Leopard 2 A4, 5.Baulos


 

Das Original

Was soll man über diese Ikone der Panzertechnologie noch schreiben, was so nicht schon irgendwo anders in ähnlicher Form steht? Vielleicht, dass ich zu diesem Fahrzeug eine besondere Beziehung habe, seit ich ein kleiner Junge war? Mir gefällt wahrscheinlich auch deswegen der Leopard 2 in seiner ursprünglichen Formgebung, also bis Version A4, am besten. Denn so kenne ich ihn einfach persönlich. Als der Fuhrpark der Bundeswehr noch gelboliv war, bin ich oft auf ihm herumgeklettert und ich wusste, dank meines Vaters schon mit sechs, dass er 1500PS hat, was fast dem Doppelten seines Vorgängers entspricht. Wenn meine Mitschüler Autos auf Papier gekritzelt haben, fuhren bei mir Leoparden durchs Gelände, mit Antennen die sich nach hinten bogen und immer mit einer großen Rauch- und Staubfahne am Heck. Und durch den Modellbau hat mich das Raubtier bis heute nicht mehr aus seinen Fängen gelassen, keinen Panzer habe ich öfter gebaut. Erst in 1:87, später 1:35. Nach der jüngsten Auffrischung kenne ich sein Fleckenkleid wieder fast auswendig. Man muss ihn einfach erlebt haben, idealerweise indem man selbst einmal mitgefahren ist, um die „Faszination Leopard“ nachvollziehen zu können. Also spare ich mir mal die technischen Details oder die Entwicklungsgeschichte und verweise lieber auf Wikipedia sowie die Fachliteratur. Stattdessen nutze ich hier die Gelegenheit Herrn Werner Huber von KMW in München dafür zu danken, dass er sich die Zeit dafür genommen hat mir bei der Klärung einiger Detailfragen zu helfen, die allein anhand meiner Unterlagen sonst nicht oder nicht eindeutig zu beantworten gewesen wären.


Der Bausatz

Wie groß war doch meine Vorfreude über diese Formenneuheit aus dem Hause Revell mit der Nummer 3193, zumal der kurz zuvor erschienene ebenfalls neue 2A6M mit Lob überschüttet worden war. Erste Bausatzbesprechungen, unter anderem hier im „Ausgepackt“, gaben dann aber doch Grund zu der Befürchtung, der Weg zu einer ansprechenden Wiedergabe des Originals könnte ein steiniger sein. Revell verortet sein Modell im 5. Baulos, aber ein paar Fragezeichen bleiben da schon. War beispielsweise der Mix aus einteiligen und mehrteiligen Antirutsch-Beschichtungen auf der Wannenoberseite wirklich nötig und vor allen Dingen, ist das vorbildgerecht? Außerdem verwundert der teils krasse Unterschied zwischen wirklich erstklassig detaillierten und eher schwachen Bauteilen. Laufrollen, Schürzen, Motordeck und Kühlergräting, alles top und auf Tamiya-Niveau. Außerdem gibt es tolle Abziehbilder, bei denen nur die Eisernen Kreuze wegen eines bedauerlichen Versatzes nicht überzeugen konnten. Dagegen plumpe Winkelspiegel, hässliches MG, klobiger Luftauslass am Heck, unsägliche Abschleppkabel und Staublappen gekrönt mit ein paar üblen Sinkstellen. Die Vinylkette konnte mich als Modellbauer ebenfalls auf ganzer Linie nicht überzeugen.

Darum die schlechte Nachricht: aus der Schachtel gebaut ergibt sich aus meiner Sicht nur das mittelmäßige Abbild eines Leopard 2A4, mit zumindest strittigen Details für genanntes Baulos und teils schlechter Qualität, dafür ist der Bau aber auch nicht sehr anspruchsvoll.

Die gute Nachricht ist, man kann mit etwas Ehrgeiz und unter Verwendung von einigen Zurüstteilen durchaus etwas daraus machen. Das Modell hat gute Gene. Aber erstens steigt damit der Preis und zweitens auch der Schwierigkeitsgrad. Auf ein gelungenes Modell eines Leopard 2A4 mit den Details und der Einfachheit im Zusammenbau, wie man es vom Branchenprimus Tamiya gewohnt ist, muss die Modellbaugemeinde also leider weiterhin warten, hoffentlich nicht vergeblich.

Ich habe mich darum vor Beginn noch zusätzlich mit Material aus dem wachsenden „Aftermarket“-Bereich eingedeckt. Im Groben waren das ein gedrehtes Geschützrohr von RB-Model, Photoätzteile von Eduard und Ketten von AFV-Club, die ich noch auf Halde hatte. Damit ist dann schon das meiste abgedeckt, aber man kann es noch beliebig weitertreiben. Wie, darauf möchte ich jetzt näher eingehen.

Verwendetes Material im Einzelnen:

Eduard 35974 - Leopard 2A6 PE
SKP 172 - Lenses and taillights Leopard 2A6M
SKP 074 - Stranded cable 1,1mm
Perfect Scale 35098 - Seilkauschen
Perfect Scale 35097 - Bundeswehr Details
Perfect Scale 35032 - MG3
Schatton 3556 - SEM 80/90 Antennen
Accurate Armor D21 - Fine chains
RB-Model 35B47 - 120mm Rh-M-120 L/44
AFV-Club AC35012 - M1A2 Anti reflection coating lens stickers
AFV-Club AF35S09 - Leopard 2 Kette



Der Bau

Wanne

Bevor überhaupt das erste Teil verklebt wurde, machte ich mich an die Überarbeitung der Antirutsch-Beschichtungen auf der Vorderwanne. Einfach weil ich nicht nachvollziehen konnte, ob die Kombination von einteilig vorne und mehrteilig hinten so vorgekommen ist. Aus produktionstechnischer Sicht ist ein Aufbrauchen von alten Teilen zwar durchaus vorstellbar, die offiziellen KMW Fotos zum 5. Baulos im Buch von Frank Lobitz (sh. empfohlene Literatur unten) sprechen allerdings eine eindeutige Sprache. Da sieht man bei genauem Hinsehen die mehrteilige Ausführung und damit ist man auf der sicheren Seite. Die verwendete Technik für diesen Schritt ist von den Flugzeugmodellbauern abgeschaut, ursprünglich gedacht um Blechstöße neu zu gravieren. Dymo-tape wird an den entsprechenden Stellen zur Führung des Gravierinstruments aufgebracht. Dann kann bequem und relativ sicher entlang der Kante gearbeitet werden. Man muss nur darauf achten nicht zu viel Material wegzunehmen. Die Ecken der neuen kleineren Flächen werden noch abgerundet. In einem späteren Stadium habe ich die Beschaffenheit der Oberflächen nochmal durch Auftragen des neuen Metallpulvers von Pro-Art verbessert.

Am Heck wurden die Auspufföffnungen ausgebohrt und neue Teile aus Evergreen-Profilen, verfeinert mit den Gittern aus dem Eduard-Satz eingeklebt. Vorher habe ich noch den Abstand gemessen, mit dem sie aus der Heckplatte heraus stehen müssen! Das Gräting für den Warmluftauslass ist nicht sehr überzeugend. Die Lamellen lassen sich aber leicht mit einem schräg gehaltenen, spitzen Skalpell abschaben und so in Form bringen. Die Orientierung am Original ist nach unten, gleichzeitig erscheinen die Lamellen danach auch etwas filigraner. Ein schönes dünnes Leitkreuz kommt auch hier von Eduard, es fehlt nur die Leuchteinheit aus einem Stück rundem Plastik. Die Scharniere der beiden hydraulisch ansteuerbaren Klappen wurden wegen unsauberem Guss mit selbstgestanzten Schraubenköpfen versehen.

Die Bodenplatte stammt anscheinend unverändert aus dem 2A6M Bausatz und verfügt an ihrer Hinterseite über drei Verstärkungsrippen in Längsrichtung. Dumm ist nur dass diese nicht an eine A4 Wanne gehören, also weg damit! Erst jetzt sollte man die Unterwanne zusammenbauen. Man sieht, bei mir war es schon vorher der Fall, ich habe das mit den Rippen zu spät bemerkt. Hier fallen auch die einzigen wirklich groben Spachtelarbeiten an. Im Bereich des unteren Wannenbugs ist die Passung nicht optimal, das erfordert einige Nacharbeit für einen glatten Übergang. Der Rest des Modells ist von der Passgenauigkeit her wirklich gelungen. Der Bau des Laufwerks geht problemlos von statten. Ich habe die Laufrollen noch mit Feile und Skalpell etwas geschunden, genau wie die Kettenpolster. Die Kette von AFV-Club sieht sehr gut aus, besser als die von Bronco wie ich finde, aber ich habe wohl eine schlechte Charge erwischt. Reihenweise sind mir aufgrund eines gussbedingten Haarrisses die Endverbinder verreckt, bis ich keine andere Wahl mehr hatte als die gesamte Kette fest zu verkleben. Deswegen war es auch kein Beinbruch, dass meine bewegliche Drehstabfederung nicht wie gewünscht funktionierte. Der Grund hierfür lag nicht etwa in einem Konstruktionsfehler (ich hatte es vorher schon erfolgreich in mehreren Modellen so gemacht) sondern minderwertiges Plastikmaterial für die Drehstäbe. Beim nächsten Mal nehme ich wieder mein original Evergreen und spare mir den Ärger.

Um Unterschiedsteile bei den Ersatzkettengliedern zu vermeiden, wurden statt dem Bausatzteil welche von AFV-Club verwendet und dafür neue Halterungen auf der Glacisplatte erstellt. Außerdem habe ich vorne die Kettenabdeckungen abgesägt, um sie durch die maßstäblich dünneren PE-Teile zu ersetzen. Die Rache folgte auf dem Fuße. Da der Eduard-Satz für ein anderes Leopard-Modell gedacht ist, waren die Abdeckungen 2-3mm zu schmal! Darauf war ich nicht vorbereitet, zumal die hinteren Schmutzlappen perfekt passten! Da half nur in der Mitte trennen, von hinten unterfüttern und anschließend verspachteln und abschleifen. Die Blinker vorne waren leider nicht sauber gespritzt, sie wurden abgetrennt und mit Exemplaren von Perfect Scale ersetzt. Man hätte aber auch die Blinker von den Alternativteilen für die NL-Version heranziehen können, diese waren in Ordnung. Aus dem gleichen Zurüstsatz von PSM stammt auch der hintere Zughaken. Der gibt die Form des Originals besser wieder, sonst müsste man das Teil aus dem Bausatz erst mühevoll zurechtfeilen. Noch kurz den Betätigungshebel aus Draht nachgebildet, fertig! Die Schneegreifer wirken am Spritzling etwas befremdlich, einmal montiert sehen sie aber wirklich sehr gut aus. Die Abschlepphaken von Revell sind ganz brauchbar und wurden rundherum noch mit Steckbolzen und Kettchen versehen.

Die hinteren Lampenträger wurden mit Schraubenköpfen von Lionroar etwas verfeinert und für die Aufnahme der Linsen von SKP vorbereitet. Dazu gehörte das Lampengehäuse zu verkleinern und die Halterung für den Reflektor gemäß Vorbild neu aufzubauen. Letzten Endes sollten die Linsen für die Katzenaugen jedoch gar nicht zum Einsatz kommen, weil sie für meine Augen zu sehr nach Rücklichtern aussahen. Noch eine Anmerkung zu den SKP Teilen. In die Frontscheinwerfer des Bausatzes passen die Linsen nur, wenn man ihren Durchmesser etwas verkleinert, dann lassen sie sich ohne Kleber einfach einpressen. Leider ist die Streuscheibe nicht ganz korrekt dargestellt, aber die Wirkung auf den Fotos ist toll.

Was bisher bei jedem A4 Bausatz stiefmütterlich detailliert war, sind die Aufhängungen der frühen schweren Kettenschürzen. Man kann entweder auf Resinteile von Perfect Scale zurückgreifen (diese sind allerdings für den Hobby Boss Leo), oder wie ich die Aufhängungen aus Plastik selber anfertigen. Ich entschied mich für diesen Weg, da die Bausatz-Schürzen selbst eigentlich wunderschön gemacht sind. Zwar fehlen den leichten Schürzen oben an den Scharnieren ein paar Nietenköpfe für die Arretierung , aber die sind schnell ergänzt. Warum übersehen die Bausatzhersteller nur immer die Antirutsch-Beschichtung oben auf den schweren Schürzen? Mit dem Metallpulver von Pro-Art wurde auch das behoben, passend zu den restlichen vorderen Flächen, wie bereits erwähnt.

Auf dem Motordeck wurden alle Werkzeughalterungen plan geschliffen und sämtliche Griffe auf der Wanne durch welche aus Draht ersetzt. Die neuen Halterungen stammen alle von Eduard mit einer Ausnahme. Die Ösen für den Schraubenschlüssel und die Spitzhacke wurden selbst gebogen, da die Eduard-Teile die falsche Form aufwiesen. Das Hebegeschirr ist ebenfalls sehr grob. Es wurde zurechtgefeilt und erhielt ein fein gedrilltes Drahtseil. Apropos Drahtseil. Die Vinyldinger für die Abschleppseile aus dem Bausatz sind einfach nur grauenhaft, hier kam stattdessen 1mm starke Kupferlitze mit Kauschen von Perfect Scale zur Anwendung. Richtig hässlich sind außerdem am Modell die Luftfiltereinlässe. Auch hier bringen die Eduard-ätzteile eine deutliche Verbesserung.

Was im weiteren Verlauf auffällt ist die völlige Abwesenheit der Stopfen für das TZF und das koaxiale MG. Diese wurden aus schwarzem Gießast gedreht und ein Satz davon auf der vorderen Wanne mit Kettchen von Accurate Armour, sowie aus Draht selbst gebogenen Federsteckern, befestigt. Damit ist der Bau der Wanne abgeschlossen und das zweite Paar Stopfen wandert an die Kanonenblende.

Turm

Besagte Kanonenblende muss erst noch von Sinkstellen befreit werden, außerdem wurden die Öffnungen aufgebohrt und oben eine Öse aus Draht eingesetzt. Um das Rohr von RB-Model verwenden zu können, muss ein Teil des Bausatzrohres behalten und das Resinteil mit der Gewebemanschette für den Rohrrücklauf überarbeitet werden. Dazu wird das Teil hinten plan geschliffen, aufgebohrt und mit einem 5mm starken Metallstift mit dem Teil des Bausatzes verbunden. Der Rauchabsauger war leider nicht sauber gegossen. Erst wollte ich nur die Luftblase beseitigen, aber Nahaufnahmen des Originals zeigten mir eine wellige Oberfläche. Ich stellte diese nach, indem ich erst in eine Richtung schräg mit dünnen Streifen abklebte und dann etwas Tamiya Grundierung aus der Flasche aufpinselte. Dann wurde in die andere Richtung abgeklebt, so dass sich ein Rautenmuster ergab und der Vorgang wiederholt. Anschließend wurden die Übergänge geglättet. Der Feldjustierspiegel wurde gelötet und der Einblick angefast. Das Okular muss im montierten Zustand außerdem in wenig schräg nach oben zeigen. Da ein Alu-rohr natürlich mehr Gewicht hat als ein hohles Kunststoffteil, könnte die von Revell konstruierte Halterung mit der Zeit etwas überfordert sein. Es fehlt ja innen der Verschlussblock als Gegengewicht. Eine Verstärkung erfolgte durch ein Doppel-T Profil, welches innen die beiden Lagerstellen verbindet. So verhindert man, dass die Teile in eine V-Form ausweichen und auf Dauer die Spannung abfällt.

Weiter zum Turmheck. Dem kleinen Bürstenkasten, der unter der Halterung für die Feldkabeltrommel befestigt ist, fehlen links und rechts die Verstärkungsrippen. Etwas gezogener Gießast schafft Abhilfe. Die Verschlüsse müssen nicht zwangsläufig ausgetauscht werden, aber da ich schon dabei war. Eine Feldkabeltrommel sucht man übrigens im Bausatz vergeblich, sie findet sich aber auf der Eduard-Platine. Rechts angeordnet ist der faltbare Tiefwatschacht mit Befestigung. Später fand ich den könnte man noch etwas verfeinern, aber an diesem Modell habe ich ihn bis auf eine zusätzliche Öse belassen wie er ist. Die Plane, welche den Staukasten abdeckt, sieht nicht sehr realistisch aus. Ich habe sie ausgesägt und das innere des Turmstaukorbs teilweise nachgebaut. Das Tarnnetz ist eine eingefärbte Mullbinde und die Schlechtwetterplane wurde aus Green Stuff modelliert. Von den Antennenfüßen wurden die Grundplatten abgezwickt und in die Turmoberseite eingeklebt, dann wurde das Ganze für die Aufnahme von gedrehten Messingantennen von Schatton vorbereitet. Im näheren Umfeld wurden alle Ösen und Griffe ebenfalls aus Draht neu gestaltet. Die Schraubenköpfe seitlich am Turmheck haben gussbedingt eine seltsame Tropfenform. Einmal mit der Feile darüber gegangen verbessert ihr Aussehen merklich. Außerdem erhielt die Feldkabelbuchse links noch ein winziges Kettchen aus dem Sortiment von Royal-Model. Die Lüftungsöffnungen im Bereich der Kommandantenkuppel erhielten fotogeätzte Gitter (die Orientierung muss „x“ sein, nicht „+“ wie ich es zuerst hatte). Die beiden Stifte, auf denen die Kommandantenluke im geöffneten Zustand ruht, erhielten mit der Feile jeweils eine Stufe. Bei der Ladeschützenluke fehlt rechts hinter dem Luk eine Öse für die Arretierung. Die angegossenen Federn wurden entfernt und durch aufgewickelten Draht ersetzt. Beim Öffnungsmechanismus hat es Revell gut gemeint, ihn aber völlig falsch dargestellt. Der Hebel ist in der Mitte der Ladeschützenluke gelagert, nicht rechts am Rand. Leider krankte die Ringlafette an ein paar schlecht ausgegossenen Stiften. Diese wurde abgezwickt, aufgebohrt und gezogener Gießast eingesetzt. Bei den beiden großen Hebeösen hinter den Luken empfehle ich die Bausatzteile mit dem Seitenschneider so abzuzwicken, dass sich ein U ergibt und den Zwischenraum mit Spachtelmasse zu füllen. Müsste ich das Modell nochmal bauen würde ich hier außerdem noch Schweißnähte ergänzen.

Kein einziger Winkelspiegel am Modell hat einen sichtbaren Rahmen. Da wo es möglich war verwendete ich die Ätzteile von Eduard, aber für den Winkelspiegel des Richtschützen, der im Übrigen ebenfalls eine Sinkstelle aufwies, und die zwei in der Fahrerluke waren keine passenden zu finden. Hier kam stattdessen 0,2mm Bleidraht zur Anwendung.

Die Nebelwurfbecher sind eigentlich ganz gut, aber leider haben in der unteren Reihe nur die beiden hinteren eine sichtbare Fächerung. Allerdings ist die Ausstellung beim zweiten von vorne auch am Original so unmerklich, dass es kaum stört. Die Kettchen stammen wieder von Eduard und wurden mit Weißleim angeklebt. Das lässt mehr Zeit zum Ausrichten und die Verbindung ist nicht so spröde und empfindlich wie bei Sekundenkleber.

Die gepanzerten Klappen für das EMES wurden unter Verwendung von gezogenem Gießast und Messinghülsen beweglich gemacht. Überhaupt ist bereits mehrfach erwähnter Gießast beim Bau des Modells ein vielseitiges und unverzichtbares Mittel. Da die Turmseiten einzeln eingeklebt werden müssen, lassen sich kleine Spalte nicht recht vermeiden. Diese kann man damit wunderbar füllen und bekommt so auch gleich ein paar fehlende Schweißnähte. Auf der linken Turmseite fehlt außerdem hinter der ehemaligen Munitionsluke noch eine zweite senkrechte Schweißnaht, die ebenfalls auf diese Weise nachgebildet wurde. Die bereits angegossenen Nähte des Modells sehen nicht gut aus, lassen sich aber optisch verbessern indem man mit einer runden Spitze (z.B. alter Kugelschreiber) im rechten Winkel zur Nahtrichtung darüber reibt.   

Die seitlichen Turmgriffe sind wunderbar filigran, sitzen jedoch auf extrem dicken Angüssen. Ich habe sie deshalb vorsichtig mit einem dünnen Sägeblatt abgetrennt um Bruch zu vermeiden. Ein Tipp: Griffe am Turm erst trockenpassen und noch während man hält von innen vorsichtig mit Kanülen-Kleber jeweils einen Punkt setzen. Das vermeidet hässliche Klebstoffreste an der Verbindung!

Am Kommandanten-Peri wurden die angegossenen Astabweiser entfernt und mal wieder aus Gießast neu aufgebaut. Auf der Oberseite wurde mit spitzer Nadel noch ein Lochkreis graviert. Anstatt das Peri einzukleben wurde es trocken in die Turmoberseite gesteckt und innen mit einem Kunststoffstückchen „gekontert“. So kann es nicht heraus fallen und bleibt drehbar. Damit können Turmober- und Unterteil verheiratet werden und der Bau ist beendet.

Zumindest fast. Die hinteren Schmutzfänger von Eduard erhielten nachträglich im unteren Bereich noch eine kleine Aufdickung für mehr Volumen aus selbstklebender Folie, damit sie mehr wie die Originale aussehen. Auf den Bildern vom Modell ist die Maßnahme leider so gut wie gar nicht zu erkennen, wer sich Fotos vom Vorbild betrachtet weiß aber sofort was gemeint ist.

Da viele Teile sehr filigran sind, wurden sie separat bemalt und gealtert und erst ganz zum Schluss montiert. Zum Beispiel das MG samt Lafette. Die Waffe selbst ist nicht besonders schön und wurde deshalb nicht verwendet, ein Ersatz MG3 (z.B. von Perfect Scale) sieht da wesentlich besser aus. Die Lafette ist dagegen in Ordnung, trotzdem habe ich sie mit Gurtzuführung, Handschutz und ein paar Rändelschrauben noch weiter detailliert, dabei aber den Gurtkasten absichtlich weggelassen.

Bemalung/Alterung

Die Bemalung erfolgte größtenteils mit Tamiya-Farben. Aber nicht mit den NATO Farben die es zu kaufen gibt, da diese für meine Begriffe absolut nicht tauglich für den Dreifarbtarnanstrich der Bundeswehr sind. Das Grün ist zu dunkel, das Schwarz zu grün und das Braun zu rotstichig! Ich habe von den Tamiya-Farben und meinen eigenen Mischungen Farbmusterkarten auf weißem Plastik angefertigt und an Originalfahrzeugen Abgleiche mittels Fotostrecken gemacht. Ich bin mit meinen Ergebnissen weitaus mehr zufrieden. Die Angaben der Mengenanteile sind nur ungefähr und betrugen etwa:

RAL6031 Bronzegrün: 50% XF-58 Olive Green, 40% XF-71 IJN Cockpit Green, 5% XF-18 Medium Blue, 5% XF-2 White
RAL8027 Lederbraun: 50% XF-64 Red Brown, 40% XF-52 Earth, 5% XF-68 NATO Brown, 5% XF-2 White
RAL9021 Teerschwarz: 65% XF-1 Black, 35% XF-63 German Grey

Rückblickend würde ich dem Schwarz vielleicht noch ein paar Tropfen Braun beimengen, um den Farbton etwas zu brechen, aber keinesfalls Grün!

Die Lackierung besteht aus mehreren Farbschichten. Erst wurde das Modell mit Tamiya Grundierung (grau, aus der Dose) übernebelt, anschließend mit XF-69 NATO Black grundiert. Das geschah nur um endgültig zu klären, wie dieses Schwarz nun tatsächlich aussieht. Der Grünstich macht die Farbe in meinen Augen eher für den amerikanischen Tarnanstrich geeignet. Auf Bundeswehr-Fahrzeugen wirkt die Farbe eher deplatziert. Allerdings verändern natürlich zahlreiche Alterungseffekte bei der Modellbemalung nachträglich die Wirkung.

Bei den Winkelspiegeln habe ich versucht, unter Zuhilfenahme selbstklebender Folie von AFV-Club, die Glasflächen nachzuahmen. Allerdings muss die Wirkung anschließend durch übermalen, z.B. mit Klar-blau, abgemildert werden, weil die Leopard Winkelspiegel nicht diesen stark reflektierenden Flop-Effekt haben wie amerikanische lasergeschützte Optiken. Leider stellte sich die Vorgehensweise als problematisch heraus, weil auf der ultraglatten Sticker-Oberfläche die Farbe nicht richtig hielt und dann beim Demaskieren teilweise vom Klebeband wieder abgelöst wurde. Prinzipiell ist der Effekt gut, aber ich muss die Technik erst noch weiter verfeinern, eventuell indem ich die Folie vorher leicht aufraue. Die horizontalen Flächen erhielten einen Auftrag von Vallejo Primer, eine Mischung aus Wehrmacht Dunkelgelb, Grünbraun und Weiß. Das sorgt für eine Vorschattierung und ist bereits Teil der eigentlichen Bemalung. Der Farbton entspricht in etwa der Originalgrundierung.

Daran schließt der Flecktarnanstrich gemäß Vorbildfotos. Ich konnte von keinem einzigen Modellbauhersteller einen wirklich fehlerfreien Tarnplan finden. In der Bauanleitung von Revell ist die generelle Verteilung zwar richtig, aber die charakteristischen Umrisse und Verläufe der Flecken gehen daraus nicht wirklich hervor. Die Farben wurden bis zu einer Konsistenz von fettarmer Milch verdünnt und dann mit einer IWATA HP-B plus und unter geringem Abstand aufgesprüht. Der Arbeitsdruck war dabei nur noch mit „Hauch des Todes“ zu bezeichnen. Er lag ca. bei 0,6-0,8bar (so genau ist mein Manometer gar nicht).

Das Modell erhielt einen grünen Filter von MIG Productions. Kratzer entstanden auf drei Arten. Mit einem mit Verdünnung befeuchteten Pinsel (fast trocken!) wurde bis auf die gelbe Grundierung die Farbe abgerubbelt. Mit Ölfarben, die zu einer helleren Variante der Tarnfarben gemischt wurden, konnten längliche oberflächliche Abschürfungen erstellt werden. Tiefe Kratzer wurden mit dunkelbrauner „Chipping“-Farbe von AK in der herkömmlichen Art erzeugt. An einigen Stellen erfolgte auch ein leichter Rostauftrag, man sollte sich dabei aber immer an Originalfotos orientieren. Staubige Stiefelabdrücke wurden ebenfalls mit Ölfarben und Stempeln von Calibre35 erzeugt.

Es folgte der Auftrag der Abziehbilder. Grundieren mit Glanzlack, Bildchen auftragen und festdrücken, mit Glanzlack einen weichen Übergang erzeugen und anschließend mit mattem Klarlack versiegeln. Wie schon vorher kurz erwähnt, musste ich für die Hoheitsabzeichen Ersatz aus meinem Fundus suchen. Es ist gar nicht so leicht welche zu finden, bei denen die weißen Außenlinien einigermaßen gleich sind! Selbst Archer bekommt es nicht perfekt hin. Mein „Getriebeöl-Motoröl“ Sticker hat übrigens die falsche Orientierung. Er gehört entweder umgedreht oder die Reihenfolge der Wörter vertauscht, beides kann man am Original finden.

Eine Farbbrühe aus AK „Track Wash“, verdünnt zu einer Mixtur zwischen Filter und Washing, diente dazu dem Modell mehr Tiefe zu geben und es gebraucht aussehen zu lassen. Nach einer Schicht Haarspray wurde mit Wasser verdünntes XF-57 Buff von Tamiya großzügig, aber nicht deckend aufgesprüht und anschließend mit verschiedenen Werkzeug wieder entfernt. Dazu wurde die Modelloberfläche abschnittsweise mit Wasser befeuchtet und dann bearbeitet. Danach kamen „inverse“ Kratzer, Stiefel- und Handabdrücke in den Grundfarben des Tarnanstrichs, um an verschiedenen Stellen eine, durch die Bewegungen der Besatzung, wieder vom Staub befreite Oberfläche nachzuahmen. Mit lokalen Washings aus „NATO Rain Marks“ von AK und „Dark Wash“ von MIG wurden weitere Details betont und mit verdünntem Leinöl noch einige Sprenkel und Schmierflecken unterschiedlichen Glanzgrades erzeugt.

Den Abschluss bildete die Detailbemalung und Endmontage. Hervorzuheben sind eventuell die selbsterstellten Reflektoren. Silberfolie wurde rund ausgestanzt, erst in einem Rautenmuster mit rotem Klarlack mit dem Pinsel bemalt und anschließend nochmal komplett rot übersprüht. Die Spiegelflächen wurden mit ebenfalls zurechtgeschnittener Silberfolie nachgeahmt. Das „Stained Glass Wash“ von MIG leistete gute Dienste um alle Glasflächen zu homogenisieren und in den Rest der Bemalung zu integrieren.



Fazit

Die Proportionen sind stimmig, doch Revell hat leider die Chance vertan einen guten Leopard 2A4 abzuliefern. Mit entsprechendem Aufwand kann man noch was daraus machen. Der Preis ist akzeptabel, aber will man das Modell „auf Stand“ bringen, steigern die ganzen Zurüstteile die Investition um ein Vielfaches. Natürlich hat Revell mit seinen Modellen auch Kinder und Jugendliche als Zielgruppe, mehr als beispielsweise Dragon, was ja mit Blick auf den Nachwuchs begrüßenswert ist. Aber so manche Vereinfachung und Materialauswahl gehört von den Verantwortlichen für meine Begriffe nochmal überdacht, weil sie eben nicht alle Modellbauer gleichermaßen anspricht. Es ist halt wie es ist: Revell ist nicht Dragon und auch nicht Tamiya. Zumindest bei der Passgenauigkeit gibt es wenig zu meckern und der Kunststoff lässt sich gut verarbeiten. Über die Vinylteile breiten wir besser den Mantel des Schweigens.

Preis / Leistung: ***** Paßgenauigkeit: *****
Detailierung: ***** Schwierigkeitsstufe: *****



Empfohlene Literatur:

Spielberger:   Waffensysteme Leopard 1 und Leopard 2
Lobitz:          Kampfpanzer Leopard 2; Teil 1, Entwicklung und Einsatz in der Bundeswehr
Vollert:         Leopard 2 Maintenance

© 01/2014

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