Panzer I Ausf.B (Sd.Kfz.101)


 

Das Original

Nach der Einführung und Erprobung des Panzer I Ausf.A sein 1934 wurde klar, dass dieser untermotorisiert war und der Motor schnell überhitzte, sowie weitere kleine Mängel sich zeigten. Daher wurde 1935 eine Weiterentwicklung betrieben, die zur Produktion des Panzer I Ausf.B führte, welche äusserlich durch das um eine Laufrolle verlängerte Fahrgestell erkennbar war, sowie durch das nun hochgezogene Leitrad. Die gesamte Wanne wurde verlängert und bot nun dem Maybach NL38 Motor mit 100PS Platz. Der Kraftstoffvorrat betrug nun 146 Liter. Insgesamt erhöhte sich die Fahrzeuglänge auf 4,42m und das Gewicht stieg auf 5,8t. Die Bewaffnung mit 2 MG13 wurde beibehalten.
Insgesamt wurden von August 1935 bis Juni 1937 675 Panzer I Ausf.B produziert und diese waren bis Anfang 1941 im Einsatz.

Der Bausatz

Mit der Nummer 6186 kommt Dragon wirklich mit einer Überraschung auf den Markt und wer denkt dass es sich hier um eine Wiederauflage des alten Italeri/Zvezda Modells handelt, hat sich böse geschnitten, denn dieses ist wirklich um Lichtjahre davon entfernt und das im positiven Sinne. Ein durch und durch gut detailierter Bausatz, der an Bauteilen feine Schweissnähte darstellt oder sogar die versenkten Schlitzschrauben in der Glacisplatte. Ebenso erfreulich sind Teile die man wahlweise für frühe und späte Versionen nutzen soll, was auch in der Bauanleitung angeboten wird, wie z.B. verschiedene Sichtluken, Heckplatten, Nebelkerzen oder auch die Heckversteifung für die Leiträder in drei Versionen. Sämtliche Luken sind offen darstellbar, was bis hin zum Tankdeckel auf dem Motordeck geht ... hier kann man also ohne weiteres ein Motorraumset einbauen (worauf man nun sicher nicht mehr lange warten muss)!
Der Bausatz bietet 421 Teile an 7 Spritzlingen, davon 216 für die Einzelgliedkette die als einzige den Spaß am Bausatz trübt, da sie so fein ist und dafür an 5 Stellen mit Angüssen versehen ist, dass Heraustrennen und Versäubern eine langwierige Arbeit ist und viele Glieder zu Bruch gehen.
Ansonsten ist der Bausatz angefüllt mit lauter Leckerbissen wie Klarsichtteilen für die Scheinwerfer, zwei schöne Crewfiguren aus dem Sturmartillerie Satz (verschiedene Köpfe, Kopfbedeckungen, Arme), Ätzteile mit Lüftergittern und kleinen Kettchen für die Nebelbecher, sowie sage und schreibe 6 verschiedenen Versionsmarkierungen auf einem sauber gedruckten Decalbogen, der Turmnummern, verschiedene Versionen Balkenkreuze und Divisionsabzeichen bietet. Als Möglichkeiten werden 7. und 4.Pz.Div. 1940 Frankreich, 1.Pz.Div. 1939 Polen, PzAbt.zbV40 1940 Dänemark, 14.Pz.Div. 1941 und 3.Pz.Div. 1940 angeboten!

Die Bauanleitung ist vom bewährten "alten" Typ mit Explosions-Zeichnungen, sehr übersichtlich und führt in 9 Bauschritten zum Erfolg. Wahlmöglichkeiten werden klar aufgezeigt und es haben sich keine groben Fehler eingeschlichen. Allerdings hat Dragon es leider versäumt an die Teile der Wahlmöglkichkeiten Hinweise zu schreiben welche Möglichkeit/Teile zu welcher Variante gehören, so kann der unbedarfte Modellbauer ohne Referenzen sich vergreifen und frühe und späte Merkmale mischen.
Vom Bau an sich allerdings sollte hier keine Frage offen bleiben ...

Der Bau

Der Bau dieses Modells, welches ich als frühe Version bauen möchte, beginnt wie üblich mit mit Wanne und Laufwerk. Die Federarme nehmen jeweils zwei Räder auf, welche auch beweglich bleiben und beide Schwingen passen hervorragend zusammen. In schritt zwei steht man schon vor der ersten Möglichkeit ... Die Verstärkungsstange A10 nur für die späte Version einbauen, ansonsten weglassen und auch Teile A9 und A12 nicht aufbohren.
Mit ein paar zusätzlichen Teilen wie Stützrollen, Spiralfeder und Schwingarm wird das Laufwerk schnell komplettiert. Die in die Wanne eingeführten Stäbe der Radaufhängungen werden von innen mit einem Ring gesichert, sodass das Laufwerk beweglich bleibt. Leider wird dies eingebüßt wenn man den Aussenbalken (C10) mit dem Laufwerk verkleben muss.
Dann kann man sich auch schon der Oberwanne und dem Aufbau widmen. Hier hat Dragon eine raffinierte Technik von Formteil mit aufklebbaren Oberflächenteilen gewählt, wodurch letztere unheimlich feine Details aufweisen, besonders die Schweissnähte und Nieten sind fein gelungen. Bei den Sichtluken muss man sich auch wieder für den frühen oder späten Typ entscheiden, die ohne die drei Nietenköpfe sind für die spätere Version. Vorsicht hier, denn beide Varianten haben die Bezeichnung F3, also Augen auf!.
Der Aufbau wird an jeder Seite mit den Oberflächenteilen beklebt was mir erst Sorgen bereitete ob das so wirklich passt, aber die Passgenauigkeit der Teile zueinander ist sensationell! Gleiches gilt für das Motordeck was zusätzlich den Luxus besitzt sämtliche Luken auch offen darstellbar zu haben .. leider ist im Bausatz kein Motorraum enthalten ...
Oberwanne und Motordeck können zusammen mit der Front Bugplatte aufgeklebt werden, hier drauf achten dass die Frontbugplatte mit den 2x4 Nieten nach unten zeigt.
Die Heckwanne bietet nun einiges an Wahlmöglichkeiten ... 2 Heckwandversionen, mit und ohne Nebelkerzenhalter und mit der Wahl von 4 verschiedenen Rücklichtern und der Wahl das Kolonnenfahrgerät und Halter komplett aus Ätzteilen (etwa 10) herzustellen oder einfach auf das Plastikteil zurückzugreifen. Ich habe mich für Heckwand D4 und rundem Rücklicht D10 entschieden was für eine frühe Version korrekt ist. Daran befestigt wird noch der Auspuff mit dem schön gemachten PE Stück für das Auspuffgitter ... dies lässt sich leicht rollen und anbringen.
Die Heckkotflügel werden auch wieder in zwei Varianten angeboten: D6 und D5 für die späte Version, D11 und D12 für die frühe.
Im nächsten Schritt wird die Oberwanne mit Details verfeinert, wobei man das Werkzeug erstmal weglassen und nach der Bemalung anbringen kann. Angebracht werden u.a. die Hupe, der Getriebeentlüftungsschlauch, Federn für die Heckkotflügel, welche sensationell gut auf die vorgegebenen winzigen Nasen passen und die Scheinwerfer, die ich innen mit spiegelnder Silberfolie ausgekleidet habe und dann die Klarsichtteile aufgeklebt habe, was zu einer recht guten Optik führt!
Der Turm ist recht schnell zusammengebaut, da es nur knapp 10 Teile sind die gut zusammen passen und der Turm sensationell mit Sichtluken, Nieten und Schweissnähten ausgestattet ist ... hier kommt kein Wunsch nach Nachdetailierung auf!
Den Abschluss des Baus bildet die Anhängekupplung, wo auch nochmal eine letzte Wahlmöglichkeit einer zusätzlichen Verstärkung besteht, die aber nur auf nachgerüsteten Panzer I B zu finden war, also nichts für meinen frühen Panzer I B. Das Motordeck wird mit Lüftungsschlitzen und Top-Platte verschlossen, die Antenne und Antennenhalterung werden angebracht und nach der Bemalung auch das Werkzeug was keinerlei Probleme bereitet ... nur der Wagenheber mit Drahtschneider erfordert etwas mehr Mühe.
Auch die Ketten werden nach der Bemalung angebracht ... ich für meinen Teil habe hier auf Friulketten zurückgegriffen, die hervorragend passen. Die Dragon Ketten sehen an sich nicht schlecht aus, aber allein das Heraustrennen und Versäubern erschien mir zu aufwändig.

Bemalung/Alterung

Zum Zeitpunkt der Invasion Dänemarks 1940, zu der ich meinen Panzer I auserkoren habe, war noch der panzergraue Anstrich an den Fahrzeugen zu finden. Es soll ja den Befehl gegeben haben die Fahrzeuge zu 1/3 mit braunen Flecken zu tarnen, meines Erachtens zeigen sogar einige Fotos diese Zweifarbtarnung, aber sicher wurden nicht alle umgetarnt, bzw. wurden bereits 1940 wieder auf panzergrau zurückgetarnt.
Ich habe mich für mein Modell für einfachen panzergrauen Anstrich entschieden.
Da dieses Modell sehr feine Details aufweist, habe ich diesmal auf eine Grundierung mit dem Pinsel mit Revellfarbe verzichtet und nach dem ordentlichen Waschen des Modells in Seifenwasser wurde es mit der Airbrush mit abgedunkeltem tamiya German Grey XF-63 übersprüht und exponierte Flächen danach mit aufgehellter Grundfarbe gehighlighted! Nach ordentlicher Durchtrocknung der Farbe wurden die Decals für die Version der PzAbt. zbV40 angebracht. Die Decals sind von guter Qualität, wenn auch ein wenig zu störrisch. Dies ist gerade ärgerlich weil eben die Turmnummern über den Sichtluken liegen. ich verstehe nicht warum man in solchen Fällen nicht die Turmnummern in Stücken bringt, zumal 3 Stellige Turmnummern als ein Decal für meinen Geschmack eh zu viel Decalsfilm zwischen den Zahlen aufweisen, welcher oft unangenehm glänzt, besonders in diesem Fall des sehr unebenen Untergrunds. Ich habe die Decals in Wasser mit etwas Essig aufgeweicht, und beim Trocknen mit einem Skalpell die Kanten abgefahren um es anzupressen!
Danach konnte das ganze Modell mit schwarzer Ölfarbe in Feuerzeugbenzin gewaschen werden. nach ausreichender Trocknungszeit werden mit hellgrauer Ölfarbe Ecken und Kanten mit trockenmalen hervor gehoben.
Die Ketten von Friul habe ich zunächst mit Revellschwarz per Pinsel grundiert und dann per Airbrush Model Master Metalizer Steelblue eingesprüht. Dann ein washing mit Spiritus und geriebener brauner Pastellkreide, einstauben mit trockener brauner Pastellkreide und nach dem durchtrocknen ein washing mit schwarzer Ölfarbe in Feuerzeugbenzin. Danach wurden die erhabenen Stellen mit Revell Eisenfarbe 91 trockengemalt.
Den Abschluss bildete das Einstauben mit hellen Pastelkkreidestäuben.

Fazit

Ja, was soll man da sagen!? Ich ziehe meinen Hut vor diesem Bausatz von Dragon der konsequent das bietet was der Modelbauer in 1/35 sehen möchte und was in der Vergangenheit an dem ein oder anderen Bausatz bei Dragon haperte. So erfreut uns hier das Zusammenkommen von hervorragender Gussqualität mit feinsten Details, zusammen mit wichtigen Ätzteilen, Crewfiguren von guter Qualität, Klarsichtteilen, der Möglichkeit ALLE Klappen (Kampfraum und Motorraum) offen darzustellen (leider fehlt natürlich das Innenleben und so sind jetzt die Zurüstteilehersteller gefragt) und einer ansprechenden Menge von Varianten mit entsprechendem Decalsatz von guter Qualität! Das ganze zu einem adäquaten Preis um die 25 Euro. Weiter so Dragon! Ich hoffe dass dieser Weg in Qualität und Ausstattung nun von Dragon konsequent weiter gegangen wird. Einziges Manko dieses Baustzes ist meines Erachtens die Kette, die zwar schön gedacht als Einzelgliedkette filigran und detailiert beiliegt, die Angüsse aber in ihrer Anzahl das Versäubern der Glieder enorm schwierig gestaltet und nicht jedermanns Sache ist. Dieser nicht zu vernachlässigende Punkt kostet diesem, ansonsten super, Bausatz den Gold Award!

Die Bewertung der Schwierigkeitsstufe bezieht auf den Bau mit der beiliegenden Kette. Ohne die Kette würde ich hier eine Schwierigkeitsstufe von einem * vergeben!

Preis / Leistung: ***** Paßgenauigkeit: *****
Detailierung: ***** Schwierigkeitsstufe: *****

Empfohlene Literatur:

Achtung Panzer Vol.7 - Panzer I / II and variants - (Mitsuru Bitoh) - ISBN 4-499-22773-9Encyclopedia of German Tanks of World War two - (Chamberlain, Doyle, Jentz) - ISBN: 1-85409-214-6Die Panzerkampfwagen I und II und ihre Abarten - (Walter Spielberger) - ISBN 3-87943-335-6Die Panzerkampfwagen I und seine Abarten - (Wolfgang Fleischer) - ISBN 3-7909-0620-4

© 10/2004 Thomas Hartwig

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