Kaelble Z6 V2A (Baujahr 1937)


 

Das Original

Zum ziehen schwerer Lasten, bzw. auf Culemeyer Straßenrollern verlasteten Schwergütern entwickelte die Firma Kaelble aus dem schwäbischen Backnang 1937 einen 3-achsigen 100-PS-Dieselschlepper. Eine technische Besonderheit waren die hinteren Treibachsen, die über drei Differentiale mittels Druckluft vom Führerhaus aus gesperrt werden konnten. Die Anordnung der Achsen ergab eine gute Geländegängigkeit, der Sechszylinder-Kaelble-Viertaktdiesel bewährte sich auch unter schwierigen Betriebsbedingungen gut.
Die Ladepritsche enthielt u.a. Reservereifen und Ballastpakete aus Beton, weiterhin waren eine Seilwinde und natürlich auch ein Werkzeugkasten vorhanden

Die Bausätze

Der Resinbausatz besteht aus etwa 70 sauber gegossenen Teilen, die sehr blasen- und verzugsfrei sind. Lediglich der Fahrgestellrahmen war bei meinem Modell leicht verzogen – dem ist aber leicht mit einem Fön beizukommen. Ein Differential wies eine relativ große Blase auf, die aber leicht mit Spachtelmasse auszufüllen ist. Einige Teile des Fahrgestells weisen Formenversatz auf, erfreulicherweise sieht man dies nach dem Zusammenbau aber nicht mehr. Außerdem lässt sich der Versatz leicht mit einer scharfen Skalpellklinge beseitigen. Alle sichtbaren Karosseriekomponenten sind sehr sauber ausgeführt, hier gibt es nichts zu bemängeln. Auch die Angüsse beschränken sich auf ein Mindestmaß! Selbst komplexe Teile wie z.B. die Kardanwelle habe nur etwas "Fischhaut", die Detaillierung lässt keine Wünsche offen!
Klarsichtmaterial für die Scheiben liegt nicht bei, ebenso keine Ätzteile, die Gestaltung des Modells lässt diese aber auch nicht unbedingt vermissen. Ein paar geätzte Scheibenwischer oder Winker wären natürlich schön gewesen ;-)
Die Bauanleitung besteht aus einer Handzeichnung und entspricht leider nicht dem heutigen Standard. Ebenso vermisst man eine Teileliste oder Nummerierung der einzelnen Teile. Ohne Bildquellen kann der Zusammenbau so gerade für Einsteiger in ein "Trial-And-Error" – Spielchen ausarten. Dem erfahrenen Modellbauer sollte die Anleitung jedoch ausreichen...

Der Bau

Nachdem alle Teile von den Angüssen befreit und die Fischhäute (falls vorhanden) entfernt sind, wird geschliffen und – falls nötig – gespachtelt. Vor dem Verkleben sollten alle Teile in lauwarmer Seifenlauge gespült werden, damit nachher die Farbe hält!
Fahrgestell:

Das vordere Chassis (das Teil mit den Kotflügeln) wird nachbearbeitet um den Motor einzupassen, d.h. das Getriebe muß plan mit der Bodenplatte des Fahrerhauses abschließen. Außerdem habe ich den Nummernschildträger auf der Stoßstange entfernt, um ihn durch ein ABER-Ätzteil zu ersetzen. Später musste ich das Ätzteil wieder entfernen, weil die Decals zu groß waren... Nun kann das Chassis mit dem Fahrgestellrahmen verklebt werden. Bei meinem Bausatz war der Fgst.-Rahmen leicht verzogen; Abhilfe schafft ein Haarfön, mit dem man verzogene Teile wieder ausrichten kann.
Die kurze Kardanwelle, der Auspuff und das Lenkgetriebe folgen, ebenso die Seilwinde. Hier musste der Kardanantrieb um etwa 2mm verlängert werden, was aber kein Problem darstellt. Die Seilwinde habe ich nach Fotovorlagen "gesupert", also das vorhandene Teil mit Eigenbauten weiter ergänzt und vervollständigt. Dazu sollte aber bereits der hintere Aufbau auf den Rahmen geklebt sein, die Arbeiten daran erkläre ich an anderer Stelle des Bauberichts.
Die Federnpakete , die Getriebegehäuse der hinteren Triebachsen und die Druckluftbremsen, sowie der Vorderachsträger folgen. Beim Achsträger ist der Querlenker samt Lenkgestänge nicht zu vergessen, die Druckluftzylinder der hinteren Bremsen habe ich mit Leitungen aus Draht zu den beiden Druckluftbehältern versehen. Diese wiederum haben Leitungen in den Motorraum, zum Kompressor. Die beiden hinteren Zylinder müssen übrigens um 180° gedreht werden, die Leitungen weisen in Fahrtrichtung.
Fehlen bloß noch die Räder. Entgegen dem Baubericht in Modell-Fan sind die Räder nun in "einem Guß" ausgeführt, werden also nur von den Angüssen befreit und auf den Standflächen abgeschliffen um das Fahrzeuggewicht zu simulieren. Die Räder klebt man nun an, am besten mit Sekundenkleber Gel, um sie noch etwas ausrichten zu können. Das endgültige Ausrichten (falls notwendig) wird wiederum mit einem Fön bewerkstelligt.
Zuletzt habe ich den sehr schön gearbeiteten Kühler mit Motor und Chassis verklebt. An ihm wird später unter Zuhilfenahme der Motorhaube das Fahrerhaus positioniert. Um das zu erreichen, musste ich das Getriebe auf das Niveau des Chassis bringen. Anpassungsarbeiten eben...

Hinterer Aufbau:

Das massive Teil des hinteren Aufbaus muß erst mal vom Anguß befreit werden, dabei sollten auch gleich die Verschlüsse, die Rückleuchten / Reflektoren, sowie die Nummernschilder entfernt, und durch neue (Ätz-) Teile aus dem Zubehör ersetzt werden. Der rückwärtige Teil der Seilwinde wird – wie schon erwähnt – neu aufgebaut, ein Seil wird ergänzt.
Der Tank erhält Haltebänder, der Werkzeugkasten findet darüber seinen Platz. Zuletzt fehlt noch die Besandungsvorrichtung. Diese habe ich aus dickem Lötdraht gebaut. Sie diente einem besseren "Grip" auf glatten Straßen; bekannt sind Besandungsanlagen von Lokomotiven, um den Reibwiderstand auf Steigungen zu erhöhen.

Fahrerhaus:

Auch hier hat sich zu den älteren Bausätzen eine Änderung ergeben: das Fahrerhaus besteht nun aus einem Guß, wer die Türen geöffnet darstellen will, muß die Säge zur Hand nehmen. Prinzipiell wird der Zusammenbau also vereinfacht, die ehemals einzelnen Komponenten sind schon zueinander ausgerichtet.
Die Bodenplatte wird eingepasst, am Dach musste ich die kompletten Regenrinnen neu aufbauen, weil sie teilweise abgebrochen und nicht mehr aufzufinden waren. Sie sind sehr filigran ausgeführt, wirklich vorbildlich! Dem steht nur eine zu kleine Verpackung im Wege... Ich habe das Dach also plan geschliffen und auf 0.25mm Sheet (dünner hatte ich nicht) die Umrisse mit etwas Überstand übertragen. Dann ausschneiden, unter das Dach kleben und mittels Schleifen angleichen.
An der Bodenplatte ist die Pedalerie neu aufgebaut, An der Motortrennwand das Loch für die Lenkradstange aufgebohrt.
Das Fensterglas entstand aus einem Blisterpack – eventuell könnte man Kratzer mit Handydisplaypolitur entfernen? Ich hab`s noch nicht ausprobiert! Die inneren Türstöße sollten mit einer Anreißnadel eingraviert werden. Die Türinnenverkleidungen entstanden aus dünnem Sheet, verfeinert mit Nieten, Seitentaschen aus Miliput, Türgriffen und Fensterkurbeln. Die Scheibenwischer sind aus Draht zusammengelötet, entsprechende Ätzteile konnte ich leider nicht auftreiben. Auch die Scheibenwischermotoren sind scratch gebaut und mit Stromleitungen versehen.
Das Instrumentenbrett sollte übrigens erst nach der Bemalung angebracht werden, ebenso die Sitzbank.
Bevor des Fahrerhaus verklebt wird, sollte es von innen komplett bemalt werden und von außen zumindest so weit wie möglich gebrusht werden. Waschen und Trockenmalen kann später erfolgen. Jetzt können die Fenster rein, einpressen und die Spalten mit MICRO KRISTAL KLEAR von Microscale ausfüllen. Danach wird das Fahrerhaus mit der Motorhaube als Richtmittel verklebt, der Lenkstock samt Lenkrad eingebaut und zum vorläufigen Abschluß kommt die Motorhaube ans Modell, nachdem der Motor sein endgültiges Finish erhalten hat.

Die restlichen Anbauteile:

Die Stoßstange wird mit diversen Haken versehen, die Seitenabstandshalter passen auf die Stoßstangenenden wie ich es noch nicht erlebt habe!!! Kein Aufbohren, einfach dran damit!
Sämtliche Scheinwerfer habe ich aufgebohrt und mit einem ausgestanzten Aluspiegel versehen. Die Gläser stammen aus der Grabbelkiste, der Suchscheinwerfer ist zusätzlich verdrahtet. Ergänzt werden noch die Winker, eine Notek-Lampe, und wer will, eine Anlasserkurbel, Wagenheber und Benzinkanister. Jetzt kommen auch die selbstgebauten Scheibenwischer an ihren Platz! Nun erst wird das Dach aufgesetzt.
Die Seitenbleche der Motorhaube habe ich aus zwei 17mm x 46mm großen Blechen gebaut, die Luftsicken sind mit einem zurechtgeschliffenen Schraubenzieher eingeschlagen, und die Griffe werden ergänzt. Die Halteknebel sind aus Abfallmaterial scratch aufgebaut.
Hinten an der Seilwinde fanden noch Anschlüsse für Strom und Druckluft zur Versorgung eines Anhängers ihren Platz.

Bemalung/Alterung

Wie aus den vorangegangenen Abschnitten ersichtlich, sollten einige Komponenten erst bemalt, und dann erst endgültig miteinander verklebt werden. D.h., die Grundfarbe wird aufgetragen, ebenso werden die Kantenbereiche auch schon per Airbrush abgedunkelt, die Flächen etwas aufgehellt. Ist dies geschehen, wird das Innere der Fahrerkabine bemalt und nun kann man die empfindlichen Klarsichtteile eigentlich nicht mehr "einsauen" (ich habe sie dennoch erst ganz zum Schluß eingesetzt - die folgenden Arbeiten erfolgen mit dem Pinsel, bzw. wird allenfalls noch Klarlack und Straßenstaub per Airbrush aufgetragen – und der gelangt halt auch auf Scheiben!
Aber nun der Reihe nach:
Im ersten Schritt grundierte ich den Schlepper mit Testors Nr. 2737, nach ca. 24 Std. folgte die Airbrushbemalung mit Tamiya Acrylfarben. Hierzu mischte ich Panzergrau mit etwas Blau, sowie einem guten Teil Weiß, um den frühen, helleren Anstrichen der Deutschen Reichsbahn Rechnung zu tragen. Für die Kanten und Vertiefungen dunkelte ich die Grundfarbe mit Schwarz ab, für Flächen hellte ich sie mit Weiß auf.
Jetzt kamen auch schon die Decals an die Reihe, Truck Line Decals hat alles Mögliche im Programm! Bei den Nummernschildern ist darauf zu achten, daß Zugmaschinen und Schlepper die Nummern 70.000 bis 76.999 zugeteilt bekamen. Am Besten bereitet man den Untergrund mit Klarlack vor, darauf kommt Micro Set, dann das Decal und zuletzt wird vorsichtig Micro Sol aufgetupft. Jetzt sollten die Decals gut auf der Oberfläche haften, allerdings sieht man nun den Klarlack glänzen. Macht aber nichts, als nächstes wird nämlich das gesamte Modell mit einer 1:5 Mischung aus Model Masters mattem Klarlack und Airbrushverdünnung versiegelt. Nicht die Scheiben brushen und ausgiebig trocknen lassen!
Soweit die Theorie – in der Praxis gestaltete sich die Angelegenheit etwas anders, solch massiven Probleme hatte ich bisher nie! Den Kaelble habe ich zusammen mit einem Mercedes-Benz MB 6500L von Wespe bemalt, beide Modelle haben mich fast zur Verzweiflung getrieben! Wie weiter oben schon erwähnt, grundierte ich mit Lack, für die eigentliche Bemalung nahm ich Acryl von Tamiya. Alles schön matt, das war wohl der schon der zweite Fehler. Ich hätte vielleicht mal Resin Primer von Gunze probieren sollen, wusste aber leider nicht, daß es so etwas gibt! Und die Tamiya Farben hätte ich besser mit X-22 Clear versetzt, um einen seidenmatten Glanz zu erzielen. Die Folge war nun, daß ich mir mit dem nun folgenden Washing (wollte ich nur partiell, nicht über die gesamte Fläche machen) den Weg zu einer Menge Ärger bereitete! Durch die matte Oberfläche lief die verdünnte Ölfarbe auf, sie bildete eine ?Corona" um Nieten, bzw. lief von Vertiefungen weg, anstatt hinein. Also das ganze Modell gewaschen, was nun zur Folge hatte, daß die Farbe immer noch nicht in die Vertiefungen lief, dafür aber sich der Lack stellenweise verabschiedete... und das trotz langer Trocknungsphasen. Hier hätte vielleicht der Gunze Resin Primer geholfen? Und eine eher glänzende Oberfläche soll beim Washing auch sehr hilfreich sein! Wie gesagt, bislang kannte ich diese Probleme nicht. Zeitgleich bemalte ich auch einen Bergepanzer in gewohnter Art und Weise – hier traten keinerlei Probleme auf! Allerdings ist er auch nicht aus Resin. Aber das sollte doch nun wirklich keine Rolle spielen, oder ?!
Also holte ich die Spritzpistole hervor und retuschierte die unansehnlichen Stellen. Weiter ging es mit den Decals von Truck-Line (Nr. 1707, 1789 und 2613), die übliche Klarlack/Microscale – Routine, alles mit mattem Klarlack versiegelt – Scheiße!!! Der Trägerfilm der Decals schlug immer noch heftig durch! Also holte ich die Spritzpistole hervor und arbeitete mich vorsichtig zum Trägerfilm vor. Sprühschleier entfernte ich mit Wattestäbchen und Isopropylalkohol. Natürlich kam nun wieder der Trägerfilm durch. Also holte ich wieder die Spritzpistole raus...
Weitere Klarlackaktionen habe ich mir verkniffen, ebenso Washings. Des weiteren malte ich auf die übliche Art und Weise trocken, leichte Verschmutzungen entstanden mittels Pastellkreiden und Pigmenten von MIG Productions.

Fazit

Klasse! Miniatur Models bietet ein außergewöhnliches Fahrzeug in hervorragender Qualität zu einem durchaus angemessenen Preis (etwa 60,- Euro) an. Die Teile sind – wie schon erwähnt - blasen- und verzugsfrei, die Angüsse beschränken sich auf das Notwendigste. Mich überraschte, daß manche Teile quasi "ineinander" fallen, besonders fiel mir dies bei den Peilstäben und der Stoßstange auf. Kein Aufbohren! Passt einfach!
Negativ fällt (mir!) die Bauanleitung auf – sie entspricht allerdings dem marktüblichen Standard. Weiterhin suchte ich vergebens nach Klarsichtmaterial für die Scheiben. Wirklich schlierenfreies Material ist gar nicht mal so einfach zu finden... Aber wir betreiben ja Modellbau; da ist eben auch mal Eigeninitiative gefragt! Die Detaillierung ist an sich ganz gut, mangels Bildvorlagen ist nicht viel mehr zu erwarten. Einzig die Winde hätte etwas besser ausfallen können. Ebenso wären Ätzteile für Scheibenwischer, Türgriffe, Verschlüsse, etc. nett gewesen – würden wohl aber auch den Preis in die Höhe treiben!
Alles in allem also ein fein ausgeführtes Modell, das jede Sammlung bereichert und in Verbindung mit den vom selben Anbieter produzierten Culemeyer-Straßenrollern die Straßenverlastung eines Mörser Karl möglich macht. Na, wenn das mal nichts ist...


Preis / Leistung: ***** Paßgenauigkeit: *****
Detailierung: ***** Schwierigkeitsstufe: *****

Empfohlene Literatur:

Culemeyer, J.: Die Eisenbahn ins Haus, VDI - Vlg. 1987
Oswald, W.: Kfz u. Pz. D. RW, WH und BW, Motorbuch Vlg.
Spielberger, W.J.: Rad- u. Vollkettenzugmaschinen, Motorbuch
Lakowski, R.: Reichs- u. Kriegsmarine GEHEIM 1935-45, Brandenburgisches Verlagshaus
Bahn Extra 5 / 2000, Gera Nova
Modell-Fan 5 / 2003
(W. Trojca, Im Detail – LKw der Wehrmacht Teil 2, VDM Nickel)

© 03/2005 Christoph Garski

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