Raupenschlepper Ost mit Flugabwehr-MG 151/20 (Drilling)



 

Das Original

Die einschlägige Literatur zur deutschen Heeresflugabwehr enthält kaum Hinweise auf den Raupenschlepper OST. Im Kapitel 4.5 des Buchs "Der Weg zum Flakpanzer Gepard" von Walter Spielberger wird der RSO/01 mit einer 2cm Gebirgsflak beschrieben. Das einzige mir bekannte Foto eines RSO mit Fla-Drilling zeigt einen amerikanischen Soldaten mit diesem Beutefahrzeugen. Mir fehlt hier allerdings die Fantasie, denn der Fla-Drilling ist zwar zu erkennen - nur das Fahrzeug nicht.
Daher überraschte mich der Inhalt eines Erlebnisberichts zum Kriegsende an der Westfront. Hier wird über den Aufbau einer Fla-Kampfgruppe mit neu entwickelten RSO berichtet. Die Drillinge richteten großen Schaden an. Manchmal reicht ein kleiner Anlass zum Nachbau eines ungewöhnlichen Flugabwehrfahrzeugs.



Der Bausatz

Da offenbar die späte Variante des Raupenschleppers (RSO/03) verwendet wurde, griff ich auf den Bausatz der Fa. Revell (03067) zurück. Mein erster Eindruck des Bausatzes - die Teile fielen recht grob aus - bestätigte sich während des Zusammenbaus. Der Bauplan zeigt in zunächst plausiblen Schritten den Zusammenbau des Fahrzeugs. Da bei Revell der RSO als Zugmittel für die 7,5cm Pak 40 diente, war der Beschreibung der Ladebrücke besondere Aufmerksamkeit zu schenken. Der Fla-Drilling stammt von Calibre 35. Ein Komplettbausatz aus Resin und Ätzteilen. Zudem verwendete ich die Einzelgliederkette ATL-029 von Friul und diverse Ätzteile aus meiner Fundkiste.


Der Bau

Das Fahrgestell

Wer meint, dass diese übersichtliche Anzahl an Bauteilen während des Lieblingsfilms der werten Gattin am Sonntagabend auf dem Sofa sitzend zu entgraten wäre, der täuscht sich. Denn allein das Fahrwerk ist schon eine besondere Herausforderung. Der Fahrgestellrahmen mit den vier Laufradträgern nebst Laufrädern kann zwar einfach zusammengefügt werden, bedarf aber einiger Entgratungsarbeiten. Im Bauabschnitt 9 ist Revell ein richtiger Patzer unterlaufen. Das Kettenradantriebsgehäuse wird in das Hinterachsgehäuse nicht, wie gezeigt, an den jeweiligen Achsen verklebt. Sondern die beiden Achsen werden aneinander vorbeigeführt und gehören in die jeweils gegenüberliegenden Öffnungen. Auch im Bauabschnitt 10 und 11 sollten die Teile A 25 bzw. 33 nicht vertauscht werden. Das Auspuffrohr wurde aufgebohrt, ebenso die Bauteile E27/E26. Meine Einzelgliederkette von Friul war noch alter Ausführung. Zur Verbindung werden keine Stifte verwendet, sondern durch ein Negativstück die einzelnen Glieder „zusammengepresst“. Geht zwar, mehr Spaß machen die Stifte.

Insgesamt habe ich jeweils 68 Elemente verbunden und dadurch einen relativ starken Durchhang der Kette erzeugt. Möglich wären wohl auch 67 Stück, da auf den Originalaufnahmen die Kette straffer gespannt ist. 

Das Führerhaus

Der Zusammenbau erfolgt gemäß Bauplan, wobei an der Front Spachtelarbeiten erforderlich waren. Die hier befindlichen Querstreben fallen am Modell recht grob aus. Wer diese nun verfeinern mag beachte bitte, dass es tatsächlich mindestens zwei Varianten gab. Die beiden unteren Querstreben sind im Modell verkürzt. Auf den meisten Fotos ist die obere der beiden kurzen Streben aber länger. Beides ist richtig. 

Detailaufnahmen des Innenraums lagen mir nicht vor, doch ist auf den wenigen, mir bekannten Aufnahmen erkennbar, dass z.B. am Motorgehäuse einige Feinarbeiten zu leisten wären. So entschied ich mich für eine geschlossen Kabine, die den Blick ins Innere einschränkt. Damit werden auch die beiden Bohrungen im Fahrzeugboden verborgen. Hier werden die Verbindungsstifte zum Fahrgestell aufgenommen. Eine eigenartige Lösung zur Fixierung der beiden Baugruppen. Andere Hersteller können dies besser. Nun, auch hier war spachteln angesagt. Das Verdeck des RSO überzog ich mit einem Papiertaschentusch, damit eine Textilstruktur dargestellt werden kann. 

Die Ladebrücke

Auswurfstellen! Zu Hauf! Zwar an den Pritscheninnenwänden, dennoch unübersehbar. Mag sein, dass in der „überdachten Version“ dies nicht weiter auffällt. Bei meinem Umbau ist die Ladebrücke jedoch offen und damit ist wieder mal zu spachteln. Beim Verschleifen werden auch die nicht mehr benötigten Spriegelhalterungen mit abgetragen. Leider wird dadurch aber die Holzstruktur geschädigt. Und, was fällt uns Modellbauern als erste Methode zum Kaschieren ein? Das Fliegersichttuch wird es wohl nicht werden können. 1945! Aus diesem Grunde ist die Ladebrücke mit diversem Rüstzeug zu ergänzen. Zum Beispiel die Ersatzmagazinkästen, aber Achtung! Denn meistens ist am Magazinskasten das Spannband mit angegossen. Diese könnte man zwar zur Zurrung an der Bordwand mit verwenden. Doch leider sind die Spannbänder mit dem Waffenmantel des Fla-Drillings fest verbunden! Demzufolge war aus Ätzteilresten jeweils eine Boden- und Wandhalterung zu erstellen. Das Bordwerkzeug bringe ich an der Innenseite der äußeren Pritschenwände an. Einen Schlechtwetterschutz für den Fla-Drilling platziere ich an der hinteren Bordwand. Diesen habe ich aus einem Stück Papiertaschentuch, in Holzleim getüncht, gefertigt. Der Spanngurt stammt aus Ätzteilresten und zugeschnittenem Weißblech.

An den Bordwandaußenseiten waren standardmäßig Querstreben zur Aufnahme von Gleiskettengliedern der breiteren Schneekette angebracht. Darauf möchte ich wohl verzichten - schon wegen der wiederum recht groben Ausführung. Doch habe ich hier kapituliert, denn wiederum waren die Bohrungen derart groß, dass ich, um mir weitere Schleifarbeiten zu ersparen, einen Teil der Querstreben montierte. In einem Diorama befänden sich dort die persönlichen Ausrüstungsgegenstände.

An der rückwärtigen Pritschenwand wurde der Wagenheber befestigt. Die „Haftstreifen“ habe ich auch durch Ätzteilereste ersetzt. 

Das Flugabwehr-MG 151/20 (Drilling) 

Das Kit von Calibre 35 hat materialbedingt Detailschwächen, die im Vergleich mit Dragons Sd.Kfz. 251/21 deutlich werden. In nur zwei Bauabschnitten führt der Bauplan die Montage aus. Eine sehr knappe Beschreibung für dieses Modell und ein fehlerloser Zusammenbau scheint mit diesen Informationen kaum möglich. Die Hinweise im Text sind ungenügend. Ich empfehle daher dringend den Blick in die Waffenrevue. Hier findet man auch eine präzise Bezeichnung der einzelnen Waffenbauteile.

Welche konkreten Probleme bestehen?

Lt. Bauplan sind drei Schrägdüsen an den drei Rohren anzubringen. Diese dienen dem Ausgleich des Drehmoments beim Abfeuern der Waffe. Welches Drehmoment die mittlere Schrägdüse ausgleichen soll, entzieht sich meiner Kenntnis. Die in Museen ausgestellten Waffen – hier gibt es ein paar schöne Aufnahmen - entsprechen aber nicht immer dem Original. Die richtige Auskunft gibt wiederum die Waffenrevue: die mittlere Waffe besaß eine gerade Mündungsbremse (Dragon hat hier übrigens korrekt recherchiert), deren Länge etwa mit den beiden äußeren Waffen abschließt. Aus diesem Grund konnte ich die dritte Schrägdüse kürzen und habe damit zumindest einen identischen Durchmesser der Mündungsenden. Insgesamt eine ausreichende Lösung.

Ungemach bereiten auch die beiden Stifte (Bauteil 12) zur Verbindung der Wiege mit der Gabel. Es bleibt unklar, ob zuvor die Waffen zu montieren sind. Geht man so vor, dann wäre die Ausrichtung der drei MG komplizierter. Ich entschied mich für die einfache Ausrichtung der MG. Meinen Fehler bemerkte ich, als die Stifte einzusetzen waren. Dies funktioniert nun nicht mehr, drum behalf ich mich durch Kürzen der Stifte. Damit die Höhenrichtbarkeit erhalten bleibt, brachte ich eine zusätzliche Bohrung oberhalb der bisherigen Position an und setzte hier Messingstifte ein.

Die Munitionskästen wurden komplett mit Spannband und Kastenträger gegossen. Leider passten bei meinem Modell diese Teile nicht zwischen Drehkranz und oberer Spannbandhalterung. Ich habe daher die Kastenträger abgeschliffen und aus Ätzteilresten neu geformt. Passt und ist auch etwas detaillierter.

Etwas knifflig waren die Munitionsgurte. Zunächst suchte ich eine Alternative zu den Resinteilen, da diese Teile zwar sehr fein, aber schwer zu verarbeiten waren. Da mir kein Hersteller bekannt ist, der passende Munitionsgurte anbietet, blieb der Eigenbau. Da die mitgelieferten Teile bereits beim Abtrennen in kleinere Segmente zerfielen, klebte ich diese Teile auf flexible Bleifoliestreifen. Dieser Weg erwies sich als wenig praktikabel, da sich mit der Biegung der Bleifolie die starren Elemente wieder lösten. Da kam der Zufall zur Hilfe – auf einem IMM-Treffen fand ich von ABER doch noch einen geätzten Munitionsgurt, der zumindest optisch gut passte. 

Bleibt zum Abschluss Schutzschild und Visiereinrichtung. Für den Schutzschild fand ich zwei Bildvorlagen. Gemäß Bauanleitung wird neben dem waffenumlaufenden Schutz noch ein Kopfpanzer angebracht. Diese Montage entspricht dem Foto in der Enzyklopädie Dt. Waffen. Leider fehlt hier das Kreiskornvisier. Dieser Aufbau wiederum ist dem W-A-142 zu entnehmen. Insgesamt wird die hier beschriebene Konstruktion durch die Ausführungen der Waffenrevue bestätigt.

Bemalung/Alterung

Ich grundiere meine Fahrzeuge immer mit Tamiya XF 56 (Metallic grey). Diese Farbe hält gut auf den verschiedenen Materialien, nimmt den Folgefarbauftrag mit Vallejo-Farben gut an und ist als Basisfarbe meist korrekt. Die Ladebrücke des RSO habe ich mit einem Holzton (XF 60) versehen. Hiernach kommen Vallejo-Farben zum Einsatz. Die Basis stellt natürlich Dunkelgelb dar. Durch die unterschiedliche Grundierung wurde am Modell etwas mehr Kontrast erzielt. Das Tarnschema besteht aus schmalen roten und grünen Streifen. Das Verdeck erhielt zunächst einen Überzug mit PanzerAces (Canvas). Danach wurden Falten schattiert und mit Vallejo (German beige) aufgehellt. Die zusätzlichen Munitionskästen „lieferte“ die Luftwaffe. Daher der graue Anstrich. Dem RAL 7016 entspricht Vallejo Air 54 (dark grey blue) am Besten. Die Alterung erfolgt mit Produkten von MIG und Abteilung 502.



Fazit

Ohne Fachliteratur wird dieser Umbau nichts. Und wer neben der Dame seines Herzen am Sofa Modellbau betreiben möchte, sollte von diesem Fahrzeug die Finger lassen. Der handwerkliche Anspruch ist bei den verwendeten Bausätzen sehr unterschiedlich. Der Basisbausatz des RSO ist grundsätzlich leicht zu bauen. Der Fla-Drilling hingegen ist schon wegen der filigranen Bauteile eher schwierig. Es lohnt sich bei diesem Material Sekundenkleber mit verzögerter Wirkung zu verwenden. Letztlich entsteht ein Modell, das schon in der Grundversion selten auf Ausstellungen anzutreffen ist. Und überraschend war für mich, wie groß dieser RSO ist.

Preis / Leistung: ***** Paßgenauigkeit: *****
Detailierung: ***** Schwierigkeitsstufe: *****



Empfohlene Literatur: 

  • Die Rad- und Vollkettenzugmaschinen (Band 10 – Militärfahrzeuge)
  • Kettenschlepper der Wehrmacht 1935 - 1945
  • Waffen Revue Nr. 28 und 29
  • Waffen-Arsenal 142
  • Enzyklopädie Deutscher Waffen 1939-1945

© 01/2013

8629 Leser dieses Bauberichts seit dem 28.01.2013

zurück zur Übersicht