Tiger I (Sd.Kfz.181) Initial Produktion


Der Bausatz

Tamiya erfreut die 1/35 Modellbaugemeinde ja in schöner Regelmäßigkeit mit Tiger Bausätzen, alle irgendwie anders ... in diesem Fall haben wir uns für den Bausatz für die Initial Produktion entschieden, quasi die ersten Tiger, die die Produktionshallen verlassen haben und (wie in diesem Bausatz) im November 1942 nach Afrika gelangten. Dieser Bausatz kam im Jahr 2000 als limitierte Auflage zu einem recht günstigen Preis und erscheint dieses Jahr wieder allerdings zu einem (mir unverständlich) hohen Listenpreis von annähernd 100,-DM!

Ein Blick in den Karton erfreut und verwundert gleichzeitig ... zum einen sind die Teile wie üblich schön übersichtlich und in sehr guter Qualität an den Spritzlingen angeordnet. Der Turm soll die historisch korrekte asymmetrische Form haben, man muss in diesem Maßstab aber schon sehr genau hinsehen. Was aber verwundert ist, dass Tamiya wieder eine Vinylkette dem Bausatz beigefügt hat und nicht wie beim Bausatz 35194 eine schöne Einzelgliederkette, was ich im Hinblick auf den (neuen) Preis für ziemlich rückschrittlich halte!
Tamiya hat es allerdings geschafft eine wirklich brauchbare Version der ganz frühen Tiger herauszubringen die den Großteil der spezifischen Merkmale enthält, wie die gebogenen vorderen Schmutzfänger, die Lampenhalterung, die Seitenschürzen, die Pistolenblende am Turm hinten rechts, das frühe Treibrad, die Abgasdeckel, sowie noch weitere Kleinigkeiten!
Die Bauanleitung ist wie üblich in sehr guter Darstellung und lässt keine Fragen offen!
Die Abziehbilder lassen die Wahl für 4 verschiedene Fahrzeuge in Afrika, die alle bei der 501.schw.Panzerabt. zum Einsatz kamen.

Der Bau

Der Zusammenbau beginnt mit der Wanne, die mit der Heckplatte und den Kurbelarmen, welche wieder in exzellenter Passqualität daherkommen und keine Probleme bei der Ausrichtung machten
Die in der Bauanleitung folgenden Schritte des Laufwerks liessen wir erstmal aus, da zunächst die Bemalung des kompletten Fahrzeugs ansteht.
Also wird zunächst die Oberwanne zusammengebaut, die aus erfreulich wenigen und passgenauen Teilen besteht. Die Motorklappe kann auch geöffnet dargestellt werden ... wer also einen Tigermotor übrig hat kann ihn hier einbauen. Auf Lüftergitter haben wir bei unseren Afrikatigern verzichtet, zumal ich auch keinen fotografischen Beweis für Verwendung dieser Gitter auf frühen Afrika Tigern finden konnte!
Beim Bohren der Löcher in Teil G8 sollte man sich über die Version, die man bauen möchte im Klaren sein, und auch ob man eine Schaufel auf der Glacisplatte anbringen will, oder nicht! Dann kann man die Oberwanne auf der unteren befestigen, was fast nahtlos und ohne weitere Probleme geht!
Die Feiffel Filter sind der korrekte, frühe Typ und bestehen aus mehrern Einzelteilen mit wunderschönen, strukturierten Schläuchen. Letztere habe ich erst nach der Bemalung angebracht um den schwarzen Farbton beizubehalten. Carsten hat hingegen seine mit der sandgelben Farbe mit überspritzt.
Etwas Vorsicht ist dann bei den Scheinwerfern geboten, damit sie der Version entsprechend auch an der rictigen Stelle angebracht werden. Carsten und ich entschieden uns für die erste Version mit der filigranen Lampenhalterung auf den vorderen Schmutzfängern.
Sämtliche weiteren Ausrüstungsgegenstände und Werkzeug brachten wir erst nach der entgültigen Bemalung an, was aufgrund der Passgenauigkeit auch bei kleineren Teilen ohne Probleme verlief, bis auf die Abschleppseile auf der Oberwanne, diese standen im hinteren Bereich ungewohnt hoch ab, was keinen realistischen Eindruck vermittelte. Hier muss dieser Teil des Seils mit Sekundenkleber fixiert werden, oder die riskante Version mit der Lötkolbenspitze, bei der lokaleTeile des Seils erhitzt und der Struktur der Oberwanne besser angepasst werden. Hier ist allerdings Fingerspitzengefühl und Geduld gefragt.
Der Turm ist wieder eine wahre Freude, eine rudimentäre Inneneinrictung, die für diesen Zweck absolut ausreichend ist, sowie extrem passgenaue Teile, die schon fast einen nahtlosen Turm entstehen lassen! Die Asymmetrie des Turms lässt sich nur bei wirklich genauem Hinsehen feststellen, was bei diesem Maßstab allerdings auch nicht verwunderlich ist!
Die Kommandantenkuppel ist erfreulicherweise auch historisch korrekt, verwirrt aber etwas mit der Anbringung von Teil F17, wobei ich mich frage, ob die Luke wirklich beweglich gebaut werden kann!?
Nach dem Anbringen der Seitenschürzen und der Heckstaukiste kann die Bemalung des Panzers beginnen (siehe "Bemalung") und somit auch die Laufrollen ihren Anstrich und die Gummierung bekommen! Dies ist etwas zeitaufwendiger, da der Tiger über doch recht viele Laufrollen verfügt, von denen auch viele sichtbar sind! Das Treibrad habe ich (im Gegensatz zu Carsten) erst mit dem Aufziehen der Kette angebracht, da man sonst die Kette umständlich zwischen Zähnen des Treibrads und vorderen Schmutzfängern durchzwängen muss! Die Kette des Bausatzes ist LEIDER wieder mal eine Vinylkette, die ihrerseits aber eine hohe Qualität besitzt mit schöner Detaillierung. Dennoch ist es mir unverständlich, warum hier nicht die Einzelgliedkette verwendet wurde. Ok, die Vinylkette spart eine Menge Arbeit, ist aber nicht so formbar, wie Einzelgliedketten und ausserdem reisst sie IRGENDWANN, wenn das Gummi spröde wird!
Wir haben uns daher von die sehr günstigen Einzelgliedketten von Academy für frühe Tiger besorgt und diese passt hervorragend auf den Tamiya Tiger! Nach dem Aufziehen der Ketten folgt das Altern und Trockenmalen - und der Tiger ist fertig!
Abgerundet wird das Bild von einer ganz netten Kommandantenfigur, die den heute üblichen Tamiya Figurenstandards entspricht ... so wirkt das ganze Modell noch eine Spur lebendiger!

Bemalung/Alterung

Da die Tiger 1942/1943 in Tunesien keine Mehrfarbtarnung hatten, war das Bemalen relativ simpel. Carsten entschied sich für ein sandgelb direkt auf panzergrau gespritzt, während ich dem Mythos der grünen Tiger erlag. Diverse Nachforschungen in Büchern, Diskussionsforen und sonstigen Internetreferenzen konnte Grüne Tiger jedenfalls nicht dementieren, und es gibt diverse Hinweise auf die Bemalung der Tiger nach ihrer Ankunft Ende 1942 mit der 501.schw.Panzerabt. in Tunesien mit RAL7008 auf panzergrau bemalt wurden. Dazu erhielten sie wohl weiss umrandete 100er Turmnummern. Im Frühjahr 1943 im Tunesischen Frühling wurde einige Tiger offenbar der Vegetation angepasst und in einem Grünton übermalt (wobei das Innere der weiss umrandeten Turmnummern in RAL 7008 blieb). Wie genau nun dieser Grünton aussah, weiss man nicht genau, es wird aber amerikanische Beutefarbe vermutet!
Zunächst habe ich also meinen kompletten Tiger in Khakibraun (Revellfarbe 86) bemalt und darauf am Turm die Turmnummer angebracht. Über diese Nummern folgte eine Schicht Mattlack! Dann kam der schwierigste Teil ... ich hatte mir die Turmnummern 1:1 per Computer ausgedruckt und auf Tesafilm geklebt, so dass der Tesafilm nach aussen zeigte (also nicht zum Papier hin!). Die Nummern wurden möglichst exakt mit einem scharfen Skalpell ausgeschnitten und so gut wie möglich deckungsgleich auf die Turmnummern am Panzer geklebt (aber nicht ZU fest aufdrücken, damit beim abziehen die Abziehbilder keinen Schaden nehmen).
Als nächstes mischte ich mir ein grün für die Airbrush ... als Basis nahm ich Humbrol 158 und mischte dazu diverse Mengen an Revell Anthrazit, Khaki und Grau, um das Humbrol Grün etwas abzudunkeln und die Grünintensität zu mindern! Das ganze Fahrzeug wurde dann mehr oder weniger flüchtig in diesem Grün per Airbrush übergespritzt. Dabei ist es ganz reizvoll, wenn an ein paar Stellen die vorherige Farbe durchscheint. Auch kleinere Farbeinläufe an den Turmnummern sind nicht sooo wild, da auch im Original nicht so genau gearbeitet wurde! Für den preislich geringen Aufwand war ich mit der Gestaltung der Turmnummern sehr zufrieden!
Trockenmalen geschah an meinem Fahrzeug nur in sehr geringem Maße mit dunkler, metallischer Farbe. Aus Pastellkreide mischte ich mir einen hellen Sandton, mit dem der Tiger eingestaubt wurde. Vorher allerdings wurde ein flüchtiger wash aus dunklen Pastellkreiden mit Spiritus durchgeführt, der gerade im Bereich der Ketten und Laufwerk zu netten Effekten führt!

Carstens sandgelber Tiger entstand prinzipiell auf ähnliche Art und Weise. Zunächst wurde das Fahrzeug komplett mit Tamiya XF-63 "German Grey" bemalt, um eine Grundierung zu erhalten. Anschließend wurde Tamiya XF-59 "Desert Yellow" nicht ganz deckend mit der Airbrush aufgebracht. Grade an den Kanten und Stössen schimmert so die ursprüngliche graue Farbe durch, was den Eindruck von etwas strapazierter und abgenutzter Farbe wiedergibt. Nun wurde der sandgelbe Tiger mit aufghelltem XF-60 "Dark Yellow" "gehighlightet", um die Formen und Konturen etwas aufzulockern und das Modell plastischer wirken zu lassen. Abschließend folgte ein feiner Wash mit einer schwarz/rot-bräunlichen Mischung aus Künstlerölfarben, sowie das Trockenmalen mit hellbraunen Ölfarben.

Fazit


Wieder ein Tiger Bausatz, der in puncto Paßgenauigkeit Maßstäbe setzt, die Bauanleitung, die einen nie im Unklaren lässt, was zu tun ist, gepaart mit einem (jetzt) unverschämt hohen Preis und dafür NUR einer Vinylkette!
Nichtsdestotrotz ein toller Bausatz, für Anfänger und Profis gleichermassen geeignet, der ohne grosse Flüche zu einem Augenschmaus in der heimischen Vitrine gebaut werden kann!
Alles in allem gibt es keine gravierenden Mängel, jedoch ist dieser Bausatz nicht ganz so überzeugend wie die Mid Production (35194) - nicht zuletzt aufgrund der fehlenden Einzelgliederkette - daher auch "nur" ein
SILBER-Award!

Preis / Leistung: ***** Paßgenauigkeit: *****
Detaillierung: ***** Schwierigkeitsstufe: *****

Empfohlene Literatur:

© 8/2001 Thomas Hartwig / Carsten Gurk

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