Tiger I E (H) Afrika Ausführung


Der Bausatz

Für kleines Geld bekommt man einen Bausatz, der einige Fehler aufweist, die aber relativ einfach, jedoch mit einigem Zeitaufwand zu beheben sind. Er stellt einen Afrika-Tiger dar, Italeri hätte schlicht besser recherchieren sollen - wenn sie schon ein komplett neues Modell entwickeln.
Wie das auszusehen hat, zeigt Tamiya`s initial production Tiger No. 35 227. Kostet allerdings auch ca. DM 60,- mehr...
Der Panzeraufbau der Oberwanne ist ca. 2-3mm zu kurz, der Turm ist nicht asymmetrisch (fällt nicht weiter auf), die Einzelgliederketten/Kettensegmente (zu diesem Preis!) stellen die späte Ausführung mit Eisgreifern dar; sind somit für eine Afrika Ausführung unbrauchbar.
Meiner Meinung nach weisen die neuen Italeri Bausätze der letzten Jahre nicht mehr die klare Ausführung der alten Modelle auf, setzen keine Maßstäbe mehr. Früher hielten sie den Vergleich zu den Tamiya Kits durchaus stand!
Aber angesichts der unverändert günstigen Preise decken wir den Schleier der Nächstenliebe darüber..... ;-)

Der Bau

Der Zusammenbau gestaltet sich Italeri-typisch einfach, man geht strikt nach der übersichtlichen Anleitung vor. Anstelle der im Kit enthaltenen Kette kommt die frühe Einzelgliederkette von Academy (ca. 13,- DM) zum Einsatz. Die Glacisplatte muß um etwa 2,5mm nach vorne versetzt werden, damit die Abmessungen des Oberwannenaufbaus stimmen. Das geht problemlos vonstatten, mit Plastikresten auffüttern und verspachteln. Eine Schweißnaht ist mit einer Minibohrmaschine und Fräsaufsatz zu gestalten. Lässt sich schöner machen, als ich das gemacht habe!!! Wer will, kann die gesamte Wanne mit Bohrmaschine und Kugelfräsaufsatz bearbeiten, um die fertigungsbedingte, rauhe Oberfläche darzustellen.
Die Wanne samt Laufwerk muß in vielen Details überarbeitet werden, hier sollte man sich nach Fotos in der Referenzliteratur richten. So ist u.a. die Aufnahme für den Kurbelanlasser (Teil 68D) zu überarbeiten, die hinteren Schmutzfänger, einige Details auf dem Motordeck und die Aufnahmen für das Kettenaufziehseil an der linken Wannenseite. Auf der Glacisplatte werden Flügelmuttern für die wasserdichte MG-Abdeckung angebracht und die Scheinwerfer unter Zuhilfenahme des On Track Conversions neu aufgebaut. Die Scheinwerfer selbst stammen aus einem Italeri Zurüstsatz, deren Zuleitungen wurden aus Lötzinn erstellt.
Einige Teile stammen aus Tamiya Tiger Kits, so z.B. die Abschleppschäkel, der gepanzerte Lufteinlassventilator und die für diese Version korrekten Kettenabdeckungen aus Tamiya`s No. 35227. Die Triebräder wurden mit einem Bolzen aus Model Kasten`s Bolzenset (No. A-1) verfeinert, bzw. ergänzt. Über die Mängel der Laufrollen werde ich mich hier nicht weiter auslassen, wer hat, nimmt andere. Habe ich nicht gemacht, man sollte dann aber auch keinen Tiger eines anderen Hersteller direkt daneben placieren...
Ein weiterer gravierender Fehler sind die fehlenden Gegenverschraubungen der Seitenvorgelege unter den vorderen Abschleppschäkeln. Ich habe die Tamiya Teile abgeformt. Die Aufnahmen der Abschleppschäkel sind auch zu überarbeiten, siehe Fotos. Die Antenne stammt aus dem Dragon Antennen Set. An Ätzteilen fanden u.a. auch Lüftergrätings (erschien mir sinnvoll), die Auspuffblenden und die vorderen Schmutzfänger Verwendung. Erfreulicherweise sind die frühen Feifel-Filter korrekt wiedergegeben, es sind lediglich die Halterungen der Luftein- und Luftauslaßschläuche zu ergänzen.

Das Turmdach wird mit den beiden Turmseiten und dem Kanonenlager und -blende verklebt, gespachtelt und gut verschliffen! Die Blende bekommt einen Anschlag verpasst.
Der Turm wird mit Tamiya Teilen weiter aufgewertet, ich habe die Kanone (mit der dicken Mündungsbremse - deren Arretierung ist scratch gebaut) und die Staukiste verwandt. Diese wird mit den dem Bausatz beigelegten Winkeln befestigt, es können aber auch flache Winkel scratch gebaut werden. Außerdem übernahm ich diverse Lukenteile aus Tamiya`s No. 35227 !
Der Turmlüfter ist aus dem Italeri-Teil enstanden, wurde aber stark verfeinert, d.h. neu aufgebaut. Die Nebelkerzen werden mit Leitungen aus Kupferlitze aufgewertet. Die Kanonenblende erhält einen Anschlag, diverse Schweißnähte werden neu gestaltet.
Die diversen Tiger I (E) Ätzteilsätze der verschiedenen Hersteller bieten weitere Verfeinerungsmöglichkeiten, kann, muß aber nicht.

Bemalung/Alterung

Mein Modell stellt das Fahrzeug Nr. 142 der 1. / sPzAbt. 501 dar. Bei Aufstellung in Ohrdruf erhielt die 501. Fahrzeuge im üblichen Schwarzgrau (RAL 7021), die vor der Verlegung nach Afrika in Khakigrau (RAL 7008, Humbrol 110, eher 26 ? ) umlackiert wurden. Manche Quellen halten Grünbraun (RAL 8000, Humbrol 93) für wahrscheinlicher. Ansichtssache, es gibt ja nur SW-Fotos...
Im bereits früh einsetzenden tunesischen Frühling - wohl schon im Dezember 1942 - wurde dann eine "erbsengrüne" Farbe aufgebracht, möglicherweise aber erst Anfang 1943. Das Innere der weißumrandeten Turmnummer verblieb Khakigrau.

Zunächst habe ich das komplette Modell mit Acrylgrundierung (matt) aus der Spraydose grundiert, ggf. in mehreren Durchgängen. Dies gewährleistet einen guten Haftgrund auf den verschiedenen Materialien, außerdem zieht sich die Farbe beim Trocknen etwas zusammen, was filigranen Ätzteilen zusätzliche Festigkeit verleiht.

Der ursprüngliche Grundanstrich wird mit Tamiya`s XF-63 (mit etwas XF-8 Blau abgetönt und XF-2 Weiß aufgehellt) per Airbrush auf Kanten und in Vertiefungen gebrusht. Danach habe ich die grauen Kanten mit einer Mischung aus XF-59 und XF-57 (mit etwas XF-58 zum Nachdunkeln) eingefasst. Die graue Farbe schimmert nunmehr nur noch andeutungsweise durch.
Die eigentliche erbsengrüne Bemalung entstand aus einer Mischung aus Humbrols Nr. 158, verfeinert mit diversen Anthrazit-, Grau- und Khakitönen von Revell, um die Leuchtkraft zu brechen. Die Farbe wird nun auf die großen Flächen aufgetragen, wobei die zuvor lackierten Kanten nur etwas Sprühnebel abbekommen. Hat so nicht funktioniert ;-( ***

Also habe ich die grüne Grundfarbe mit Revell 78 abgedunkelt, 1:1 verdünnt und nochmals in Vertiefungen und Ecken gespritzt. Danach die Grundfarbe mit weiß und gelb aufgehellt, 1:2 verdünnt und Flächen behandelt. Sofort danach die Grundfarbe 1:4 verdünnen und wolkig über das ganze Modell nebeln, um Konturen zu verwischen und um ein homogenes Finish zu schaffen. Aha ! Funktioniert !

Im vorangegangenen Absatz habe ich eine Bemaltechnik ausprobiert, die in der Zeitschrift MODELL FAN 8/2001 vorgestellt wurde, und dort in allen Einzelheiten beschrieben wird. Man kann das Modell natürlich auch gleich Erbsengrün brushen oder pinseln, und danach wie gewohnt ein Washing und Drybrushing durchführen!***

Abschließend wird eine stark verdünnte Mischung aus etwas Erbsengrün und viel Schwarz in Vertiefungen gebracht, mit stark aufgehellter Grundfarbe werden Kanten und Erhebungen trockengemalt.

Die Balkenkreuze wurden mittels Stencilit - Schablonen aufgebracht, die Turmnummern stammen aus dem alten Tamiya - Tiger Bausatz. Das rote Innere der Nummern habe ich mit einem Pinsel Gr. 000 Khakigrau (Humbrol 26 mit Grau und Gelb aufgehellt - erschien mir passend) ausgemalt. Falls Farbe auf die weiße Umrandung gelangt, kann diese nachträglich mit einer spitzen Skalpellklinge abgekratzt werden.

Nun glänzenden Klarlack auf die Turmseiten aufsprühen, der sollte aber mind. 24 Std. trocknen! Ich habe die bemalten Turmnummern mit Klarlack versiegelt, ausgeschnitten, und in Essigwasser abgelöst. Dann aufbringen und trocknen lassen. Von der Trägerfolie sollte nun nichts mehr zu sehen sein ! Mit Mattlack versiegeln, ggf. mit Pastellkreiden nachaltern.
Der Versuch mit diversen Bodenglanzpflegemitteln anstelle von Klarlack ging bei mir voll in die Hose, waren wohl die Falschen !

Werkzeuge, Laufrollenbandagen und Ketten bemale und altere ich nach, bzw. während des Finish`s am Modell in der üblichen Weise mit Washing, Trockenmalen und altern mit Pastellkreiden.

Fazit


Italeri hat es auch hier wieder verpasst, Anschluß an die Qualität der Dragon oder Tamiya Bausätze zu bekommen. Mir ist es einfach unverständlich, Fehler zu produzieren, die allein durch ein ausreichendes Studium der Fachliteratur zu vermeiden wären - zumal es sich um ein "neues" Modell handelt. Die Detailfülle ist ja gegeben - nur nicht korrekt umgesetzt! Man stelle sich nur mal vor, Italeri brächte mal korrekte Bausätze zu den Italeri-üblichen Preisen heraus! Bleibt zu hoffen, daß das "New Concept" der Truck-Line nicht auch auf die 1:35er Produktlinie übergreift! Letztendlich bietet Italeri mit dem Tiger Modell jedoch einen Bausatz, der den allgemeinen Ansprüchen in jeder Weise gerecht wird, wer nicht mit der "Nietenzählerei" geschlagen ist - so wie ich - wird meine Kritik wohl auch nicht nachvollziehen können...
Den "aus dem Kasten" -Modellbauer erwartet bei der Bewertung in Punkto Preis / Leistung und Detaillierung die volle Punktzahl, will man historisch "korrekt" arbeiten, sieht es folgendermaßen aus:

Preis / Leistung: ***** Paßgenauigkeit: *****
Detaillierung: ***** Schwierigkeitsstufe: *****

Empfohlene Literatur:

W. Schneider : Tiger im Kampf Bd. 1 / Schneider Armour Research
U. Feist / B. Culver : Tiger I / Ryton
B. Culver : Tiger I und Sturmtiger in detail / Ryton
Yoshikatsu / Motofumi : Tiger an der Front / Dai Nippon Kaiga
Steelmasters Nr. 11 und Nr. 13
Steelmasters Hors No. 7 "Tigre - debout de serie"
Modell Fan 3 / 95, 8 / 2001 (Maltechniken)
New Vanguard No. 5

© 5/2002 Christoph Garski

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