Leopard 2 A7+ (L/44)


 

Das Original

Unter der Bezeichnung Leopard 2 A7+ werden verschiedene Demonstratorfahrzeuge / Versuchsträger von KMW zusammen gefasst, die aus dem Leopard 2 PSO (Peace Support Operations) - Versuchsträger aus dem Jahr 2006 hervorgingen. Die Konfiguration ändert/ änderte sich ständig. Auf der Seite von Ralph Zwilling (siehe Quellen) werden z.B. 2 Varianten (Urban Ops und Duel Ops) präsentiert. 

Aus zeitlichen und finanziellen Gründen ist der nun in die Bundeswehr eingeführte Leopard 2 A7 eine sehr abgespeckte Variante, die mit der A7+ Ausführung nicht sehr viel gemein hat.

Die Bausätze

Tamiya: Leopard 2 A5

Hobby Boss: Leopard 2 A5 DK

Y-Modelle: Leopard 2 A7+ (Resin-Umbausatz)

Bronco: Kette

SKP-Model: geätzte Lampen für Leopard 2

RB-Models: Kanone Leo 2 - 120mm L/44

RB-Models: Rohr für das cal .50 MG der FLW

Djiti: Boxer-Kommandant (2x)

Live Resin: US Army Modern Heads ACH/ MICH (Nr. 35116)

Der Bau

Ich verwendete dieselben Bausätze wie Thomas Stefanus in seinem Baubericht aus dem Juli 2011 auf dieser Seite. Daher gehe ich auf die grundsätzlichen Bauabschnitte nicht ein, sondern beschränke mich auf die von mir vorgenommenen Ergänzungen/ Änderungen. Da die Bundeswehr leider (bislang) nur eine abgespeckte Variante einführt, habe ich mir bei einigen Details die modellbauerische Freiheit genommen, nach eigenem Gusto zu verfahren. Hauptsächlich orientierte ich mich an der Fotoserie von Ralph Zwilling und an einigen Fotos, die ich über Google gefunden habe. 

Fahrgestell und Wanne 

Ich verwendete die Bronco-Kette für den Leopard 2. Der Bau ist zwar etwas zeitaufwendig und nervig, da hunderte von Angüssen verschliffen werden müssen, aber dafür hat man eine gut detaillierte und bewegliche Kette. Ich habe sie nicht komplett, sondern jeweils nur etwas mehr als die Hälfte gebaut, da ich die Enden mit Draht an den Stützrollen festzurre. So kann ich die Ketten problemlos auf Spannung bringen und spare Zeit. Wenn man mehr als einen Leo 2 baut, bleiben irgendwann genug Kettenglieder übrig, um einen Leo auszustatten, ohne sich eine neuen Kettensatz zu kaufen. Man spart also auch ein bisschen Geld. 

Die untere Zusatzpanzerung am Bug (HB Bauteil K 11) ist zu lang ausgelegt. Dadurch ist am unteren Wannenbug kein Platz mehr für die Schäkel. Diese werden zwar auf dem HB Deckelbild gezeigt, in der Bauanleitung aber nicht erwähnt. Ein Gefechtsfahrzeug ohne Schäkel am Bug gibt es nicht - sonst kann der Panzer z.B. nicht geborgen werden, wenn er mit dem Heck irgendwo abgerutscht ist und man mit einem Bergefahrzeug von hinten nicht heran kommt. Also habe ich dass Bauteil K 11 um ca. 2,5 mm gekürzt und die Tamiya-Schäkel angeklebt.  

Die Rückfahrkamera auf dem Wannenheck hat eine zusätzliche Abdeckung, vermutlich um besser gegen Splitter usw. geschützt zu sein. Ich habe die Abdeckung aus 0.3 mm Plastiksheet nachgebaut. 

Die Scharniere für die seitliche Zusatzpanzerung aus dem Y-Modelle Umbausatz (Nr. 108/109) haben kein Widerlager auf der Wannenoberseite. Ich klebte kleine Plastikstückchen, die ich oben abrundete, in die Scharniere ein. 

Zur Anbringung der geätzten Lampen von SKP habe ich die entsprechenden Tamiya-Bauteile am Heck abgeschliffen. Der SKP-Satz enthält auch die rechteckigen Hauptscheinwerfer für unseren A7+, die genau in das HB Bauteil (K 6/7) passen.

Die Hupe ist zwar als HB Bauteil K 8 am Spritzling vorhanden, wird in der Bauanleitung aber unterschlagen. Sie wird um 90° gedreht am linken Tarnscheinwerfer (HB Bauteil K5) befestigt. 

Die Schutzbügel für die Blinker und die Scheinwerfer habe ich aus Draht gebogen. 

Den Anti-Rutsch-Belag der Zusatzpanzerung auf dem Wannenbug und auf dem Turm habe ich mit „Metal Powder“ von Pro Art Models dargestellt. Bislang hatte ich als Fixiermittel den Flüssigspachtel von Mr Surfacer 1000 genommen. Da dieser aber sehr schnell trocknet, gab es teilweise unbefriedigende Ergebnisse. Daher versuchte ich es diesmal mit Tamiya - Acrylfarbe (ich nahm X 2; weiss glänzend) und - siehe da - es klappte ganz hervorragend. Nach abkleben mit Klebeband bzw. abdecken mit Maskierflüssigkeit pinselte ich die Farbe abschnittsweise auf das Modell und ließ das Metallpulver aus ca. 20-30 cm Höhe darauf rieseln. Nach dem Antrocknen des Pulvers entfernte ich das überschüssige Pulver und versiegelte alles mit einer erneuten Schicht Tamiya - Farbe.  

Turm 

Aufwendigste Arbeit am Turm war der Scratchbau des neuen Peri für den Kommandanten.

Dabei handelt es sich nach Internet-Angaben um das PERI RWTL mit ATTICA Wärmebildgerät der 3. Generation, einer Tagsicht-CCD-Kamera und einem Laser.

Mithilfe der Fotos bei Tank-Masters und einiger weiterer aus den Tiefen des Internet habe ich zunächst die Dimensionen des Basis-Tubus so gut es geht ermittelt. Der Tubus hat bei meinem Modell einen Durchmesser von 17 mm und eine Höhe von 6 mm. Davon ausgehend habe ich anhand der Fotos die Dimensionen des Peri auf den Tubus gezeichnet und dann das Peri Stück für Stück mit 0.5 mm Plastiksheet aufgebaut.

Die 2 Optiken haben ich aus den Ätzteilen aus dem HB-Bausatz und dem Voyager-Ätzteilsatz für den Leo 2 (Restekiste ...) und hinterlegtem Fotonegativ gebaut. 

Die LS-Luke muss aufgrund der dahinter liegenden FLW gedreht werden, da man sie so nicht mehr öffnen kann. Sie wird beim A7+  in Richtung 0100 Uhr geöffnet und nicht mehr auf 0500 Uhr wie beim Tamiya-Modell. Die Änderung ist aber schnell gemacht. Ich habe nur 2 Schraubenköpfe auf 0100 Uhr weg geschnitten und nach Verspachteln der Aufnahmebohrungen auf 0500 Uhr dort angeklebt. 

Da ich die Variante für den Kampf in bebautem Gelände darstellen wollte, habe ich die Verwendung der langen L/55 Kanone verworfen und mir die L/44 Kanone von RB-Model gegönnt. Diese ist sehr gut detailliert. Bei meinem Bausatz war allerdings der Rauchabsauger aus Resin derart verzogen, dass ich auf den Rauchabsauger der Tamiya-Kanone zurückgreifen musste.

Die FLW aus dem Y-Modelle-Umbausatz ist leider nur oberflächlich detailliert. Ich ergänzte die Verkabelung aus Bleidraht, der Hülsenfangkasten ist vom Revell Boxer, das Rohr des MG ist von RB-Models. Vorn rechts am MG habe ich das Ableitblech für die Gurtglieder und hinten links die „Spann- und Abfeuervorrichtung“ aus Plastikstückchen ergänzt . 

Die zusätzliche Optik entstand aus einem Plastikrohr mit 3.3 mm Durchmesser, die Linse ist aus der Grabbelkiste. Alle weiteren Optiken (und auch die Winkelspiegel) sind mittels des bereits erwähnten Fotonegativfilms dargestellt.

Die beiden Turmzusatzpanzerungen (Y-Modelle Nr. 207/208) habe ich unten um ca. 1 -1.5 mm abgeschliffen, da sie sonst zu tief sitzen bzw. die oberen Blechabdeckungen (Y-Modelle  PE 1, 2, 4, 5) nicht plan verbaut werden können. Den Turmdrehkranz habe ich zusätzlich mittels Plastikplättchen um 0.5 mm angehoben, damit die Zusatzpanzerung genügend Abstand zur Wanne hat.

Das Anbringen der Zusatzpanzerung an der Turmwand ist etwas fummelig, da die Mehrfachwurfanlage (MWA) sowohl bündig mit der Oberkante der Zusatzpanzerung abschließen muss als auch so ausgerichtet sein muss, dass die obere Blechabdeckung (Y-Modelle PE 3 und 6) passt.

Ich habe die MWA daher an die Innenseite der Zusatzpanzerung geklebt  - so lässt sie sich gut ausrichten - und gleichzeitig weitere Klebepunkte mittels Gießast-Stückchen angebracht.

Die Ätzteile (Y-Modelle PE 3 und 6) sind insgesamt zu kurz, ebenso ist die Aussparung für die hinteren 2 Wurfbecher viel zu klein. Ich habe sie daher aus Plastik nachgebaut. Die MWA ist sowieso komplett anders aufgebaut als am Tamiya/ HB-Modell. Die Abstände der Becher sind kleiner und auch die Fächerung ist etwas geringer, da die Becher dichter an der Turmwand liegen. Allerdings war bei dem geringen Abstand zur Turmwand eine sichtbare Fächerung am Modell nicht möglich, so dass ich darauf verzichtete und die Becher einfach gerade ausgerichtet und auf den Becherträger geklebt habe. Die Becher sind durch die Zusatzpanzerung und die Abdeckung sowieso kaum sichtbar, so dass die fehlende Fächerung kaum auffällt.

Nachdem alles fertig war, habe ich allerdings bei genauem Hinsehen auf einigen Fotos (z.B. bei R. Zwillings Fotos der Duel Ops Variante) entdeckt, dass die Turmwand  hinter der MWA einen Ausschnitt hatte! Somit können die Becher nach innen in den Ausschnitt der Turmwand eingedreht werden und so die Fächerung erreicht werden. Wer es also korrekt darstellen will, muss die Turmwand hinter der MWA aussägen und einen Einschnitt aus Plastikplatten aufbauen.

Als letztes habe ich noch die beiden CCD-Kameras an der Turmwand links und rechts (Y-Modelle Nr. 210-213) detailliert. Bei Y-Modelle sind die Kameras in einem eckigen Gehäuse dargestellt. Ich habe das eckige Gehäuse abgesägt und durch Plastik-Rundmaterial ersetzt.

Die Halterung (Nr. 210/ 211) ist zu hoch und wurde um 1,5 mm abgeschliffen.

Besatzung

Die Köpfe mit den futuristisch wirkenden Helmen mit Gesichtschutz von Live Resin reizten mich schon, seit ich sie das erste Mal gesehen hatte. Die Qualität ist wirklich wahnsinnig gut und für Resin eigentlich unglaublich.  Als zusätzlicher Schutz für Kommandant und Ladeschütze bei Einsätzen in urbanem Gebiet wären die Helme vielleicht sogar „realistisch“. Da die Optik des Kommandanten kein Okular besitzt, sondern alles auf Bildschirmen betrachtet werden kann, dürfte der Gesichtsschutz auch nicht groß im Weg sein.

Daher kam mir die Idee, sie bei diesem „futuristischen“ Modell zu verwenden.

Die Arme stammen aus der Grabbelkiste. Die Dienstgrad- und Nationalitätsabzeichen sind Decals von MAIM.


Bemalung/Alterung

Als Tarnbemalung für Urban Ops wollte ich eine abgewandelte „Rechtecktarnung“ verwenden, wie sie die Briten in Berlin (Berlin Brigade Camouflage) und wie sie auch er Leo 2 PSO hatte. Das Tarnmuster habe ich „frei Schnauze“ aufgetragen. 

Begonnen habe ich mit einer Grundierung aus aufgehelltem Tamiya NATO Green (XF-67). Darüber spitzte ich 2 Schichten „Heavy Chipping Fluid“ von AK, da ich das Chipping und Scratching mit der Haarspraymethode darstellen wollte. Daher verdünnte ich alle Farben mit Wasser und nicht mit dem Tamiya-Verdünner. So kann das Wasser später leichter durch die Farbschicht dringen und die „Chipping Fluid“ anlösen.

Die Tarnbemalung begann mit einer Schicht Tamiya Buff (XF 57) über alles. Darüber wurden wieder 2 Schichten „Heavy Chipping Fluid“ gespritzt. Dann begann der große Spass des Abklebens. Mit der hellsten Farbe beginnend war Tamiya Weiß (XF 2) an der Reihe, gefolgt von Tamiya Deck Tan (XF 55) und Tamiya NATO Schwarz (XF 69). Auf Deck Tan kann man getrost verzichten, da der Farbunterschied zu Buff fast nicht zu sehen ist, erst recht nicht nach der Alterung.

Sofort nach dem Auftragen der letzten Farbe begann ich mit dem Chipping und Scratching. Mit einem Pinsel wird das Modell abschnittsweise angefeuchtet und dann mit einem harten Pinsel oder anderen Werkzeugen wie Zahnstocher oder einem Scriber die Chips bzw. Kratzer dargestellt. Ich habe es hier nicht übertrieben und mich auf die Kanten und ein paar wenige andere Stellen beschränkt. 

Es folgte das Anbringen der Decals von Tamiya und Perfect Scale, der Lampen von SKP sowie die Mikrobemalung der Werkzeuge usw. 

Die Alterung fand in folgenden Schritten statt:

Zur Betonung der Vertiefungen machte ich je nach Farbton des Untergrundes (hell oder dunkel) einen Wash mit Dark Umbra oder Sand. Danach verstaubte ich das Modell, indem ich an ausgewählten Stellen einen zusätzlichen Wash aus sandfarbenen Pigmenten auftrug und die trockenen Pigmente mit einem  Pinsel auf den glatten Flächen verrieb (z.B. auf der Zusatzpanzerung). Um eine gewisse Unregelmäßigkeit zu erzeugen, tupfte ich ein mit Wasser angefeuchtetes Stückchen Taschentuch auf die Pigmente und entfernte so einen Teil wieder. Das wiederholte ich ein paar Mal, bis ich mit dem Ergebnis zufrieden war. 

An Stellen, wo sich der Staub im Laufe der Zeit sammelt - vor allem auf dem Topdeck (Triebwerkraumabdeckung), tupfte ich in Fixierflüssigkeit gelöste Pigmente mittels eines Schwammes auf. So wirken die Staubansammlungen dicker und damit dreidimensional und auch wieder ungleichmäßig und damit einigermaßen realistisch.

Fazit

Der Bau hat viel Spaß gemacht, vor allem die Wahl des Tamiya Modells als Basis Bausatz erspart viel Ärger aufgrund der teilweise schlechten Detaillierung des HB Bausatzes. Noch besser für eine Urban Ops-Variante wäre natürlich ein Räumschild und Slat-Armour an Turm und Wannenheck (wie der kanadische Leopard 2 A4M CAN) gewesen. Der Räumschild war mir aber als Scratchbau viel zu aufwendig und Slat-Armour ist in der Bundeswehr außer am Bergepanzer 3 A1 noch nie verwendet worden. Daher habe ich auf diese Ergänzungen verzichtet.


Preis / Leistung: ***** Paßgenauigkeit: *****
Detailierung: ***** Schwierigkeitsstufe: *****


Referenzen:

Internet: Panzer-Modell.de (Leopard 2 PSO und Leopard 2 A7+)
              Ralph Zwillings Seite: http://tank-masters.de/?page_id=148
              Einzelbilder aus Google-Suche („Leopard 2 A7+“)
Tankograd: Militärfahrzeug 3/ 2014 ( Leopard 2 A7 der Bundeswehr)




11156 Leser des Bauberichts seit dem 11.01.2015




zurück zur Übersicht