Leichter Panzertriebwagen, Steyr K2670


Geschichte

1943 wurde beschlossen leichte und schwere Panzertriebwagen zu konstruieren, die einzeln oder als Zug verschiedene Streckensicherungsaufgaben übernehmen könnten.
Vier dieser leichten Panzertriebwagen ( Nr. 301-304 ) kamen ab dem Frühjahr 1944 am Balkan zum Einsatz. Photomaterial und Einsatzgeschichte sind relativ dürftig.
Bewaffnung: 4 lMG
Besatzung: 6 Mann
Antrieb: Steyr Motor mit 76PS
Panzerung: 14, 5mm
Gesamtgewicht: 8 Tonnen

Der Bausatz

Auf Initiative meines Internetbekannten Roberto Flores, der in dieser Sache ein wenig Schicksal spielte und im Hintergrund die Fäden zog, war es mir möglich einen Vorabguß des leichten Panzertriebwagens in 1/35 der spanischen Firma X-Proxect zu bauen.
Bilder dieses Modells sollen in weiterer Folge als "Artwork" die Schachteln der Bausätze zieren.
Bis zu diesem Bausatz konnte man sich dieses Fahrzeug nur ?scratchen?, bzw. ein paar Glückliche haben den VACU-Bausatz der Firma Schmidt und mussten nicht mehr so viel ?scratchen?.

Der Bausatz enthält Ober-, Unterteil, einen Resinteil mit diversen Kleinteilen wie MG, Werkzeuge, Antennenholme, Verschlüsse der MG Erker und Entlüftungsklappen, eine Ätzteilplatine und 0,8mm dickes Plastikrundmaterial. All die Kleinteile sind auf einem Resinteil angegossen.
Die Resinteile bestehen aus einem hellgelben, wenig Stinkendem ( auch beim Bearbeiten mit Sandpapier ) Material, das ungefähr die Konsistenz von trockener Hirschseife hat- d.h. es ist relativ weich.
Der Obereil ist zwar hohl gegossen, dennoch sind die Wände sehr dick ausgeführt um einem möglichen Verzug entgegenzuwirken.
Die Oberfläche ist sehr delikat aufgeraut und imitiert die Stahloberfläche sehr gut. Das Ganze wird durch wunderschöne Schweißnähte ergänzt.
Eigentlich sind schon die meisten Teile wie MG-Erker, Sehklappen, Turmkuppeln etc. angegossen und man erliegt daher dem Eindruck, daß man dieses Modell daher relativ rasch fertigstellen wird können.
Bei diesem Oberteil hat es lediglich zwei größere und drei kleine Luftlöcher gegeben ( die natürlich erst nach dem Lackieren sichtbar wurden ).
In zwei MG-Erkern haben sich kleine Resinkugeln eingenistet, Probleme denen man aber leicht Herr wird.

Das Unterteil besteht aus einem Teil und gibt den Rahmen, Räder und eine rechteckigen Panzerplatte vor jedem Rad wieder.
Die Räder sind nur zur Hälfte ausgeführt, nur der sichtbare Teil wurde dargestellt.
Dem Technikfreak wird diese Lösung wenig gefallen, da dadurch Aufhängung und Antrieb im Dunkeln bleiben.

Der Bau

Ober- und Unterteil weisen ein zirka 8mm dickes Angußteil auf. Beim hohl gegossenen Oberteil ist dies nicht so schlimm, da das Angussteil nur so breit ist, wie die Wandstärke. Beim Unterteil jedoch wird?s haarig, da sich der Anguß über die gesamte Fläche dieses Teiles erstreckt.
Da hilft nur eins: drei Bogen 50er wasserfestes Schleifpapier zur Hand, Fenster auf, Staubmaske aufsetzen, Handschuhe anziehen ( manche Ecken der Teile sind recht scharf ), Schleifpapier befeuchten und den entsprechenden Teil in kreisenden Bewegungen vom Anguß befreien.
Ich habe beim Oberteil versucht den Anguß mit einer Laubsäge zu entfernen, habe dadurch einige Details zerstört, die ich dann mühsam nachbilden musste, daher ist auch hier die Schleifpapiervariante zu empfehlen.
Ich habe beide Teile vor dem Zusammenkleben gewaschen, da sich jede Menge Schleifstaub angesammelt hat.

Beim Zusammenbau der Teile ist auf die exakte Ausrichtung zu achten, denn jegliche Ungenauigkeit rächt sich in der nächsten Baustufe, den Bau der Kupplungen, die mittig und nicht nach rechts oder links ausgerichtet sein sollen.
Hier möchte ich kurz auf den Bauplan verweisen, denn Baustufen mit Explosionszeichnungen, wie man es von Plastikkits gewohnt ist, gibt es hier keine.
Ich mußte mit einem A4 Blatt auskommen, auf dem eine Vier Seiten Ansicht ( leider ohne die Seite auf der sich die Auspuffe befinden ) des Panzertriebwagens auskommen. Daneben war eine Kopie der Ätzteile angeführt und mit verschiedenen schraffierten Strichen wurde die Lage der Teile am Modell
bezeichnet. Leider gab es nicht für alle Ätzteile eine Zuweisung und auch keine Erklärung wie diese zu biegen seien.
Da es nun über den leichten Panzertriebwagen nicht unbedingt viel Referenzmaterial gibt und ich auch nicht kurzerhand nach Triest, zum einzig verbliebenen Exemplar reisen konnte um gewisse Unklarheiten zu klären, war ich trotz meiner nun schon fast 20 jährigen Modellbauerfahrung mit meiner Weisheit und meinen Nerven bald am Ende.
Nachdem Bilder von diesem Modell ja als "Box-Art" dienen sollten, war es notwendig Klarheit zu bekommen.
Zum Glück ist der Urmodellbauer, Javier Santz, sehr entgegenkommend und verständnisvoll gewesen und hat mich mit einem erweiterten Bauplan versorgt, der die Problemzonen gelöst hat.
Dieser Bauplan wird natürlich den anderen Bausätzen beigegeben und andere Modellbauer hoffentlich vor einem beihnahe Nervenzusammenbruch bewahren.

Nun aber zurück zu den Kupplungen. Diese sind aus Resin und Ätzteilen ( haben die Qualität von Eduard ) anzufertigen. Bei den Resinteilen muß man darauf achten, den richtigen Teil zu erkennen und nicht als Angußstück zu interpretieren und irrtümlich abzutrennen. Die Zeichnung hilft in diesem Fall. Dann kommt die Kupplung drauf und man muss aufpassen, dass das gesamte Stück korrekt ausgerichtet ist.

Als nächstes werden die Auspuffe angebaut. Hier eröffnet sich ein Problem mit den auf einem Resinteil gegossenen Teilen.
Um an alle Teile heranzukommen, muß man die ?Bodenplatte? zuerst zerschneiden. Dann bekommt man gut bearbeitbare Abschnitte. Jedes Bauteil hat noch einen separaten Angußteil, der sich über die Länge des entsprechenden Teiles zieht. Normalerweise hat man ja nur einen kleinen Sockel als Anguß, der sich meist an der Breitseite oder der nicht sichtbaren Seite des Teiles befindet.
Mit der hier gezeigten Lösung tut sich der Abgießer sicherlich leichter, der Modellbauer hat?s aber schwer.
Schon beim Abtrennen der relativ großen und kompakten Auspuffe traten Beschädigungen der Teile auf und man durfte wieder Kleben, Spachteln und Schmirgeln.
In weiterer Folge stellte sich leider heraus, dass einige Werkzeuge unvollständig gegossen waren, und 2 der 3 MG's ebenfalls durch schlechten Guss unbrauchbar waren.

Das Anbringen der Auspuffe ist eine nebulose Angelegenheit. Erstens, weil der Bauplan dazu nichts beitrug und mich daher an Originalaufnahmen orientieren mußte. Zweitens weil es am Rahmen keine Indikation über die Plazierung der Teile gibt.
Drittens störte es mich auch die Auspuffe ohne Halterung einfach anzupicken, denn im Original war dem sicher auch nicht so. Ich konnte aber auf den Originalfotos keine sichtbaren Halterungen erkennen und so musste ich die Auspufftöpfe ?russisch? anbringen.

Der weitere Zusammenbau erfolgt anhand "vergleichender Studien" zwischen der Zeichnung und den entsprechenden Teilen.
Eine Ungewissheit, die auch von Javier Santz zugegeben wird, betrifft die Plazierung des Werkzeuges am Dach des Fahrzeuges. Er beruft sich auf eine Zeichnung von Paul Malmassary.
Ein besonderes Problem birgt die Anbringung der zwei Vorschlaghämmern. Laut Zeichnung ist jeder Hammer mit je zwei Verschlüssen individuell angebracht. Nachdem aber die Ätzteile hiefür zu breit sind und auch am Modell zu wenig Platz für eine derartige Anbringung vorhanden ist, habe ich die Vorschlaghämmer kurzerhand gegenverkehrt gelagert und zusammen mit nur zwei Verschlüssen gesichert.

Eine weitere heikle Sektion ist die Rahmenantenne. Ein Holm war nicht ganz ausgegossen und mußte nachgebaut werden. Jeder der sechs Holme hat an seiner Spitze einen Zylinder, der einen Führungsring, durch welchen die Antenne läuft, repräsentieren soll.
Da diese Zylinder nun voll gegossen waren, wäre eine Lösung gewesen sie zu durchbohren, um die Antenne dann durchzuziehen. Ein zu großes Wagnis. Außerdem zeigten die Originalfotos keine derartigen Führungsringe, die Antenne war einfach auf den Holm geschweißt. Daher: weg mit den Zylindern und den Bereich, wo die Antenne aufliegen sollte mit einer Rundfeile aufbereiten um eine leicht versenkte Plazierung zu gewährleisten.
Das beigelegte Plastikrundmaterial ist zur Herstellung der Antenne leider unbrauchbar, da es sich nicht in eine dauerhafte Form biegen läßt. Ich habe daher auf 0,8mm Blumendraht zurückgegriffen.
Das nächste Hindernis ist die Tatsache, daß es keine vernünftige Vorlage zur Gestaltung der Rahmenantenne gibt. Es gibt zwar eine Seitenansicht, aber die dringend erforderliche Draufsicht fehlt.
Diese wäre notwendig um zu wissen, ob der Vorder- und Hinterteil der Antenne nach dem Knick nun gerade weitergehen oder sich trapezmäßig verjüngen. Die Originalbilder haben hier auch wenig Klarheit verschafft, ich habe mich aber aber für eine leichte trapezmäßige Gestaltung entschieden.
Ich habe zuerst die Holme aufgeklebt und in Position gebracht, die Ausrichtung mit einem Stück Blumendraht getestet und dann erst die Antenne gebogen und angeklebt.
Bitte nicht vergessen, die beiden mittleren Holme sind mit einem Querträger, der ebenfalls aus diesem Draht gefertigt werden kann, verbunden.

Abschließend erfolgt die Montage von Griffen, Auftritten und den Regenrinnen. Die beiden Ersteren muß man sich aus Silber- oder Kupferdraht selbst anfertigen.
Die letzte Hürde sind die Regenrinnen.
Ich hatte ziemliche Schwierigkeiten bei den kleinen Rinnen die über den Sichtluken angebracht werden sollten. Das Biegen zu einem L-Format ging ja noch, bei Abbiegen der Enden, zur Erreichung einer U-Form habe ich mir aber regelmäßig die Teile zerstört.

Ich habe dann improvisiert, indem ich die Teile U-förmig gebogen und aufgeklebt habe und aus Alufolie habe ich dann ein Gegenstück aufgeklebt um die L-Form zu simulieren.
Zwei Fotos von Panzertriebwagen zeigen diese weit vorstehenden Regenrinnen, womit ich kurz auf

Varianten

eingehen möchte.
Obwohl es anscheinend nur rund 40 Stück dieser Fahrzeuge gegeben hat, gibt es doch einige kleine Abweichungen, die man alle aus diesem Bausatz heraus bauen kann.

1.)drei rechteckige Entlüfter an der großen seitlichen Tür
2.)acht pilzkopfartige Entlüfter an der großen seitlichen Tür
3.)über die Sichtluken ragende Regenrinnen
4.)mit den Sichtluken abschließende Regenrinnen
5.)keine Regenrinnen
6.)Fahrzeuge mit und ohne Balkenkreuze, erstere haben zusätzlich römische Ziffern am Bug
7.)und könnten auch Reichsbahngrau gespritzt sein
8.)ansonsten einfärbig Sandgelb, habe aber auch ein Bild eines verwitterten Anstrichs und eines sehr groben Tarnanstrichs gesehen

Obwohl am Modell sehr schöne Scharniere für die diversen Luken und Türen angebracht sind, fehlen die Nieten, die diese "halten". Ich habe diese "Fixierung" kurzerhand durch kleine Löcher mit einer Botanikernadel dargestellt. Normalerweise benutze ich Nieten, die ich mit einem Grainers-Set produziere, nachdem das Modell aber "aus der Schachtel" gebaut werden sollte, gab es keine andere Lösung.

Bemalung/Alterung

Mein Auftrag lautete: uni Sandgelb, ohne Balkenkreuze, mit "Dents und Streaks", Gebrauchsspuren also.
Letztere sind ja sehr im Trend und bei Fahrzeugen, die eine gewisse Einsatzdauer bereits hinter sich haben, durchaus angebracht. Es kommt immer auf das darzustellende Fahrzeug und seine Einsatzgeschichte an und bis ich das Bild mit der verwitterten Lackierung an einem Panzertriebwagen gesehen habe, war ich eher nicht gewillt einen fiktiven Alterungsprozeß anzubringen.
Ich habe mich folgendermaßen aus der Affäre gezogen, doch zuerst eine kleine Anmerkung:
Bei lackiert meine ich mit Airbrush, ich möchte aber die Ausdrücke "geairbrusht" oder "gespritzt" vermeiden, benutzt habe ich Acrylfarben.
Das ganze Modell wurde mit Tamiya schwarz lackiert, dann wurde Tamiya Hull Red aufgetragen, wobei die Ränder und Vertiefungen nicht so stark übersprüht wurden und somit leicht durchscheinen..
Dann kommt eine Mischung aus Tamiya Desert Yellow und Deck Tan und wird kreuzweise aufgetragen, wobei wiederum die bereits aufgetragenen Grundschichten hier und da durchscheinen sollen. Damit ist der Alterungsprozeß bereits eingeleitet.
Vorher erfolgt aber eine Schicht Gunze Matt 20 um die bisherige Bemalung zu versiegeln.dann wird das ganze Modell mit einer Mischung aus schwarzer, gebr. sienna und goldocker Ölfarbe "gewasht".
Einzelne Bereiche werden mit einem Tuch vorsichtich abgetupft um einen "Schliereneffekt" zu erzielen.
Nach Trocknung dieses generellen "washes" kommt die Knochenarbeit und jede Niete, jede Vertiefung, jede Schweißnaht wird mit einem dünnen Pinsel einem individuellen wash unterzogen.

Es erfolgte nun ein sehr leichtes dry-brushing.
Dann habe ich mit einem Bleistift Härte 2 die Farbabschürfungen aufgezeichnet. Danach folgten die "Streaks", die aus einer Mischung aus schwarzen und rotbraunen Pastellkreiden trocken aufgebracht wurden.
Schließlich wurden die Nietenköpfe, Schweißnähte und diverse Kanten noch mit einem cremefarbenen Jolly Buntstift aufgehellt.
Somit ist der Panzertriebwagen fertig.
Es gibt im Bausatz noch ein Gleisteil, damit er nicht so verloren dasteht. In meinem Fall bekam ich das Dragon Gleisstück, welches zu meiner großen Erschütterung keine Muttern an den Klauen zeigte welche die Schienen fixieren. Immerhin sind vier Muttern pro Klaue erforderlich und so kam mein Historex hexagonal Punch and Die Set ziemlich stark zum Einsatz.

Dann wurden das Stück lackiert, gewasht und dezent mit drybrush versehen. Die glänzende Stahloberfläche malte ich mit einem Silberstift von Tamiya, ebenso die Laufflächen der Räder des Panzertriebwagens.

Nach vier Wochen war das Modell endlich fertig und ging zum Fotografieren an Hannelore Zajic.

Fazit

Abgesehen von den Schwierigkeiten mit dem Bauplan, die jetzt bereinigt sein sollten und dem Zeitdruck für die Fertigstellung war es ein schönes Erlebnis dieses Modell zu bauen.
Ich hätte direkt Lust, einen Halbzug mit fünf Wagen zu bauen...

Ich habe Javier darauf hingewiesen, dass eine Qualitätskontolle, besonders des Teiles mit den Kleinteilen, im Sinne der Kundenzufriedenheit und seiner guten Reputation unumgänglich ist.

Die Modelle sind derzeit nur über Internet bei
http://www.galeon.com/mashobby/x/lista.html
erhältlich. Kosten 43.- Euro plus Versand und Bankspesen, Kreditkarten werden derzeit noch keine akzeptiert.

Diorama wird folgen....

Preis / Leistung: ***** Paßgenauigkeit: *****
Detaillierung: ***** Schwierigkeitsstufe: *****

Empfohlene Literatur

Deutsche Panzerzüge in WWII, Teil I + II, Wolfgang Sawodny, Podzun-Pallas Verlag

© 9/2001 Werner Kampfhofer

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