3cm Flak 38/103 "Jaboschreck" auf Steyr 2000A




 

Das Original

Schon ab 1942 wurde bei den Frontverbänden festgestellt, dass die 2 cm Flak 30 bzw. 38 nicht mehr zur Bekämpfung feindlicher Flugzeuge, insbesondere auch bei Tiefangriffen, ausreichte. Der Grund war primär darin zu suchen, dass die an der Ostfront von der sowjetischen Luftwaffe zahlreich eingesetzten Schlachtflieger immer stärker gepanzert waren. Gleiches galt bereits für den Kriegsschauplatz in Nordafrika und spätestens auch für die Westfront nach erfolgter Invasion im Juni 1944, und so weiter. Insbesondere war die Wirkung der Munition im Ziel nicht mehr wirkkräftig genug, was nicht zuletzt die Jäger der Luftwaffe beim Kampf gegen die Bomberströme ebenfalls deutlich zu spüren bekamen. Mit Anlaufen der Umstellung von Flugzeugbewaffnungen auf die 3 cm MK 108 wurden sukzessive eine große Anzahl der 3 cm MK 103 zur weiteren Verwendung frei.
Etwa zu Anfang bzw. im Frühjahr 1944 erhielten die Ingenieure Oberleutnant von Glatter-Götz sowie Leutnant Graf von Seherr-Thoss Kenntnis von den in Luftwaffendepots eingelagerten MK 103 und beschlossen, den Versuch zur Konstruktion einer Boden-Luft-Abwehrwaffe daraus zu starten. In erstaunlich kurzer Zeit unter zwei Wochen gelang es ihnen, in der Firma Ostbau in Sagan (Schlesien) die Waffe zur Verwendung in einer erdgebundenen Lafette umzukonstruieren. Daraus resultierte unter anderem der sog. Baumaffe , bei dem die Einzelwaffe letztlich auch auf einem fest verankerten Holzpfahl als Unterlafette montiert und eingesetzt werden konnte. Später ergab sich dann der Einbau in den Turm des Flakpanzers Kugelblitz sowie als Zerstörer 45 in die umgebaute Lafette des Flakvierlings 38.
Gleichfalls erprobte man die Nutzung der geringfügig umgestalteten Lafette der 2 cm Flak 38, da für Neukonstruktionen sowohl Zeit als auch Rohstoffe fehlten. Nachdem die Wiege umgebaut worden war, konnte die Waffe ohne größere Veränderungen in die Lafette eingepasst werden  und schon war die 3 cm Flak 38/103 fertig.
Zwar wurde zunächst die durch die starke Vibration des Rohres beim Abschuss entstehende Streuung kritisiert, doch erwies sich gerade deshalb die 3 cm MK 38/103 bei der Tieffliegerbekämpfung als sehr erfolgreich. Eine gewisse Stabilisierung der Schwingungen beim Feuern ergab sich durch eine am Gehäuse der MK verankerten Metallstange, die mit einem seitlich offenen Metallüberzug der Mündungsbremse verbunden war, der die an der Rohrmündung austretenden Gase ableitete.
Nachdem trotz dieser Maßnahme die Schwingungen noch nicht gänzlich abgestellt werden konnten, lagerte man das Visier auf Gummipuffernt. Produziert wurde die 3 cm MK 38/103 bei Rheinmetall, die Lafette bei den Gustloff-Werken.
Zur Verstärkung des Truppenluftschutzes hat man die somit neu geschaffene Flak unter anderem auch auf den Steyr 2000  abgeleitet vom schweren PKW Steyr 1500, der unter anderem hinten Zwillingsräder und eine verstärkte Federung erhielt  mit Allradantrieb aufgebaut. Dazu bekam das Grundfahrzeug eine verstärkte Ladefläche, bei der diese neben den Querträgern mit einer stabilen Holzkonstruktion als Unterboden auf das Chassis aufgesetzt war. In dieser konnte bspw. die Munition usw. gelagert werden, welche durch Bodenklappen im Pritschenboden zugänglich war.
Die Besatzung bestand aus drei bis fünf Mann, für zwei davon gab es einfache Holzsitze an der zum Fahrerraum zugewandten Pritschenwand. Das Fahrerhaus wurde offen, also ohne Dach aus der Einheitskonstruktion heraus mit einem klappbaren Windschutzscheibenrahmen verwendet und verfügte, wenn überhaupt nur über ein Faltverdeck. Beim Feuern konnten die Federpakte der Hinterachse versteift werden, um das Fahrzeug zu stabilisieren, was jedoch beim Einsatz m. E. nur selten der Fall gewesen sein dürfte, vor allem, wenn es sich um einen überraschenden Angriff handelte.
Die Angaben über die Anzahl der produzierten Jaboschreck auf Steyr 2000 A differieren zwischen ca. 50 und ca. 70 Exemplaren.
Nach ziemlich langer Suche im Internet bzw. in der Literatur sind mir letztlich zwei Fotos bekannt geworden, die solche Jaboschreck-Kfz. zeigen. Auf einem (Internet) sieht man zwei abgeschossene, stark zerstörte Fahrzeuge, auf einem anderen (Buch) ist das Geschütz auf einem frühen Steyr MTW mit Holzmannschaftsraum aufgesetzt und das Kanonenrohr zeigt nicht die Stabilisationsvorrichtung. Ob es sich hier um einen Truppen- oder Ostbau-Umbau handelt, ist unbekannt. Allerdings gehörte dieses Fahrzeug mit Kennzeichen WH-1772950 zum Pz.Gr.Rgt. 40 der 17. PD und wurde 1945 in der Tschechoslowakei fotografiert.

Die Bausätze

Der russische Kleinserienhersteller Leadwarrior bietet einen reichhaltigen und interessanten Resin-Umbausatz für den Steyr 1500 von Tamiya im Maßstab 1:35 an. Zusätzlich wird der Dragon-Bausatz der  3cm Flak 38/103 benötigt oder eines der früher erhältlichen Kleinserienbausätze dieses Geschützes. 

Der Bau

Begonnen habe ich mit der 3 cm MK 38/103 von Dragon, die ich im Großen und Ganzen direkt aus der Schachtel zusammengesetzte. Leider musste ich feststellen, dass ich das ursprünglich vorgesehene gedrehte Geschützrohr von Schatton nicht verwenden konnte, da es nicht den richtigen Übergang zur MK aufwies. Eine Rückfrage bei Herrn Schatton klärte dann auch rasch die Ursache: Er hatte seine Rohre für den Einbau in den Turm des Flakpanzer Kugelblitz vorgesehen, das Einzelgeschütz gab es damals noch nicht, und für den Kugelblitz passt das Rohr ausgezeichnet. Alternativ wäre ein Zersägen des Drehstücks und stumpfes Anpassen an die Plastikteile zwar grundsätzlich möglich gewesen, die Stabilität wäre auf Dauer damit möglicherweise unbefriedigend geblieben. Also beließ ich es schweren Herzens beim Bausatzteil und bohrte nur die Öffnungen der Mündungsbremse auf.

Den fotogeätzten Hülsenfangkorb habe ich nicht verwendet. Er wurde zwar zusammengesetzt, aber irgendwie war ich mit dem Resultat nicht so recht zufrieden. Zwischenzeitlich – leider erst nach Fertigstellung der Maschinenkanone - fand ich recht detaillierte Hinweise zur Verbesserung des Bausatzes, die ich aber hier nicht mehr berücksichtigen konnte. Im Zuge eines künftigen Projektes wird dazu noch ein Bericht folgen.

Die Komponenten für die Unterlafette und den SdAnh. 51 wanderten in die Ersatzteilkiste 

Entsprechend der Bauanleitungen von Leadwarrior und Tamiya wird zuerst das Chassis entsprechend der Montagestufen 1 bis 4 zusammengesetzt. Hier ist bei der Hinterachse das zusätzliche Federpaket zu ergänzen und die Auspuffanlage wie in Stufe 1 bei Leadwarrior umzubauen; diese endet vor der Hinterachse. Die vorderen Kotflügel, Motorraum, Scheinwerfer, Kühlerschutz usw. sind ebenfalls gemäß Tamiya-Anleitung zusammen zusetzen. Daran anzupassen ist nun das neue und oben offene Fahrerhaus, was jedoch ohne Schwierigkeiten zu erledigen ist.

Die Resinteile von Leadwarrior sind exzellent verarbeitet und wiesen keinerlei Verzug oder Blasenbildung auf. Der Pritschenbau ging auch rasch von der Hand, allerdings, aus welchem Grund auch immer, ergab sich an dem vorderen Ende zur Rückwand des Fahrerhauses hin ein Spalt, der mit einem Plastikstück verschlossen werden musste. Bei meinem Modell fällt das vor allem deshalb nicht auf, weil ich die vordere Klappe zum Stauraum unter der Kampfplattform – also der Pritsche – geöffnet dargestellt habe. Das verdeckt die Stelle, die andernfalls möglicherweise doch sichtbar bzw. zu kaschieren gewesen wäre.

Die Leadwarrior-Teile passen übrigens exakt auf das Tamiya-Chassis, was auch für die ganzen noch anzubringenden Kleinteile im Fahrerhaus usw. gilt. Nicht verwendet habe ich das hintere Nummernschild B-56, das für späte Fahrzeuge in der 6-eckigen Form nicht stimmt.  Es wurde durch ein rechteckiges Plastikteil ersetzt. Ebenfalls ausgetauscht wurden die dem Umbausatz beiliegenden Benzinkanister, hier kamen welche von Dragon bzw. AFV-Club zum Einsatz, die besser detailliert sind. Die Türen des Führerhauses können wahlweise offen oder geschlossen dargestellt werden, was auch für die Klappen des Stauraumes unter der Pritsche gilt.

Die Windschutzscheibe wurde gegen eine, zur Verhinderung von Lichtspiegelungen, die anfliegenden Jabos den Fahrzeugstandort hätten verraten können, verhüllte aus der Ersatzteilkiste von Verlinden, und die Vorder- sowie äußeren Hinterräder durch solche mit aufgezogenen Schneeketten von Chesapeak, ausgetauscht.

Die MK 38/103 passte einwandfrei und ohne irgendwelche Anpassungsarbeiten auf die dafür vorgesehene Position.   

Blieben nur noch die Seitenwände der Pritsche zu montieren – das ergab eine unschöne Erkenntnis: Sie sind zu kurz. Das fällt nicht auf, wenn sie, wie hier beim gezeigten Modell offen zur Vergrößerung des Kampfraumes angebaut werden. Sollen sie geschlossen dargestellt werden, müssen sie – oder noch kritischer die vordere und hintere Pritschenwand – verbreitert bzw. verlängert werden. Bei den Seitenwänden handelt es sich um ca. 1,8 mm. Ob es sich hier um einen Messfehler beim Urmodell oder einen materialbedingten Schrumpfungseffekt handelte, war nicht festzustellen.

An der Innenseite der Heckklappe habe ich noch einen Behälter mit Ersatzrohren für die Flak befestigt, der wiederum von einem Tristar-Bausatz der 2 cm Flak 38 übrig geblieben war.

Ein paar Waffen, Munitionskisten und Ausrüstungsgegenstände rundeten den Bau des Jaboschreck ab.


Bemalung/Alterung

Grundsätzlich ist hier als Basisfarbe nur Dunkelgelb mit bzw. ohne Tarnmuster möglich, wenn man sich an dem Einsatzzeitraum Ende 1944/Anfang 1945  orientieren will.

Ich habe mich für eine dunkelgelbe (MM 2095) Grundlackierung, auf die unregelmäßig grüne (MM2069) und dunkelbraune (MM 2096) Tarnstreifen aufgetragen wurden, entschieden.

Das Altern bewerkstelligte ich durch Unterlegen der Kanten und Vertiefungen mit dunklen Farbpigmenten der Firmen Kremer und MIG. Anschließend folgte der Auftrag einer Schicht matten Klarlacks (Xtra-Color) nebst 48 Stunden Trocknungszeit. Das punktuelle „Waschen“ nahm ich mit „Enamel Wash“ für deutsche dunkelgelbe Fahrzeuge AK 300 vor, Filter wurden mit diversen gelben, weißen und grünen Ölfarben gesetzt, die mit „White Spirit“ AK 047 in bzw. zu unterschiedlicher Intensität ausgezogen wurden. Dezente Rost- und Schmutzschlieren folgten nach gleicher Methode mittels „Rust streaks“ und „Streaking grime“ aus dem Set „Streaking effekts“ AK 062.  

Dreck- und Staubablagerungen innen wie außen brachte ich mit AK-Pigmenten („Light Dust“ AK 040 und „European Erth“ AK 042) auf, die mittels Pigment-Fixer AK 048 griffest gemacht worden sind.

Zuvor gab es noch diverse Kratzer, Lackabsplitterungen und Roststellen, um einen „strapazierten“ Eindruck des Fahrzeugs darzustellen. Blanke Metallstellen entstanden durch Verwendung von dunklem Grafitpulver AK 086 .

Mit unterschiedlich angemischten, verschiedenfarbigen Pigmenten von MIG wurde das Chassis, die Räder, Kotflügel usw. verschmutzt und mittel Zahnbürstentechnik reichlich (für meine Verhältnisse jedenfalls) „Dreckspritzer“ am Modell angebracht. Die Schneeketten wurden ja nicht nur im Winter, sondern auch bei „schwerem Gelände“ aufgezogen.

Auch der Pritschen- bzw. Kampfraumboden wurde, wie auch jener des Fahrerhauses entsprechend verunreinigt dargestellt.

Bei den Beschriftungen beschränkte ich mich ausschließlich auf WH-Kennzeichen.

Fazit

Ein interessanter Bau- bzw. Umbau, der vor allem einen gewissen Spielraum zu eigenen Entscheidungen lässt. Jedenfalls konnte ich mir damit einen schon lange gehegten Modellbauwunsch erfüllen. Die Bausätze von Leadwarrior sind in Deutschland äußerst selten im Angebot zu finden. Eine Direktbestellung über Internet unter www.Leadwarrior.com ist jedoch unproblematisch möglich. Der Hersteller bietet einige sehr interessante Umbausätze an, die es sonst von anderen Anbieten nicht gibt. Der Umbausatz für den Jaboschreck kostet ca. 50,00 Euro zzgl. Porto.

 



Leadwarrior Umbausatz:

Preis / Leistung: ***** Paßgenauigkeit: *****
Detailierung: ***** Schwierigkeitsstufe: *****

Empfohlene Referenzen:

Das Internet, also Suchmaschine her, ggf. auch Bilder anklicken und bspw. „Jaboschreck“ oder „3 cm MK 38/103“ eingeben.

Über den schweren gel. PKW Steyr 1500/2000 und dessen Varianten empfehle ich ebenfalls mittlerweile die Recherche im Internet.

Verwiesen sei noch auf das Buch „ AFV Photo Album“ Seite 73 unten (Jaboschreck auf frühem Steyr 1500 MTW) von Marek Solar, Petr Dolezal und Vladimir Kos, erschienen im Canfora Grafisk Form & Förlag, Schweden

© 08/2015 Volker Andorfer

8445 Leser des Bauberichts seit dem 18.08.2015



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