Beim T-18, auch als MS-1 bezeichnet, handelt es sich um den ersten in der Sowjetunion gebauten Panzer. Streng genommen ist er nicht eine Weiterentwickung des französischen FT-17 wie man häufig liest, sondern des italienschen Fiat 3000, der aber selber auf dem FT-17 basierte. Also eine Weiterentwicklung der Weiterentwicklung. Erfolgreicher wurde er allerdings dadurch nicht, machte die Sowjetunion aber unabhängig von ausländischen Zulieferern. Gebaut wurde er zwischen 1928 und 1930.
Der Bausatz kommt in dem, für Hobby Boss üblichen, stabilen Karton daher. Das Deckelbild entspricht leider nicht dem Inhalt, aber dazu später mehr. Im Karton findet man dann über 250 sauber, in sandgelbem Plastik gegossene Teile - mit nur ein wenig Fischhaut hier und da - auf sechs Spritzlinge verteilt, sowie dem Turm, Kasematte, der Unterwanne und einer kleinen PE Platine. Erst mal die gute Nachricht: Der schreckliche Bausatz aus den AER Moldova Formen kann jetzt endlich im Sondermüll entsorgt werden. Mit wenigen Ausnahmen sind die Teile schön gegossen - die hauchdünnen Kettenabdeckungen gefallen besonders gut. Die Passgenauigkeit ist gut bis sehr gut. Ausnahme hier ist die, bei den kleinen sowjetischen Panzern von Hobby Boss fast schon übliche, teilweise schlabbrige Passung der Fahrwerkskomponenten. Allerdings hat die Medallie auch eine Kehrseite: Wie gesagt entspricht der Bausatz nicht dem Deckelbild, sondern ist ein sg. Papierpanzer (daher die Modellbezeichnung 1927): Geplant war eine Zwillings-MG, wegen Platzmangel im Turm entschloß man sich allerdings dafür nur eine MG einzubauen. Eine 1:35 Maßstabszeichnung des '27er Modells gibt es (ich gehe davon aus dass Hobby Boss diese als Vorlage diente) und laut der stimmen die Abmessungen des Modells wirklich sehr gut. Leider ist die Kugelblende für die MG nicht separat sondern in den Turm eingegossen, was einen Umbau zum Serienpanzer erschwert. Es wäre halb so Schlimm wenn die Läufe der MG wenigstens schön wären, sind sie aber nicht: Es sind einfach zwei detail-technisch völlig unbelastete Stücke Rundmaterial, ohne Mündung und zu allem Überfluss auch noch mit einem seitlichen Anguß, was die Versäuberung erschwert - nicht wirklich was ich von einem neuen Bausatz erwarte, welche MG sie darstellen sollen ist mir auch ein Rätsel, DTs sind es jedenfalls nicht. Auch bei den vielen kleinen Laufrollen ist die - am fertigen Modell gut einsehbare - Innenseite eher schlicht: Der, auf dem Deckelbild sichtbare, Felgenrand auf dem die Gummirollen aufliegen fehlt leider. Hoffentlich erbarmt sich da ein Aftermarket Hersteller. Beim Zusammenbau sollte man bei den beiden hinteren Laufrollen/Stoßdämpfer Einheiten aufpassen - auf den ersten Blick sehen sie identisch aus, aber der Schein trügt. Als letztes Manko möchte ich noch die acht winzigen PE 'Bolzenköpfe' für die PE Auspuffabdeckung erwähnen: Sie sind nicht einmal ansatzweise sechseckig, sonder einfach nur runde Scheibchen.
Als jemand der vorzugsweise sowjetische Militärfahrzeuge baut, war die Freude riesig als ich hörte dass Hobby Boss den T-18 herausbringt. Kurz darauf schoss ich auch einen auf einer bekannten Auktionswebseite für kleines Geld ab. Auch die, am fertigen Modell gut sichtbaren, Innenseiten der Laufrollen sind detailtechnisch völlig unbelastet: Der Felgenrand, auf dem die Gummireifen aufliegen fällt leider durch seine Abwesenheit auf. Da es so aussieht, dass weitere auf dem T-18 basierende, Bausätze folgen werden (die SU-18 ist bereits angekündigt) hoffe ich das sich ein Aftermarket Hersteller erbarmt und einen Satz Laufrollen produziert. Obwohl ich mit dem Nietenzähler-Gen belastet/gesegnet bin, war es mir dann doch zu friemelig diese Ränder nachzubilden. Apropos Laufrollen: Laut Anleitung sollen sie ohne Klebstoff montiert werden...wer gerne auf dem Boden rumkrabbelt um entlaufene Teile zu suchen, sollte dies auch tun - alle anderen sollten sie verkleben, mit etwas Vorsicht bleiben sie auch beweglich. Ein weiteres Manko, dass alle der kleinen sowjetischen Panzer von Hobby Boss gemeisam haben, ist dass der Scheinwerfer in einem Stück gegossen ist. Meiner Meinung nach kann man allein mit Pinsel und Farbe kein überzeugendes Ergebnis erziehlen. Man könnte ihn ausbohren und dann eine Linse aus Bondic oder Micro Krystal Klear machen, oder, wie ich, sich einer der wunderschönen dreiteiligen Scheinwerfer aus dem Hause Elf bedienen. An der Bausatzhupe ist eigentlich nichts auszusetzen, ich ersetzte sie trotzdem mit einer aus dem Fundus um dem Modell eine persönliche Note zu verleihen. Beides wurde dann noch mit 0,2mm Bleidraht von Plusmodel verkabelt. Die Base besteht aus einem Stück Sperrholz das ich aus einem alten Regal sägte, mit einem Bilderrahmen beklebt und mit Furnierholz umrandet. Die Vegetation ist aus einer Matte von Model Scene zugeschnitten. Durch das Sperrholz bohrte ich dann ein 6mm Loch, ebenso durch den Wannenboden. Mit einem 30mm M6 Bolzen und Mutter wurde das Modell dann mit der Base verschraubt. Dadurch konnte ich vermeiden dass das Modell auf der Base 'schwebt' und ihm den Eindruck von Gewicht verleihen.
Da es sich um ein Fahrzeug aus der Zeit vor Einführung des allbekannten 4BO, auch russisches Grün genannt, handelt, wurde mit der AB wurde dann Ammo 3B AU aufgetragen. Um etwas Modulation in die Sache zu bringen griff ich notgedrungen (hab nicht viele Ammo Farben da ich normalerweise Vallejo benutze) auf Ammo's 4BO Modulations Set zurück - dumm gelaufen: Jetzt sieht sieht es mehr nach 4BO als 3B AU aus, aber das bleibt zwischen uns, hoffe ich. Dann noch etwas mit Ölfarbe gespielt, ganz wenige Chips mit Vallejo Black Brown gemacht (diese Fahrzeuge kamen nicht viel zum Einsatz und waren dementsprechend gut gepflegt) verdünntes Tamiya Buff mit AB gespritzt, ein paar Spritspuren, Dry Mud Pigmente, Wilder Murky Water und dann war es Zeit für die Figur.
Endlich ein baubarer T-18. Gut zu bauen, schöne Teile, sehr wenige Schwachstellen. Nur schade dass es nicht ein Modell der Serienproduktion ist, wie das Deckelbild erhoffen lässt.
Empfohlene Literatur:
© 08/2016 Dierk Schmidt |