M113 A1 G

 

Das Original

Ab 1960 wurde der M113 von der Firma FMC (Food Machinery and Chemical Corporation) an die US-Army ausgeliefert. Einfach im Aufbau, effektiv in der Raumausnutzung, hochmobil (geringes Gewicht durch Aluminium-Magnesium-Legierung des Aufbaus, daher luftverlastbar und schwimmfähig) und vor allem in großer Stückzahl produzierbar, entwickelte sich der M113 praktisch parallel zu seiner Feuertaufe in Vietnam sehr schnell zu einem Exportschlager .

So erhielt auch die deutsche Bundeswehr ab 1962 erste Fahrzeuge in der amerikanischen Grundversion. Man überließ es deutschen Firmen, den MTW den hiesigen Erfordernissen anzupassen. Es erfolgte eine Adaption der Waffensysteme (MG), Gleisketten (DIEHL), Kommunikationsmittel, Optiken, Beleuchtungsanlage und Bordwerkzeug auf BW-Standard. Ferner wurde eine Nebelwurfanlage im Bugbereich ergänzt. Diese Fahrzeuge wurden daraufhin als
M 113 G bezeichnet. Mit dem längst überfälligen Umbau auf Dieselmotoren vom Typ Detroit 6 V 53 (6-Zylinder, 5.220 L Hubraum, 155 kW (210 PS) Leistung) änderte sich die Bezeichnung ab 1974 in M 113 A1 G. Mit einem speziellen Rüststand, der sich aus den einsatzspezifischen Anforderungen ergab, liefen sie u. a. auch als Mannschaftstransportwagen in Panzergrenadiereinheiten.

Der Bau des Modells eines solchen, bei den Panzergrenadieren eingesetzten Fahrzeugs, soll im folgenden Bericht beschrieben werden.


Der Bausatz

Als Basisbausatz habe ich mich für den M113 A2 von ACADEMY entschieden (Katalognr. 1354). Er soll wohl insgesamt im Vergleich mit TAMIYA und ITALERI am besten abschneiden. Der Bausatz stellt ein hübsches Modell einer mehr oder weniger aktuellen Variante in US-Ausführung dar. Einige Zurüstteile wie Flaschen aus Klarsichtmaterial kann man immer für die berüchtigte Grabbelkiste brauchen. Vinylketten empfinde ich persönlich als besonders grausam, das ist aber Geschmackssache (bei meinem TAMIYA-Marder ist sie vor ein paar Jahren unter plötzlichem Aufglänzen sämtlicher Weichmacher regelrecht zerbröselt). Eine kurze Beschreibung dieses Bausatzes findet sich außerdem unter http://www.panzer-modell.de/ausgepackt/archiv/academy/1354.htm.

An Zurüstteilen wurden eine MG-Lafette mit MG3 sowie Schäkel von MR-Modellbau, ein EDUARD-Ätzteilesatz M113-ZOOM (enthält Lüftergitter und 4 Abdeckungen Winkelspiegel) sowie eine Einzelgliederkette von AFV verwendet.

Der Bau

Aus gegebenem Anlaß wollte ich innerhalb relativ kurzer Zeit (ca. 3 Monate) einen klassischen Bundeswehr-MTW aus den 70er-Jahren bauen: einfach in der Grundstruktur, dafür aber möglichst detailliert und kompromißlos in der Ausführung, wobei Rohbau und Finish qualitativ gleichwertig sein sollten. Anders gesagt lautete die Aufgabenstellung: bau´ ein völlig unspektakuläres Fahrzeug, das aber richtig. Mir war schnell klar, daß ich in der zur Verfügung stehenden Zeit einen aufwendigen Exoten mit zahllosen Sub-Details niemals auf dem von mir angestrebten Niveau hinbekommen würde. Ganz abgesehen davon habe ich eine Schwäche für das Typische an Militärvehikeln, und typischer als ein simpler Elefantenschuh gehts nun wirklich nicht.
Beginnend mit dem Dach wurden als erstes sämtliche am Bauteil angegossenen Verzurr-ösen entfernt (ca. 50 Stck.). Diese wurden anschließend neu aufgebaut: jeweils 2 Löcher gebohrt (ø 0.3 mm) / Stück Kupferdraht durchgesteckt / über 4-Kant gezogen und gebogen / von unten verklebt/ je eine Kreisscheibe links und rechts drangeklebt. Danach wurden die verschiedenen BW-Werkzeughalterungen aus plastic sheet, Messingblechen und Draht aufgebaut. Auf eine Darstellung der Werkzeuge selbst wurde verzichtet  das vereinfachte einerseits den Aufwand, unterstreicht andererseits aber die Filigranität und ist durchaus nachvollziehbar für jeden, der mal selbst ein echtes Fahrzeug aufrödeln mußte. Im nächsten Schritt wurden Riegel, Antennensockel sowie Stützen und Stopper für diverse Luken aus Plastikprofilen angefertigt und montiert. Die stehenden Flach-Profile an den Außenseiten wurden aus optischen Gründen dünngeschliffen. Links hinter der Fahrerluke wurde auf 7 Uhr ein kleines Kästchen mit einem darin befindlichen Hebel ergänzt- Sinn und Funktion des Kästchens werden dem Erbauer wohl verschlossen bleiben, nicht einmal ein ehemaliger MTW-Kraftfahrer konnte sich erinnern. Zum Schutz der Fahrerwinkelspiegel wurden aus dem EDUARD-Ätzteilesatz entsprechende Bügel angebracht.

An der Kommandantenkuppel waren einige Schrumpfstellen im Plastik unmittelbar vor den Winkelspiegeln mit Spachtel aufzufüllen. Die Spiegel selbst mußten nicht berücksichtigt werden, da sie später mit Fotofilm als Spiegel-Imitat belegt werden. Die MG-Lafette von MR sowie das MG selbst wurden gesäubert, mit kleinen Profilen verfeinert und angepaßt. Der Knauf am Ende des abgewinkelten Arretierhebels aus Evergreen-Profilen stammt übrigens von einer Kugelschreibermine.

Für die Abdeckung der Motorraumgräting mußten die EDUARD-Gitter mittels Beschneidung der Randbereiche leicht an den ACADEMY-Bausatz angepaßt werden. Mit den Fingern wurde das Ätzteil an mehreren Stellen eingedrückt, um Trittspuren im Alltagsbetrieb zu simulieren. Einige gescrachte Details zwischen den Gittern, weitere Verzurrösen im vorderen Bereich sowie ein hauchdünn ausgebohrter Auspuff mit zusätzlichen Befestigungsschrauben runden diesen Abschnitt ab.

Die Leuchteinheiten auf der Bugplatte wurden praktisch komplett neu aufgebaut, da dem Bausatz nur die US-Version beiliegt. Sie bestehen im wesentlichen aus einer mehrteiligen Halterung für den Scheinwerfer, einer weiteren Halterung für die Blinkleuchten sowie einer 5-teiligen Schutzbügelkonstruktion, die sich z. T. auf einen von der US-Variante übernommenem Lampenbügel abstützt. Langwieriges Studieren von Vorbildphotos (auch moderneren Datums, s. panzer-modell.de) ergab schließlich ein Gefühl dafür, was zwingend umzusetzen und vor allem, an welcher Stelle was zu montieren war. Da die komplette Einheit über mehrere Bezugspunkte ineinander verschachtelt ist, muß sehr genau auf die exakte Position jedes einzelnen Teils geachtet werden; wird nur ein Element falsch bemessen oder positioniert, zieht sich dies durch die gesamte Bauteilkette und führt am Schluß zu einem verzerrten, nur noch wenig vorbildgetreuen Gesamteindruck. Also blieb es dann auch nicht bei einmaliger Montage; es wurde fröhlich positioniert, abgerissen, wieder neu montiert usw.  so lange, bis ich endlich zufrieden war. Die Fahrscheinwerfer sind Resin-Abgüsse vom Leopard 2 A6-Bausatz von TAMIYA, die Blinkleuchten stammen aus einem 1:87er HERPA-Set, die Schutzbügel sind aus weichem Draht gebogen und an der Schnittstelle zur Wanne mit einer Flachzange plattgedrückt worden. Die restlichen Komponeten wurden aus plastic sheet bzw. Messingblech aufgebaut. Die Rückspiegel sind ebenfalls eine Konstruktion aus plastic card und Kupferdraht. Letzterer wurde kreisrund gebogen und flachgedrückt zur Darstellung der Spiegelfassung.

Die Nebelwerfer stammen als Resinabgüsse ebenfalls vom Leopard 2 von TAMIYA. Sie wurden auf einer aus EVERGREEN-Profilen aufgebauten Vorrichtung montiert und auf der Bugplatte befestigt. Nachdem auch die Kettchen zum Fangen der Nebelbecherdeckel im 2. Durchgang die richtige Richtung und den richtigen Durchhang hatten, wurde versehentlich auch noch der Bereich der Bugplatte, der später komplett vom davorliegenden Schwallbrett verdeckt wird, mit diversen Werkzeughalterungen verfeinert. Es beruhigt aber ungemein, zu wissen, daß man das Schwallbrett auch mal abklappen könnte.

Das Schwallbrett selbst mußte an den Seiten oben noch geöffnet werden, um den Eindruck einer Blechkonstruktion zu unterstreichen. Kleinere Modifikationen wie Bohrungen mit kreisrunder Fassung aus plastic sheet und zusätzliche Beschläge ergänzen das Ganze. Der Verstellmechanismus für den halb ausgeklappten Zustand, wie er bei Bundeswehrfahrzeugen wohl üblich war, wurde komplett aus Profilen neu aufgebaut. Man kann ihn zwar nur noch schlecht erkennen, das entsprechende Teil des Bausatzes würde mich aber bei jedem Hinschauen einfach nur irritieren . Abschließend wurden im Frontbereich noch zwei Abschleppschäkel von MR-Modellbau aus Weißmetall, 2 Ersatzkettenglieder mit Halterungen aus EVERGREEN-Profilen und am Scheinwerferschutzgestänge eine Flaggenhalterung montiert. Lediglich die Abschlüsse der Bugplatte zur Wannenfront müßten leicht verspachtelt werden; das war aber auch schon der gesamte Spachtelaufwand, der bei diesem Fahrzeug am Aufbau betrieben werden mußte.

Die Heckplatte wurde mit selbstgefertigten Rückleuchten aus EVERGREEN-Rundprofilen, Tarnlichtern, Katzenaugen, diversen Halterungen aus Kupferdraht und Messing sowie zwei Schäkeln ergänzt. Riemen aus Bleifolie am Heck links oben sichern beim Original einen außen mitgeführten Kraftstoffkanister. Ausgetauscht wegen zu grober Ausführung im Basisbausatz wurden die sich über den Rückleuchten befindenden, vermutlich als Trittschutz dienenden Gestänge aus Vierkantprofilen, die Verriegelung der Heckklappe, die Arretierung der Hecktür, das Zentralgelenk der Hecklappe, die Halterungen fürs Abschleppseil sowie das Abschleppseil selbst. Nach gutem Zureden in Form von mehrmaligem Durchglühen legt sich dann der Fahrrad-Bowdenzug irgendwann auch in die richtige Richtung& Die hinteren Kotflügel wurden von innen intensiv ausgefräst, um auch hier das Material auf  Blechstärke zu bringen. Die an den Abschlüssen angebrachten, rechteckigen Ausschnitte wurden von innen mit dünnem plastic sheet hinterlegt. Die Scharniere der Heckklappe wurden noch mit kleinen Schraubenköpfen und Bolzen verfeinert. Zuguterletzt wurde der Anhängekupplung noch gezeigt, daß sie aus mehreren Teilen besteht (-> Gravieren der Rezesse), schon war auch das Heck fertig.

Im Fahrwerksbereich wurden lediglich die Leiträder außen abgedreht und mit kleinen Sacklochbohrungen in der Nabe verfeinert. Ferner wurden die Treibräder des Bausatzes durch die dem AFV-Kettensatz beiliegenden ausgetauscht. Diese Einzelgliederkette ist für einen M 113 A1 G sicherlich ein Muß und gefällt gerade im Hinblick auf Detaillierung und realistischen Kettendurchhang. Einzig die Ausführung der seitlichen Schaufeln der Endverbinder hätte etwas filigraner ausfallen können, auch bei Plastikspritzguß. Eigentlich hatte ich mir vorgenommen, die Schürzen ordnungsgemäß nach deutschem Vorbild zu montieren. Aber der dann nötige Anpassungsaufwand war mir zu hoch. Außerdem hatte ich einen Manöver-MTW in Erinnerung ohne seitliche Schürzen, der mir wesentlich dynamischer und gemeiner vorkam. Also entfielen die Schürzen einfach.

Bemalung/Alterung

Beim Finish wollte ich ein Fahrzeug im Manöver darstellen, das einen staubigen Truppenübungsplatz mit ein paar wenigen, vom letzten Gewitter noch nicht ganz aufgetrockneten Pfützen durchfährt. Der Spagat bestand einerseits darin, eine sinnhafte Verbindung von dezent verstaubtem Fahrzeug mit vereinzelten, z. T. noch nassen Dreckspritzern darzustellen. Gleichzeitig galt es, große olivgrüne Flächen möglichst interessant zu gestalten. Die Decals habe ich mir aus alten Bausätzen bzw. aus TRUCK-LINEs zusammengestellt.

Zu Beginn stand ein wolkiges Spritzen von RAL6014 NATO-oliv (Farbe aus dem ROCO-Sortiment mit Aufhellungen und Abdunklungen HUMBROL). Als nächstes wurde eine Schicht Schmutzfahne in TAMIYA-Buff aufgesprüht, die Grundlage für eine spätere Verschmutzung. Die Stellen, an denen Decals platziert werden sollten, wurden mit VALLEJO-Glanzlack vorbereitet. Hinterher erfolgte eine Versiegelung des gesamten Modells mit Seidenmatt. Als nächstes wurde dezent gedrybrusht - ich halte nicht viel von übertriebenen Licht- und Schattenspielen. Diese Effekte werden häufig so übertrieben, daß das Ergebnis mehr an verzweifelt bearbeitete 2D-Reliefs erinnert& Ich versuche, die Defizite, die sich bei Miniaturen zwangsläufig durch geänderte Belichtungsverhältnisse ergeben, mit subtilen Mitteln zu kompensieren. Also wurden die Vertiefungen im wesentlichen mit dunkler Pastellkreide betont anstelle umfangreicher  washings , die u. U. noch den ursprünglichen Farbton des Modells vernichten. Auch der Staub, der sich überall auf dem Fahrzeug ansammelt, wurde nur mittels heller Pastellkreide dargestellt. Die Oberfläche wurde danach mit groben Pinseln ordentlich traktiert; manchmal habe ich den Eindruck, man muß auf einem Modell nur lange genug  herumwurschteln , dann wird s was. Eigentlich logisch, die rauhen Betriebsbedingungen machen nichts anderes. Überhaupt stellt für mich die Auseinandersetzung mit dem Original ein Schwerpunkt beim Finish von Fahrzeugen dar. Das Verständnis für das Entstehen von Ablagerungen, Verschleiß und Verwitterung ist Voraussetzung für eine glaubhafte Nachbildung im Modell.

Die Sichtgläser der Winkelspiegel wurden mit entsprechend zuschnittenem Fotofilm belegt. Die typische rötlich-braune Färbung von NATO-Fahrzeugen kommt damit ganz gut zur Geltung. Die Einsätze der Lampen entstammen dem Zubehör von 1:43 Modellautos. Durch ihre Wölbung und damit interessante Brechung des Lichts machen sie viel Freude& Die Antenne wurde aus dünnem Stahldraht vorgebogen und mit einem Haar meiner Frau abgespannt (Danke für die Toleranz gegenüber meinen Totmachern !). Die Einzelgliederkette aus Plastik wurde komplett zusammengebaut und erst danach mit der Airbrush erdfarben gespritzt. Nacheinander wurden verschieden getönte Pastellkreiden aufgerieben und wieder abgewischt. Zum Schluß wurden die Laufflächen, Zähne und einzelne Stellen an den Schaufeln stahlfarben lackiert und nach kurzer Trockenzeit poliert.

Fazit

Der M113 A2 von ACADEMY bietet eine solide Grundlage für Umbauten des Basisfahrzeugs. Neben einer umfangreichen Innenausstattung (inkl. Motor und Getriebe) stellt auch die Detaillierung des Exterieurs das Beste dar, was es derzeit auf dem Markt gibt. Aufwändige Ätzteilesets sind für die Außenbereiche definitiv nicht notwendig; mit ein wenig Aufwand läßt sich mit dem EDUARD-ZOOM-Satz, einigen Nacharbeiten an Bausatzteilen sowie scratch angefertigten Halterungen ein schönes Modell bauen. Die Proportionen sind m. E. gut getroffen, ob sie aufs Hundertstel genau passen, will ich gar nicht wissen. Mir hat der Bau einer simplen BW-Panzergrenadiervariante aus den 70er-Jahren unwahrscheinlich viel Spaß gemacht. Nach meinen Erfahrungen mit der Basisvariante und den vielen Beiträgen zum Wettbewerb bei panzer-modell.de reizt mich nun natürlich ein Vertreter der fleckgetarnten M 113er. Auf diesem Wege gilt mein Dank auch der Jury von panzer-modell.de, die es sicher nicht einfach hatte mit der Bewertung so vieler Fahrzeuge.

Preis / Leistung: ***** Paßgenauigkeit: *****
Detailierung: ***** Schwierigkeitsstufe: *****

Empfohlene Literatur:

Warmachines No.2 - Verlinden ProductionsDas Heer der Bundeswehr im kalten Krieg 1967-1990  - (Peter Blume) - Tankograd Publishing

© 4/2006 Christoph Oerleke

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