US M55 203 mm Panzerhaubitze


 

Das Original

Nach dem Zweiten Weltkrieg hielt die US Army gepanzerte Selbstfahrlafetten mit geschlossenem Kampfraum für erforderlich. Durch Umdrehen vorhandener Panzerwannen konnte der Turm hinter den Motor gesetzt werden. Die Quellen widersprechen sich, welches Chassis hier verwendet wurde -- einige behaupten M48, andere M47. Da die Fotos zeigen, dass die Wanne senkrechte Seitenwände hatte und das zugehörige TM Ketten vom Typ T80 E6 oder T84 E1 vorschreibt, bin ich sicher, dass die M47-Wanne verwendet wurde. Auf ihr entwickelte man zwei "Vollketten-Selbstfahr-"Geschütze: "155mm Gun Cannon T97" und "8 inch Howitzer Cannon T108", die um 1954 als M53 bzw. M55 standardisiert wurden. Äußerlich unterschieden sie sich durch die Rohre und deren Marschzurrungen: gerade für das lange Rohr, mit einem Doppelknick nach hinten für die Haubitze. Im Turm-Inneren wurden hinten rechts 10 Geschosse vom Kaliber 203 mm gelagert, mit der Spitze in Schussrichtung, bzw. 20 mal 155 mm mit der Spitze nach links; die Kapazität der Treibladungsregale links variierte entsprechend. Ein Granatenaufzug war nur in der Haubitze installiert. -- Die US Army nutzte diese Fahrzeuge anscheinend nicht besonders lange, während die Marines beide Typen noch im Vietnamkrieg einsetzten. -- An ausländischen Nutzern der M55 sind mir Italien, Belgien, Türkei und Westdeutschland bekannt; die 16 Bundeswehr- Exemplare wurden 1966 ausgemustert.  Vermutlich ist die relativ wenige Verbreitung dieser Fahrzeuge verantwortlich für die geringe Zahl an Referenzen -- ein oder zwei Fotos in fast allen Bildbänden zum Vietnamkrieg, kurze Erwähnungen hier und da, aber in der Hauptsache muss man als Modellbauer mit TM 9-2350-210-12 vom Juli 1959 auskommen; TM 9-3025 vom September 1957 ist auch nützlich, ebenso verschiedene Seiten im Internet, die ich unten aufgeführt habe.

Der Bausatz

Es handelt sich um die Revell-Wiederauflage des alten RENWAL-Kits von etwa 1960, in meinem Fall in der "History Makers"-Version von 1982. Die  RENWAL-Militärbausätze waren alle schon nicht auf der Höhe der damaligen Zeit, aber die M55 war der schlimmste. Angeblich 1:32, ist er tatsächlich näher an 1:30. All seine weiteren Fehler aufzuzählen, würde den Rahmen dieses Berichts sprengen -- stattdessen hier die Teile, die ich unverändert verwendet habe: alle "gummibereiften" Rollen und ihre Aufhängungen (zu denen gleich mehr), die Schaufel des Erdsporns, und der Verschlusshebel. Punkt. Alles andere musste heftig überarbeitet, ersetzt oder gleich ganz scratch gebaut werden. So dass es sich hier weniger um einen Bausatz handelt als um ein Scratchbau-Projekt. Wer also eine M55 mit Inneneinrichtung in seiner Sammlung haben will, sollte mit dem Elite-Resinmodell beginnen und das aufbessern -- das ist nicht mehr Arbeit, versprochen! Und hier noch etwas für die Klein-Maßstäbler: Das ROCO-Modell ist eine exakte Kopie -- nicht des Originals, sondern des RENWAL-Produkts!




Der Bau

Eine Fotokopie des TM erhielt ich über das Königliche Heeresmuseum in Brüssel, und die freundlichen Leute dort erlaubten mir sogar einen  mehrstündigen Aufenthalt in ihrem Exemplar der M55 (damals noch nicht restauriert, heute im Gunfire Museum Brasschaat bei Antwerpen zu besichtigen), um Maße zu nehmen. Rückblickend war das ein fataler Fehler, denn ich war ohnehin schon ein Nietenzähler, und angesichts all der Dinge, die ich ohnehin ändern musste, hat es mich hier und da heftig fortgerissen, während ich über 22 Jahre (!) hinweg aus dem schlimmsten Bausatz, den ich je hatte, das Prunkstück meiner Sammlung gemacht habe. Zugegeben, das war kein Nonstop-Bau, denn nach einiger Zeit des Bastelns ohne wirklich erkennbaren Fortschritt musste ich immer mal einen anständigen Kit verarbeiten, um nicht auch noch die spärlichen Reste von Verstand zu verlieren. Ich habe keine Vorstellung mehr, wieviel Zeit in dem Ding steckt, schätze aber, dass es deutlich über 1000 Stunden waren, nicht gerechnet all die Zeit, die ich über den Referenzen gebrütet habe, die genau das partout nicht zeigten, was ich dringend wissen musste. Als mir schwante, worauf ich mich eingelassen hatte, habe ich mir ein zweites Exemplar des Kits gekauft und an einem Wochenende OTB gebaut, damit ich später erkennen konnte, was alles ich verändert hatte. Und wenn ich das alles im Detail beschreiben würde, wäre wieder jeglicher Rahmen gesprengt; daher beschränke ich mich auf das, was mir am wichtigsten scheint.

 

Wanne

Der Bau begann mit der Unterwanne. Die bestand aus zwei flachen Seitenwänden und dem Wannenboden mit angegossenen Vorder- und Rückwänden. Der Boden war ebenfalls völlig flach und hatte auf der Unterseite sechs "Drehstäbe" quadratischen Querschnitts anmodelliert, die durch die Seitenwände ragten -- einige bis zu dem Zwischenraum der Laufrollen-Hälften, die anderen nur soweit, dass an ihnen die "Bogies" für diese Laufrollen angebracht werden konnten. Wirklich: keine Einzel-Schwingarme, sondern Gestelle nach Art des Sherman-Fahrwerks! Wird langsam klar, warum ich empfehle, mit der Elite-Wanne anzufangen? Andererseits ermöglicht diese Bauweise eine wirklich gut bewegliche Radaufhängung am Modell, und die Laufrollen sind so groß, dass sie die falschen Arme verdecken; deshalb habe ich die gelassen und die "Drehstäbe" nur soweit gekürzt, dass sie wirklich wie solche aussehen. Die "Abstützräder" habe ich von den Seitenwänden abgetrennt und auf eigenen Armen vor den ersten Laufrollen wieder angeklebt, ohne mich daran zu stören, dass sie im Original auf Vorsprüngen der vordersten Schwingarme sitzen und die Kette nach außen drücken, um damit ein Aufsetzen zu verhindern, wenn diese Laufrollen  hochgedrückt werden.   

Am Wannenboden klebte ich Stücke von 1 mm-Sheet auf 2 x 2 mm-Plastikprofile entlang der Wannenmitte und andere an den Rand zwischen die Drehstäbe. Darauf kam dann eine durchgehende 0,5 mm-Platte mit Ausschnitten für die Drehstäbe, die mit entsprechenden Platten abgedeckt wurden. Die Drehstab-Gehäuse entstanden aus Trinkhalm, die Drehstab-Anker daneben aus Gießast-Stücken. Das "Gehäuse" für die durchgehende (!) Bausatz-Achse der Umlenkrollen wurde entfernt, und die verbleibenden Schwingarme erhielten Verlängerungen für Kegelstumpf-Anschlagfedern. Ein paar "Deckel" für Inspektionsöffnungen machten das Modell auch auf einem Spiegel stehend präsentabel. 

Die Bugwand wurde nach Abrundung ihrer scharfen Knicke detailliert, ebenso die Heckwand; Kegelstumpf-Federn für die Umlenkrollen (das sind die mit den dicken Naben) kamen hinzu, und die inneren Laufrollen-Hälften erhielten Abgüsse der Details auf den äußeren. Die Bausatzketten waren furchtbar, aber als ich anfing, hatte ich keinen Ersatz und beschränkte mich daher auf eine Verbesserung der Antriebsräder. Jahre später fand ich, dass die Vinylketten von AFV Clubs M88 A1 wunderbar passten: Sie sind eine ganze Idee zu breit, da aber fast alle Fotos die M55 ohne Seitenschürzen zeigen, konnten sie benutzt werden. Neue Antriebsräder kamen von dem uralten Tamiya Sherman M4A3E8 oder seinem Academy-Klon. Noch später, nach Aufnahme der meisten Fotos, ersetzte ich das Vinyl durch AFV-Clubs Einzelgliederketten für den M48. 

Die Oberwanne bot ganz andere Probleme. Die mittleren Motorabdeckungen waren niedriger als die seitlichen "Lattenroste", wodurch das gesamte Maschinendeck eine falsche Neigung erhielt; die Staukästen hatten abgerundete Kanten, bei Lufteinlass und Auspuff konnte man quer durchschauen, die Scheinwerfer waren platt -- mit einem Wort, das ganze Teil musste auseinandergesägt werden, damit einige Teile in anderen Winkeln wieder zusammengeklebt werden konnten und damit auch sonstige Korrekturen möglich wurden. Die Getriebeabdeckungen mussten erneuert und alles mit vielen Details versehen werden, bevor die Sache in etwa dem Vorbild ähnelte. Auspuffrohr und Generator-Schalldämpfer kamen nach rechts, und das neue Abdeckgitter hier ließ ich weg, damit man sie sehen kann. Zwei Kegelstumpf-Turmanschläge kamen an die Motorraum-Rückwand, und zwei Tankeinfüllstutzen wurden neben den Kettenabdeckungen eingeritzt. 

Die Stützen des Erdsporns wurden ringsum verschlossen und durch eine Mittelstrebe verbunden. Drei Stücke gezogener Gießast wurden angeklebt als Ösen für das Sporn-Hebeseil und die beiden Haken, die den Sporn beim Marsch halten. Noch ein Detail: Alle Ausssteifungen der Schaufel haben im Original ein linsenförmiges Loch, damit in der Marschposition Wasser abfließen kann; dafür fiel mir kein Werkzeug ein, und ich hatte ausnahmsweise mal keine Lust, sie alle neu zu machen.

 

Turm

Von den Bausatzteilen ließen sich nur wenige als Basis für Korrekturen verwenden: Dem Turmboden wurden die Trittbretter abgesägt und die wenigen vorhandenen Details entfernt, bis auf die "Badewanne" um das Geschütz herum und die beiden Leisten auf ihrem Boden; die beiden Lafettenhälften wurden ebenfalls saubergeschliffen. Rück- und Seitenwände qualifizierten sich so wenig wie alle Türen; das Dach mit der anhängenden Vorderwand schien zu kompliziert für einen Scratchbau (ha!) und durfte daher bleiben, wie auch der "Rahmen" um das Geschützrohr. Aus demselben Grund hob ich auch die beiden hintersten Teile des Rohres auf, ebenso die Kommandantenkuppel einschließlich Luke; alles andere wanderte in die Abfallkiste.  

Bei dem OTB-Modell berührt die Turm-Rückwand die äußeren Scharniere des Sporns und kippt damit den Turm bei Drehung nach vorn. Um das am korrigierten Modell zu verhindern, habe ich den Turmsockel um 2 mm erhöht. Die Entfernung der Details vom Turmboden hatte Löcher geschaffen, die gefüllt wurden. Die Lafetten bekamen Platten eingeklebt, um sie "massiv" zu machen, und erhielten dreieckige Einschnitte am Boden. Sie wurden dann so bearbeitet, dass sie näher zusammen eingebaut werden konnten, auf den Leisten am Wannenboden. Ein durchlöcherter Ring aus dünnem Sheet wurde auf den verdünnten Wannenrand und in Schlitze in den Lafetten geklebt.  

Das Aussehen des Geschützes hatte nahezu nichts mit dem Original zu tun, vor allem hatten weder die M53 noch die M55 jemals eine "Bauchbinde" oder eine Mündungsbremse. Der korrekte Außendurchmesser fand sich an einem Vinylschlauch. Der wurde mit einem leeren Filzschreiber ausgesteift und erhielt an der Mündung ein Stück Resin mit Zügen und Feldern, das mir Lutz Fellmuth von New Connection großzügig überließ. Der vordere Teil des Rücklaufrohrs ist das überarbeitete Bausatzteil, dem der Schutzschild entfernt wurde, weil er nicht wirklich kreisförmig war. Der hintere Teil hatte als Feuerzeug begonnen und wurde in das Skelett eingeklebt, das nach Entfernen von Verschluss- und Rücklaufzylinder-Imitationen verblieben war. Letztere wurden aus kurzen Kugelschreibern neu gefertigt (deren Spitzen eine neue Karriere als Geschosse machten). Dass diese Zylinder in einem Quadrat um das Rohr angeordnet sein sollten, nicht in einem Rechteck wie im Kit, wurde später schmerzhaft deutlich, als die Abstände oben und unten zum neuen Schild sich als sehr eng herausstellten.  

Ein neuer Verschluss wurde scratch gebaut (mit Öffnungshebel vom Kit), sein Geschosslager mit Stanniol zum Gewichtsausgleich umwickelt und ein Trinkhalm als Rohrseele eingesetzt. Die Nachfüllzylinder auf dem Rücklaufmechanismus sind ebenfalls aus Trinkhalm, die Optik mit dem Knick aus Plastikrohr und Kleinteilen. Ein neuer Schild gelang im fünften Anlauf aus laminiertem Sheet und erhielt eine Bohrung für dieses Fernrohr. An seine Unterseite wurde ein Zahnsegment aus Epoxyd-Harz geklebt, und zwischen die Lafettenhälften kam eine Erhöhungs-Richtachse mit einem aus Plastikrohr geschnitzten Zahnrad. Außendrauf kam ein Abstandshalter für die Abdeckplane: Alurohr auf einer Styrolstange.  

Zwei Sicherheitsbügel wurden aus Kupferdraht gebogen und zwischen Lafette und Wanne angebracht. Neben ihnen fanden zwei klappbare Kanoniersitze Platz, ein dritter kam später an die Seitenwand beim Fahrer. Die entfernte Hydraulikpumpe wurde begnadigt und überarbeitet, Höhen- und Seitenrichtantriebe wurden scratch gebaut, genau wie das Seitenrichtgetriebe mit dem Winkelanzeiger obendrauf. Das Getriebe fand seinen Platz in der Wanne, außerhalb der rechten Lafettenhälfte; die Verbindung zur manuellen Seitenricht-Säule ist ein Stück Kardanwelle mit einem Sheet-Schutz obendrauf. Die Hydraulikpumpe wurde in die rechte vordere Ecke geklebt und der Höhenrichtantrieb an die rechte Lafettenhälfte. Der reichlich aufwendige Unterbau des Rundblick-Fernrohrs mit seinem funktionierenden Erhöhungsanzeiger wurde ebenfalls hier angeklebt und mit dem Seitenrichtgetriebe durch eine (nicht funktioniernde) Stange samt Kardangelenken verbunden. Messingdraht und gezogener schwarzer Vinyl-Gießast lieferten die Verbindungen zwischen Pumpe und den hydraulischen und manuellen Antrieben. Das Abfeuerungspedal samt Schutzbügel kam zwischen Pumpe und manuellen Seitenantrieb.  

Links an der Lafette installierte ich ein bewegliches Ausgleichersystem; für die "Verchromung" von dessen Hydraulikstempeln würde ich heute Stücke von Teleskopantennen kleiner Radios nehmen, aber damals bin ich auf die folgende Lösung verfallen: Manche Bonbons und vor allem Kaugummi-Päckchen sind in mehrschichtiges Material eingewickelt, davon eine Schicht aus hauchdünner Alu-Folie. Die ist durch eine Art Wachs mit dem Rest verbunden und lässt sich deshalb mit etwas Vorsicht ganz langsam abziehen. Soweit nötig, nochmal auf einer glatten Unterlage polieren, zuschneiden, mit passendem Kleber so aufbringen, dass die Naht möglichst nicht zu sehen ist. Wie an der Stange links im Bild zu sehen, klappt das nicht immer völlig faltenlos, aber es ist eine praktikable und preiswerte Methode. Vorn links kam ein Heizgebläse hin (ein zweites später hinter das Seitenrichtgetriebe). Für die Wände darüber und daneben wurden Tacho und andere Geräte vorbereitet. Eine Kontrollsäule für den Fahrer kam zwischen Fahrersitz-Podest und Geschütz. Die Instrumenten- und Schaltertafel hängt über ihr von der Decke. Weiter hinten wurden ein "Kleinkram-Regal" und das Treibladungsregal eingebaut (letzteres habe ich nach Fotos im TM konstruiert und erst zu spät bemerkt, dass in der Serienfertigung eine niedrigere Variante mit gerader Oberkante verbaut wurde). Ein Gewehr-Ständer bildet den Schluss der Verzierungen an der linken Wand.

Der Kit bot keinen Sitz für den Richtschützen, und die für Fahrer und Kommandant waren falsch, also habe ich drei identische Unterbauten gebastelt. Die Sitzschalen für Fahrer und Richtschütze wurden aus Sheet tiefgezogen, die Polsterung besteht aus Papiertaschentuch, das mit schwarz gefärbtem verdünntem Weißleim getränkt wurde; der Kdt sitzt auf schwarzem Styrol. 

Hinter dem Seitenrichtgetriebe wurden zwischen Lafette und Lochring zwei Streben installiert, die das zweite Heizgebläse tragen. Statt des Metallgitters dessen beim Fahrer hat dieses ein "Dach", das von vier Drahtstangen getragen wird, darüber der Staukasten für das Rundblickfernrohr. Beide Heizgeräte haben Auspuffrohre, die in die Seitenwände gehen. Der Kdt-Sitz kam auf ein Podest, das an der Seitenwand befestigt ist und auf zwei Stützen steht; das Regal darunter trägt die Funkanlage, der Anschluss an die Bordsprechanlage ist an der Seitenwand neben dem Kdt. Den Abschluss auf der rechten Seite bildet die Geschoss-Halterung (die aus über 200 einzelnen Plastikteilen besteht -- eine der Stellen, an denen es mich richtig fortgerissen hat). Zwischen ihr und dem Kdt-Podest hängt ein weiteres Regal an der Wand für die Unterbringung der Optik in der Kdt-Luke. 

Der Ansetzer wurde ebenfalls komplett scratch gebaut, mit Kurbeln für den Handbetrieb links und Bedienungshebeln aus Oberhemd-Verpackungsnadeln. Um die korrekte Länge für die Ladeschiene zu finden, habe ich sie beweglich gebaut, was mir auch die Begründung lieferte (als wenn ich eine gebraucht hätte!) für einen beweglichen Verschluss. Der Ansetzermotor betreibt im Original auch die Trommel der Erdsporn-Winde, daher die Umlenkrolle hinter ihm im Boden. 

Nach Vorbereitung der meisten Innereien für den Turm musste der geschlossen werden. Die Vorderwand ist im Kit zu niedrig, denn die rhombische Platte beim Richtschützen hat oben eine Spitze, die sich mit einem der Knicke im Dach trifft. Das habe ich durch Aufkleben und Beischleifen einer Plastikplatte korrigiert. Da die Wand links gleich hoch ist, musste auch die verwinkelte Umgebung der Fahrerluke entsprechend erhöht werden; daraus ergaben sich weitere Änderungen auch für die Fahrertür und das Ventilator-Gehäuse. Diese Gegend blockierte mich für rund ein Jahr, da ich keine passenden Fotos vom Dach fand. Schließlich hatte ich dann doch die Lösung in Gestalt eines höheren Türrahmens und eines Dach-Einsatzes. Einmal in der Gegend, erneuerte ich dann auch Fahrerluke und Periskopschutz. Rückblickend wäre es wohl gut gewesen, die Luke und ihre Öffnung etwas zu vergrößern. 

Der eher konische Unterbau der Kdt-Kuppel wurde durch gerolltes Sheet ersetzt, die Sichtblöcke wurden ausgebohrt und mit 2 mm starkem Klar-Plastik ersetzt. (Aus reiner Neugier habe ich versucht, unter zusätzlichem Einsatz von Chromfolie auch richtige Periskope zu basteln -- und es hat funktioniert!) An der Kuppel wurden die  Luke, ihre Scharniere, die MG-Lafette und die Innen-Polsterung weiter detailliert, bevor sie drehbar montiert wurde. Auch diverse Kopfpolster im Turm wurden aus Papier-Taschentuch gefertigt, in mit schwarzer Gouache gefärbtem Weißleim getränkt. 

Die Geschützöffnung wurde verschmälert durch Einkleben der seitlichen Teile des Bausatz-Rahmens, denen die "Ohren" abgeschnitten waren; links kam noch ein 2 mm-Streifen Styrol hinzu, um die Öffnung auf die Breite des neuen Schildes zu bringen, bevor alles auf die Stärke der Vorderwand geschliffen wurde. Kreis-Segmente aus 1 mm-Sheet wurden auf 0,3 mm-Sheet geklebt und damit in die Seiten geklebt, um den Schild zu überlappen, und die Öffnungen über und unter ihm wurden ebenfalls mit dem dünnen Material abgedichtet. Die "Ohren" wurden deutlich dünner geschliffen und erhielten realistischere Befestigungsbolzen, während die von ihnen bedeckten Flächen innen als Öffnungen markiert wurden, denn die Schildzapfen des Geschützes stehen beim Ausbau seitlich weiter ab als der Schild. 

Der biegsame Teil eines Trinkhalms wurde zur "Abdichtung" zwischen innerem Teil des Rundblick-Fernrohrs und Turmdach, drei Plastikscheiben umgeben das Unterende des äußeren Teils, der aus Plastikrohr mit einem Azetat-Scheibchen am ausgebohrten Oberende besteht. 

Neue Seitenwände wurden aus 1 mm-Sheet geschnitten, mit entsprechenden Türöffnungen, die mit schmalen Plastikstreifen eingefasst wurden. Der Turm-Ventilator entstand aus dem Ende einer Nähgarn-Spule mit einem eingeklebten Stück Gießast, mit passenden Halterungen und einer Polsterung des Schutzbügels aus schwarzem Weißleim. Sein Auslass wurde innen aufgebaut und draußen heftig überarbeitet. Schließlich kam noch ein Ventilator-Schalter an die Wand. Andere Schalter, Schaltbretter und Instrumente wurden um den Fahrersitz herum und überall sonst angebracht, wo sie hingehörten, ebenso Deckenleuchten und Kopfhörer-Anschlussboxen, die nach Eigenbau-Mustern aus Gießharz hergestellt wurden. Dies alles korrekt (oder sollte ich sagen "extrem") mit Lötdraht und gezogenem schwarzem Gießast zu verkabeln erforderte viel zusätzliche Zeit. Die zweiteiligen Seitentüren wurden aus 0,5 mm-Sheet geschnitten und erhielten Scharniere aus Plastik sowie Verschlusshebel aus Kupferdraht, beides funktionierend. 

Die Schienen des Geschoss-Aufzugs bestehen aus 7 mm breiten Streifen von 1 mm-Sheet, unter die zwei 1,5 mm Plastruct-"Channels" geklebt wurden; ein 4 mm-Channel wurde mittig obendrauf geklebt. Der vordere Teil der Schiene ist am Turmdach aufgehängt und kann an einer Viertelkreis-förmigen T-Schiene nach rechts geschwenkt werden. Außerdem kann er längs verschoben werden, um ihn mit dem hinteren Teil zu verbinden. Das Vorderende der hinteren Schiene hat seinen Drehpunkt in der Mitte der oberen Klappenhälfte; ihr anderes Ende gleitet an einer L-Schiene nach rechts in Stau-Position. Der Aufzug selbst wurde aus Kleinteilen zusammengesetzt und gleitet in seinen Schienen; die Geschoss-Klammer entstand aus einem Hufeisen von 1,5 mm Stärke mit einem eingeklebten Kragen aus dünnem Sheet sowie einem Kontrollgriff  von 10 x 2 x 2 mm mit vier Bedienknöpfen. Das Seil ist aus Nähgarn, das Spiralkabel aus gezogenem Gießast.

Die Rückwand des Turms wurde ebenfalls durch eine aus 1 mm Sheet ersetzt. Über die Öffnung kam ein schmaler Sheetstreifen als Regenabweiser, und die neuen Klappen sind aus 0,5 mm Sheet, mit einigen Versteifungen, die sich nicht alle an den Kit-Teilen fanden. An den Scharnieren für die untere ergab sich  ein unerwartetes Problem: Auf Fotos zeigte sich, dass diese Klappe sehr weit hinunter reicht, und für funktionierende Scharniere hätte das erfordert, dass die wesentlich weiter herausgestanden hätten als die am Original. Zeigte wieder mal, dass die  Beweglichung von Teilen oft dabei helfen kann, die richtigen Maße zu finden. Um das korrekte Aussehen zu erreichen, musste ich schließlich einen 1,5 mm-Streifen von der Unterkante der (Bausatz-dimensionierten) Rückwand abschneiden. Soviel zum Thema Erhöhung des Turmsockels, war natürlich mein erster Gedanke, aber ein erneutes genaues Studium des Bildmaterials ergab, dass der geänderte Abstand zwischen Wanne und Turmboden jedenfalls nicht auffällig falsch ist; vermutlich wäre eine Erhöhung um 1 mm ideal gewesen. Na ja. -- Die Konstruktion einer beweglichen "Drehstab-Unterstützung" für die obere Klappe und die vier zweiteiligen Stützen für die offenen Klappen machten auch viel Bastelspaß, insbesondere das Herausfinden der richtigen Länge für letztere zur Position ihrer Aufhängung war sehr zeitaufwendig, um es vorsichtig auszudrücken (ich bin nicht gut in Geometrie, daher war alles Versuch und Irrtum). 

Während die Kanister-Halterungen, die Kabelrolle und der Spornseil-Auslass keine Probleme boten, waren die Arretierungen für den angehobenen Sporn das schwierigste Detail überhaupt. Am Vorbild werden sie per "Drahtauslöser" geöffnet, aber wo sollte ich einen Bediener in 1/32 finden? Schließlich kam ich auf die Idee, die Achsen dieser Apparate (die fast so aussehen wie die Anhängerkupplung des uralten M41 von Tamiya) durch einen horizontal eingebauten Plastikstreifen von 0,5 x 1,5 mm zu ersetzen: in das bewegliche Teil kam dann ein "Schlüsselloch" (Loch+Schlitz), so dass es in herausgezogener Position abgeklappt werden kann und arretiert ist, wenn eingeschoben. (Dieses Prinzip wurde auch angewandt für die Arretierung der hinteren Aufzugschiene in Marschposition.) 

Um ihre Beschädigung zu verhindern, wurden die Ersatz-Trittbretter aus Alublech erst ganz zum Schluss montiert, zusammen mit den Turmdreh-Anschlägen und zahllosen kleinen Details ringsherum. Auch noch eine Spitzhacke in 1:32 zu konstruieren war mir aber denn doch zuviel.

Die Bemalung/Alterung

Die Bemalung geschah im Rahmen des Baufortschritts: Da ich nicht mit einer Airbrush arbeitete und die vielen beweglichen Details auch beweglich bleiben sollten, mussten all die kleinen Baugruppen im Turm separat bemalt werden, bevor sie installiert werden konnten.

Sie wurden alle mit Tamiya Acryl Metallic Grey grundiert, darüber kam Revell Matt Weiß.
Ein Ölfarben-Wash verhalf zu einheitlicher Farbe im Innenraum, mit Highlights aus Bleistiftkratzern und Silber-Drybrushing.
Die Rohrseele wurde gefärbt mit Pfeifenreinigern, die in Humbrol Metal Cote Gunmetal getaucht worden waren. Das Äußere des Verschlusses erhielt einen Anstrich mit Humbrol 53 "alt" (das inzwischen den Namen von Gun Metal zu Metallic Grey gewechselt hat und nicht mehr matt ist). Das diente auch als Grundierung für die gesamte Außenseite; die wurde dann Revell 46 Nato Oliv gestrichen.
Die Markierungen wurden von einem befreundeten Modellbauer auf Decalpapier gedruckt und mit Weichmachern auf dem Modell aufgebracht. Dabei beließ ich es, weil Bemalen und (Bemalung verlangende) Figuren die beiden Dinge sind, die ich im Modellbau schlicht hasse.



Fazit

Und so kam, was zwischendurch eine unendliche Geschichte schien, schließlich doch zu einem Ende.

Preis / Leistung: ***** Paßgenauigkeit: *****
Detailierung: ***** Schwierigkeitsstufe: *****



Empfohlene Referenzen:

© 09/2018 Peter Schweisthal

10846 Leser dieses Bauberichts seit dem 27.09.2018


zurück zur Übersicht