Panzer II Ausf.L - "Luchs" - Sd.Kfz.123

 

Das Original

Am 15.9.1939 wurde der Auftrag für ein gepanzerten Vollketten-Aufklärungsfahrzeug in der 13t Klasse erteilt. Dies resultierte nach dem VK1301 in dem Panzer II Ausf.L "Luchs". Die Firmen MAN und Daimler-Benz wurden wieder mit dem Bau diese Panzers betraut. Von dem Einführungsauftrag über 800 dieser Fahrzeuge wurden lediglich 100 fertiggestellt, nachdem im August 1942 die ersten vier Versuchsfahrzeuge erprobt wurden, wurde im Januar 1943 beschlossen nur 100 Stück herzustellen.
Das Gefechtsgewicht betrug 11,8 Tonnen, wobei die Panzerung, wie beim VK903, vorn 30mm, an den Seiten und am Heck 20mm betrug. Der Motor Maybach HL66p wurde in den "Luchs" eingebaut und leistete aufgrund eines Drehzahlbegrenzers nur 180PS bei 2800 U/min. Mit einem Leistungsgewicht von 15,3PS/t ergab sich noch eine Höchstgeschwindigkeit von 60km/h.
Die Länge des "Luchs" betrug 4,63m, war 2,48m breit und 2,21m hoch. Die Kettenbreite betrug 36cm, und bei einer Kettenauflagelänge von 2,2m ergab sich ein Bodendruck von 0,75kg/cm2. Mit dem Tankinhalt von 235 Liter betrug die Reichweite des "Luchs" auf der Straße etwa 290km. Das Fahrgestell bestand aus gummibereiften Vollscheibenrädern, die über querliegende Drehstäbe abgefedert waren. Zusätzlich wurden die erste und letzte Laufrolle durch einen Stoßdämpfer unterstützt. Die verwendeten Ketten wichen vom bisherigen Panzer II Design ab, denn sie wiesen nun, das Skelett-Muster auf, mit der Glieder Verbindung, die der vom Panzer III ähnelt. Es wurde eine Doppelreihe von Führungszähnen verwendet, um der Laufwerkskonfiguration zu entsprechen. Die Grabenüberschreitfähigkeit betrug 1,6m, Gewässer bis 1,4m Tiefe konnten durchwatet werden und 60cm hohe Hindernisse überklettert.
Die Bewaffnung bestand aus einer 2cm KwK38 L/55 für die 330 Schuß in 33 Magazinen mitgeführt wurden und einem MG34 mit 2250 Schuß. Die 2cm Kanone verfeuerte entweder die Pzgr AP, die Pzgr 40 AP oder die Spgr HE.
Für die Aufklärungsrolle besaß der "Luchs" zwei Radiogeräte, das Fug12 und das Fug Spr a. Das Fug12 war ein 80 Watt Sender/Empfänger für Langreichweiten-Kommunikation über eine 2m Antenne. Das Fug Spr a war ein UKW Sender/Empfänger für die Kommunikation zwischen den einzelnen Fahrzeugen, über entweder eine 1,4m oder 2m lange Antenne.

Der Bausatz

Der Spähpanzer Luchs war bisher schon reichlich auf dem 1/35 Markt vertreten, seien es Resinmodelle wie von DES oder Spritzguss in unterschiedlichen Qualitäten wie von Mirage, Techmod, usw.
Nun kommt Tasca mit Bausatz 35001 auch noch dazu und man fragt sich was das soll, ABER das sieht man sehr schnell. Die Qualität der Teile ist wirklich hervorragend, feinste Details die kaum einen Wunsch offenlassen. Dazu als Gimmik ein bewegliches Drehstab Federsystem, was sich automatisch dem Untergrund anpasst, wenn mal in einem Diorama eingesetzt wird. Die Kette sieht auch ganz gut aus. Der Weisheit letzter Schluss wäre aber sicher eine bewegliche Einzelgliederkette gewesen!
In der Schachtel finden wir also 4 Spritzlinge mit einer übersichtlichen Zahl an Teilen, einen "Spritzling" mit Poly-Caps für bewegliche Laufräder, eine sehr gute Vinylkette und dazu noch eine kleine Platine mit Ätzteilen für die Lüftergitter und die Sternantenne. Dazu wird auch noch eine nett gestaltete Crewfigur mitgeliefert.
Die Qualität der Teile ist durchweg super! Details sind gut wiedergegeben und die Kette gehört auf dem Segment der Vinylketten mit zu den besten!
Die Abziehbilder sind für 3 Versionen, was akzeptabel ist, allerdings auch nicht gerade phänomenal, zumal alle 3 Fahrzeuge zur Pz.Aufkl.Abt.9 1944 in der Normandie gehören. Da hätte man sicher noch mehr bringen können.
Die Bauanleitung ist gut aufgebaut un klar gegliedert. Die 20 Bauabschnitte zeigen in klaren Zeichnungen was Sache ist, Unklarheiten treten fast nicht auf. Allerdings ist die Bauanleitung in japanisch gehalten, und leider nicht immer mit Englisch noch untertitelt. Die zweiseitige Einleitung ist komplett japanisch - Schade eigentlich. Besonders ärgerlich wenn in den Bauabschnitten bei Ausrufezeichen (Vorsicht) und Fragezeichen (Option nach Wahl) nur japanisch steht und man als normalgebildeter Mitteleuropäer nicht wirklich weiss was Sache ist. Die Bemalungsanleitung zeigt drei verschiedene Tarnmuster, allerdings nur bei einem die nötigen 5 Seitenansicht, hier ist Improvisation gefragt, WENN man sich überhaupt an die Anleitung halten mag.

Der Bau

Der Bau beginnt, wie üblich, mit dem Zusammenbau der Wanne. Diese wird hier aus Unterteil, Heck-, Bug- und Seitenwänden zusammengebaut, was kein Problem ist. Die Rädersätze werden allesamt mit Polycaps versehen, wodurch sie drehbar bleiben (besser als mit den Tamiya Polycaps), was für meinen Geschmack gerade für die Gummi-Bemalung ein Vorteil ist.
Der Clou dieses Bausatzes ist an sich die Federung. Hat man sonst oft das Problem bei gebauten Modellen, dass man ein eventuellen Diorama anpassen muss, damit der Panzer mit der Kette nicht über Erhebungen schwebt, so wird man hier mit einer kleinen Revolution verwöhnt, nämlich Drehstabfederung in 1/35. Jeder Schwingarm wird originalgetreu mit Drehstabfeder durch die Wanne geführt und auf der anderen Seite (und nur dort) verklebt, was eine gute Federung jedes Schwingarms nach sich zieht. Ein paar Dinge dazu: Wer zuviel mit dieser Federung spielt wird bald bestraft, denn das Plastik wird irgendwann brechen. Beim Verkleben aller Schwingarme unbedingt darauf achten, dass sie in Ruhestellung wirklich in einer Höhe unterhalb der Wannenunterseite sind (leider ist etwas Spiel möglich nach oben). Der erste und letzte Schwingarm werden nach oben durch je ein Federbein begrenzt, sind also nicht wirklich beweglich, dies dient wohl der Standsicherheit des Modells auch nach Jahren.
Ein weiterer netter Spaß ist, dass man das Leitrad von innen her spannen kann, d.h. man kann später die Kettenspannung justieren, bzw die Ketten später bequem aufziehen und dann erst unter Spannung bringen.
Im nächsten Schritt fügt man Ober- und Unterwanne zusammen, was ohne Probleme vonstatten geht. Dann geht es zum Zusammenbau von Panzerkastenoberteil und Motordeck, wobei ersteres aus mehreren Teilen besteht und man die Ausrichtung auf einer ebenen Platte kontrollieren sollte, bevor der Kleber hart wird. Das Motordeck kann man schonmal einpassen, allein schon um die Ausrichtung des Panzerkastenoberteils genau auf die Wanne zu bringen, aber man sollte das Motordeck nicht verkleben, um später noch an die Kettenspannvorrichtung zu kommen, wenn man nach der Bemalung die Kettenaufziehen möchte. Und wenn man kein Gitter über die hinteren Luftschlitze macht, würde ich empfehlen den hinteren Innenteil der Wanne schwarz zu malen.
Der ganze Kleinkram wie das Werkzeug sollte nach der Bemalung angebracht werden. Dies ist dann auch kein Problem, lediglich der Wagenheber ist mir ein Mysterium, wie der in seiner Verankerung am Panzer angebracht werden soll. Irgendwas stimmt da an den Teilen B10 und B11 nicht, oder ich hab den Trick nicht verstanden.
Die Gitter für die seitlichen Lufteinlässe (für den hinteren Luftauslass gibt es leider keins) sind sehr filigran und müssen vorsichtig behandelt werden, sehen aber auch extrem gut aus.
Weiter geht es mit der Konstruktion des Turms. Dieser weist eine geringe Innendetailierung auf, wie die Darstellung von Kanone und MG ... ob das zum Öffnen der Heckluke reicht, glaube ich aber nicht. Der Turm an sich besteht aus der mehrteiligen Kanonenblende, dem unteren Turmring mit Crewsitzen, den beiden seitenwänden, der Heckwand mit schöner heckklappe und der Dachplatte. Allesamt lassen sich die Teile gut zusammenfügen. Das Rohr ist ganz ok, aber ich habe es einfach mal durch ein Rohr von Schatton ersetzt ... allerdings musste ich da etwas fräsen und sägen um die Kanonenaufnahme passend zu machen.
Zum Abschluss des Baus baut man noch die Sternantenne an, die aus einem Ätzteil über einem Kegel gefaltet wird und unheimlich gut aussieht. Mit dem Anbringen des optisch guten Werkzeugs und der Kette nach der Bemalung ist der Bau abgeschlossen.

Bemalung/Alterung

Zunächst habe ich das ganze Modell wie immer in Revell Anthrazit per Pinsel grundiert und danach komplett mit Tamiya XF-60 per Airbrush komplett besprüht.
Die Tarnflecken aus Tamiya XF-64 und XF-58 wurden ausnahmsweise direkt vom Bauplanmuster übernommen, inwieweit das nun wirklich historisch korrekt ist .. wer weiss!?
Als nächstes wurden die Turmnummern, Balkenkreuze und die Angaben der Verladeklasse direkt vom
Decal-Bogen genommen. Die Qualität dieser ist ganz akzeptabel, könnte aber gerade für die Balkenkreuze noch feiner sein, und nicht so steif, denn trotz Essigwasser war das Balkenkreuz, das über die Versteifungen der Staukiste links kommt, doch recht störrisch!
Danach folgte ein komplett washing mit schwarz-brauner Ölfarbe und nach ordentlicher Durchtrocknung das Trockenmalen mit sehr heller Sandfarbe. Der Auspuff wurde mit braunen und schwarzen Pastellkreiden verrostet, sowie ein paar Lackabriebsspuren an exponierten Stellen mit dunkler Metallfarbe.
Den Abschluss macht ein Überzug aus hellem Pastellkreidenstaub im Laufwerksbereich.

Fazit

Nicht schlecht kann ich nur sagen. Da hat Tasca einen beeindruckenden Bausatz geschaffen von guter Passqualität und feinen Details. Leider schlägt der Preis von über 40 Euro ganz schön zu Buche ... ob die gute Passgenauigkeit und Detailierung das wert ist? An sich schon, aber es ist stark an der obersten Schmerzgrenze. Immerhin baut er sich aus der Schachtel wie aus einem Guss, es macht also mal wirklich wieder Spaß ohne den Zwang zu verspüren jetzt unbedingt Ätzteilorgien feiern zu müssen.

Die Bewertung bezieht sich auf das Modell direkt aus der Schachtel gebaut.

Preis / Leistung: ***** Paßgenauigkeit: *****
Detailierung: ***** Schwierigkeitsstufe: *****

Empfohlene Literatur:

Achtung Panzer Vol.7 - Panzer I / II and variants - (Mitsuru Bitoh) - ISBN:4-499-22773-9Die Panzerkampfwagen I und II und ihre Abarten - (Walter Spielberger) - ISBN 3-87943-335-64. Panzer-Division on the Eastern Front (2) 941-1943 - (Robert Michulec) - ISBN: 962-361-648-14. Panzer-Division on the Eastern Front (2) 1944 - (Robert Michulec) - ISBN: 962-361-649-X

© 03/2004 Thomas Hartwig

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