T-55 Enigma


 

Das Original

Der T-55 war der mittlere Standardpanzer der Sowjetarmee sowie der Armeen des Warschauer Pakts  in den 1960er- und 1970er-Jahren. Die Entwicklung begann etwa 1959/60, die Einführung in den allgemeinen Truppendienst 1963, bei einigen Gardepanzerverbänden und bei der GSSD jedoch schon früher (etwa 1961). Er wurde aus dem T-54 entwickelt und den Bedingungen des Gefechts beim Einsatz von Massenvernichtungswaffen in Europa angepasst. Die Motorleistung, die Reichweite und der Munitionsvorrat  wurden erhöht sowie der ABC-Schutz verbessert. Auffallend waren die optimierte geschossabweisende Form von Turm und Wanne sowie das Laufwerk, das durch seine Einfachheit und Robustheit bestach. Trotz der Modernisierungen wurde viel Wert auf einfache Bedienung, Wartung und Reparaturfähigkeit unter Gefechtsbedingungen gelegt. Der T-55 entwickelte sich zum regelrechten Exportschlager. Er wurde, und wird zum Teil auch heute noch, in vielen Ländern eingesetzt. Beispielsweise seien hier Nord- und Südafrika, der Nahe und Mittlere Osten, Asien und natürlich auch Osteuropa genannt.

Die Version T-55 Enigma stellt einen irakischen Kampfpanzer T-55 aus dem ersten Golfkrieg dar. Diese Panzer wurden vom Irak mit Zusatzpanzerungen am Bug, den Wannenseiten, der Turmfront und dem Turmheck versehen und dienten in den regulären Panzerverbänden als Führungsfahrzeuge. Die genaue Anzahl der eingesetzten Panzer T-55 Enigma ist nicht belegt. Der Codename „Enigma“ stammt von den alliierten Streitkräften, es handelt sich nicht um eine offizielle Typenbezeichnung.

Der Bausatz

Der altbekannte T-55 Bausatz von Tamiya mit der Artikelnummer 35257 diente als Basis für das Modell des T-55 Enigma. Der Basisbausatz stammt aus dem Jahr 2002. Obwohl der Bausatz nun schon zehn Jahre auf dem Buckel hat ist er immer noch auf der Höhe der Zeit. Durch Zugabe von neuen Spritzrahmen mit den nötigen Anbauteilen, einer neuen Oberwanne und einer neuen Figur entsteht dann das Komplettmodell des T-55 Enigma. Wer ein hochdetailliertes Modell möchte kommt nicht an Nach- und Zurüstsätzen aus dem Zubehörmarkt vorbei. Beispielsweise sind nämlich die Kraftstoffleitungen für die Zusatztanks nicht dargestellt. Das zweiteilige Kanonenrohr erfordert Spachtel- und Schleifarbeit. Ich ersetzte es durch ein Alu-Rohr von Armorscale welches ich noch in meinem Bausatzlager liegen hatte. Dazu kam noch ein Antennensockel aus Messing vom gleichen Hersteller. Decals sind im Bausatz nicht enthalten. Das entspricht durchaus dem Vorbild. Die erbeuteten irakischen T-55 Enigma trugen keinerlei Verbandabzeichen oder sonstige Markierungen. Vielleicht aber gab es doch den einen oder anderen Panzer mit Markierungen? Wer weiß das schon genau?

Der Bau

Der Bau beginnt mit der Unterwanne / Fahrgestell. Wie bei Tamiya üblich bieten die Bauteile eine hohe Fertigungsqualität, die Bauanleitung ist genial übersichtlich und sehr leicht verständlich gestaltet. Die Bauteile flutschen nur so zusammen und der Bau geht schnell voran. Bei diesem Modell schwebte mir vor einen Kampfpanzer darzustellen der, nachdem er zwei Treffer im unteren Wannenbereich erhielt, mit beschädigtem Laufwerk von der Besatzung aufgegeben wurde.

Dazu bohrte ich zwei Löcher in die seitliche Wanne,  der unmittelbare Bereich um die Löcher wurde mit einem Kugelfräser aufgeraut.  Die hinteren drei Laufrollen wurden ausgetauscht gegen Resin-Laufrollen von Armorscale. Sie stellen verbrannte Laufrollen ohne Gummibandage dar.

Anschließend ging es mit dem Wannenoberteil weiter. Im Bereich oberhalb der Einschusslöcher sollten natürlich auch Trefferspuren vorhanden sein. Daher verbog ich die Kettenabdeckung leicht, schliff sie partiell etwas dünner, bearbeitete sie mit dem Kugelfräser und setzte nochmals die Zange an. Diesmal bog ich so lange an der Kettenabdeckung rum bis ein Riss entstand. Das Ergebnis gefiel mir gut, für mich wirkt der entstandene Schaden realistisch.  Anschließend wurden die Anbauteile für das Wannenoberteil verklebt. Auch diese Bauabschnitte verliefen schnell, einfach und problemlos.

Die Bausatzkette verwendete ich nicht. Der Panzer steht ohne Ketten, bereits leicht im Sand eingesunken, in der Wüste. Ein Bergeversuch hat wohl auch stattgefunden, davon zeugt der Überrest eines gerissenen Abschleppseils am linken hinteren Zughaken. Ein paar umherliegende Kettenglieder runden das Bild entsprechend ab. Ich hatte diese Reste einer Friul-Kette noch in meiner Grabbelkiste liegen, hier kamen sie endlich zum Einsatz.

Und nun war der Turm dran. Das Alu-Kanonenrohr wurde eingesetzt, der Antennensockel ausgetauscht und die Bausatzteile passten wie bereits erwähnt wunderbar. Die beiden Turmluken verklebte ich in geöffnetem Zustand, das Fla-MG wurde nicht verwendet. Auch beim Turm verlief der Bau völlig unproblematisch und ging zügig voran. Wer sich stets an die Bauanleitung hält und die Reihenfolge der Bauabschnitte beachtet  gelangt innerhalb kürzester Zeit zum fertigen Modell. Im Nachhinein hätte ich vielleicht noch die Staukästen am Turm und der Wanne ein wenig modifizieren können um die Deckel geöffnet darzustellen. So ein offener Deckel mit irgendwelchem Gelumpe im Staukasten hätte dem Modell noch das i-Tüpfelchen aufgesetzt. Aber, irgendwas ist ja immer und hinterher ist man immer schlauer...

Nachdem der Turm auf die Wanne aufgesetzt wurde hatte ich zunächst Zweifel ob er sich einwandfrei schwenken lässt. Schleift die Zusatzpanzerung an der Turmfront eventuell auf der Wannenbugpanzerung? Nein, perfekte Passgenauigkeit kommt auch hier zum Tragen.


Bemalung/Alterung

Der Panzer sollte,  von der Besatzung aufgegeben, schon eine ganze Weile im Wüstensand stehen und den Witterungseinflüssen gnadenlos  ausgeliefert sein.
Es folgte zunächst eine Grundierung des kompletten Modells mit schwarzem Vallejo Primer. Nach der Trocknung habe ich das Modell komplett in einem dunklen Braunton lackiert. In den Vertiefungen blieb die schwarze Grundierung sicht
bar und sorgte so für die erste Schatten- und Tiefenbildung. Höherliegende Bereiche lackierte ich in unterschiedlich stark aufgehellter Rostfarbe. Dadurch wurde die Oberfläche des Modells abwechslungsreicher und plastischer gestaltet. Bevor nun die weiteren Bemalungsschritte folgten versiegelte ich den Panzer mit mattem Klarlack und ließ die Grundlackierung für zwei Tage vollkommen aushärten.

Für die Darstellung von Rost und abgeplatztem Lack wollte ich die Haarspraymethode anwenden. Dazu lieh ich mir bei meiner Frau zunächst eine Dose Haarspray aus. Ich sprühte das Haarspray in einen Becher und anschließend befüllte ich damit die Airbrush.  Hmh, ein angenehmer Geruch.

Der Auftrag mittels Airbrush lässt sich besser kontrollieren und variieren. Theoretisch könnte man das Haarspray aber auch direkt aus der Dose aufsprühen.

Der Panzer erhielt dann zwei komplette Überzüge mit Haarspray. Je dicker das Spray aufgetragen wird umso leichter lässt sich später der Lack abbürsten. Ist die Haarsprayschicht zu dünn lässt sich der Lack nur in sehr geringem Umfang entfernen.

Das Haarspray trocknet relativ schnell an und kann bereits nach kurzer Zeit überlackiert werden. Für die Lackierung des Modells verwendete ich Vallejo 075 Sand aus der Model Air Serie. In den unteren Bereichen des Panzers brachte ich die Farbe unverändert direkt aus dem Fläschchen auf, in den oberen Bereichen hellte ich sie immer stärker mit Weiß auf. Ganz oben, auf dem Turmdach und den Oberteilen der Zusatzpanzerungen, kam ich dann schon bei einem fast reinen Weiß an. Die unbarmherzige Wüstensonne sollte den Lack stark ausgeblichen haben.

Und jetzt konnte der Spaß endlich beginnen:  Die Alterung. Mit einem weichen Pinsel feuchtete ich den Lack partiell mit Wasser an. Die Lackschicht weichte auf und konnte dann mit einem etwas härteren Borstenpinsel vorsichtig abgekratzt werden. Auf den waagerechten Flächen ließ ich es stärker „rosten“, auf vertikalen Bereichen konzentrierte ich mich mehr auf die Kantenbereiche und Kratzer im Lack. Im Bereich um die Treffer an der Wannenseite soll es zu einem Brand gekommen sein. Daher entfernte ich den Lack hier sehr intensiv, auch auf der Kettenabdeckung und im linken Bereich des Triebwerkraums. Nachdem ich mit dem Gesamteindruck zufrieden war versiegelte ich die Oberfläche mit seidenmattem Klarlack von Vallejo. Die dadurch entstehende glatte Oberfläche bietet eine gute Grundlage für das nun folgende Washing und die Rostspuren. Hierfür verwendete ich die Weathering-Produkte von AK-Interactive und Pigmente in verschiedenen Rosttönen von MIG-Productions. Im Bereich der Motorabdeckung und am linken Turmrand wurde rote, gelbe und orangefarbene Ölfarbe in kleinen Punkten aufgetragen und verblendet. Auf diese Weise wollte ich die Farbveränderung durch die Hitzeentwicklung beim Brand imitieren.
Während ich bereits mit der finalen Alterung begonnen hatte entdeckte ich in einer Zeitschrift ein Foto von einem,  von den Alliierten erbeuteten T-55 Enigma. Bei diesem Panzer hat jemand einen Smiley auf die Zusatzpanzerung am Turmheck gemalt. Ein nettes kleines Gimmick, das mir sehr gut gefiel und sogleich mit weißer Farbe und Pinsel am Modell umgesetzt wurde. Natürlich musste der Smiley dem Zustand des Panzers angepasst werden, daher wurde er nur schwach und sehr subtil mit dem Pinsel aufgemalt. Tja, und damit sind wir auch schon durch. Ich habe fertig.

Seine endgültige Position fand der Panzer auf einem passenden Holzsockel. Der Wüstensand entstand aus Moltofil Holzspachtel, ein paar kleine Steinchen und Grasbüschel von Silhouette MiniNatur kamen hinzu.

Verwendetes Zubehör:

Armorscale:

1 x Kanonenrohr B35-051

1 x Antennensockel S35-004

3 x Laufrollen R35-018

Fazit

Insgesamt ein toller Bausatz in sehr guter Qualität. Das war mal wieder 100% Bastelspaß! Das Modell gefällt mir so gut dass ich es glatt noch einmal bauen könnte. Fertigungsqualität und Passgenauigkeit der Bauteile liegen auf höchstem Niveau. Lediglich die beiliegende Vinylkette schmälert den positiven Eindruck geringfügig. Aber davon mal abgesehen kann ich das Modell jedem uneingeschränkt empfehlen. Der fortgeschrittene Modellbauer kommt hier voll auf seine Kosten, der Anfänger wird sich darüber freuen wie leicht und schnell man ein sehr imposantes Modell bauen kann. Der Kaufpreis schwankt deutlich von Händler zu Händler. Ich habe diesen Bausatz für bis zu 58,- EUR  hier in Deutschland gesehen. Ein wenig Umschauen vor dem Kauf kann sich also wirklich lohnen.

Preis / Leistung: ***** Paßgenauigkeit: *****
Detailierung: ***** Schwierigkeitsstufe: *****



© 06/2012 Thomas Stefanus

12068 Leser des Bauberichts seit dem 27.06.2012


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