Panzer IV Ausf. H (Sd.Kfz.161)


Der Bausatz

Beim vorliegenden Modell handelt es sich um eine Lizenzfertigung des alten Panzer IV Modells von Tamiya aus den 70er Jahren. Preislich attraktiv und als ex-Tamiya Modell ja automatisch von guter Qualität, kann man mit diesem Modell nichts verkehrt machen... dachte ich.
Beim Öffnen der Packung machen die fünf Spritzlinge zunächst einen guten Eindruck, auch die eigentlich uralten Vinylketten sehen relativ gut aus. Bei genauerer Betrachtung fällt die Dicke der Schürzen auf - sind die Turmschürzen noch recht stimmig, so sind die Seitenschürzen mit 1mm Stärke schon arg zu dick. Auch die Träger der Schürzen sind viel zu dick. Bevor ich den Bausatz anfing, spielte ich noch mit dem Gedanken, das Modell mit Photo-Ätz Schürzen von Eduard zu verschönern - eine Idee, die ich aber relativ schnell verwarf. Wenn man anfangen wollte, alle fehlerhaften Teile des Academy Modells auszutauschen, so übersteigt dies jeden sinnvoellen Preisrahmen. Hier eine kleine Aufstellung der ins Auge fallenden Teile, bei denen sich ein Austausch anbietet:

Zu dicke Schürzen, unstimmige Laufrollen, Kette, zu breites Treibrad, zu grob strukturierte Kettenabdeckungen, nicht gravierte MGs. Die Liste läßt sich gewiss noch weiterführen - an dieser Stelle habe ich Verfeinerungs Ideen aber verworfen und beschlossen das Modell so wie es ist aus dem Kasten zu bauen.

Der Bau

Die Bauanleitung besteht aus 16 Baustufen, wobei es in den Schritten 1 und 2 mit dem Bau der Unterwanne und der Aufhängungen beginnt. Grade im Bereich des Fahrzeughecks ist die Bauanleitung sehr ungenau, ein Blick in eine alte originale Tamiya Anleitung konnte die Fragen aber schnell klären. Stufe 3 umfasst das komplette Laufwerk, wobei hier wie bereits erwähnt einige arge Macken des Modells liegen. Man sollte aber im Hinterkopf haben, daß der Bausatz ursprünglich für den Betrieb mit Elektromotoren ausgelegt war. Dementsprechend, ist nicht nur die Wanne zu breit (um die Batterien aufnehmen zu können), sondern auch die Laufrollen und Treibräder mehr auf Funktionalität, als auf Optik getrimmt. Ein Problem, daß dieses Modell auch mit anderen Produkten aus dem Hause Tamiya teilt. So haben z.B. die in der Galerie vorgestellten Panzer II F, Panzer IV D und StuG IV von Tamiya dasselbe Problem der zu breiten Wanne und auch die fehlerhaften Laufrollen begegnen uns u.a. am StuG IV wieder.

Die Abschnitte 5-7 handeln nun den Bau der Oberwanne ab, wobei hier der eigentliche "Horror" beginnt. Die Paß- oder besser Gußgenauigkeit der Teile im Bereich der Oberwanne und des Turmes ist alles andere als zeitgemäß und bereitet wenig Freude beim Zusammenbau. Viel Zeit geht hier für Spachteln und Schleifen verloren. So müssen z.B. die aus der Zeit des Elektroantriebs stammenden Öffnungen in der Wanne verpachtelt werden, zwischen Oberwanne und Heckplatte klafft ein knapp 1mm breiter Spalt und auch die mehr als großzügigen Öffnungen für die Bordwerkzeuge sollten verspachtelt werden.
Ist diese Arbeit getan, beginnt der Bau der Kanone, die über eine recht gute Detailierung im Turminneren verfügt. Der Bau des Turmes geht flott von der Hand, ein Highlight sind sicherlich die schön detailierten seitlichen Türen, die auch im geöffneten Zustand einen guten Eindruck machen (an dieser Stelle können sich auch moderne Bausätze durchaus eine Scheibe von diesem "Oldtimer" abschneiden).
In den Schritten 14-16 werden schließlich die Schürzen angebracht. Die Schürzen des Academy Panzer IV H teilen ein allgemeines Problem aller Modelle mit Spritzgußschürzen - die Materialstärke. Es ist auf jeden Fall empfehlenswert, zumindest die Wannenschürzen auf rund einen halben Millimeter abzuschleifen.

Bemalung/Alterung

Im Buch "Panzer und Kettenfahrzeuge des 2. Weltkrieges" fand ich eine Abbildung eines Panzer IV H mit einer sehr interessant aussehenden Punkttarnung auf den Schürzen. der Wunsch entstand also, genau solch ein Fahrzeug darzustellen. Es handelt sich um einen Kampfwagen der 9. Panzerdivision, der im April 1945 im Harz eingesetzt wurde. Mein Modell wurde also zunächst in Dunkelgelb grundiert, wobei ich hier Acrlyfarbe von Gunze verwendete. Anschließend wurde der Panzer mit einer Mischung aus 70% Gunze Kaki und 30% Tamiya Weiß aufgehellt. Hierdurch wird ein etwas plastischerer Effekt erzielt.

Die verschiedenfarbigen Laufrollen wurden seperat bemalt.
Im nächten Schritt wurden die grünen und braunen Tarnstreifen aufgebracht. Zunächst spritzte ich ein leichtes Streifenschema mit Tamiyas Japanese Navy Green, anschließend wurde die 3-Farbtarnung mit Tamiya Flat Brown vervollständigt.


Nun beginnt der Prozess der Alterung und des Verwitterns. Begonnen habe ich mit einem Wash aus stark verdünnter Ölfarbe. Hierbei wurde ein Mix aus Vandyk Braun, Schwarz und gebrannter Sienna mit Revell Color Mix angerührt, das Modell anschließend damit dünn übermalt. Die Revell Verdünnung hat gegenüber der normalen Verdünnung aus dem Künstlerbedarf den Vorteil, daß die Farbe viel schneller trocknet, besser haftet und vorallem fast matt abtrocknet (mit einem leicht seidigen Schimmer). Nach dem Wash wird das Fahrzeug wolkig mit einer erdbraunen Farbmischung übergespritzt. Im Laufwerksbereich stärker und nach oben hin abnehmend. Schließlich folgt das Trockenmalen zum Aufhellen der erhabenen Stellen, um dem Modell eine plastische Wirkung zu verleihen. Für das Trockenmalen verwendete ich zum erstenmal eine beige/hellkaki-farbene Mixtur aus Künstlerölfarben. Diese sind zum Drybrushing besser geeignet, da sie sich besser handhaben lassen, also normale flüssige Farben und bedeutend weichere Effekte erzielt werden können.

Abschließend erfolgte die Bemalung der Schürzen. Zuerst wollte ich die Punkte aufspritzen, da die Punkte beim Original aber auch sehr scharfkantig waren, verwarf ich diese Idee schnell wieder. Die Punktmuster wurden nun also mit einem auf knapp 1,5mm zurückgeschnittenen, sehr harten Pinsel "aufgedreht" - der Pinsel wurde also angesetzt und dann auf der Schürze um seine Achse gedreht. Der so entstandene Effekt sieht sehr real aus und kommt dem Original schon recht nahe. Auch die Schürzen wurden zum Schluß wie die Wanne gewaschen, übergespritzt und schließlich trockengemalt.

Ein kurzes Wort noch zum Werkzeug, den Ketten und dem Auspufftopf. Der Holzeffekt wurde erzielt, indem die Werkzeuge in Matt Gelb grundiert und anschließend mit nur mäßig verdünnter rotbräunlicher Ölfarbe (Mix aus gebrannter Sienna und gebr. Umbra) übermalt wurden. Die Metalleffekte an den Werkzeugen, Ketten und Treibrädern wurden mit Wischsilber von Lukas - ebenfalls aus dem Künstlerbedarf - erzielt. Wischsilber läßt sich gut verarbeiten und aufbringen, ähnlich wie normale Ölfarbe.
Der Auspufftopf wurde mit Rostfarbe von Gunze grundiert und anschließend mit Pastellkreiden bearbeitet. Hierbei kamen die Farben Schwarz, Orange, Rot und Brauntöne zum Einsatz.

Fazit

Es bringt nichts bei diesem Modell an den Fehlern in der Originaltreue rumzukriteln - sie sind da und sie zu beheben würde einen finanziellen Aufwand darstellen, der die Grenzen der Vernunft durchbrechen würde. Man sollte das Modell als das sehen, was es ist - ein mittlerweile weit über 20 Jahre alter Bausatz, der ursprünglich als Spielzeugpanzer mit Motor gedacht war. Trotzdem verfügt er über eine recht gute Detaillierung. Grade im Bereich des Turmes kann dieser Panzer IV Bausatz durchaus locker mit aktuellen Produkten der Mitbewerber mithalten. Die Gußqualität bei meinem Modell war leider nicht sehr gut, dafür wird man duch den beiliegenden Spritzling mit diversen guten Zubehörteilen (Abschleppseilen, Eimer, einzelne Kettenglieder, uvm.) aber durchaus entschädigt.

Ich wollte mit diesem Modell zeigen, daß man alleine mit einer guten Bemalung auch ein solches Modell - auch ohne teures Zubehör - aus dem Kasten zu einem attraktiven Vitrinenstück machen kann. Ob es gelungen ist, müssen Sie nun entscheiden...

Preis / Leistung: ***** Paßgenauigkeit: *****
Detaillierung: ***** Schwierigkeitsstufe: *****

Empfohlene Literatur: (für nähere Infos zum Buch, geht zu unserer Bücherliste)
· Panzer und Kettenfahrzeuge des Zweiten Weltkrieges - Jean Restayn
· Panzerkampfwagen IV - Waffenarsenal Band 14
· Panzerkampfwagen IV Medium Tank 1936-1945 - Bryan Perret, Jim Laurier

© 5/2001 Carsten Gurk

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