierten Großserienherstellern scheint bis heute entgangen zu sein, dass es im zweiten Weltkrieg in den Arsenalen aller Nationen die verschiedensten Feld- oder auch Flakgeschütze gegeben hat. Anders läßt sich vermutlich nicht erklären, warum man die Arbeitspferde der Heeresdivisionen nur in den Programmen einiger Kleinserienhersteller finden kann. So auch der schwere 21cm Mörser 18, der sich beispielsweise im Angebot der belgischen Firma Precision Models findet.

Zur Geschichte

Der 21 cm Mörser 18 wurde von Krupp entwickelt, 1939 bei der Truppe als Ersatz für den langen Mörser 21cm eingeführt und bis 1942 produziert. Dann hatten sich die verantwortlichen Stellen entschieden, das Kaliber 21 cm zugunsten der 17 cm Kanone und des Entwurfes modernerer 24cm-Geschütze einzustellen. Ein doppelter Rückstoßmechanismus sorgte dafür, dass der Mörser eine extrem stabile Feuerplattform darstellte. Neben dem bei jeder Kanone gängigen Rückholmechanismus der Rohrbremse wurde ein zweiter in Form einer beweglich gelagerten Rohrwiege installiert. Wie ein Schlitten konnte so die gesamte Rohrkonstruktion rückwärtig über die eigentliche Lafette gleiten und, mit zusätzlichen Bremsmechanismen versehen, den gewaltigen Rückschlag des Mörsers weitgehend kompensieren.
Der Mörser war in der Lage mit einer Rohrerhöhung von bis zu 70 Grad zu feuern, während die spätere 17 cm Kanone nur 50 Grad erreichen konnte. Dennoch lag die Reichweite des 21 cm Mörsers bei nur knapp der Hälfte der Distanz, die die 17 cm Kanone erreichen konnte - einer der Gründe, warum die Produktion schließlich umgestellt wurde.

Zum Modell

Eines vorweg: Der 21 cm Mörser ist wahrlich kein Modell für den Anfänger. Nahezu 500 Teile gilt es zu verbauen, und sicherlich schreckt das Material des Modells - Resin manchen Modellbauer ab. Neben den Resinteilen liegen dem Bausatz eine fotogeätzte Platine, Kupferdraht, Vinylschlauch und ein Stück Faden bei.


Einige Baugruppen vor der Lackierung: Geschützrohr mit Wiege, Lafette (provisorisch auf den Standteller aufgesetzt) und die Räder.

Die 14-seitige Bauanleitung gliedert sich in eine Übersichtsseite, die alle Bauteile einzeln aufführt, die eigentlichen zwölf Bauschritte und eine Seitenansicht des Mörsers - einmal in Transport- und einmal in Feuerposition. Für eine dieser beiden Varianten muß man sich vor dem Bau entscheiden, denn davon abhängig sind verschiedene Bauschritte anders zu handhaben. In Explosionszeichnungen, die auf den ersten Blick einen sehr übersichtlichen Eindruck machen, werden die einzelnen Konstruktionsschritte dargelegt. Die Tücke liegt dann aber doch im Detail, wie sich während der Montage diverser Kleinteile zeigt: Oft genug geben die Bauzeichnungen die exakte Positionierung der Teile nicht genau genug wieder und führen zum Rätselraten. Hier kann das Hinzuziehen von Originalaufnahmen hilfreich sein. Überhaupt sollte man sich die komplette Bauanleitung zunächst zu Gemüte führen, denn oftmals werden zu montierende Teile in den Skizzen späterer Bauschritte exakter dargestellt - ärgerlich, wenn man sie bereits montiert hat, und zwar unter Umständen am falschen Platz. Da hilft dann nur der Versuch sie mit einem spitzen Skalpell vorsichtig und möglichst heil zu lösen.

Der Bau

Sich mit einem Resinbausatz zu befassen, ist etwas völlig anderes, als sich an einem herkömmlichen Spritzgußmodell zu versuchen. Ich bin seit 27 Jahren Modellbauer, doch der Mörser war erst mein zweites Resinmodell, so dass ich auch wieder eine Menge über die Handhabung dieses Materials dazulernen konnte. Es verlangt eine wesentlich größere Bearbeitung, als ein normaler Spritzgußbausatz. Das Material ist spröder und neigt eher zum Brechen, so dass viel Fingerspitzengefühl gefragt ist. Normaler Plastikkleber hilft bei einem Resinbausatz natürlich nicht weiter. Man muss auf Cyanoacrylat, sogenannten Sekundenkleber, zurückgreifen. Ich verwende ihn in zwei Varianten: einen Kleber für Kunststoffe und einen zweiten für Metallteile, der bei den photogeäzten Teilen des Modells Verwendung fand.
Und noch eine neue Erfahrung wird jeder machen, der bisher nur Spritzgussmodelle gebaut hat: Bei diesem Bausatz gibt es keine Numerierung der Bauteile. Man muss sie anhand des Übersichtsblattes identifizieren, dann mit einem scharfen Skalpell oder einer Handbohrmaschine mit Trennscheibe von ihren Angussblöcken lösen und gegebenenfalls noch nachschleifen.


Details der Rohrwiege und des Verschlussblocks von der rechten Seite her gesehen.

Die erste Baustufe - zugleich auch die einfachste und übersichtlichste - beinhaltet die Montage des Kanonenrohrs und des Verschlussblocks. Dank der hier übersichtlichen Zeichnung macht nur das Suchen der Kleinteile einige Mühe. Dennoch muss man aufpassen, dass man beim Abschleifen der überschüssigen Resinangussblöcke jeweils gerade Flächen bekommt, da das mehrteilige Rohr beim Zusammenkleben sonst eher einer krummen Banane gleicht.
In der zweiten Baustufe geht es dann richtig zur Sache, und man wird mit allen Tücken des Materials Resin konfrontiert. Bei der Montage des oberen Lafettenteils ging mir ein entscheidendes Rahmenbauteil irreparabel zu Bruch, so dass mir nichts weiter übrig blieb, als es aus Plasticard neu anzufertigen.
Baustufe drei umfasst die Montage der Rohrwiege. Auch hier gibt es durch die übersichtliche Bauanleitung keinerlei Probleme. Erst ab Bauschritt vier ist erhöhte Aufmerksamkeit gefordert. Der Zusammenbau des Hauptlafettenteils beinhaltet eine Vielzahl von Kleinteilen, deren exakte Position anhand der Anleitung nicht immer nachvollziehbar ist. Hier sollten unbedingt die Zeichnungen späterer Bauabschnitte oder - wenn vorhanden - Originalbilder herangezogen und gründlich studiert werden. In Bauabschnitt vier muss man auch die ersten Bauteile je nach gewählter Grundstellung des Mörsers montieren. Ich entschied mich für die Feuerstellung, da der Mörser später in einem Diorama eingebettet werden soll.
Im nächsten Abschnitt ist wieder erhöhte Aufmerksamkeit gefordert, da entscheidende Teile der Lafettierung der Feuerstellung des Mörsers angepasst werden müssen. Eine Schieblehre kann gute Dienste bei der genauen Längenermittlung des Lafettenabstützmechanismus leisten. Hier hilft nur: Jedes Teil einzeln trocken anpassen, die Lafette dann auf den Stützteller setzen und solange ausnivellieren, bis alle Stützmechanismen die richtige Länge haben, der Mörser also stabil auf dem Teller steht.


Der "Brummbär" nach Lackierung und Alterung mit Pastellkreide.

Bei den Bauabschnitten sieben bis neun machte mir wieder die Ungenauigkeit der Bauanleitung zu schaffen. Diverse Kleinteile konnten nur nach Abgleich mit Originalbildern richtig positioniert werden. In den nächsten beiden Bauabschnitten kommen zum ersten Mal massiv Fotoätzteile in Form der seitlichen Trittbretter zur Verwendung. Das Messing lässt sich nur schwer biegen und erfordert eine besonders sorgfältige Bearbeitung. Ich habe die Kanten der Trittbleche über eine passende Holzplatte gebogen, was ein sehr mühsames Unterfangen darstellte. Im letzten Bauabschnitt geht es dann nur um das Zusammenführen aller inzwischen erstellten Hauptbaugruppen. Vorher jedoch habe ich die einzelnen Baugruppen lackiert.

Die Lackierung


Der Bauanleitung liegen leider keinerlei Farbschemata bei. Lediglich das farbige Kartonbild zeigt einen Mörser in typischer Dunkelgelblackierung. Ich habe mich jedoch nach dem Studium einiger Originalfarbbilder für eine Lackierung in panzergrau (Humbrol 67) entschieden. Nach der Lackierung mit der Airbrush, kam das Hervorheben der Details mit aufgehelltem Panzergrau und schließlich das Unterlegen mit dunkler und rostfarbener Pastellkreide. Abschließend habe ich das Modell mit klarem Seidenmattlack versiegelt.


Die Figur (Grenadier von Dragon) macht die imposante Größe des Mörsers deutlich.

Fazit


Der 21 cm Mörser ist ein Modell, das mich einige Nerven gekostet hat. Aber das imposante Endergebnis kann sich sehen lassen und entschädigt für die vielen, mühevollen Stunden. Es stellt eine sehenswerte Bereicherung jeder Sammlung von Wehrmachtsgeschützen des letzten Krieges dar. Mit zirka 145 Mark bietet der Bausatz ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis und macht Appetit auf die weiteren Artilleriemodelle der Firma Precision Models. Als Zubehör bietet die belgische Firma ein umfangreiches Munitionsset für den 21cm Mörser an, das neben Granaten auch Transporthülsen, Treibladungen und Kartuschen enthält - für die Gestaltung eines Dioramas unerlässlich.

Preis / Leistung: ***** Paßgenauigkeit: *****
Detaillierung: ***** Schwierigkeitsstufe: *****

(C) 1/2002 Ulrich Evers

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