Mittlerer Kübelsitzwagen Mercedes-Benz 260 "Stuttgart"



 

Das Original

Dieser sehr gefällig anzusehende Geländewagen des Typs 260 „Stuttgart“ mit den für die damalige Zeit so typischen „Kübelsitzen“ (daher auch der ursprüngliche Name „Kübelsitzwagen“, aus dem dann verkürzt „Kübelwagen“ wurde), lief bei Mercedes-Benz von ca. 1929/1930 (je nach Quelle) bis 1935 in etwa 1.500 Exemplaren vom Band.

Diese „Kübel“-Sitzform war körpergerecht ausgeführt und gab einen verhältnismäßig guten Halt bei Kurvenfahrten gegen seitliches Herausfallen, denn an Sicherheitsgurte dachte damals noch keiner!

Das Chassis bestand aus U-Profilen, die Radaufhängung erfolgte an Starrachsen mit Halbfedern. Seitlich am hinteren Ende des Motorraumes waren beidseitig die Reserveräder angebracht. Die Fahrzeuge verfügten über einen 6-Zylinder 2,6 Liter Motor mit 50 PS. Bei einem Durchschnittsverbrauch von 17 Litern auf 100 Kilometer erreichte das viersitzige Gefährt einen Aktionsradius von etwa 260 Kilometern und eine Spitzengeschwindigkeit von 85 km/h. Das Getriebe war mit 4 Vorwärts- und einem Rückwärtsgang ausgelegt.

Zum schnellen Auf- bzw. Absitzen ließ man fest angebaute Türen weg und schuf die Möglichkeit, im Winter oder bei Regen die Einstiege mit Segeltuchplanen zu verschließen. Als Dach stand ein Faltverdeck zur Verfügung. Die Windschutzscheibe verfügte links und rechts außen über zwei seitlich verstellbare Außenfenster, um die Fahrtwindabweisung nach den Seiten zu regulieren. 

In der Regel waren am Heck nach der Rücksitzbank zwei Staukästen montiert, um Ausrüstung und Gepäck der Besatzung bzw. Werkzeug, Schneeketten etc. unterzubringen. Einen Kofferraum besaß der Kübelwagen nicht.

Für die Handwaffen der Besatzung gab es im Innenraum an den Lehnen der Vordersitze zwei Gewehrhalter.

Der Einsatz der Mercedes-Benz 260 „Stuttgart“ erfolgte bei allen möglichen Truppenteilen. Fotos belegen dies bis zur Zeit des Frankreich- und Balkanfeldzuges. Man kann jedoch getrost davon ausgehen, dass diese Fahrzeuge bei den Frontverbänden bis zum endgültigen Verschleiß – vermutlich irgendwann um 1941/42 -  im Heimatgebiet möglicherweise sogar bis Kriegsende verwendet wurden.

Der Bausatz

Im Sortiment des Kleinserienherstellers Sparta-Modellbau wird neben einigen anderen interessanten Exoten wie bspw. einem hervorragend detaillierten Bausatz des deutschen Weltkrieg-1-Panzers A7V das Resin-Komplettmodell des Mercedes-Benz 260 „Stuttgart“ einem sog. „Kübelsitzwagen“ – kurz Kübelwagen – der Reichswehr und Anfangszeit der Wehrmacht angeboten. Interessant eben gerade für die Fans der frühen Wehrmachtsfahrzeuge, von denen es erst in jüngster Zeit im Maßstab 1 : 35 mehr Bausätze allerdings eher gepanzerter Fahrzeuge gibt.

Dem Baukasten liegt eine zwar einfach, aber verständlich gestaltete Montageanleitung bei. Dieser folgend gestaltet sich der Zusammenbau relativ einfach. Die Qualität der Teile ist ausgezeichnet, Verzug oder Blasenbildung waren so gut wie nicht zu entdecken.

Der Bau

Das Chassis ist entgegen der Abbildung der Anleitung bereits in einem Stück gegossen, also zusammen mit dem Fahrzeugrahmen. Die Achsen und die Antriebswelle passen problemlos.

Schön nachgebildet ist der kleine Mercedes-Motor, an welchem nur noch ein paar Kabel zu ergänzen waren. Nachdem auch sonst der Motorraum recht ansprechend detailliert ist, beschloss ich, diesen offen, also ohne die seitlichen Abdeckungen zu bauen.

Aufbau und Fahrgastbereich können entsprechend dem Bauplan ohne jede Änderung zusammen gesetzt werden. Die Qualität der Teile war so gut, dass nicht einmal die Haltegriffe an den Lehnen der Vordersitze und den hinteren Kotflügeln durch Draht ersetzt werden mussten. Die Scheinwerfer erhielten Klarsichtlinsen von MR-Modellbau anstelle der dem Bausatz beigelegten Teile und die Scheibenwischer tauschte ich gegen geätzte von Royal-Models aus. Der Mercedesstern auf der Motorhaube stammt ebenfalls aus der Ersatzteilkiste, ist aber vermutlich erst bei den letzten Exemplaren angebracht worden, so ganz sicher war ich mir da nicht. Auf einem Einsatzfoto im Internet war er zwar erkennbar, jedoch könnte er aber auch erst nachträglich von der Besatzung „erbeutet“ worden sein…     

Die Gewehrhalter waren leider unbrauchbar – der einzige Wermuttropfen – und so erfolgte ein Austausch gegen fotogeätzte Teile aus der Reserveschachtel. Am Zug- bzw. Protzhaken habe ich eine kleine Kette zur Befestigung des Sicherungsstiftes ergänzt.

Wer möchte, kann das Modell mit geschlossenem Verdeck (liegt alternativ bei) darstellen, auch die Windschutzscheibe kann optional aufgerichtet oder umgeklappt in Schutzhülle (gegen Beschädigung bzw. zur Vermeidung von verräterischen Lichtspiegelungen im Kampfeinsatz) angebaut werden.

Selbstredend kann jeder seinen Kübelwagen nach eigenem Geschmack „aufrödeln“, ich habe mich dabei absolut zurückgehalten und nur die beiden K-98 in den Gewehrhaltern festgemacht.

Die Vorderräder wurden leicht eingeschlagen angeklebt, um das Modell nicht zu starr wirken zu lassen.


Bemalung/Alterung

Ich entschied mich, das Fahrzeug seiner hauptsächlichen Einsatzzeit entsprechend dunkelgrau zu lackieren. Deshalb wurde es zuerst mit Schwarzgrau mit MM 7021 grundiert, danach mit Anthrazitgrau MM 7020 abgetönt und die Kanten nebst Vertiefungen mittels dunkler Pigmente unterlegt. Nach dem Versiegeln mit mattem Klarlack stellte ich alles für 3 Tage zum gründlichen Durchtrocknen auf die Seite.

Danach kamen mit jeweils zeitlichen Abstand von mindestens 12 Stunden mehrere Aufträge der Fertiglösungen aus dem „Weathering Set 072“ von AK zum Einsatz. Gleiches galt für das „Waschen“, wobei ich mich für einen punktuellen Auftrag der Flüssigkeit entschieden habe, die mit „weißen Geist“ also dem „White Spirit“ ausgestrichen und abgetönt worden ist.

Das Fahrzeug bekam nach diesen Schritten mit „Dust“ eine Menge Staub dazu, wobei hier auch mit den entsprechenden Pigmenten „North Africa Dust“ AK 041 noch weiter „verdreckt“ wurde. Griffest gemacht habe ich dies dann mit Pigment-Fixer AK 048, welcher nicht mit der Pistole sondern mit dem Pinsel aufgetragen wurde – allerdings sehr dünn und gut aufgeschüttelt. Dies ergibt eine matte Oberflächenversiegelung, die nach 24 Stunden Trocknungszeit eine problemlose Weiterarbeit ermöglicht.

Später habe ich noch ein paar Kratzer, Lackabsplitterungen und auch blanke Metallstellen, letztere mit  Grafitpulver „Dark Steel-Pigmente“ AK 086, angebracht. Dabei bewahrte ich aber durchaus Zurückhaltung, weil gerade bis zum Ende des Frankreichfeldzuges von den Schirrmeistern oft peinlich genau darauf geachtet wurde, selbst kleinste Lackschäden in Kampfpausen oder spätestens nach Ende der Kriegshandlungen umgehend zu beseitigen. Auch viele Fahrer identifizierten sich mit „ihrem“ Fahrzeug und waren stolz darauf, dieses schnellstmöglich wieder in optisch einwandfreiem Zustand präsentieren zu können. Roststellen fand man damals also auch so gut wie nie.

Bei den Beschriftungen beschränkte ich mich auf die WH-Nummernschilder, wobei natürlich taktische Zeichen ebenso wie Verbandskennungen angebracht werden können.

Fazit

Dieser nette und unkomplizierte Bausatz von Sparta-Modellbau hat mir sehr gut gefallen. Einerseits erhält man hier ein frühes Radfahrzeug der Wehrmacht, andererseits stimmen Qualität und Preis. Sehr zu empfehlen!



Preis / Leistung: ***** Paßgenauigkeit: *****
Detailierung: ***** Schwierigkeitsstufe: *****

Empfohlene Literatur:

Das Internet, also Suchmaschine her, ggf. auch Bilder anklicken und Fahrzeugbezeichnung(en) eingeben. Flugs hat man eine ganze Fülle von Infos.

Zudem:

  • Dörfler-Verlag, Dr. Hans-Georg Mayer-Stein : Mercedes PKW und LKW 1935 - 1945
  • Motorbuchverlag, Werner Oswald : Kfz. und Panzer der RW, WH und BW
  • Podzun-Pallas-Verlag, Reinhard Frank   : Personenkraftwagen der Wehrmacht

© 10/2012 Volker Andorfer

7601 Leser des Bauberichts seit dem 12.10.2012



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