Special Forces GMV (Dumvee)


 

Das Original

Mit Beginn der Einsätze in Afghanistan im Jahr 2001 erkannte das U.S. Special Operations Command ( SOCOM ) die dringende Notwendigkeit die Spezialeinheiten mit hochwertigen Geländefahrzeugen auszurüsten. Um die Forderungen schnellstmöglich zu erfüllen wurden zunächst zivile Geländewagen wie der Toyota Hilux und Land Rover beschafft. Diese Fahrzeuge hatten sich im Einsatz bei den U.S. Rangers bereits bewährt. Doch den harten Einsatz in Afghanistan bei der 5th U.S. Special Forces Group überstanden diese handelsüblichen Geländewagen leider nicht
Die U.S. Special Forces benötigten zuverlässige, dauerhaft robuste, hochmobile, geländegängige, und luftverlastbare Fahrzeuge mit hoher Zuladefähigkeit.
Das SOCOM begann mit der Suche nach einer langfristigen und zufriedenstellenden Lösung um die Forderungen der Special Forces zu erfüllen. Und so besann man sich auf ein, bereits seit 1983 bei den Streitkräften der USA verfügbares, Fahrzeug.
Der HMMWV ( High Mobility Multipurpose Wheeled Vehicle ), besser bekannt als Hummer oder Humvee, war aufgrund seiner robusten Bauart, verbunden mit guter Geländegängigkeit und der hohen Nutzlast bestens geeignet. Einige technische Änderungen wurden durchgeführt um die Kampfkraft, Durchhaltefähigkeit und Überlebensfähigkeit für das Fahrzeug und die Besatzungen zu erhöhen.
Das war die Geburtsstunde des GMV-S ( Ground Mobility Vehicle Special Forces )

Die Bausätze

Tamiya 35263, M1025 Humvee
Pro Art Models PAU-35022, U.S. Special Forces Dumvee
Pro Art Models PAU-35019, Super Swamper Wheels
Pro Art Models PAU-35023, U.S. Modern Equipment Set 1
Legend Productions LF 1115, U.S. Backpack Set
MIG Productions MP35-110, Plastic Chemical Drums
TS Military Models TSMM001, OIF Water Boxes
Hobby Fan HF-048, Modern U.S. Military Equipment & Weapon Set
Das weitere hier verwendete Zubehör stammt aus meiner "Grabbelkiste".

Eigentlich handelt es sich hier um zwei Bausätze. Zum einen um den Tamiya M1025 Humvee Art. Nr. 35263 und den Umrüstsatz von Pro Art Models, U.S. Special Forces Dumvee, Art. Nr. PAU-35022.
Der Nickname "Dumvee" entstand aus der allgemein üblichen Bezeichnung Humvee für den HMMWV, wobei das "D" für Desert steht.
Über das Tamiya Basis Fahrzeug brauche ich nichts mehr zu erwähnen. Qualität und Passgenauigkeit sind erstklassig. Den Umrüstsatz von Pro Art Models habe ich mit dem Inhalt bereits im "Ausgepackt" vorgestellt. Nun wollen wir uns hier im Baubericht mal mit der Passgenauigkeit und der Verarbeitung der Einzelteile befassen. Zunächst begann ich mit einer intensiven Vorbildrecherche. Ich fand sehr schnell genügend Material im Internet und beschaffte mir noch von Concord ein Heft über Humvees im Irakeinsatz. Damit war ausreichend Referenzmaterial vorhanden. Bei der Durchsicht fiel mir etwas auf. Ich hatte nun etliche Fotos von GMV-S im Einsatz bei den Special Forces. Aber ich fand keine zwei Fahrzeuge die gleich aussahen. Jeder GMV war individuell umgerüstet / ausgestattet. Sei es bei der Bewaffnung, der Zusatzpanzerung oder der Ausrüstung gab es immer wieder Unterschiede, die wohl auf Umbauten durch Werkstätten oder die Besatzungen herrührten. Das bringt natürlich eine Menge Potential für die modellbauerische Freiheit. Man muss sich nicht zwingend an eine bestimmte Ausführung halten sondern kann kreativ sein eigenes Fahrzeug bauen. Da die Standardbereifung des HMMWV den Ansprüchen nicht mehr genügte wurden die GMV-S mit den Super Swamper Wheels ausgestattet. Diese Reifen haben ein extrem grobstolliges Profil und eine verstärkte Karkasse und sind auf vielen meiner Referenzbilder zu sehen. Die Reifen sind von Pro Art Models unter der Art. Nr. PAU-35019 erhältlich und wurden an meinem Modell ebenfalls verbaut. Darstellen wollte ich einen GMV der 5th Special Forces Group wie er im Jahr 2004 während der Operation Iraqi Freedom im Einsatz war.

Der Bau

Ich begann zunächst mit einem intensiven Studium beider Bauanleitungen um festzulegen wie weit das Basismodell gebaut werden kann bis man die Teile aus dem Umrüstsatz benötigt. Dabei hielt ich mich nicht an die einzelnen Baustufen der Anleitungen sondern baute in Abschnitten so wie es für die anschließende Bemalung oder eben die Detaillierung nötig war. Die Anleitung von Pro Art Models ist ein wenig gewöhnungsbedürftig. Die Bauteile haben nämlich keine Nummern, sondern sie müssen anhand einer Zeichnung des Gussrahmens identifiziert werden. Ungewöhnlich, aber doch recht problemlos machbar. Auch die Anwendung zweier Baunleitungen war unproblematisch.

Bild 1 zeigt das gebaute Chassis mit der zusätzlichen Ladeplattform am Fahrzeugheck sowie der seitliche Verstärkung der Holme. Einzige Änderung war das Trennen der Antriebswellen für die Vorderachse von den Radaufnahmen ( Bauteil A45 ) um die Vorderräder mit leichtem Lenkeinschlag darzustellen. Auf der Ladeplattform montierte ich den großen Staukasten aus dem Umrüstkit und fertigte
noch zwei kleine Halterungen für den Wagenheber aus Ätzteilresten an. Auf den Bildern 2 und 3 wird die Frontwinde sowie der seitliche Rammschutz an der Beifahrerseite montiert. Auch hier gibt es keinerlei Probleme. Ich entfernte den rechten Außenspiegel und brachte zusätzlich einen Haltegriff aus 0,5 mm Draht am Rahmen der Frontscheibe an ( Bild 3 ).

Und jetzt wird es trickreich. Das Dach muss zersägt werden... Allerdings verschweigt Pro Art Models wo der Schnitt nun wirklich exakt anzusetzen ist. Daher wurden erst mal wieder die Originalfotos begutachtet.
Dann nahm ich den Überrollbügel und das Dach, setzte beides probeweise auf und zusammen mit den Fotos war die Schnittstelle ermittelt. Siehe Bild 4. Zersägt habe ich das Dach mit der Razorblade, einer sehr feinen Säge für die Bearbeitung von Resinteilen. Erneute Passprobe... wunderbar, passt wie "Dings" auf Eimer! Anschließend wurde die Schnittkante am Dach sauber verschliffen.

Zur Entspannung machte ich jetzt mit den Aufnahmen für den Überrollbügel und dem Innenausbau weiter. Die Besatzung eines GMV besteht aus drei Mann: Fahrer, Kommandant und dem Bediener für die Waffenanlage auf dem Dach. Daher konnte der rechte hintere Sitz entfernt werden um zusätzlichen Stauraum zu erhalten. Angeregt durch ein Vorbildfoto sollte mein Modell keine Türen haben. Den neuen Stauraum hinter dem Fahrersitz sicherte ich mit einem Gepäcknetz aus dünnen Streifen einer Alufolie. Siehe Bild 5. Der Umbausatz beinhaltet auch neue Vordersitze, daher mussten die Halterungen für die Tamiya Sitze entfernt werden. Der weitere Innenausbau erfolgte nach Anleitung. Das Funkgerät von Pro Art Models ist wirklich klasse gemacht, ich verfeinerte es mit diversen Kabeln, die Handapparate wurden mit Spiralkabeln versehen und vor das Funkgerät setzte ich noch einen Schutzbügel aus dünnem Draht.

Weiter geht es mit dem Dach. Exakt nach Anleitung geht es flott voran. Ich habe lediglich den Sitzgurt für den Dachschützen aus Alufolie und Draht ergänzt. Siehe Bild 6.
Bevor das Dach aufgesetzt werden kann muss der Innenraum lackiert werden. Ich nahm hierfür Vallejo Model Air 028, Sand Yellow, als Grundierung. Diese Farbe wollte ich auch als Basisfarbe für das Modell verwenden. Sie erschien mir aber etwas zu dunkel. Ich nutzte die Grundierung um den Sandton durch Zugabe von Weiß aufzuhellen und an die Vorbildfotos anzugleichen. Auf 10 Tropfen Sand Yellow gab ich 4 Tropfen Weiß. Ich meine damit den gelblichen Sandton recht gut getroffen zu haben.
Auf dem Dach wurden noch die Nebelwerfer montiert. Sie erhielten ebenfalls ein Anschlusskabel aus dünnem Draht. Auf der geöffneten Dachluke montierte ich eine Halterung für die Panzerfaust, sie entstand aus Ätzteilresten. Das Dach konnte nun in Verbindung mit dem Überrollbügel aufgesetzt werden.

Ich brachte noch eine zusammengerollte Plane am hinteren
Teils des Daches an. Sie besteht aus einem mit Holzleim getränkten Papiertaschentuch, die Zurriemen wurden wieder aus Alufolie ergänzt. Abschließend erfolgte die Montage der seitlichen Geländer an der Ladefläche sowie der Anbau der Antennen. Die Antennen entstanden aus 0,3 mm Federstahldraht, die kleinen Kugeln an den Spitzen bestehen aus ein paar Tropfen Sekundenkleber.

Etwas merkwürdig fand ich den Umstand das die Special Forces ihre Fahrzeuge anscheinend sehr spärlich markieren. Lediglich der kleine schwarze US Stern oberhalb vom Kühlergrill war des öfteren auf Fotos zu erkennen. Bumpercodes und die Markierungen für den Reifendruck fehlten meistens oder waren abgeklebt. Ich brachte daher auch nur den kleinen Stern aus dem Tamiya Bausatz an. Der Bau ist hier zunächst abgeschlossen, weiter ging es nun mit der Bemalung.

Bemalung/Alterung

Nach der Lackierung mit verdünntem Sand Yellow + Weiß Gemisch im Verhältnis 10:4 begann ich zunächst mit der Alterung des Modells. Die Karosserie des HMMWV besteht aus Aluminium, man sollte die Darstellung von Rost unbedingt vermeiden. Ich stellte daher nur kleine Lackschäden dar, welche ich mal etwas schwächer, mal etwas stärker mit dunkelgrüner und schwarzer Farbe aufmalte. Anschließend begann ich mit einem leichten washing mit stark verdünnter Lukas Ölfarbe, Sienna Gebrannt.

Nach Abschluss der Alterung brachte ich die im und außen am Fahrzeug mitgeführte Ausrüstung an. Sie wurde separat bemalt und stammt aus verschiedenen Zubehörsätzen.
Die Gurte für die angehängten Rucksäcke schnitt ich wieder aus Alufolie. Die Ladefläche wurde regelrecht vollgestopft mit allen möglichen militärischen und zivilen Utensilien wie zum Beispiel einer großen blauen Plastiktonne, Pappkartons, Reserverad, Seesäcke, Rucksäcke und Taschen. Auf dem rechten hinteren Sitz platzierte ich noch einen Getränkekarton sowie eine handelsübliche Flasche mit Mineralwasser. Bei den Funkgeräten legte ich noch zwei gefaltete Landkarten ab. Die verwendeten Zubehörsätze werden am Ende des Berichtes noch gesondert aufgeführt.
Nach dem alles mit dem Fahrzeug verklebt war deckte ich einen Teil der Ausrüstung mit einer Plane ab. Sie entstand ebenfalls aus einem Papiertaschetuch, welches mit Holzleim getränkt und in Form gebracht wurde. Nach der Aushärtung bemalte ich die Plane in verschiedenen Grüntönen und mit etwas brauner Ölfarbe um ihr ein richtig schmuddeliges Aussehen zu verpassen.

Abschließend verstaubte ich das gesamte Modell zunächst per Airbrush mit stark verdünnten Sand UA304 von Lifecolor und mit Pigmenten von MIG in Light Dust. Da ich auf meinen Vorbildfotos nur sehr wenige GMV-S mit sich stark abzeichnenden Wischerfeldern auf der Frontscheibe fand verzichtete ich ebenfalls darauf und gab nur einen leichten, durchgehenden Staubbelag auf die Scheibe.

Um dieses außergewöhnliche Modell angemessen zu präsentieren sollte es auf einer kleinen Vignette stehen. Dazu verwendete ich einen schwarzen, rechteckigen Holzsockel mit einer Stellfläche von 16 x 10 cm. Den Wüstenboden modellierte ich aus Moltofil Holzspachtel, und drückte in den noch feuchten Untergrund die Reifenspuren sowie ein paar Fußabdrücke hinein. Dann wurde der Untergrund zunächst mit einem dunklen Braunton, anschließend mit Lifecolor Sand lackiert. Ein leichtes washing in Sienna Gebrannt und eine dezente Trockenbemalung rundeten die Farbgebung des Untergrundes ab. Spärlichen Bewuchs stellte ich durch Karstbüschel von Silhouette dar. Diese wurden dann später noch mit Lifecolor Sand bearbeitet um leicht verdörrt und ausgetrocknet zu erscheinen.

Verwendete Farben:
Vallejo Model Air, 028 Sand Yellow
Vallejo Model Air, 001 White
Vallejo Model Air, 057 Black
Vallejo Model Air, 022 Camouflage Green
Ölfarbe Lukas, Sienna gebrannt
Hobby Line 53, Dunkelblau
MIG Pigments, P027 Light Dust
Lifecolor, Sand, UA304

Fazit

Der Umbausatz von Pro Art Models ist von der Qualität und Passgenauigkeit sehr zu empfehlen.
Die einzelnen Bauteile sind sehr schön detailliert und lassen sich sehr gut be- und verarbeiten. Besonders positiv finde ich bei diesem Modell dass man beim Bau nicht zwingend an eine ganz bestimmte Ausführung gebunden ist, sondern während der einzelnen Bauphasen viel Kreativität entwickeln kann.
Vielleicht ist dieses Set nicht unbedingt als Einstiegsbausatz für den Resinmodellbau geeignet, aber mit ein wenig Erfahrung und dem richtigen Werkzeug lässt sich ein wirklich außergewöhnliches Modell bauen. Wer mag, der kann durch Verwendung diverse PE Sätze den Detaillierungsgrad dieses feinen Modells noch erhöhen.

Bedanken möchte ich mich an dieser Stelle bei Sven Heimroth. Durch seine tollen Tipps bei seinem Geländebauworkshop während der diesjährigen Modellbauausstellung im Panzermuseum Munster nahm er auch mir die Muffe vor dem Vignettenbau. Diese Vignette ist doch tatsächlich mein Erstlingswerk. Bei Sylvia Hübner von TS-Military Models bedanke ich mich für die Umrüstsätze von Pro Art Models. Weiterhin danke ich Frank Brechmann vom Sockelshop, der uns verschiedene Holzsockel für den Geländebauworkshop zur Verfügung stellte, darunter auch den hier verwendeten.


Preis / Leistung: ***** Paßgenauigkeit: *****
Detaillierung: ***** Schwierigkeitsstufe: *****




Empfohlene Literatur:

© 07/2008 Thomas Stefanus

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