Panzer I Ausf.C (VK 601)


 

Das Original

Am 15.9.1939 wurde an das Waffenamt ein Auftrag erteilt einen leichten Panzerkampfwagen für Auflärungszwecke zu entwickeln. Die Firma Krauss-Maffei in München war für das Fahrgestell und Daimler-Benz in Berlin für den Aufbau und Turm verantwortlich.
Das Projekt lief unter der Bezeichnung VK601 bzw. als Panzerkampfwagen I Ausf.C. Als Motor war der Maybach HL45P mit 150PS vorgesehen, der dem Fahrzeug eine Geschwindigkeit von 79km/h bei 3800 U/min verleihen sollte, dies wurde aber auf 65km/h bei 3200 U/min reduziert. Als Bewaffnung stand der zwei Mann starken Crew eine 7,9mm EW141 Maschinenkanone und ein MG34 zur Verfügung. Das Erscheinungsbild der Ausf.C war komplett anders als die Ausf.A und B.
Zudem wurde die Panzerung wesentlich verbessert, sie betrug nun 30mm an Turm und Chassisfront, sowie 20mm an den Seiten und der Rückseite von Turm und Chassis. Das Gewicht betrug 8 Tonnen, die Länge 4,19m, die Breite 1,92m und eine Höhe von 2,01m bzw. 1,94m mit den ungeschmierten Ketten. Das Leistungsgewicht von 18,7 PS/t war bemerkenswert hoch, was auch der Grund für die hohe Geschwindigkeit ist.
Die ersten Prototypen liefen noch auf nadelgelagerten, geschmierten Gleisketten mit Gummipolstern Kgw 53/260/160, während dann die Nullserien Fahrzeuge auf ungeschmierten Stahlketten Typ Kgs 62/290/90 liefen.
Bei einer Kettenauflagelänge von 2,20m und einer Kettenbreite von 29cm ergab sich ein Bodendruck von 0,79 kg/cm2. Die Kette bestand aus 89 Gliedern. Das VK601 konnte bis zu 78,5cm tief waten, 1,2m breite Gräben überschreiten, und 30cm hohe Kletterhindernisse überwinden. 40 Panzer I Ausf.C wurden ab Juli 1942 hergestellt, von denen Anfang 1943 zwei der 1.Panzerdivision unterstellt, und in Rußland im Truppenversuch getestet wurden. Die anderen 38 wurden in Reserve Einheiten des LVIII.Panzer Reserve Korps überstellt, und nahmen 1944 an den Kämpfen in der Normandie teil.

Der Bausatz

Resinbausätze sind vielen ja ein Graus, da man oft Teile entgraten, versäubern und korrigieren muss - die Qualität und Detailierung ist oft nicht so pralle und von passgenauigkeit mag man oft nicht reden. Ganz anders bei den Modellen von On Track! Das Modell vom Panzer I Ausf.C ist, wie auch die anderen von extrem guten Details und hoher Qualität. Angusstellen wurden gut gewählt, die Teile sind absolut verzugsfrei, weisen keine Bläschen auf und passen absolut akkurat zusammen - so mancher Spritzgusshersteller steht bei dieser Qualität schlecht da!
Der Bausatz enthält neben den knapp über 100 bereits angesprochenen Resinteilen auch eine Einzelgliedkette aus Spritzguss(!), was ich für eine hervorragende Zugabe halte, zumal diese absolut korrekt und detailiert für den Panzer I Ausf.C ist.
Die Angüsse der Resinteile sind gut gewählt und lassen sich fast ausnahmslos einfach abtrennen und versäubern - die Räder sind etwas schwieriger, wobei netterweise der Hauptanguss "hinten" ist, wo man später nicht hinsehen kann. Ein "Dremel" ist aber auf jeden Fall von Vorteil!
Die Bauanleitung besteht aus 2 gefalteten doppelseitig bedruckten DIN A3 Bögen, von denen einer eine sehr gute und klar erkennbare Teileübersicht und 4 Fotos von einem fertiggebauten Modell besitzt und der andere in 8 verständlichen Zeichnungen die Teileanordnung und Zusammenbau zeigt! Decals gibt es wie so häufig hierbei leider nicht, aber ausser einem Balkenkreuz sind Markierungen an diesem Fahrzeug auch kaum bekannt.

Der Bau

Der Bau von Resinmodellen beginnt ersmal damit, dass man alle Teile einmal gründlich in Seifenwasser wäscht, um evtl. Trennmittelreste von den Teilen wäscht, die sonst Kleber und/oder Farbe abweisen. Dann kann man daran gehen und alle Teile von den Anguss-Strängen zu entfernen, was mit einer "Dremel" mit kleinen Trennscheibe und scharfem Skalpell am einfachsten geht, um diese dann auf dem basteltisch zu gruppieren, wenn man den Platz dafür hat. Man kann natürlich auch die Teile nur nach Bedarf einzeln abtrennen - das hilft zumindest, dass kein Teil verlorengeht.
Ich habe mit Arbeiten an der Oberwanne begonnen, da hier zwei Sachen zu korrigieren sind, die nicht ganz richtig sind. Zum einen ist die
Motorraumklappe falsch geteilt, was aber mit Spachtel und einritzen einer neuen Trennline ganz einfach ist. Ausserdem habe ich hier von der Unterseite Gittermaterial angebracht um den Blick in den leeren Mototrraum etwas zu erschweren und evtl war das am echten Fahrzeug auch so, um Fremdkörper abzuhalten.
Zum anderen, und das ist der markantere Fehler, stimmt der Winkel des hinteren Aufbaus nicht, denn dieser läuft direkt wieder auf den Motorraum zu, muss aber in Wirklichkeit mit den seitlichen Luftein- und auslässen abschließen. Dieses habe ich durch Anbringen von zwei Streifen Plasticsheet und Spachtel, der den Zwischenraum füllt, erreicht.
Dann geht es erstmal an der Unterwanne weiter - diese ist schon schön gestaltet, ein Feature fehlt ihr aber, das an den Nullserienfahrzeugen zu finden war, nämlich die seitlich aufgebolzte Zusatzpanzerplatte von 5,5mm Stärke. Ich habe mir nach den Zeichnungen aus dem Panzer Tracts Heft Band 1-2 die Form dieser Platte auf dünnes Plasticsheet übertragen und aufgeklebt. Die Nieten in der oberen Reihe habe ich durch kleine Metallkügelchen, die ich durch vorbohren eines Loches halb versenkt habe, dargestellt (mittlerweile gibt es aber schöne halbrunde Nieten von LionMarc).

Dann kann man dazu übergehen das Laufwerk zusammenzubauen. Ich habe erstmal alle Radstationen an sich zusammengebaut, d.h. jeweils die Doppelrollen zusammengeklebt und dann einen Schwingarm angebaut.
Dann habe ich die Wanne auf einem Platzhalter von etwa 5mm postiert (damit die Wanne die entsprechende Bodenfreiheit hat) und die jeweiligen Radstationen an die Wanne geklebt. Dabei ist es von Vorteil, wenn man auf der linken Seite das von vorn nach hinten und rechts von hinten nach vorn macht. Da man mit Sekundenkleber arbeitet, ist schnellen anbringen und ausrichten wichtig und nicht ganz einfach, denn immerhin soll nachher ja nicht ein Rad in der Luft hängen, es sei denn man möchte den Panzer in ein Diorama mit entsprechender Bodenbeschaffenheit einbetten. Dann werden die Seitenvorgelege, sowie auch Treib- und Leiträder angebracht, und auch die Stoßdämpfer an den Wannenseiten.
Am Heck der Wanne bringt man den Auspuff und den das gebogene Schild an, wobei letzteres erst nicht ganz einfach auszumachen ist wie und wo es hingehört, aber es gehört mit den Nieten nach oben direkt über den Auspuff.
In der Zwischenzeit kann man sich mal um den Turm kümmern, der aus angenehm wenigen Teilen besteht. Am Turm habe ich lediglich die Traghaken entfernt (wie nachher an der Oberwanne auch) und durch Fotoätzhaken ersetzt. Das Rohr der EW141 weist in echt zwei deutliche Querrillen auf, die ich vorsichtig mit dem Skalpell in das Resinteil geschnitzt habe. Zusätzlich habe ich das MG noch vorn aufgebohrt.
Am Turmheck wird der Unterlegklotz angebracht und auf dem Dach die Abdeckung der Kommandantenkuppel, die Luke und ein Antennenfuß, der so erhöht korrekt ist, also den kleinen Stiel nicht mit abtrennen!
Nun geht es daran die Oberwanne weiter mit Kleinteilen zu versehen. Wie bereits angesprochen habe ich die Tragehaken entfernt und durch PE Teile ersetzt. Ansonsten geht es nach Programm aus der Bauanleitung. Das werkzeug ist filigran und exzellent dargestellt. Die vorderen Scheinwerfer habe ich aufgebohrt um sie später nach Garski-Methode mit Spiegelfolie und Scheinwerferglas zu versehen. Zusätzlich habe ich aus dünnem Draht die Kabel zu den Scheinwerfern dargestellt. Auf der linken Seite hinten wird das Rücklicht durch ein Kolonnenfahrgerät ersetzt, wie es bei der Nullserie der Fall war.
Die Ausstattung der Oberwanne mit den Werkzeugen weist keine größeren Probleme auf, wobei im hinteren Bereich wegen der geänderten Winkel des Aufbaus es jetzt etwas knapp mit Platz wird. Die Nebelwurfbecher vorn rechts habe ich ersetzt, da die im Bausatz doch arg unterproportioniert waren. Am Heck wurden dann noch die Ersatzkettenglieder angeklebt und damit war die Oberwanne mit dem entsprechenden Zubehör versehen.
Interessant wurde es mit der Fahrerluke - zum einen ist diese etwas zu schmal, zum anderen wollte ich diese gern offen darstellen um eine Figur hineinzusetzen. Das erste Problem war schnell gelöst: Luke sauber per Skalpell getrennt und einen 2mm Streifen Plastik eingefügt und per Fräse die Öffnung in der Oberwanne entsprechen nach hinten verlängert. Nun war die Frage: wohin öffnet die Luke. Die Fotos und Texte im Panzertracts Heft gaben keinen Aufschluss und eine Anfrage beim Autor ergab, dass er mir dazu nichts sagen kann. Ich hatte dann entschieden, dass sie aufgrund der Platzverhältnisse nach aussen öffnet und habe diese entsprechend angebracht und von innen mit Griff und Verschluss dargestellt (siehe Foto). Dann erst entsann ich mich der Einsatzfotos, die ich davon auf dem Computer hatte und siehe da: Die Luke öffnet natürlich nach innen! Also Luke wieder ab, und nach innen geklappt eingeklebt.
Ober- und Unterwanne sollten übrigens erst verklebt werden, wenn man die Kette aufgezogen hat, da man diese sonst nicht über das Treibrad bekommt. Also werden die drei Komponenten Turm, Ober- und Unterwanne nur aufeinandergelegt und grundiert und in die Bemalungsstufe überführt.
Nach der Bemalung wurde dann die Kette aus den Spritzlingen entfernt (auch hier rate ich zur Benutzung von Dremel und Trennscheibe), versäubert und zu zwei Strängen zusammengeklebt. Man braucht etwa 83 Glieder pro Seite und es bleiben massig Kettenglieder übrig. Nach dem Zusammenkleben habe ich die Innenseite eben kurz per Pinsel mit Modelmaster metalizer stahlblau bemalt und dann auf das Laufwerk aufgezogen. Hier sei geraten die Zähne des Treibrades zu kürzen und schmaler zu machen, denn sonst bekommt man die Kette dort nicht rauf! Nach der Endbemalung der Kette wird dann die Ober- auf die Unterwanne geklebt, wobei man vorher trockenpassen sollte ob da alles genau passt, denn sonst hat man nachher vorn in der Bugplatte eine hässliche Lücke.
Jetzt nach der Bemalung werden auch die beiden Frontscheinwerfer mit Spiegelfolie ausgekleidet und mit Linsen, die ich aus einer Spüliflasche gestanzt habe versehen. Meiner Meinung nach macht das einen recht guten Eindruck.
Damit ist der Bau abgeschlossen.

Bemalung/Alterung

Der Panzer I Ausf.C ist fotografisch nur bis Mitte 1943 festgehalten und zeigt dort natürlich nur einen panzergrauen Anstrich. Da mein Panzer auch etwa Mitte 1943 dargestellt sein soll, habe ich nach einer Grundierung aus der Dose das ganze Fahrzeug per Airbrush mit Tamiya schwarz besprüht und dann Tamiya XF-63 German Grey mit etwas schwarz versetzt und auch komplett aufgetragen. Durch die schwarze Grundfarbe kann man hier bereits leichte Schattierungen setzen. Größere Flächen wurden dann wie üblich mit aufgehelltem grau mit Highlights versehen.
An den Aufbauseiten habe ich nach Einpinseln des Fahrzeugs mit Bodenglänzer dann jeweils ein Balkenkreuz als Decal aufgebracht. Dann wurden mit farbigen Ölfarben (rot, gelb, grün, braun, usw.) kleine Punkte unregelmäßig auf dem gesamten Fahrzeug verteilt und großzügig mit Feuerzeugbenzin und breitem Pinsel verteilt, bis nur ein Schleier dieser ganz eben sichtbar bleibt aber nicht ins Auge sticht. Darüber wurde noch ein vorsichtiges washing mit schwarzer Ölfarbe aufgetragen, um Vertiefungen besser hervorzuheben. Mit sehr hellem grau habe ich dann Kanten, Ecken und Erhebungen trockengemalt.
Dann folgte die Detailbemalung wie z.B. der Laufradgummierung, des Werkzeugs, usw. Die Kette wurde nach dem Aufziehen mit Metallfarbe bemalt, dan mitn braunem Pastellkreidenstaub, der in Spiritus gelöst war betupft und danach mit schwarzer Ölfarbe vorsichtig gewaschen. Abgeschlossen wurde die Kettenbemalung mit dem trockenmalen der Laufflächen der Kette mit Revell Eisenfarbe 91.
Zur Darstellung von Geländefahrten habe ich hellbraunen Staub im Laufwerks- und unteren Wannenbereich aus Pastellkreiden mit einem größeren, weichen Pinsel aufgetupft und damit ist auch dieses Modell fertig.

Fazit

Ein wunderschöner Bausatz, und obwohl ein Resinbausatz kann ich diesen wirklich empfehlen, denn Qualität und Passgenauigkeit sind exzellent und sogar von Anfängern handhabbar. Als besonders gelungen finde ich die Details und die Tatsache, dass die Kette als Spritzgusskette beiliegt - lediglich das Treibrad hätte besser auf die Kette angepast werden können und der Winkel des hinteren Aufbaus hätte korrekt sein sollen, aber ansonsten bekommt man hier einen Spitzenbausatz, der einen der seltensten und ungewöhnlichsten Panzer der Panzer I Reihe darstellt und obwohl dieser nicht billig ist, ist dieser jeden Cent wert! Mit Recht gibt es hier den Silber Award!

Preis / Leistung: ***** Paßgenauigkeit: *****
Detailierung: ***** Schwierigkeitsstufe: *****

Empfohlene Literatur:

Panzertracts No.1-2 ; Panzerkampfwagen I - (Jentz, Doyle) - ISBN 0-9708407-8-0Achtung Panzer Vol.7 - Panzer I / II and variants - (Mitsuru Bitoh) - ISBN 4-499-22773-9Encyclopedia of German Tanks of World War two - (Chamberlain, Doyle, Jentz) - ISBN: 1-85409-214-6Die Panzerkampfwagen I und II und ihre Abarten - (Walter Spielberger) - ISBN 3-87943-335-6

© 01/2006 Thomas Hartwig

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