Flakdrilling MG 151/20 auf RSO-Anhänger


 

Das Original

Wer glaubt, dieses seltsame Gespann aus Drillingskanone und Anhänger sei ein Phantasie-produkt, sei gleich vorweg eines Besseren belehrt: Diese Truppenluftschutz-Anhänger waren tatsächlich im Einsatz, was wiederum durch zeitgenössische Fotos belegt wird.

Die immer stärker werdende Überlegenheit (und teils auch Unmenschlichkeit) der alliierten Luftwaffe in den letzten Kriegsmonaten – Tiefflieger griffen nicht nur bewaffnete Wehr-machtverbände sondern – völkerrechtswidrig – gekennzeichnete Rotkreuz-Fahrzeuge, Lazarettzüge und landwirtschaftliche Fuhrwerke, Zivilisten, ja sogar Schulkinder auf ihren Fahrrädern (wie durch Augenzeugen berichtet wird) an -  zwang nicht zuletzt aufgrund der herrschenden Materialknappheit zunehmend zu Behelfslösungen bei der Flugabwehr. Aus Luftwaffenbeständen wurden die zahlreichen als Bewaffnungen der ehemaligen bzw. stillgelegten Bomberverbände nicht mehr benötigten MG 151/15 bzw. häufiger 151/20 an die Heerestruppen zur Tieffliegerabwehr als Einzel-, Zwillings- und Drillingskanonen ausgegeben.

Um diese beweglich zu machen, erprobte man unter anderem zwischen Dezember 1944 und Januar 1945 in der Heeresversuchsstelle Kummersdorf den Aufbau des MG 151/20 Drillingsgeschützes auf dem Sonderanhänger Ost 1,5 to, der geringfügig modifiziert wurde.

Er erhielt unter anderem Speichenräder mit Vollgummibereifung ähnlich der 10,5 cm le. FH 18/40. Das Geschütz wurde etwa zum Beginn des hinteren Drittels der Ladefläche aufmontiert, unterhalb befand sich vermutlich zur Entsorgung der Patronenhülsen eine Rutsche mit Schieber, so dass sie in einem Sammelbehälter der Wiederverwertung zugeführt werden konnten.

Standardmäßig führte man neben den an der Sockellafette befestigten Munitionsbehältern auf dem Anhänger 3 weitere Kästen mit, wobei in der Realität diese Zahl sicher oft über- bzw. auch unterschritten wurde.

Nachgewiesen ist der Einsatz derartiger Flak-Anhänger bei dem Flakregiment 509, das mit Befehl vom 27.01.1945 aufgestellt, im März 1945 ausgerüstet und einsatzbereit gemeldet worden ist. In zwei Bataillonen sollen jeweils 18 dieser Anhänger vorhanden gewesen sein.

Wieviele letztlich insgesamt hergestellt worden sind, konnte leider nicht recherchiert werden.

Fotos belegen den Einsatz solcher Anhänger vermutlich in der Nähe von Würzburg. Unter anderem existiert ein Foto, auf dem man 3 Exemplare – von RSO der Magirusproduktion gezogen – auf einer Dorfstraße mit teils starken Beschußschäden erkennen kann. Bei einem davon sind jedoch andere Räder, wahrscheinlich mit Luftbereifung, sichtbar. An der Seitenbordwand sieht der Betrachter bei genauem Hinsehen eine große 4 in schwarzer Farbe.

Meiner Meinung nach stellte der Einsatz gegen Tiefflieger ein wahres Himmelfahrtskomman-do dar. Die exponiert auf der Pritsche stehende Bedienungsmannschaft verfügte nicht einmal über einen ansatzweisen Schutz, geschweige denn über ein gepanzertes Schutzschild. Und dann noch einen aus allen Rohren feuernden, schnell anfliegenden Tiefflieger abwehren zu wollen, setzte vermutlich ein schon fast übermenschliches Vertrauen in das Schicksal voraus. Beneidenswert waren diese Soldaten ganz gewiß nicht.

Der Bausatz

Zunächst weise ich ausdrücklich darauf hin, das es sich bei dem zur Besprechung verfügbaren Muster um ein Vorserienmodell des Bausatzes handelt, so dass dieser in einigen – wenn auch wenigen Teilen – von der endgültigen Produktionsserie abweicht. Dies gilt für folgende Komponenten:

  1. die vordere – also zum Zugmittel hin befestigte – Pritschenwand. Bei unserem Besprechungsmodell ist sie noch zu niedrig, tatsächlich handelt es sich hier im Gegensatz zu den übrigen Bordwänden um die etwa doppelt so hohe Ausführung.
  2. Die Verriegelung der Pritschenwände besteht im Serienbausatz aus Resinteilen, im Gegensatz zu den von mir verwendeten Fotoätzteilen.
  3. Es werden den Bausätzen drei Reserve-Munbehälter beigegeben, statt wie hier nur 2 Stück

Verzug oder Blasenbildung gab es nicht, das Entgraten beschränkte sich auf das „übliche“ Maß von Resinbausätzen unserer heutigen Zeit.

Dem Baukasten werden im Übrigen – dem Vorbild der „Kummersdorfer Konstruktionszeichnung“ folgend – Speichenräder mit Vollgummibereifung beigefügt. Es handelt sich dabei um Plastikspritzgußräder der le. FH 18/40 von AFV-Club. Ein sehr guter Einfall, der einem eine ganze Menge Versäuberungsarbeit erspart.


Der Bau

Anhand der übersichtlich gestalteten Bauanleitung geht die Montage der Teile nach deren zuvor erfolgter, werkstoffbedingter Versäuberung problemlos von statten.

Die Vorderachse kann mit ihrem Drehschemel natürlich beweglich gehalten werden, was auch für die Montage der Deichsel gilt. Die seitlichen und die hinteren Bordwände kann der Modellbauer je nach Belieben abgeklappt oder geschlossen darstellen.

Als Zugmittel kann ein RSO – egal welcher Pritschenversion – davor gespannt werden, denkbar ist jedoch auch jedes andere geeignete Zugmittel von der Halbkette über einen LKW oder sogar Pferdezug bis hin zum requirierten Lanz-Bulldog (wie von mir mangels RSO-Modell dargestellt).

Gegen Kriegsende wurde eigentlich alles genutzt, was irgendwie möglich war und noch fahren konnte.

Der Flakdrilling ist ebenso gut verarbeitet und – wie könnte es bei Schatton sein - mit gedrehten Rohren (diese werden auch als Dreierset bspw. für die SdKfz 251/21 von Dragon oder AFV-Club zu beziehen sein) versehen, welche die korrekten Rohrmündungen (an den Seiten abgeschrägt, in der Mitte gerade) aufweisen.

Die nötige Munition in Gurtform ist zur Darstellung zwischen den Munkästen und den Kanonen beigegeben und muß lediglich mittel vorsichtigem Erwärmen – am besten mit einem Föhn - in die passende Position gebracht werden, was aber bei behutsamer Handhabung und etwas Geduld kein Problem sein dürfte.

Die Seiten- und Höhenrichtung des Drillings kann der geneigte Modellbauer ebenfalls selbst bestimmen.

Das Drillings-MG 151/20 wird übrigens ohne Richtschützensitz und ohne Schulterstützen ausgeliefert. Diese Teile waren entsprechend zeitgenössischen Fotos auch nicht an jedem Drilling vorhanden. Vermutlich wurden sie in der Realität aus Materialmangel zuletzt nicht mehr angebaut.    


Bemalung/Alterung

Grundsätzlich gilt für die „Bemalung“ Dunkelgelb mit oder ohne Tarnmuster bzw. evtl. noch Wintertarnung.

Ich habe mich für eine rein dunkelgelbe (MM 2095) Lackierung entschieden. Das Altern bewerkstelligte ich durch Unterlegen der Kanten und Vertiefungen mit dunklen Farbpigmenten (ähnlich Pastellkreide, aber farbintensiver) der Firma Kremer (Eisenbahnbedarf) bzw. MIG sowie nach Auftrag einer Schicht matten Klarlacks (Xtra-Color) nebst 48 Stunden Trocknungszeit „Waschen“ mit stark verdünnter, schwarz-brauner Ölfarbe.

Das Modell wurde im Bereich des Chassis sowie der Pritsche mit braun-grauer Pastellkreide leicht „verstaubt“.

Zuvor habe ich an den Metallteilen noch einige Kratzer und Lackabsplitterungen aufgebracht, allerdings in nur sehr begrenzter Zahl. Dies kann und soll jeder so für sich gestalten, wie es ihm gefällt.

Bei den Beschriftungen beschränkte ich mich auf eine große schwarze 3 an den seitlichen Bordwänden sowie dem Nummernschild (ja, auch in den letzten Kriegswochen wurde im Reich noch „ordentlich verwaltet.“) und einem Abstandshinweis. Die eigentlichen Kanonen nebst Rohren stellte ich „brüniert“, also mit dunkler Metallfarbe dar.



Fazit

Der Bau dieses schon recht eigentümlich anmutenden Modells hat mir großen Spaß bereitet,

eröffnet sich doch erneut die Möglichkeit, einen weiteren Exoten der Wehrmacht-Sammlung einzuverleiben. Schatton-Modellbau plant jedenfalls bereits die Ausweitung der „Drillings- Verwendung im Modell“ -. Wir dürfen gespannt sein!

 

Preis / Leistung: ***** Paßgenauigkeit: *****
Detailierung: ***** Schwierigkeitsstufe: *****

Literaturhinweise:

- Heeresversuchsstelle Kummerdorf, Podzun-Pallas-Verlag
- www.forum.panzer-archiv.de
- verschiedene Einzelbilder aus dem Internet


© 10/2010 Volker Andorfer

11833 Leser des Bauberichts seit dem 24.10.2010

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