Schützenpanzer Marder 1 A3

 

Das Original

Neben den Varianten des Leopard 1 und 2 dürfte der Schützenpanzer Marder, das Hauptwaffensystem der Panzergrenadiertruppe, wohl zu den bekanntesten bundesdeutschen Panzerfahrzeugen zählen.
Bereits ab 1970 in einer Stückzahl von über 2000 Fahrzeugen beschafft, wurden die Fahrzeuge mehreren Kampfwertsteigerungen unterzogen. Der Rüststand 1A3, den das Modell von Revell abbildet, gelangte ab 1989 zur Einführung und beinhaltete neben zahlreichen anderen Modifikationen vor allem eine deutliche Erhöhung der Panzerstärke durch Anbringung einer zusätzlichen Schottpanzerung. In dieser Konfiguration ist der Marder bis heute nicht nur in allen Panzergrenadierbataillonen innerhalb Deutschlands, sondern auch zur Friedenserhaltung auf dem Balkan im Einsatz.
Seinerzeit für das Zusammenwirken mit dem Leopard 1 entwickelt, ist der Marder trotz aller im Laufe der Zeit installierten Verbesserungen in die Jahre gekommen. Da trotz des stetig gestiegenen Gewichtes von 33.5 to (beim 1A3) keine Erhöhung der Motorleistung vorgenommen wurde, fehlt ihm die notwendige Agilität, außerdem verursacht das hohe Alter der Fahrzeuge einen erheblichen Instandhaltungsaufwand.
Eine kleine Anzahl von Mardern ist momentan, nachgerüstet mit Verbesserungen u.A. an Fahrzeugwanne, Innenraum und Laufwerk, als besser einsatztauglicher, minengeschützter Marder 1A5 in begrenzter Stückzahl im Zulauf. Darüber hinaus soll mittelfristig der in der Entwicklung befindliche SPz "Puma" als Ablösung des bis dahin weit über 30 Jahre alten Marders bereitstehen. Bis es soweit ist, bleibt der Marder 1A3 noch auf längere Sicht das "Arbeitspferd" der Panzergrenadiere.

Der Bausatz

Revells Marderbausatz dürfte als einer der "Klassiker" aus der Bundeswehrserie des deutschen Herstellers gelten. Das in einem vergleichsweise handlichen Karton daherkommende Spritzgussmodell ist für einen Preis um die 16 Euro im Regelfall auch in weniger modellbauerisch orientierten Spielzeuggeschäften und Kaufhäusern erhältlich.
Der Bausatz ist schlicht gehalten: Teile aus grünem Kunststoff, eine kleiner Rahmen mit Klarsichtteilen für Scheinwerfer und Reflektoren, eine sehr weiche Vinylkette und ein Abziehbildersatz, der die erfreuliche Anzahl von nicht weniger als sechs verschiedenen Fahrzeugen zulässt, hinzu kommt eine gut verständliche Bauanleitung. Das Ganze macht von Anfang an einen soliden, wenn auch nicht übermäßig detaillierten Eindruck - andererseits sind am Marder auch wenig auffällige Details dran?
Um das an sich also recht biedere Modell ein wenig aufzuwerten, habe ich drei Detaillierungssätze verwendet, nämlich Resinketten von Elite Modell sowie separate Lukendeckel für den Kampfraum und die Fahrerplatz, die eine Darstellung geöffneter Luken zulassen. Darüber hinaus sollte das fertige Modell getreu dem Vorbild auch nach einem bewährten, robusten Arbeitspferd aussehen, dementsprechend lag einer der Schwerpunkte bei seiner Gestaltung auf Tarnung, Verschmutzung und Alterung. Dazu später mehr.

Der Bau

Ohne große Probleme lassen sich Wanne und Laufwerk von Revell zusammenfügen. Treib- Spann- und Laufräder werden nicht eingeklebt, sondern können durch Vinylkappen beweglich gehalten werden.
Die erste größere Hürde stellt dann die Resinkette von Elite dar. Ich wollte diese unbedingt verwenden, da die dem Bausatz beiliegende Kette einerseits viel zu weich ist, andererseits ihre Führungszähne nicht die für den Marder so charakteristischen Löcher aufweisen.
Wenn ich ehrlich bin, so hatte ich mir von einer Marke wie Elite mehr versprochen: Der neue Kettenbausatz umfaßt ein mit längeren Kettensegmenten und einigen Einzelgliedern vollgestopftes Tütchen. Die Gussqualität ist bestenfalls unterer Durchschnitt: Dort, wo die Führungszähne noch nicht ohnehin abgebrochen sind, müssen die Löcher mühsam mit einem kleinen Bohrer aufgebohrt werden, außerdem erscheinen sämtliche Zähne in Form und Größe ungleichmäßig. Keines der Teile ist verzug - oder blasenfrei, zum Ineinanderpassen der Segmente ist erhebliche Feil - und Schleifarbeit erforderlich. Gottseidank ist vom Laufwerk des Marders dank seiner tiefhängenden Kettenblenden später relativ wenig zu sehen.
Ich habe für den Bau die brauchbarsten Teile aussortiert, die zusammenhängenden Segmente zu langen Streifen geklebt und vorsichtig mit Hilfe eines Föns erwärmt und zurechtgebogen. Lediglich unmittelbar an den Treib- und Spannrädern, dort, wo die Krümmung am stärksten ist, kamen einige wenige Einzelglieder zur Anwendung. Einziges Plus des Elitebausatzes: Die Anzahl der Teile ist so reichlich bemessen, dass sich auch bei dieser Methode die Kette oberhalb des Laufwerkes locker schließen ließ. Mit etwas Spannen, Drücken, Sekundenkleber, dem Fön und viel Geduld ließ sich schlussendlich noch ein ganz annehmbarer Durchhang herausformen.
Die Oberwanne bietet als Kontrastprogramm zum Resin-Ärger ein wenig rustikale Plastik-Schnitzarbeit, denn hier gilt es, die Öffnungen für die neuen Luken aus dem Spritzgussteil herauszutrennen. Dabei dürfen die Scharnierwalzen keinesfalls mit herausgeschnitten werden, an diesen werden nämlich die geöffneten Luken später befestigt! Ich habe die Öffnungen zunächst mit einem Bohrer "perforiert", anschließend mit Cutter und Feile die Öffnungen sauber herausgearbeitet, was etwas Mühe machte und Geduld erforderte.
Soviel vorweg: Damit war auch schon der letzte aufwendige Arbeitsschritt getan, ab jetzt begann der reine Bastelspass. Hauptgrund dafür: Die Lukenbausätze von MSJ-Produkte.

Für extrem wenig Geld erhält man zwei wunderschöne, kleine, ordentlich hergestellte und bereits weitgehend versäuberte Lukensätze, inklusive der notwendigen, von unten in die Wanne zu klebenden Grundplatten. Diese stellen die unter den großen Luken in der Zusatzpanzerung immer noch vorhandenen Öffnungen in der Dachpanzerung des Ur-Marders dar und passen ohne Schleifarbeit wie angegossen! Lediglich aus den Öffnungen selbst muss ein wenig "Fischhaut" herausgetrennt werden, ist aber nix wildes. An die Grundplatte der Fahrerluke sind sogar die Winkelspiegel für die Fahrervisiere angegossen. Fazit: Besser geht?s fast nicht.
Ich habe also die Grundplatte eingeklebt, anschließend Ober- und Unterwanne in XF 1 Flat Black grundiert. Die Luken selber sollten noch bis zur Anbringung der Tarnung warten.
Es tauchte nun ein Manko des Ganzen auf: Die fehlende Inneneinrichtung. Man schaut durch die Luken ins Leere, von der Fahrerluke aus blickt man - aufgrund der unten offenen Kettenschultern des Revellbausatzes, sogar direkt von oben auf die Kette.
Scratchbuilding-Profis könnten sich an dieser Stelle bei der Herstellung einer Inneneinrichtung austoben, Figuren- und Dioramenfans die Luken einfach "mit Leben füllen". Ich habe mich entschieden, den Innenraum ebenfalls komplett schwarz zu lackieren und es dabei beruhen zu lassen?
Ober- und Unterwanne lassen sich relativ problemlos zusammenfügen, vorher muss noch die Heckplatte mit der Ausstiegsöffnung eingepasst werden. Ich habe zusätzlich noch die Aufstiegshilfen in den Kettenblenden - jene 4 kleinen Trittöffnungen auf jeder Seite, die bei fast allen Mardern der Bundeswehr geöffnet sind - mit dem Cutter ausgeschnitten, die Blenden anschließend eingeklebt. Eine kleine Ungenauigkeit des Modells sollte bei dieser Gelegenheit noch korrigiert werden: Dort, wo Wannenbug und Motordeck verbunden werden - direkt unter den Scheinwerfern - ist die Dicke der "Zusatzpanzerung" des Modells von der Seite her gut zu erkennen. Revell hat diese deutlich zu dünn wiedergegeben, hier schaffen eingeklebte Streifen aus Plastikresten Abhilfe.
Danach geht der Zusammenbau des Marders nach Bauanleitung flott und reibungslos voran. Lediglich drei Dinge habe ich noch verändert: Die Antennen am Heck sind im Bausatz viel zu kurz, sie wurden durch Drahtstücke ausgetauscht. Die Rückspiegel auf der Motorplatte werden im Gelände eingeklappt, ich habe die daher etwas zurechtgefeilt und direkt auf die Frontpanzerung aufgeklebt. Außerdem ist das Schutzgitter vor dem Wärmebildgerät am Turm arg dilettantisch wiedergegeben: Ich habe es vorsichtig aus seinem Rahmen herausgefeilt und durch einen Fotoätz-Gitterrest (ein Stück von einem Panther-Lüftergitter) ersetzt.
Die Abschussvorrichtung für den Pz-Abwehr-LFK "Milan", die dem Bausatz als zusätzliches Detail beiliegt, habe ich weggelassen: Sie ist ohnehin nur an einem Fahrzeug im Grenadierzug vorhanden. Der Zusammenbau als solcher ist damit bereits (fast) abgeschlossen.

Bemalung/Alterung

Mein Marder ist bereits seit mehreren Tagen auf einer größeren Übung unterwegs. Dementsprechend ist er von seiner Besatzung getarnt worden, außerdem hat sich durch das häufige Durchfahren von Morast und Wasserlöchern am Laufwerk eine Schlammkruste gebildet.

Ich habe mich an diesem Modell zum ersten Mal mit Schlamm, angerührt aus Spachtelmasse, Verdünner, Modellbahngras und Modellbahnschotter, versucht. Diese Masse habe ich mit einem Holzstäbchen klumpenweise in das Laufwerk und ein klein wenig dezenter an den Rand der Kettenblenden und in die Aufstiegstritte geschmiert. Mir gefällt diese Methode sehr gut, sie hatte hier den angenehmen Nebeneffekt, dass sich so die Gussfehler der Elitekette elegant überdecken ließen. Vorsicht jedoch hierbei: In der Kette selbst bleibt aufgrund ihrer dauernden Bewegung nur sehr wenig Schlamm in Klumpen kleben, folglich gilt an dieser Stelle: "Weniger ist Mehr".

Die Tarnnetze entstehen aus Mullbinde, getränkt in verdünnten Ponal-Holzleim. Anschließend wurde gehackter Küchenmajoran (riecht gut?:-) ) aufgestreut und vorsichtig festgedrückt.
Die Konturen des Turms sind zusätzlich durch Streifen aus Sandsackleinen verwischt, die beim Original in das Tarnnetz eingeknüpft werden. Zusätzlich ist das Rohr der 20mm BMK mit einer Tarngirlande aus demselben Material umwickelt. Im Modell entstehen diese Streifen aus Taschentuch, ebenfalls getränkt in Leim.

Sobald die Tarnung angebracht war, konnten im letzten Arbeitsschritt die Luken außen aufgesetzt werden. Damit ist der Bau - abgesehen von den separat einzusetzenden Blinkern und Scheinwerfern - abgeschlossen.
Danach wurde das gesamte Modell noch einmal schwarz übergrundiert (Vorsicht bei den Tarnnetzen - ganz vorsichtig einnebeln, sonst pustet man die schöne Struktur wieder runter!). Es folgte eine Lackierung der Innenseiten des Laufwerkes mit einem Dunkelgrün-Dunkelgraumix, um einen gewissen Tiefenkontrast zu erzielen.
Alle Marder 1A3 der Grenadiertruppe sind im Dreifarb-Flecktarnanstrich lackiert. Mit meinen ersten, freihändigen Versuchen eines solchen Schemas an meinem Roland-Rad war ich nicht so recht zufrieden, da es mir nicht gelungen war, die Übergänge der einzelnen Farben vorbildgetreu scharfkantig aufzubringen, ein Fehler, den ich hier am Marder nicht wiederholen wollte. Daher habe ich das Fahrzeug zunächst deckend XF 67 NATO Green lackiert, anschließend zuerst die XF 68 - braunen, danach die XF 69 - schwarzen Flecken aufgebracht, indem ich zuerst mit dem Pinsel und ausreichend verdünnter Farbe die Aussenkanten der Flecken aufmalte und diese dann mit der Airbrush "ausfüllte". Ergebnis sind wunderbare scharfkantige Übergänge, außerdem kann man so die genaue Form der Flecken nach Tarnplan sehr genau einhalten.
Nach Vollendung der Tarnung wurden alle Vertiefungen und Winkel im Modell mit stark verdünnter schwarzer Farbe und einer feinen Düse schattiert, in einem zweiten Arbeitsgang die Tarnflecken mit jeweils mit etwas Weiß aufgehelltem Grün, Braun oder Schwarz von der Mitte her aufgehellt.
Die Tarnnetze wurden in XF 49 Khaki und XF 52 Flat Earth gestaltet, Abschleppseile und Ketten mit XF 9 Hull Red und aufgetupfter Burnt-Siena-Ölfarbe "eingerostet", Kettenpolster und Radreifen ebenso wie die Kopfpolster der Lukeninnenseiten mit Revell Anthrazit bemalt. Die Lukendeckel selber erhielten einen Anstrich in Bronzegrün, das liefert einen interessanten kleinen Kontrast zur Außenlackierung. Ebenso wie die Verschlusshebel der Luken wurden Bordmaschinenkanonen- und MG- Rohr in X 10 Gun Metal gepinselt und anschließend in Messing bzw. Silber trockengebürstet. Die Sandsackstreifen auf dem Turm sind XF 59 Desert Yellow grundiert und mit Raw Umber- Ölfarbe nachbehandelt. Diese Farbe kam auch, in weniger starker Verdünnung, an den Schlammklumpen am Laufwerk zum Einsatz. Die Innenränder der Lukenöffnungen konnten abschließend in XF 12 Japanese Navy Gray, sämtliche Winkelspiegel noch mit verdünntem XF 50 Field Blue bemalt werden.

Nach dem Einsetzen der fertig bemalten und getrockneten Lampen und Blinker folgte ein Trockenbürsten mit einer Mischung aus Dunkelgrau, Eisenfarbe und Rost, im Bereich der Kette (Führungszähne!) mit Silber.
Dann erhielt das ganze Modell ein kräftiges Washing mit in Terpentinersatz verdünntem Van Dyke Brown, gefolgt von stellenweisem Washing mit Raw Umber. Ein Verwischen der noch feuchten Ölfarbbrühe mit einem weichen Pinsel imitiert Schmutzwasserabläufe vom Fahrzeug herunter. Anschließend konnten die Decals aufgebracht werden, in meinem Fall weisen sie den Marder als ein Fahrzeug der 3./ Panzergrenadierbataillon 52 aus dem hessischen Rotenburg / Fulda aus.
Nun fehlte nur noch der letzte Schliff: Einstauben des Fahrzeuges mit einem Farbnebel aus verdünntem XF 57 Buff und anschließende Behandlung an Auspuffgräting, Aufstiegen, Luken usw. mit Pastellkreiden in verschiedenen Brauntönen bzw. schwarz, bevor es dann endlich "Dran-Drauf-Drüber" heißen konnte.

Fazit

Über den Basisbausatz von Revell kann ich, gemessen an seinem Preis, nichts Schlechtes sagen. In meinen Augen ist er klassisches, einem Einsteiger in den Bundeswehr-Modellbau absolut zu empfehlendes "Anfängermodell": Relativ wenige Teile, gute Bauanleitung, preiswert und leicht erhältlich. Keine seiner Detailschwächen ist so gravierend, dass man das Ergebnis verstecken müsste.
Nicht so recht überzeugen konnten mich die Elite-Ketten: Sie sind zwar letzten Endes gut und schön, allerdings in punkto Gussqualität und Passgenauigkeit bestenfalls durchschnittlich. Ganz anders sieht es mit den MSJ - Luken aus: Hier stimmt das Preis - Leistungs- Verhältnis, und die geöffneten Luken beleben das Modell ungemein. Lediglich das Ausschneiden der Öffnungen in der Oberwanne erfordert etwas Fingerspitzengefühl.

Einem weniger geübten Modellbauer sei deshalb geraten: Marder direkt aus der Box fertigbauen und eine Menge Spass dabei haben!
Dioramenbauern und Figurenfans kann ich die MSJ-Luken nur wärmstens ans Herz legen, das ergibt in Kombination mit entsprechender Besatzung eine super Szenerie.
Allen stolzen Besitzern einer Trumpeter - Franziska, die noch über passendes Ladegut grübeln, sei der Marder außerdem als preiswertes und flott gebautes "Schadfahrzeug" empfohlen, vielleicht noch mit einer schön verzurrten Wetterschutzplane über dem Turm oder so?!?

Die Bewertungspunkte beziehen sich auf das Revellmodell ohne die Umbausätze:

Preis / Leistung: ***** Paßgenauigkeit: *****
Detailierung: ***** Schwierigkeitsstufe: *****

© 09/2003 Golo Bartsch

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