Schwerer Wehrmachtschlepper mit 3,7 cm Flak 43




 

Das Original

Im Rahmen der Typenbereinigung und Vereinfachung von Baumustern sollte zumindest ein Teil der 6 in ihren Zug- und Gewichtsklassen unterschiedlichen deutschen Halbkettenzugmaschinen vereinheitlicht und „zusammengefasst“ werden. Dazu entwarf man ab ca. 1942/42 die sog. „leichten“ und „schweren Wehrmachtschlepper (sWS)“, wobei letzterer die SdKfz. 6, 7 und 9 ersetzen sollte. Die Wehrmachtschlepper waren erheblich einfacher konstruiert und weit weniger aufwändig zu produzieren, als die bekannten Halbkettenfahrzeuge, die sich zwar bestens bewährt hatten, aber viele kriegswichtige und damit knappe Rohstoffe bei der Produktion benötigten sowie sehr wartungsintensiv waren.

Das zunächst als ungepanzertes Zugfahrzeug entworfene Gerät verfügte über ungeschmierte, breitere Gleisketten ohne Gummipolster, wog 13,5 Tonnen und erreichte mit einem Maybach HL 42 Motor zwischen 27,4 und 29 km/h. Gezogen konnten mit dem Fahrzeug Anhängelasten bis 8 t sowie auf der Ladefläche eine Zuladung von ca. 3 t befördert werden. Das Fahrerhaus wurde bei der ungepanzerten Version mit einem Planenverdeck versehen, die als Selbstfahrlafette gebauten sWS verfügten dagegen über eine Stahlpanzerung des Fahrer- und Motorbereiches, wobei es sich hier nicht um vergütete Panzerplatten, sondern um Platten aus Carbonstahl („Eisenaufbauten“) handelte.

Die Produktion der ursprünglich 7.484 für die Wehrmacht bestellten sWS begann erst im Dezember 1943 mit 5 Exemplaren, insgesamt wurden – die Angaben schwanken teils erheblich  – zwischen 820 und 1003 Fahrzeuge hergestellt. Die meisten davon dürften sWS ohne Behelfspanzerung gewesen sein.

Ein Teil der sWS war auch mit einer Seilwinde von 5 t Zugkraft ausgestattet, wobei diese anscheinend nicht bei allen Geräten eingebaut worden ist.

Etwa 80 Exemplare wurden als Selbstfahrlafetten mit der 3,7 cm Flak 43 ausgeliefert. Es sind jedoch auch einige wenige Fotos bekannt geworden, die den Aufbau eines 2 cm Flakvierling 38 auf dem gepanzerten sWS nachweisen. Ob es sich dabei um einen Truppenumbau handelt oder nicht und wie viele Selbstfahrlafetten es in dieser Ausführung gab, konnte nicht recherchiert werden.

Die gepanzerte Variante kam zudem ohne Flak als Zugfahrzeug bspw. für Pakgeschütze bzw. Gefechtsfeldversorgungsfahrzeug usw. zum Einsatz. Bekannt wurde zumindest ein Exemplar mit Vollpanzerung, welches mit dem 15 cm Panzerwerfer 42 ausgestattet worden war (Beschriftung am Fahrerhaus „Thor II“). Ob es sich hier um ein Einzelgerät gehandelt hat, oder evtl. eine „Miniserie“ produziert worden ist, blieb bislang ungeklärt. Nicht durch Fotos nachgewiesen ist der vollgepanzerte sWS mit Infrarot-Scheinwerfer und als Munitionsschlepper für den Panzerwerfer 42 ähnlich den Mun-Schleppern für die Maultiereinheiten mit dieser Bewaffnung.

Aus Gründen der Materialknappheit wurden bei einigen sWS nachgewiesener Maßen statt der äußeren Stahlscheibenräder mit Gummibandagen  Speichenräder aus Metall angebaut.  

Die 3,7 cm Flak 43 war die modernisierte Nachfolgerin der 3,7 cm Flak 36 bzw. 37. Sie war nicht nur einfacher, billiger und schneller zu produzieren, sondern verfügte im Gegensatz zu ihren Vorgängermustern über eine erheblich schnellere Schußfolge (230 – 250 praktisch 150 S/min zu 160 praktisch 80 – 100 S/min). Leider war die Wirkung im Ziel nicht besser, weil die gleiche Munition weiterverwendet worden ist.

Der Bausatz

Dieser Great Wall Bausatz war mein erster von der Firma und ich war sehr gespannt auf die Qualität des Modells. Besorgt hatte ich außerdem ein extra darauf zugeschnittenes Upgrade Set mit Fotoätzteilen, das neben dem geätzten Schutzschild der Flak auch etliche Austausch-Komponenten zur Verfeinerung für das Fahrzeug enthält. Die in grauem, relativ weichem Plastik gespritzten Teile lassen sich sehr gut verarbeiten. In einem Baubericht über den sWS mit Infrarot-Scheinwerfer war zu lesen, dass es beim Zusammensetzen der Wanne zu kleineren Passungenauigkeiten gekommen sein soll, was ich hier jedoch nicht nachvollziehen konnte.

Der Bau

Die Montage des Chassis bzw. der Unterwanne, Fahrer- und Motorraumes sowie der gepanzerten Kabine, der Ladefläche/Kampfplattform nebst allem Zubehör  ging problemlos vonstatten. Anhand der Rohbaufotos ist gut zu erkennen, wo Fotoätzteile aus dem „Upgrade Set“ zum Einsatz kamen, wobei dies selbstredend jedem selber überlassen bleibt, ob es nötig ist, sich das Set zu besorgen oder nicht.

Bevor jedoch Ladefläche, Fahrer- und Motorbereich sowie dessen Panzeraufbau miteinander bzw. mit dem Unterbau verbunden werden, sollten dieser und die vorgenannten Komponenten komplett lackiert und gealtert werden, da sie nachher nicht mehr so leicht zugänglich sein dürften.

Zuvor waren noch ein paar wenige Auswerferstellen zu verspachteln sowie an C-42 innen die Vertiefung zum Abtrennen der für das Versorgungsfahrzeug nötige Dachaussparung.

Die Luken und Klappen des Motor- und Fahrerraumes können je nach Wunsch des Modellbauers geschlossen oder offen zur Darstellung kommen. Wer möchte, kann seinem sWS auch einen Motor spendieren, den der Hersteller ebenfalls als Zurüstset aus Plastikteilen anbietet. Auf die laut Bauplan auf dem Dach des Fahrerhauses anzubringende Kurbel für den Schwungkraftanlasser des Motors habe ich verzichtet, sie ist dort auf keinem mir bekannten Foto eines gepanzerten sWS zu sehen.

Beim  Anpassen der Teile C-40 mit C-42 und in Folge an M-1 kam es zu einigen Spalten, die verspachtelt und verschliffen werden mussten. Das waren im Grunde die einzigen Nacharbeiten, die bei der Montage anfielen. Die Seitenwände der Kampfplattform können ebenso wie die Klappen des „Munitionsbunkers“ an deren Rückseite offen oder geschlossen dargestellt werden. Insbesondere die dem Bausatz beiliegenden Ätzteile für die Seitenwände werten das Modell erheblich auf, denn mit Plastikspritzguss wären die feinen Gitter selbst heute wahrscheinlich nicht zur Zufriedenheit darstellbar.

Die 3,7 cm Flak 43 lässt sich nach Bauanleitung schnell und ohne nennenswerte „Problemchen“ zusammensetzen, was auch für den Hülsenfangkorb mit seinen geätzten „Gitterwänden“ gilt. Damit dieser am Modell nicht so leer wirkt, habe ich mir für diesen einige gedrehte 3,7 cm Kartuschen aus dem Schatton-Sortiment gegönnt. 

Das fotogeätzte Schutzschild ist beinahe schon ein Bausatz für sich. Bei vorsichtiger Handhabung der Teile lässt es sich überraschend schnell und sauber montieren, was auch für das Befestigen am Flakgeschütz gilt. Hier habe ich mir den Luxus gegönnt, das dem Baukasten beigefügte Geschützrohr durch ein gedrehtes Teil von Schatton-Modellbau auszuwechseln, dass einfach noch um einige Klassen besser ist, als das Plastikteil. Und dies nicht zuletzt vor allem aufgrund der natürlich mit sämtlichen Bohrungen versehenen Mündungsbremse.

Ein paar Ausrüstungsgegenstände der sWS-Besatzung sowie einige bei früheren Projekten übrig gebliebene Munitionsrahmen für die Flak ergänzten das Modell.

Diesem ist eine Einzelgliederkette aus Plastik beigefügt, die ich gegen eine von Friulmodel ersetzt habe. Das, denke ich, ist nicht zwingend nötig, ebenfalls etwas, was jeder Modellbauer für sich selber entscheiden sollte. 


Bemalung/Alterung

Grundsätzlich ist für den sWS als Basisfarbe nur Dunkelgelb mit oder ohne grün/braunem Tarnmuster möglich, wenn man sich an die Vorbildfotos halten will. Was der einzelne Modellbauer macht, ist selbstredend seine Sache; ich sehe das weder als Dogma noch als Problem an, wenn jemand davon abweichen möchte.

Ich habe mich für eine dunkelgelbe (MM 2095) Lackierung, auf die unregelmäßig grüne (MM2069) und rotbraune (H-160 mit ca. 10 Prozent Weiß aufgehellt) Tarnflecken aufgetragen wurden, entschieden.

Die Alterung erfolgte in der von mir bevorzugten und bereits häufig beschriebenen Weise mit diversen Produkten der  AK-interactive S.L. sowie Ammo of MIG mit diversen Farbfiltern, Waschen, Lackabplatzern, blanken Metallstellen usw.. Vor dem „Waschgang“ wurden mit braunen, gelben, grünen, blauen und weißen Ölfarbtupfern, die mit Verdünner ausgezogen wurden, noch zusätzliche Filter gesetzt. 

Das Modell habe ich im Bereich des Laufwerkes, der Vorderachse sowie auf der Geschützplattform und dem „Kabinen“-boden mit Schlamm und Sand aus braun-grauer Pastellkreide verschmutzt.

Einige Kratzer, Lackabsplitterungen und Roststellen verstärken den gebrauchten Eindruck der Selbstfahrlafette. Blanke Metallstellen entstanden durch Verwendung von Graffitpulver.

Bei den Beschriftungen beließ ich es, wie bei „späten“ Wehrmachtsfahrzeugen meist üblich, bei den WH-Nummernschildern.

Fazit

Ein sehr interessantes Modell, was sich wieder prima in die Wehrmachtsammlung einreihen lässt. Bei wenig Nacharbeiten hat mir der Bau viel Freude bereitet, und es werden sicher noch einige sWS-Versionen folgen – sie warten schon im Keller auf das Auspacken…

 



Preis / Leistung: ***** Paßgenauigkeit: *****
Detailierung: ***** Schwierigkeitsstufe: *****

Empfohlene Referenzen:

Das Internet, also Suchmaschine her, ggf. auch Bilder anklicken und die Fahrzeugbezeichnung eingeben. Flugs hat man eine ganze Fülle von Infos. Zudem:

Diverse Bände von Panzerwrecks und über deutsche Halbkettenfahrzeuge

Panzer Tracts No. 12, Th. L. Jentz, H. Doyle:    Flak-Selbstfahrlafetten und – panzer

Panzer Tracts No. 22-3, Th. L .Jentz, H. Doyle: mittlerer Zugkraftwagen 5t (Sd.Kfz. 6) and Schwerer Wehrmachtschlepper

Motorbuchverlag, Walter J. Spielberger     :   Militärfahrzeuge Band 6 die Halbkettenfahrzeuge  sowie der Weg zum Flakpanzer Gepard.

© 10/2015 Volker Andorfer

8066 Leser des Bauberichts seit dem 18.10.2015



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