Baubericht: 8,8cm Flak 37 auf Panzerfahrgestell IV
Das Original
Zum Original gibt es nur sehr wenige Informationen. Einige Bilder, auf denen die Selbstfahrlafette auf dem Flugplatz in Pilsen zu sehen ist, zeigen ein oder zwei Fahrzeuge dieser Bauart. Da die Bilder nicht zeitgleich entstanden sind, kann man nicht sicher sagen, ob es wirklich zwei Fahrzeuge gab. Auf dem ersten Blick sieht es aus, als wäre es ein Fahrgestell des Panzerkampfwagen IV mit einer aufgesetzten Flak 18. Bei genauerer Betrachtung der Bilder stellt man aber fest, dass die Flak nicht einfach aufgesetzt wurde. Die Wanne ist nach oben offen und die Flak wurde auf einen Sockel platziert. Vielleicht wurde für dieses Gerät ein Schulungspanzer oder ein beschädigter Panzer verwendet.
Die Bausätze
Nach einigen Recherchen habe ich festgestellt, dass man zum Bau dieses Fahrzeugs mindestens drei Bausätze benötigt. Die Wanne bildet dabei ein Stug IV spät (Dragon 6612). Für die Inneneinrichtung habe ich den Trumpeter Bergepanzer verwendet. Die Flak besteht aus dem Bausatz Dragon 6523. Alle drei Bausätze sind sehr detailliert und kommen eigentlich ohne zusätzliche Ätzteile aus. Trotzdem habe ich einige Plastikteile durch PE´s ersetzt. Außerdem habe ich eine Metallkette von Easy Metal Links verwendet.
Der Bau
Nach einer längeren Planungsphase wurde mir klar, dass für dieses Fahrzeug größere Umbauten von Nöten sind. Zuerst habe ich mir die Wanne von Dragon vorgenommen. Die darin angespitzten Stege habe ich entfernt, damit ich die Bodenplatte des Bergepanzers einpassen konnte. Damit später die Wanne nicht auseinander gedrückt wird, habe ich erst das Heck mit der Abgasanlage vormontiert und in die Wanne geklebt. Allerdings sollte man statt den Teilen B2 und B3 die Teile S6 und S7 verwenden. Bei der Inneneinrichtung des Bergepanzers habe ich den Platz für den Funker weggelassen. Einige Bilder zeigen, dass dieser wahrscheinlich in späten Fahrzeugen eingespart wurde. Auch sämtliche Kisten für die Munitionslagerung habe ich nicht verwendet, da diese auf 7,5 cm Geschossen basieren. Ob es in diesem Fahrzeug je eine Lagerung für die Munition gab, bleibt ungewiss. Auf den Bildern in Pilsen sieht man eindeutig, dass die Motorschottwand gekürzt wurde und die Motorluken fehlen. So habe ich an der Trennwand das obere Teil abgeschnitten und die Luken mit der Bastelzange entfernt und die Ecken verschliffen. Leider hatte ich den Motor des Trumpeter Bergepanzers schon anderweitig verbaut, so dass ich auf den Resin-Motor von CMK zurückgreifen musste Dieser Motor ist eigentlich für die Tamiya Modelle gedacht, er passt aber ohne Probleme auch in die Wanne von Dragon. Danach habe ich die Querstrebe (K31), auf der das StuG Geschütz gelagert ist, in die Wanne eingepasst. Dieses Teil ist entscheidend für die Konstruktion der Flak. Wäre die Flak auf dem Drehpunkt des Panzerturms gelagert, würde das Fahrzeug den Rückstoß der Kanone nicht aushalten. Danach habe ich den Sockel der Flak zusammengebaut und festgestellt, dass dieser zu hoch sitzt. Er musste also gekürzt werden. Als es nach dem Kürzen immer noch nicht aussah wie auf dem Foto von Pilsen, habe ich ihn noch ausgeklinkt. Und zwar so tief, dass die Träger mit dem Wannenboden verschweißt werden konnten und der Sockel komplett auf dem Querträger aufliegt. Die Schweißnähte um den Flaksockel habe ich mit Vallejo Putty modelliert. Um den Sockel stabiler zu gestalten, habe ich zwei U-Schienen aus Plastikkarte gefertigt, die genau in die Wanne passen. Außerdem ist aus Restblech eine Plattform entstanden. Ob es diese wirklich gab oder der Einfachheit halber weggelassen wurde, weiß wohl niemand.
Im nächsten Bauabschnitt habe ich mich um das Heck gekümmert. Die Motorabdeckung des Sturmgeschützes ist perfekt für dieses Fahrzeug geeignet, weil sie genau dem Foto entspricht. Hier musste ich nichts verändern. Nach dem Einbau der Motorklappen habe ich nur noch den Lüfter von CMK aufgeklebt. Die Glacisplatte habe ich ein wenig verändert. Das Teil B5 habe ich durch einen Streifen 0,5 mm Plastikkarte ersetzt in die ich, in gleichen Abstand, acht 0,6 mm Löcher gebohrt habe. Damit war der Bau des Innenraums komplett. Freundlicherweise habe ich von einem Modellbaukollegen einen Satz Kettenbleche für dieses Projekt spendiert bekommen. Diese habe ich gelötet und mit der Wanne verklebt. Um den Bau weiter voran zu bringen, habe ich das Laufwerk montiert. Auf dem Bild sind die Triebräder eines Panzer IV Ausf. G zu erkennen. Da diese nicht im Bausatz enthalten sind, habe ich mich für zwei Triebräder aus Metall von Friul entschieden. Im Laufe der Recherchen habe ich herausgefunden, dass ich auch ein Seitenvorgelege der Ausführung E-G brauche. Dieses habe ich aus dem Bausatz des Vorpanzers (Dragon 6301) entnommen. Auch die Stützrollen scheinen von einem Panzer IV Ausf. G zu stammen. Die Laufrollen kann man nicht eindeutig zuordnen, entweder sie sind von einer Ausführung G oder einer späten H. Ich habe mich entschieden beide zu kombinieren, da es bei diesem Fahrzeug so aussieht, als ob viele Teile von anderen Panzerkampfwagen IV stammen. Um die Ketten anzupassen, habe ich die Laufrollen mit Weißleim fixiert. Die Easy Metal Links lassen sich ohne Probleme innerhalb von zwei Stunden ohne Bohren und Kleber komplett zusammenbauen.
Bei der Flak handelt es sich eindeutig um eine Flak 37. Zunächst habe ich den Lauf und den Schlitten zusammengebaut. Das Metallrohr enthält leider keine Felder und Züge sondern nur eine einfache Bohrung. Das Flakrohr habe ich ohne Klebstoff in den Schlitten eingeführt, sodass es beweglich bleibt. Danach habe ich die Seitenteile zusammengebaut, wobei ich die Kettchen des Bausatzes durch feinere Trumpeter Ketten ersetzt habe. Auch habe ich ein paar Kabel nach Referenzfotos hinzugefügt. Beim Zusammenbau des Sockels muss das Teil C34 beweglich bleiben, sonst lässt sich die Flak später nicht mehr in der Höhe verstellen. Das Anbringen der Druckzylinder und der Seitenteile ist ein wenig tricky. Die Zylinder (ME4) sollten dabei in den Hülsen (ME5) beweglich bleiben. Dazu habe ich die Stangen B17 und B21 in die Zylinder eingeklebt und durch die Hülsen geschoben. Die Fixierstifte D6 habe ich durch Metalldraht ersetzt, um eine kontinuierliche Beweglichkeit der Kanone zu gewährleisten. Nach dem Einbringen der Flak habe ich die Sitze und Handräder angebracht. Auf den Bau der Behelfslafette und des Schildes habe ich verzichtet (so wie auf den Originalbildern zu sehen ist).
Am Original sieht man eine Rohrwiege, die am Heck angebaut ist. Diese scheint nicht - wie erst geglaubt - beweglich zu sein, sondern eher aus der Not heraus einfach zusammengeschweißt. Die Konstruktion der Rohrwiege habe ich zuerst zu Papier gebracht und dann aus 0,5mm Plastikkarte nachgebaut und an das Heck geklebt. Der Bau der Selbstfahrlafette war damit abgeschlossen.
Bemalung/Alterung
Um den Anschein eines stark verwitterten Panzers zu erzeugen, habe ich mich diesmal für eine etwas andere Vorgehensweise bei der Bemalung entschieden. Um einen signifikanten Unterschied zu erzeugen, möchte ich Wanne und Flak getrennt bemalen. Zuerst habe ich das Fahrzeug in seine Baugruppen zerlegt, und es mit hellgrauen Primer von Vallejo gespritzt. Als nächstes folgte der Innenraum. Dabei habe ich den Boden in German Grey gehalten und die Wände weiß lackiert. Beim Getriebe habe ich mich für German Green entschieden. Danach erhielt alles ein Washing mit Dark Wash und ein paar Pigmente. Für den Außenbereich habe ich die Farben Hull Red und Cavalry Brown von Vallejo gemischt und den rostroten Grundanstrich des Originalfahrzeugs nachzubilden. Nach der Durchtrocknung des Rostschutzanstrichs, habe ich 2 Schichten Heavy Chipping Effects von AK aufgespritzt. Im Anschluss folgte die eigentliche Deckfarbe, AK German dunkelgelb für die Wanne und Vallejo´s dunkelgelb für die Flak. Nachdem die Deckschicht trocken war, habe ich angefangen das eigentliche Chipping zu erstellen. Dazu habe ich das Modell abschnittweise mit lauwarmem Wasser eingestrichen und die dunkelgelbe Farbe mit einem Zahnstocher wieder abgelöst. Hier muss man vorsichtig sein, weil sich die Farbe sehr schnell ablöst und man schnell über das Ziel hinausschießt. Das Ergebnis habe ich mit einer Schicht Seidenglanzlack versiegelt. Um das Erscheinungsbild der Lackierung harmonischer zu gestalten, habe ich ein Fading mit verschiedenen Tönen aus Ölfarbe aufgebracht. Diese kann man wunderbar transparent gestalten, so dass ein realistischer Eindruck von Verschmutzung entsteht. Mit einem Pin Wash mit AK´s Wash for Dark Yellow Vehicles, habe ich die Details wie Nieten und Vertiefungen hervorgehoben. Das Laufwerk habe ich ebenfalls mit Ölfarbe und Pigmenten behandelt, um ein verstaubtes Aussehen zu erlangen. Die Kette wurde brüniert und mit Track Wash sowie Pigmenten behandelt und an die fertige Wanne montiert. Bei der Flak habe ich mich entschieden das Rohr grau zu belassen und die Anbauteile per Color Modulation etwas auf zu hellen. Auch sie bekam ein Fading mit Ölfarbe sowie ein Pinwash mit Dark Wash. Schade, dass Dragon keine Farbangaben für die Detailbemalung gemacht hat, so musste ich erst Referenzen suchen um die Einzelheiten zu bemalen. Nach der Bemalung der Flak habe ich den Sockel in die Wanne geklebt und die Flak aufgesetzt. Zum Abschluss des Baus habe ich an einigen Stellen Dark Steel Pigmente aufgebracht und diese poliert.
Fazit
Die größte Schwierigkeit besteht darin 3 Bausätze miteinander zu vereinen. Ganz bestimmt nichts für Anfänger, aber Fortgeschrittene können sich gerne daran versuchen. Wenn man sich traut bekommt man ein nicht alltägliches Modell. Für die sehr aufwendige Recherche bedanke ich mich bei Notger Schlegental, Rafael Neumann und Steffen recht herzlich.
Die Bewertung bezieht sich auf alle benutzten Bausätze zusammen: