Spähpanzer 2 LUCHS A1


 

Das Original

Bereits im Zweiten Weltkrieg setzte die Wehrmacht vierachsige, gepanzerte Spähfahrzeuge mit Allradantrieb ein. Als eigenständige Systeme dienten sie einer neuen Waffengattung, den Panzeraufklärern. Das SdKfz 234/2 PUMA stellt einen Meilenstein dar, an dessen Erfolge man sich in den sechziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts in Westdeutschland wieder erinnerte, als mit der Konzeption eines neuen Spähfahrzeugs für die Bundeswehr begonnen wurde. Ziel war der Ersatz des damaligen Schützenpanzers SPz kurz 11-2 HOTCHKISS, bei dem sich abzeichnete, daß er den taktischen Anforderungen nicht mehr gerecht werden würde. Doch es sollte bis 1975 dauern, bis die ersten von 408 Spähpanzern 2 LUCHS an die Truppe ausgeliefert wurden.

Beibehalten wurden das 8x8-Antriebskonzept, die taktisch bedingte Ausführung mit einem Vorwärts- und Rückwärtsfahrer sowie der drehbare Turm mit Kanone, diesmal jedoch eine Bordmaschinenkanone RHEINMETALL 202 Mk 20 mm. Akustisches Feintuning gegen vorzeitige Entdeckung, eine integrierte ABC-Schutzbelüftungsanlage, beschußfeste Reifen und die Schwimmfähigkeit in Verbindung mit einem Propellerantrieb sind nur einige Features, die den LUCHS von seinem (inoffiziellen) Vorgänger unterscheiden. Sein Zehnzylinder-Vielstoffmotor entwickelt bei 2500 U/min eine Leistung von 287 kW (390 PS). Er liegt als Block zusammen mit einem Automatgetriebe im hinteren Teil der aus Stahl geschweißten Wanne. Bis zu Geschwindigkeiten kleiner 30 km/h können alle vier Achsen gelenkt werden, oberhalb von 30 km/h nur die vorderen. Trotz seiner Länge ist der LUCHS damit erstaunlich beweglich (Ein Kampfpanzer Leopard 1 ist kürzer und niedriger!).

Im Rahmen von Bedarfsinstandsetzungen wurden die Fahrzeuge von 1980-1983 mit einem Doppelgurt-Zuführer (DGZ) für wahlweise Sprengbrand- und Hartkern-Munition nachgerüstet (LUCHS A1). Weitere Kampfwertsteigerungen ab 1985 beinhalteten den Einbau von Wärmebildgeräten, sodaß der IR/Weißlicht-Schießscheinwerfer entfallen konnte. (LUCHS A2). Bei den sich in Auslandseinsätzen befindlichen Fahrzeugen (IFOR, SFOR) sind inzwischen auch GPS-Navigationsanlagen mit einer zusätzlichen Datenfunkantenne nachgerüstet worden. Trotzdem sind die Tage des LUCHS’ in der deutschen Truppe schon gezählt. Die letzten Luchse werden 2009 ausgemustert.


Der Bausatz

Den einzig derzeit im Maßstab 1:35 verfügbaren Spähpanzer LUCHS bietet die Firma REVELL Deutschland an. Obwohl das Original inzwischen auch international bekannt ist, hat kein anderer Hersteller dieses Modell jemals im Programm geführt. Überhaupt muß man es REVELL hoch anrechnen, daß sie das Thema Bundeswehrmodellbau so tapfer verfolgen. Aktuellster Beweis ist der neue  Raketenjagdpanzer JAGUAR.

Das Modell taugt  durchaus als  „aus der Box gebaut“. Man kann es aber genausogut als solide Basis für kleinere und größere Umbauten verwenden. Der Bausatz ist übersichtlich gestaltet, Probleme beim Zusammenbau dürften sich nicht ergeben. Die Proportionen wurden gut getroffen. Im Vergleich mit den mir vorliegenden Daten zeigen die wichtigsten Abmessungen keine nennenswerten Abweichungen zum Sollwert. Einzig der Federweg der Achsen scheint mir nicht so recht zum Original zu passen. Wanne und Turm können mit allen relevanten Anbauteilen bestückt werden. Das Fahrwerk enthält alle wesentlichen Achs- und Aggregatekomponenten und vermittelt bis auf die phantasievollen Gelenkwellen einen soliden Eindruck vom Original. Was nicht erkennbar ist und was fehlt ist die  „Bootsform“ im Bereich der Seitenwanne.  Letztere läuft beim Original in einem Winkel von etwa 8° nach innen ein, während sie beim Modell senkrecht zum Boden steht. Auch das Design der Räder kann man dem Vorbild beim besten Willen nicht zuordnen.



Der Bau

Von vornherein sollte das Modell einer kampfwertgesteigerten Version A1 des LUCHS’ aus den frühen 80er-Jahren gebaut werden. REVELL weist auf diese Option hin und liefert die entsprechenden, die Variante kennzeichnenden Bauteile gleich mit (BMK-Rohr, Turmoptiken, Weißlichtzielscheinwerfer). Nicht unterschieden wird die Räderausführung. Hier scheint sich REVELL auf eine mir unbekannte, aber sehr neuzeitlich wirkende Bereifung festgelegt zu haben.

Um die wunderschöne Form des Fahrzeugs wirken lassen zu können, sind eine Reihe von Umbauten durchgeführt worden, die nun im einzelnen und etwas detaillierter, nach Fahrzeugbaugruppen geordnet, beschrieben werden sollen.

An Zurüstteilen wurden die folgenden Artikel verbaut:

  • Räder altes Profil von MR-Modellbau (MR-35206)
  • Eduard-Ätzteileset (35 231)
  • Schatton 20mm-BMK-Rohr  (3539)
  • Nebelwurfbecher von VOYAGER (ME-A016)
  • Zurüstteile Bundeswehr von MR-Modellbau
  • ARCHER Trockenreibe-Decals EK BW (AR 35228)

Die schrägen Wannenseitenteile wurden zuerst grob mit einer Feile in den einer Maßstabszeichnung entnommenen Schrägungswinkel von 8° gefeilt. Die Nacharbeit erfolgte mit Schmirgelpapier verschiedener Körnung, das auf längliche Plastikstreifen von ca. 5mm Dicke geklebt worden war. Dieser Arbeitsschritt erwies sich als sehr mühselig, da immer wieder vermessen und abgeglichen werden mußte. Es war wichtig, daß keinesfalls zuviel Material abgenommen wurde.

Durch die Materialentnahme brach auf der in Fahrtrichtung links liegenden Seite die Einstiegsluke aus. Die Überreste wurden sauber bis auf die Materialstärke des Wannenrumpfs entfernt, anschließend wurde ein Plastic Sheet eingebaut, in das zuvor die Lukenstruktur (Türspalt und Griff-Einbuchtung mit Griff) eingearbeitet worden war. In Fahrtrichtung rechts wurden lediglich zwei kleinere Ausbrüche links und rechts des Keilschachts aufgefüllt.

Im nächsten Schritt war eine saubere Trennkante zwischen Ober- und der darunterliegenden, etwas zurückgesetzten Unterwanne darzustellen. Dazu wurde ein kleiner Plastikstreifen auf den unteren Abschluß der Oberwanne aufgeklebt, der anschließend nach oben hin verschliffen wurde. Die Panzerbleche an der Unterwanne, die bündig an die Oberwanne grenzen, wurden entsprechend mit Spachtelmasse aufgefüllt und mit schräg verlaufenden Schweißnähten aus kleinen Plastikraupen abgeschlossen. Die Raupen entstanden aus dünnen Plastikfäden, die zuvor mit Klebstoff angelöst worden waren und nach Positionierung im Trocknungsvorgang mit dem Skalpell in Form gebracht wurden.

Der in Fahrtrichtung rechts über der dritten Achse liegende Wannenausschnitt ist analog zur linken Seite als Aussparung für einen Aufstiegstritt gedacht worden. Am Original gab es diesen nicht, deshalb wurde der Ausschnitt mit Plastic Sheet verschlossen und verspachtelt.

Das Bordwerkzeug wurde entweder neu aufgebaut oder verfeinert. So entstanden die Schaufelblätter aus Ätzteilen mit selbstgefertigten Stielen. Am Bolzenschneider und der Axt wurden die Griffe neu aufgebaut, das Sägenblatt und die Halterung entstammen dem Ätzteilesatz, der zugehörige Griffbügel wurde aus plattgedrücktem Messingrundprofil geformt. Sämtliche Halterungen sind von EDUARD oder wurden teilweise aus Plastikstreifchen neu erstellt.

Die zwei in Fahrtrichtung links auf der Oberwanne montierten Schäkel wurden neu aufgebaut. Dazu wurden Plastik-Rundprofile U-förmig gebogen und mit entsprechend abgeschnittenen und hohlgebohrten Rundprofilen als Ösen ergänzt. Die Steckbolzen zur Befestigung an den wannenseitigen Ösen wurden ebenfalls selbst gefertigt und mit Splinten aus dünnem Draht und Ätzteilkettchen ergänzt. Die Halterung der Schäkel wurde dem EDUARD-Ätzteilesatz entnommen.

Sämtliche Haltegriffe wurden aus Messingdraht gebogen. An den Aufstiegshilfen auf den Seiten der Oberwanne wurden die entsprechenden Stützen (ebenfalls aus Draht) angepaßt und mit Sekundenkleber fixiert. Dabei sind die unterschiedlichen Dicken der Halterungen im Original zu berücksichtigen. Zu zierliche oder überdimensionierte Haltegriffe wirken spielzeughaft.

Die im Bausatz mitgelieferte Abschleppstange auf der linken Wannenseite vorne ist leider zu dünn dimensioniert. Dementsprechend wurden nur die Endstücke übernommen, aufgebohrt und mit einer Stange annähernd korrekten Durchmessers aus EVERGREEN-Rundprofil ergänzt. Die Anbindung erfolgte mit zurechtgeschliffenen Flachprofilen. Zur Befestigung an der Wanne kamen wieder eigens gefertigte Bolzen mit Drahtsplinten und Ätzteilkettchen zur Verwendung.

Leider fehlt beim Bausatz die Wartungsluke für Motoröl. Mit einem Kreisschneider wurde sie eingraviert und mit kleinen Plastikstreifchen zur Darstellung der Scharniere und Draht für den Griff verfeinert.

Die Ansaughutzen für die Verbrennungsluft des Motors und für die Belüftung und ABC-Schutzanlage entstanden aus Schrumpfschläuchen, die auf ein Stück Draht, das mit einem Draht dünneren Durchmessers spiralförmig umwickelt worden war, aufgeschrumpft wurden. Die Drähte wurde anschließend herausgezogen; übrig blieben die Schrumpfschläuche mit ihrer charakteristischen Spiralstruktur. Das auf der Wannenoberseite montierte Gehäuse, in dem die Ansaugschläuche nach oben klappbar gelagert sind, wurde dünn geschliffen und an den erforderlichen Stellen mit Ätzteilgittern von ABER anstelle der eingeprägten Gitterstruktur ergänzt. Die beim Original angesetzten Riemen und Ösen zur Befestigung des Tarnnetzes  wurden aus Bleifolie und feinen Drahtösen nachgebildet.

Proportionen und Detaillierungsgrad der Bausatz-Fahrerluken vorne und hinten erscheinen nicht besonders stimmig. Aus diesem Grunde wurden sie neu aus Plastic Sheet aufgebaut. Auf die Basisfläche wurde jeweils eine Kreisscheibe aufgeklebt, die zu den Rändern hin rund geschliffen wurde. Daran anschließend wurde ein längliches Stück geringerer Dicke ergänzt, das an seinem äußeren Ende mit einer Aussparung für die Verriegelung versehen wurde.

Auf dem Wannendeck wurde eine Vielzahl verschiedener „Beschläge“ montiert. So wurden Handgriffe aus Draht gefertigt, Luken-/Klappenscharniere verfeinert  und gegebenenfalls mit Endanschlägen ergänzt, weitere Haltebänder mit entsprechenden Ösen aufgesetzt sowie der Sockel der HF-Antenne überarbeitet. Für ein wenig Individualität sorgen die abgespannten Antennen am Fahrzeugheck. Anstatt wie sonst üblich starr in die Höhe zu ragen, wurden sie mit feinem Kinderhaar und kleinen Laschen abgespannt. Auf diese Details könnte man durchaus verzichten. Will man aber einen filigranen Gesamteindruck des Modells erzielen, kommt man nicht an diesen Arbeiten vorbei. 

Das auf dem Bug liegende Schwallblech wird beim Original beim Durchqueren von Gewässern nach vorn geklappt. Damit soll ein Überspülen des Fahrzeugs durch die (erste) Bugwelle verhindert werden. Am Bausatzteil wurde an der Vorderkante das Profil mit Plastikstreifen überarbeitet, das unter dem Blech auf der Wanne liegende Gestänge neu aufgebaut und die seitlichen Gelenke mit Ätzteilen verfeinert. Wichtig ist die richtige Montage des Blechs auf dem Fahrzeugbug. Das Schwallblech soll sich der Wannenform anpassen und an keiner Stelle abstehen.

Das Abschleppseil wird entgegen der „Vorschrift“ nicht länger auf der linken hinteren Wannenseite montiert, sondern hinterm Schwallblech rechts neben der Fahrerluke auf der Wanne befestigt. Ein findiger Schirrmeister hat hier sehr früh die Zeichen der Zeit erkannt…. Das Bausatzteil wird durch gewickelten Stahldraht ersetzt und mit eigens angefertigten Seilkauschen aus Plastikrundprofilen und zurechtgebogenem Draht vervollständigt. Letztere wurden vorschriftsgemäß mit Bolzen, Splint und Kettchen auf der Wanne verankert. Die Seilhalterungen entstanden aus gebogenen Ätzteilresten. 

Für die Rückspiegel und deren Sockel wurden Zinngußteile von MR verwendet. Die Spiegel selbst sitzen auf einem Stück gebogenen Messingdraht. Für die Sockel wurden passend angewinkelte Ständer aus MS-Blechen gefertigt.

Die Blinker des Bausatzes wurden abgeschnitten und durch 1:87er HERPA-Rundumkennleuchten orange ersetzt. Über die Blinker wurden noch dünne Kupferdrähte gebogen, die im Original die Blinkergläser vor Bruch schützen sollen.

Leider hat REVELL die Wartungsklappe am Fahrzeugbug zu hoch positioniert. Deshalb wurden die Maße der Klappe abgenommen und auf ein Stück Messingblech übertragen. Das ausgeschnittene Blech wird anschließend mit Sekundenkleber auf die korrekte Position unterhalb des Bugknicks geklebt. Mit einer spitzen Graviernadel kann nun der Umriß der Klappe entlang des Blechs neu eingraviert werden. Wenn eine saubere Gravur vorliegt (genau prüfen!), kann das Blech mit einem Skalpell wieder abgehoben und die Klebereste entfernt werden. Die zugehörigen Schraubenköpfe entstanden aus dünnen Scheibchen eines Sechskantprofils von EVERGREEN. Zwei kleine, ins Blech eingelassene Muttern wurden zusätzlich unterhalb der Klappe eingearbeitet.

Die Spritzlappen vorne wurden aus hauchdünnem Plastic Sheet aufgebaut und mit einer feinen Borte aus Plastikprofil umrandet. Nicht zu vergessen die Befestigungen für die rot-weiß-schraffierten Warntafeln, die aber am Modell weggelassen wurden. 

Die Frontscheinwerfer wurden durch Resinabgüsse der TAMIYA-Leuchten vom Leopard 2-Bausatz ersetzt. Für die zugehörigen Schutzbügel, an denen auch die o. g. Spritzlappen befestigt wurden, mußte in mehreren Gängen Messingdraht in Position gebogen werden. Eine aufwendige Arbeit, da man beim fertigen Modell sehr gut erkennen kann, ob Schiefstellungen und Verbiegungen tatsächlich das Ergebnis von „Zusammenstößen“ sind, oder ob der Erbauer einfach nur nachlässig gearbeitet hat. In Fahrtrichtung rechts wurde unterhalb des Scheinwerfers noch eine kleine Hupe aus zwei Lagen Plastic Sheet montiert. Die vorderen Abschleppschäkel wurden dem MR-Zurüstsatz für BW-Fahrzeuge entnommen, feingeschliffen, mit einer Bohrung versehen und ebenfalls mit Bolzen und Splinten gesichert.

Die Wartungsklappe links oben am Heck wurde ebenfalls neu graviert (Zirkel mit zwei Spitzen, Einstichloch anschl. verspachteln) und mit einem selbstgebauten Hebel und Scharnier versehen. Der rechts neben der Luke liegende Kennzeichenträger wurde aus Messingblech gebogen und mit kleinen Leuchteinheiten aus Plastikprofilen detailliert.

Um die richtigen Proportion zu erhalten, wurden die Rücklichter aus Plastiksheet neu aufgebaut. Auf die Oberfläche wurden entsprechend zugeschnittene Klarsichtplatten geklebt, die später bei der Lackierung mit TAMIYA-Glasmalfarben lackiert wurden. Die Nachtfahrrücklichter entstanden ebenfalls aus Plastikmaterial.

Bei den Schwimmpropellern sollten auf jeden Fall die Blätter dünner geschliffen werden. Dabei ist darauf zu achten, daß die Krümmung der Blätter beibehalten wird. Ferner können die hinteren Antriebsdeckel mit kleinen Muttern weiter verfeinert werden. 

Die im Bausatz enthaltenen Gelenkwellen sind konstruktiv als solche nicht erkennbar. Demzufolge wurden dem REVELL 10-Tonner-Bausatz die passenden Wellen mit Kreuzkopfgelenken entnommen. Die Wellen selbst wurden aus Rundprofilen selbstgebaut. Die Anbindung an Verteiler- und Achsgetriebe mit Kreuzkopfgelenken ist bauartbedingt einfach, sie lassen sich beim LUCHS durch einfaches Biegen schnell anpassen.

Die Bausatzräder wurden durch Resinteile von MR ersetzt. Leider war der Guß miserabel, sodaß umfangreiche Schleifarbeiten erforderlich wurden. Die seitlichen Hohlräume der Profilstollen sind zu tief und wurden deshalb mit Spachtel aufgefüllt - eine hübsche Arbeit, da 25x2x8=400 Stollen gespachtelt werden wollen. Die erhabenen Schriftzüge des Reifenherstellers sollten weitgehend abgeschliffen werden, da sie hemmungslos überdimensioniert sind. Die Radaufstandsflächen wurde zur halbwegs realistischen Darstellung des Reifenlatsches angefeilt.

Die planen Innenseiten der Räder wurden solange mit selbstgeschnitzten Profilen ergänzt, bis ein im Hinblick aufs Original halbwegs realistischer Eindruck vorlag. Dies ist umso wichtiger, wenn der LUCHS mit eingeschlagener Lenkung dargestellt werden soll. Bei diesem Modell wurde bewußt darauf verzichtet, da die gestreckte Form des Fahrzeugs voll zur Geltung kommen sollte. Außerdem standen auch keine exakten Unterlagen zur Verfügung, welche Lenkwinkel an mindestens vier eingeschlagenen Rädern auftreten.

Auch die Achsschenkel und Radlager des LUCHS’ mußten relativ aufwendig überarbeitet werden. Dazu wurden die Achsenden ausgefräst und mit entsprechend zugeschliffenen Kugelgelenken bestückt. Letztere entstanden aus den Teilen 14 des Bausatzes, die normalerweise die Räder auf den Achsbolzen fixieren. Auf den Achsschenkeln sitzen Blechpakete mit Verschraubungen, die aus Plastikplatten und Muttern aus Sechskantprofilen aufgebaut wurden. Die Achsen selbst wurden an den Stoßdämpferaufnahmen verfeinert und jeweils mit selbstgebauten Ölablaßschrauben bestückt. Bremsleitungen zu den einzelnen Rädern wurden mit feinem Lötdraht nachgebildet, die zum Schutz gegen Steinschlag hinter kleinen Messingplatten verlaufen.

Die Schraubenfedern wurden durch entsprechend gebogene, ausgeglühte Stahldrähte ersetzt. Dabei ist ein extrem sorgfältiges Arbeiten erforderlich, denn beim Modell konnten die ursprünglichen Maße nicht übernommen werden, da das Fahrzeug ohne Änderungen zu hochbeinig gewirkt hätte. Die neuen Federn wurden deswegen etwas verkürzt ausgeführt. Die Achsträger wurden an ihren Enden schräggeschliffen, Sinkstellen wurden verspachtelt und die Drehgelenke aus Plastic Sheet, Kupferdraht und Sechskantmuttern neu aufgebaut.

Um richtig dimensionierte Stoßdämpfer zu erhalten, wurden die obenliegenden Tauchrohre mit einer Lage Plastic Sheet aufgefüttert. Die Verschraubung mit den Achsen wurde wieder durch Sechskantmuttern dargestellt.

Der Rest des Fahrwerks mit den zahlreichen Stabilisatoren und Lenkgestängen konnte direkt aus der Box gebaut werden. Wer ganz genau gehen will, kann das geschlitzte Schutzblech über dem Verteilergetriebe auch noch neu aufbauen. Hier wurde darauf verzichtet, weil es praktisch nicht eingesehen werden kann.

Turm 

Um die korrekte Form des Hülsenauswurfs nachzubilden, wurde dieser Bereich mit Plastic Card und Spachtel aufgedickt. Am Auswurf selbst wurde das Original-Bausatzteil 116 nachgeschliffen und mit Sechskantschraubenköpfen aus EVERGREEN-Profilen verfeinert.

Für den Bereich des Turmdachs rechts neben dem Zielscheinwerfer wurde nicht das zugehörige EDUARD-Ätzteil 15 verwendet, sondern ebenfalls mit Plastikplatten eine entsprechende Form über die Originalgeometrie gelegt.

Die Gummiabdeckung über dem beweglichen Rohrsockel wurde durch ein gebogenes Messingblech dargestellt. Der zugehörige Ansteuermechanismus für die gepanzerte Abdeckung wurde mit feinen EVERGREEN-Profilen ergänzt. Die mitgelieferten Heißösen wurden durch Eigenbauten richtiger Dimension ersetzt.

Das REVELL-Rohr der Bordmaschinenkanone 20mm sollte auf jeden Fall durch das hübsche SCHATTON-Rohr ersetzt werden. Die filigrane Ausführung des Mündungsdämpfers ist ein optischer Genuß!

Der gesamte Turm wurde mit Schweißnähten aus gezogenen Gußästen verfeinert. Sie wurden mit Kunststoffkleber angelöst, aufgelegt und mit einer angeschnittenen Spritzenkanüle bearbeitet.

Das im Bausatz mitgelieferte Klarsichtteil für die Rundumkennleuchte (RKL) kann aufgebohrt werden und innen mit einem kleinen Reflektor aus Alublech und einer kleinen Leuchtbirne aus einer Tintenpatronenkugel bestückt werden. Für den Sockel wurde ein Stück von PERFECT SCALE MODELLBAU verwendet, das auf einer kleinen Messingstange befestigt wurde. Die Buchse zum Einstecken der RKL wurde mit einem kleinen ABER-Kettchen ergänzt, an der die Abdeckkappe gegen Eindringen von Schmutz hängt.

Der original Weißlichtzielscheinwerfer mußte mit Plastic Card aufgefüttert und mit Messingklappen vervollständigt werden. Der zugehörige Haltegriff entstand wiederum aus feinen Plastikprofilen.

Die Flaggenhalterung am Turm wurde dem EDUARD-Set entnommen und mit kleinen Plastikröhrchen zur Aufnahme der Flaggen ergänzt. Unter dieser Halterung wird später das Kabel des Zielscheinwerfers verschwinden, das dort dann in den Turm geführt wird.

Der Drehkranz für die MG3-Lafette wurde mit einem Reißzirkel aus einer entsprechend dicken Plasikplatte ausgeschnitten. Die Stützen wurden aus Messingblech gebogen. Die Fuß der Lafette mit Laufrollen, Bodenblech und Drehgelenkhalterungen entstand im Eigenbau aus Plastik- und Messingprofilen. Die eigentliche MG-Auflage wurde dem Bausatz entnommen.

Auch die Luken von Kommandant und Richtschütze wurden verfeinert. Dazu gehören die mehrteiligen Schwenkarme, Haltegriffe und Verschlüsse. Der Hebe- und Schwenkmechanismus zum Öffnen und Schließen der Luken blieb funktional erhalten.

Für die Gläser der Turmoptiken wurden entsprechend zugeschliffene Plastikstückchen aufgelegt, auf denen später die Optikimitationen aus Photofilm liegen. Die darüberliegenden Schutzbleche wurden aus Messingblech zurechtgeschnitten.

Für die Nebelbecher wurden die wunderschönen Messingdrehteile von VOYAGER verwendet. Auch wenn sie vielleicht einer moderneren Variante entsprechen, wurden sie trotzdem montiert. Zusammen mit den Kettchen ist der optische Eindruck einfach umwerfend.

Bemalung/Alterung

Die Lackierung und das Finish des Modells erfolgten in insgesamt sieben Arbeitsschritten. Mit der hier beschriebenen Vorgehensweise soll kein Anspruch auf Vollständigkeit erhoben werden. Es scheint aber, daß mit diesen Schritten gute Ergebnisse speziell beim Finish von Bundeswehrmodellen erzielt werden können. Diese Fahrzeuge sind im Original über Jahrzehnte hinweg gepflegt worden mit einer Logistik im Hintergrund, die die Truppe nur selten zu Improvisierungen zwang. Entsprechend behutsam sollte man auch Alterungstechniken am Modell anwenden.

Schritt 1 ist die „Grundierung“ des Modells in der eigentlichen Fahrzeugfarbe. In diesem Fall war es VALLEJO „olive-drab“ , das bei Verwendung einer Airbrush zu einer gleichmäßigen, hauchdünnen, aber deckenden Farbschicht führt.

Im zweiten Schritt wurden einzelne Bereiche des Modells (Klappen, Luken, hervortretende Baugruppen) mit TAMIYA-Sandfarbe deutlich aufgehellt. Scharfe Abgrenzungen machen nur dann Sinn, wenn das entsprechende Fahrzeugteil im Original ersetzt worden ist und damit zwangsläufig einen anderen, mehr oder weniger stark verwitterten Grundton trägt. Diese Maßnahme lockert die an sich langweilige Uni-Lackierung auf.

Schritt 3 umfaßt das Abtönen charakteristischer Kanten- und Kurvenverläufe des Fahrzeugs mit deutlich abgedunkelter Fahrzeuggrundfarbe. Das Modell erhält dadurch eine erste Struktur. Die Flächen, auf denen später Decals anzubringen sind, wurden jetzt mit klar glänzend lackiert, da eine glänzende Oberfläche immer eine sehr geringe Rauhigkeitstiefe hat - die perfekte Basis, um das sog. „silvering“ von Naßschiebebildern zu verhindern. Die den milchigen Eindruck hervorrufenden Lufteinschlüsse können so vermieden werden. Nach dem Aufbringen der Original-Decals und der Eisernen Kreuze von ARCHER wurde das Modell mit klarem Seidenmatt (VALLEJO 060 „satin varnish“, d. h. Acryl) versiegelt.

Um die harten Gegensätze zwischen Highlights und Schattierungen etwas zu verschleifen, wird in Schritt 4 das gesamte Modell nochmals mit der mehr oder weniger aufgehellten Grundfarbe per Airbrush abgetönt. Je nach Grad der Aufhellung entsteht ein eher ausgebleichter, verwitterter  Eindruck. Man sollte dabei unbedingt das noch folgende Washing mit dunkler Ölfarbe (s. u.) berücksichtigen, wodurch das Fahrzeug noch abdunkelt. Zu dunkle Modelle verlieren leicht an Authentizität.

Im fünften Schritt wird mit Ölfarbe eine dunkle Lasur aufgebracht. Diese dünne Schicht sollte unmittelbar nach Aufbringen mit einem weichen Pinsel und Lösungsmittel von oben nach unten abgewischt werden. Dadurch entstehen typische Verlaufsspuren von Regenwasser und Schmutzschlieren. Für etwas Abwechslung sorgt ein dünner Pinsel, mit dem man feine Farbnuancen der Grundfarbe (ins Beige oder Gelb tendierend) auf der gerade trocknenden Washing-Schicht aufbringt und erneut verwischt. Wichtig ist, daß man das Modell anschließend ordentlich durchtrocknen läßt.

Der Rest ist reine Fleißarbeit. Dazu gehört insbesondere das Aufbringen von Kratzern mit Ölfarben (dunkelbraun). Verschmutzungen durch Öl und Fett werden mit glänzenden Ölfarben und mehr oder weniger Verdünnung aufgebracht. An kritischen Stellen (Schweißnähte, nur temporär stark beanspruchte Flächen, Lackausbesserungen, etc.) können mit Rostfarbe (Öllasur), kleine Flecken mit vereinzelten Ablaufspuren angebracht werden.

Nach erneutem Versiegeln mit Seidenmatt simuliert ein behutsames Drybrushing mit stark aufgehelltem Gelb-Oliv den Mikro-Abrieb von Lacken. Gleichzeitig betont es hervorstehende Ecken und Kanten. Daß bereits umgesetzten Maßnahmen (insbesondere Kratzer und Verlaufsspuren) damit wieder geringfügig abgetragen werden, ist ein teilweise willkommener Effekt. Verlassen sollte man sich aber nicht darauf.

Mit viel Geduld und im richtigen Verhältnis angewandt gewinnt das Modell mit den oben genannten „Techniken“ weiter an Schärfe. Die Schwierigkeit besteht allein darin, zum richtigen Zeitpunkt die einzelnen Durchgänge abzubrechen. Zu wenig wirkt nicht, zu viel ist aufdringlich.

Zum Schluß erfolgt die Verschmutzung mit dem, was ein Originalfahrzeug von der Fahrbahn aufwirbelt und auf sich selbst quasi „ablegt“. Meist handelt es sich dabei um Staub und Erdreich. Die Unterwanne wurde hierzu kräftig mit eingetrockneter Farbe bekleckst. Sie war körnig genug, daß der Eindruck von verkrustetem Schlamm entstand. Heck-, Bug- und Seitenbereiche wurden nur spärlich mit Farbe vorbehandelt. Das Fahrzeug sollte nicht im Dreck versinken, da ansonsten zuviele Details des Finishs verlorengegangen wären. Alle Teile wurden von unten nach oben abnehmend mit verschiedenen Farbpigmenten eingestaubt, zum Teil in mehreren (=vielenvielenvielen) Arbeitsgängen. Getreu der Devise „Dreck fliegt von unten nach oben und von vorne nach hinten“ ergab sich so die Hauptarbeitsrichtung. Auf der Oberwanne und an den seitlichen Aufstiegen ist zu beachten, daß durch Besatzungsmitglieder Dreck in undefinierter Menge eingeschleppt wird. Die Verwendung spezieller Stempel zum Aufbringen von Stiefelabdrücken erscheint aber wenig sinnvoll: der arme Soldat müßte seinen nur (!) auf dem Profil verschmutzten Stiefel vom Boden abheben, den Panzer erklettern ohne weiteren Fußkontakt, um dann oben angekommen der Oberfläche erstmal einen sauberen Abdruck zu verpassen - realistisch? Wer’s mag ...


Fazit

Der REVELL-LUCHS in 1:35 ist ein Bausatz, bei dem Licht und Schatten sehr nahe beinander liegen. Erfreulich, daß REVELL als einziger Hersteller dieses Modell im Programm führt und damit auch eine solide Basis (für Umbauten) abliefert. Die zweifelhafte Wannen- und Turmgeometrie sind klare Minuspunkte, da sie sich nur unter erheblichem Aufwand korrigieren lassen. Alle übrigen Schwachstellen sind relativ einfach zu beheben.

Preis / Leistung: ***** Paßgenauigkeit: *****
Detailierung: ***** Schwierigkeitsstufe: *****

Empfohlene Literatur:



- www.pzaufkl.de

© 11/2009 Christoph Oerleke

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