Minenwerfer Skorpion


 

Das Original

Das Minenwurfsystem Skorpion gehört seit seiner Einführung 1986 zur Ausstattung der (Panzer-)pioniereinheiten. Die Werfereinheit besteht aus 2 x 3 Minenwurfbehältern, die jeweils aus 5 Magazinen mit 20 Minen des Typs AT-2 bestehen. Mit dem Skorpion können 600 Minen auf einer Fläche von 1500 x 50 m in knapp 5 Minuten verlegt werden. Die Wirkzeit der Minen wird mit dem EPAG (Einstell-, Prüf- und Abfeuerungsgerät) automatisch eingestellt. Die Wirkzeit reicht hierbei von 3 bis 96 Stunden. Mittlerweile hat man an den Skorpionen eine Nutzungsdauerverlängerung (NDV-1) vorgenommen. Hierbei erhielten sie eine neue Lenkanlage (erkennbar am Steuerhorn statt der urspr. Lenkhebel) und eine vom Motor unabhängige Bremsanlage. Ende der 90er Jahre wurden die Fahrzeuge weiterhin mit der neuen Diehl Typ 513 Gleiskette ausgerüstet.

Der Bausatz

Das Modell besteht aus dem Bausatz des M548 (US-Version) von Academy, welchen ich bereits gebaut bei ebay ersteigert habe. Die für den Skorpion spezifischen Teile sind aus dem Umbausatz von RN-Modelle.
Der Bausatz besteht hauptsächlich aus der Werferplattform mit sechs Werfergestellen sowie den Magazinen. Daneben sind ein "neues" Verdeck (Abguss des Academy Teils) und Zinnteile für die Lafette nebst Drehring enthalten.
Die Qualität des Umbausatzes ist in Ordnung, wer etwas Erfahrung beim Bearbeiten von Resin Teilen hat, sollte hier keine Probleme haben. Auch der Preis von unter 20 Euro macht den RN-Bausatz besonders attraktiv! Zu beachten ist allerdings, dass die Detaillierung - zum Teil auch gußtechnisch bedingt- teilweise etwas grob ist. Positiv ist daran, dass man sich beim Nachdetaillieren richtig austoben kann. Aber auch ohne Nacharbeit kommt am Ende ein Modell des Skorpion raus, je nach dem, wie viel Arbeit und vor allem Zeit man investieren möchte.
Ärgerlich ist einzig, dass die "Bauanleitung" diese Bezeichnung eigentlich nicht verdient. Sie besteht aus zwei DIN A4 Zetteln, auf denen die Bauschritte sehr grob beschrieben sind. Wenn man sich nicht vorher intensiv mit Referenzbildern beschäftigt hat, sieht man alt aus. Wenigstens ist aber der Tarnplan enthalten. Zu beachten ist noch, dass der Umbausatz sich auf die Version VOR Durchführung der NDV bezieht. Also mit Lenkhebeln und runden Heckleuchten.

Der Bau

Der Bau begann mit dem Zerlegen und Abschleifen des Grundbausatzes. Dabei ist darauf zu achten, dass alle Details der US Version entfernt werden müssen: Beleuchtung vorne (aber NICHT die Hupe im rechten Scheinwerfergehäuse!) und hinten, Seilwinde und Werkzeuge nebst Halterungen an der Fahrzeugfront. Außerdem musste die Lafette vorsichtig mit dem Skalpell abgetrennt werden.

Werferplattform
Zunächst geht es ans "Grobe": Die Ladebordwände mussten weg. Dies ging am besten mit der Trennscheibe der Kleinbohrmaschine ("Dremel") bei langsamster Drehzahl (Kunststoff schmilzt sehr schnell!). Dann kann auch schon die Werferplattform aufgesetzt werden, hier ist besonders auf die richtige Ausrichtung zu achten, sonst zeigen die Werfergestelle nachher ungewollt in alle Himmelsrichtungen. Ich habe den Mittelsteg der Plattform mit grob strukturiertem Klebeband versehen, im Original besteht dieser aus Riffelblech. Ferner kann man sich hier noch ein wenig bei der Darstellung der Anti-Rutsch-Flächen betätigen.
Die einzelnen Werfer sind schnell gemacht: Grundplatte, Seitenteile und dann kann auch schon das Gestell mit den Minenmagazinen eingesetzt werden. Hier habe ich lediglich die zwei Haltegriffe an der Unterseite jedes Werfergestells ergänzt sowie die Kabelverbindung zwischen Werfergestell und Werferaufbau aus Draht nachempfunden. Mit wenig Aufwand lassen sich die Werfergestelle auch in Höhen- und Seitenrichtbereich beweglich gestalten.

Fahrzeugheck
Weiter geht es mit dem Heck des Fahrzeugs, wobei ich ab hier die ersten Flüche ausgestoßen habe. Zum einen klafft zwischen Werferplattform und "Stoßstange" ein Loch und der Bausatz enthält hierfür kein entsprechendes Teil. Also eine alte Clubkarte eines großen Automobilclubs in Form geschnitten und den Spalt verschlossen. Zum anderen war von der in der Anleitung angesprochenen Kennzeichenhalterung keine Spur. Also wieder die Clubkarte und selbst gebaut. Zum Trost sei aber nochmals gesagt: Kaufpreis unter 20 Euro !
Die übrigen Details, Beleuchtung, T-Zughaken, Leitkreuz, Reflektoren, waren schnell erledigt.
Die Plane am Heck der Plattform ist zwar wiedergegeben, das Resinteil war hier aber recht löchrig. Also hab ich ein Stück eines alten Duschvorhanges (nie wegwerfen so was *g*) in Form geschnitten und aufgeklebt, so dass die Nieten am Rand noch durchscheinen. Die Verzurrung der Plane ist aus dünnem Draht. Die Werferplattform ist etwas schmaler als der Rahmen, also die Übergänge auch mit Duschvorhang kaschiert. Am Original findet sich an der Stelle eine ähnliche Konstruktion.

Motordeck
Hier fällt die grobe Detaillierung des Bausatzes am deutlichsten ins Auge. Die Schutzkörbe um die Abgasrohre sind nicht wiedergegeben, was man aber dem Hersteller in keiner Weise anlasten kann. Hier kann man sich also richtig austoben. Zunächst habe ich die Lüftergitter aus Gittermaterial dargestellt. Am (in Fahrtrichtung) rechten Gitter ist eine Öffnung für einen Tankdeckel, hier habe ich eine Unterlegscheibe eingesetzt. Gleiches auf der linken Seite bei der Öffnung für den Antennensockel.
Der Schutzkorb für das Abgasrohr rechts ist auch aus Gittermaterial entstanden. Hierzu habe ich drei Unterlegscheiben (Innendurchmesser 3,2mm passte zufällig GENAU auf's Abgasrohr) auf das Rohr gesteckt und das zugeschnittene Gitterstück vorgebogen und mit Sekundenkleber festgeklebt (hier hab ich richtig geflucht, außer meiner Haut hat der Kleber nichts in Sekunden geklebt. mit viel weiterem Fluchen und Kleber ging's dann doch)
Die beiden Rohre links sind in gleicher Weise entstanden, nur das hier keine Unterlegscheiben geholfen haben, sondern die Halterung für das Gitter aus Plastik entstanden ist (Plastikschachteln von Wattestäbchen ebenfalls NIE wegwerfen& ).
Hört sich alles einfacher an, als es tatsächlich war. Allein bei diesen Bauschritten ist richtig Zeit ins Land gegangen! Aber das Ergebnis überzeugt.

Fahrerkabine/Front/MG Lafette
In der Fahrerkabine kann man ebenfalls einige Details hinzufügen, viel sieht man nachher aber ohnehin nicht mehr davon. Ich habe mich auf Haltegriffe aus Draht für die Türen und die Sonnenblenden beschränkt.
Die Beleuchtungsanlage wird hingegen wieder "etwas" komplizierter. Die Scheinwerferhalterungen sind schnell angebracht ebenso die Scheinwerfer selbst (auch nach sorgfältigem Suchen hab ich im Bausatz nur einen Scheinwerfer gefunden, also einen alten Leopard 2 seiner Scheinwerfer beraubt). Die Geduldsarbeit fängt bei den Schutzbügeln der Scheinwerfer an. Dem Bausatz lagen zwei Bügel bei (sollten sie laut Bauanleitung eigentlich nicht ), diese waren aber im Durchmesser zu klein. Der Schutzbügel ist rund um das Scheinwerfergehäuse an fünf Punkten mit der Wanne verbunden. Also erstmal mit dem kleinen Bohrer (1mm) jeweils fünf Löcher gebohrt, ohne Vorbohren hat man keine Chance, dass die kleinen Drahtstücke später halten. Dann den Bügel aus Draht gebogen und die kleinen Querstreben ebenfalls aus Draht zurecht geschnitten.
Dann noch die Abdeckung für die Seilwindenöffnung aufkleben und die Front ist fertig. Aber darauf achten, dass die Abdeckung nicht auf der Wanne aufliegt, sondern bündig in die Öffnung einzupassen ist.
Zu guter letzt kommt die recht komplizierte Konstruktion der MG Lafette. An der US Version des M548 ist das irgendwie einfacher gelöst worden. Nun ja, es gibt keine Probleme, sondern nur Herausforderungen!
Die vordere Querstrebe ist schnell befestigt (liegt als Zinnteil bei => viel Aufwand bei der Versäuberung), die hinteren Längsstreben sind zu kurz, also habe ich sie durch selbst zurecht gebogene Drahtstücke ersetzt. Die Verbindungsstellen der Streben habe ich gelötet, um einen fließenden Übergang zu erhalten. Hätte man sicherlich auch verspachteln können, denn an einem PLASTIKmodell die Zinn- und. Drahtstücke zu löten war schon verwegen. Man läuft stets die Gefahr, mit dem Lötkolben mehr zu zerstören, als das es nutzt. Ich würd's aber wieder tun : - )
Nun steht die Lafette, bleibt noch der Drehring und der hintere Schutzbügel. An sich kein Problem, allerdings liegt der Drehring nicht einfach auf den Längsstreben auf, sondern ist mit einer Platte verschweißt, die wiederum mit den Streben verschweißt ist. Diese "Platte" habe ich aus einem dünnen Stück Messingblech ausgeschnitten. Dauert etwas, sieht aber besser aus! Der Schutzbügel hinten am Drehring wurde aus Draht gebogen.
Die Gestelle für die Benzinkanister sind nicht 100%ig dem Original entsprechend. Einerseits, weil ich der Einfachheit halber den Tragebügel schlicht im Rechteck aus einem Drahtstab gebogen habe und andererseits weil obere Strebe der Halterung, wie sie dem Bausatz beilag nicht aus einer Quer- sondern aus zwei Diagonalstreben gefertigt ist. Bei aller Detailliebe lässt sich darüber jedoch hinwegsehen.

Bemalung/Alterung

Das Modell besteht mittlerweile aus den verschiedensten Materialien (Kunststoff, Resin, unterschiedliche Metalle), was eine Grundierung zwingend erforderlich macht. Diese hab ich mit schwarzer Voll- und Abtönfarbe aus dem Baumarkt vorgenommen (Vorteile: kostet im Vergleich zu den Modellbausortimenten quasi nix und trocknet innerhalb von Minuten).
Danach wurde eine nicht deckende Schicht "NATO-Green" von Tamiya aufgesprüht und die Tarnflecken gem. dem beiliegenden Tarnplan, einmal mit "NATO-Brown" und wieder der Abtönfarbe.
Die Minenmagazine wurden als Übungsmunition dargestellt und in lichtblau bzw. orange bemalt; eine willkommene Abwechslung zum ewigen oliv bzw. bronzegrün.
Danach noch das Übliche "washing" und trockenmalen.

Fazit

Der Bau des Skorpions hat trotz bzw. gerade wegen des hohen Anteils an Eigeninitiative sehr viel Spaß gemacht. Am Ende aller Strapazen und der zu umschiffenden Klippen erhält man ein neben den üblichen Leopard, Marder und M1 einen besonderen und seltenen Blickfang in der Vitrine.
Positiv ist auch der Umbausatz von RN-Modelle. Dieser hat zwar einige Schwächen (inbes. die faktisch fehlende Bauanleitung, was eine Internet-Recherche nach Referenzbildern unentbehrlich macht), jedoch macht der Preis von 17 Euro vieles wieder wett. Die Gussqualität ist trotz reichhaltiger Kritik an diesem Hersteller wirklich gut, dies wird nicht mein letztes Modell von RN gewesen sein.
Bedingt ist der Umbausatz auch für den Anfänger geeignet. Auch ohne zusätzlichen Aufwand erhält man ein Modell, das aussieht, wie ein Skorpion! Alles eine Frage, wie viel Zeit und Aufwand man investieren möchte. Allerdings sollte natürlich schon einiges an grundlegender Erfahrung vorhanden sein. Aber mit diesem Beitrag möchte ich ausdrücklich auch Modellbauanfänger dazu ermutigen sich mal an ein Projekt abseits der Grosserien-Spritzguss-Herrsteller zu wagen.
Die Kosten belaufen sich übrigens insgesamt (RN-Bausatz, Grundbausatz sowie zusätzlich gekauftes Material, wie Draht etc) auf knapp 30 Euro !



Preis / Leistung: ***** Paßgenauigkeit: *****
Detaillierung: ***** Schwierigkeitsstufe: *****

© 01/2008 Daniel Khan

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