Tiger II - Porscheturm (Sd.Kfz.182)


 

Das Original

Der Vorläufer des späteren Tiger II war der VK4502(P), Porsche Typ 180 und wurde Anfang 1942 entwickelt. Erst Mitte 1942 stieß auch Henschel zu der Entwicklung des Tiger II dazu. Krupp entwarf Türme für die Typen VK4502(P) und 4502(H). Für den Porschetypen wurden 50 Türme hergestellt, die dann später auf den Henschelwannen Verwendung (der Porsche Vorschlag für den Tiger II wurde abgelehnt) fanden (und diese dann fälschlicherweise als Porschetürme bezeichnet werden). Das VK4502(H) wurde schon bald vom VK4503 bei Henschel ersetzt, welches dann der Tiger II wurde. Die von Krupp entworfenen Türme für die Henschel Wannen wurden später die Serientürme.
Nach einem Vertrag über 3 Versuchsfahrgestelle wurde im Oktober 1942 ein Vertrag mit Henschel über 176 Fahrgestelle geschlossen. Das erste Versuchsfahrgestell V1 wurde im Oktober 1943 fertiggestellt. Die ersten Serien Tiger II verließen komplett erst im Januar 1944 die Werke. Bis zum Produktionsende im März 1945 wurden 489 Tiger II hergestellt, die über den Zeitraum diverse Änderungen erfuhren.
Die ersten 50 Tiger II erhielten die Türme, die für die Porsche Ausführung des Tiger II gedacht war und durch die runde Bugplatte erkennbar war.
Der Tiger II mit dem "Porscheturm" war mit Kanone 10,30m lang, 3,80m breit und 3,10m hoch. Der Maybach HL 230 P30 leistete 700 PS und konnte den insgesamt 68t schweren Tiger II auf maximal 42km/h beschleunigen. Der Turm war 100mm an der Front und je 80-88mm an den Seiten und 80mm hinten gepanzert und wog insgesamt 13 Tonnen. Die Wanne war an der oberen Bugplatte 150mm und an der unteren 100mm, sowie an den Seiten und hinten jeweils 80mm stark gepanzert.

Der Bausatz

Basierend auf dem bereits vorhandenen und guten Bausatz des Tiger II mit Porscheturm hat Dragon nun diesen Bausatz entwickelt und die betreffenden Bausatzteile mit schönem, leicht unregelmäßigem Zimmerit versehen.
Der Bausatz umfasst über 800 Teile an knapp 20 verschieden großen Spritzlingen plus Unterwanne, Turm, PE Teile, vorgeschnittene Einzelgliedketten (Magic Tracks), Metallkabel, vorgebogene Metallteile, Klarsichtteile, Metallrohr, Metallabschleppschäkel und einem Decalbogen.
Die Qualität ist wie von Dragon gewohnt hervorragend und bietet ein exzellentes, aufgeprägtes Zimmerit, das maßstäblich richtig wirkt und auch nicht zu gleichmäßig ist. Zwar gleicht nun ein Bausatz mit Zimmeritmuster dem anderen und es ist mit dieser Art des eingeprägten Zimmerits auch etwas schwerer Beschädigungen darzustellen, dennoch ist es für den Otto-Normal-Modellbauer das absolute Nonplusultra für den reinen Modellbauspaß mit einer guten Optik am fertigen Modell - und die Zeit- und Kostenersparnis statt Zurüstsets oder dem selber modellieren von Zimmerit sind schon beträchtlich.
Interessant ist hier allerdings, dass das Zimmerit der Oberwanne Aussparungen für das anbringen von Werkzeug und Zubehör besitzt, der Turm aber wie auch schon der Henschelturm eben nicht die Aussparungen für die Aufhänger für die Kettenglieder besitzt.
Alle Flächen und Kleinteile, die Zimmerit tragen sollen, liegen dem Bausatz bei, wie z.B. die Kanonenblende, die MG-Blende der Glacisplatte oder die Heckklappe am Turm, die sogar in zwei verschiedenen Varianten des Zimmeritmusters enthalten ist.
Neu sind in diesem Bausatz auch die Magic Tracks, also die vorgeschnittenen Einzelkettenglieder, die ziemlich einfach zu verarbeiten sind - je Beutel ist einmal ein Kettenglied und einmal das Verbinderglied enthalten und müssen nicht von einem Spritzling abgetrennt werden. Allerdings zeigen sich auch hier wieder kleine Auswerferstellen, die man versäubern muss und so den Modellbauspaß etwas trüben.
Der ganze Bausatz ist maßhaltig und die Teile von durchweg hervorragender Qualität und feinsten Details ohne Auswerferstellen.
Schön sind auch die durchsichtigen Plastikteile, die für Scheinwerfer und Winkelspiegel beiliegen.
Die Zusatzausstattung ist sehr gut, seien es die Metallkabel zur Darstellung der Abschleppseile, die Lüftergitter und andere Feindetails aus Ätzteilen (z.B. Verschlüsse und Halterungen mit Feinstdetails wie Flügelmuttern), die bereits fertiggebogenen "Übergitter" für die Lüftergitter am Motordeck, die einen sonst in den Wahnsinn treiben, sowie das Metallkanonenrohr, das einem eine Menge Arbeit erspart, wobei das Rohr auch aus zwei Plastikhälten baubar im Bausatz enthalten ist. Neben dem einteiligen Rohr liegt auch das spätere, zweiteilige Rohr in Plastik bei.
Die Bauanleitung ist auch wieder vom "Foto-Typ", d.h. die Bauschritte werden nicht an Zeichnungen illustriert sondern anhand von Fotos des Modells. Mit 25 Bauschritten und nicht überladenen Einzelschritten sollte man hier ohne große Probleme zum Ziel gelangen.

Als Markierungen werden vorgeschlagen und durch den Decalsatz abgedeckt:
- 3./s.Pz.Abt.503, Mailly le Camp 1944 in Dreifarbtarn
- s.Pz.Kp.(Fkl) 316, Frankreich 1944 (Nummer 13)
- s.Pz.Abt.506, Arnheim 1944 in gelb/grün
- unbekannte Einheit, Ostfront 1944 in Dreifarbtarn
- s.Pz.Abt.503, Normandie 1944 in Dreifarbtarn
- 3./s.Pz.Abt.503, Ungarn 1945 in Wintertarn


Der Bau

Der Bau beginnt mal wieder damit, dass man zunächst das Laufwerk an die Wanne baut, also die Schwingarme in die Wanne klebt. Hier empfiehlt es sich diese alle auf einer ebenen Platte auszurichten, damit man später keine schwebenden Laufrollen hat. Die Laufrollen an sich sind schnell zusammengebaut, wenn auch die Versäuberung der Angüsse etwas Zeit benötigt, damit die Laufflächen schön glatt werden.
Als nächstes steht der Einbau der Heckplatte ein, bzw. der Anbau der Anbauteile, wie Auspuffrohre, Unterlegklotz, usw. Die Darstellung des Zimmerits hier mit den entsprechenden Aussparungen ist sehr gelungen. Für die C-Haken und Halterungen habe ich nur die Halterungen an sich angebracht und einen der C-Haken später an einen der Abschleppschäkel eingehängt.
Dragon bietet die C-Haken und die Verschlüsse einzeln aus PE Teilen an, hat aber offenbar die jeweils zwei Stäbe auf denen die C-Haken sitzen vergessen. Ich habe diese aus Plastikrundmaterial geschnitten und eingeklebt.
Dann werden vorn in der Oberwanne die MG und Winkelspiegel eingeklebt und dann kann die Oberwanne auf die Unterwanne geklebt werden. Dies geht ohne Passprobleme vonstatten.
Nun geht es daran die Oberwanne mit Lukendeckeln, Lüftern und Anbauteilen versehen.
Die Lüftergitter werden mit Sekundenkleber aufgeklebt - ein besonderes Vergnügen ist der Anbau der "Über-Gitter" der vorderen Lüfter, die bereits fertig und vorgebogen sind.

An den Wannenseiten werden Werkzeug und Abschleppseile angeklebt, was ohne Probleme geht. Dragon bietet hier für alle Werkzeuge, sowie die Halterungen des Abschleppseils wahlweise PE Teile an, die wahrlich fein detailiert sind. Aber auch die bereits angegossenen Halterungen sind schön gemacht, weswegen ich auf den mühseligen Bau der PE Teile verzichtet habe. Lediglich die Halterungen des Abschleppseils auf der rechten Seite habe ich aus den PE Teilen gebaut, da ich hier das Abschleppseil weglassen wollte und so bieten sich die PE Teile an um die leeren Halterungen darzustellen.
Die Abschleppseile liegen als gedrillte Drahtseile bei, was absolut perfekt für die Optik ist. Etwas kniffelig ist das exakte Ablängen, sodass das Seil genau in die Endhalterungen mit den Seilkauschen passt und sich das Seil exakt in die Halterungen einpasst.

Das Stromkabel für den Frontscheinwerfer liegt bereits als Drahtstück vor mit genau den richtigen Längen und Winkeln eingebogen - trotzdem ist der genaue und saubere Anbau eine Sache für sich.
Ein wenig Arbeit habe ich mir dann mit den Schürzen aufgehalst, denn so in einem Stück wollte ich sie nicht am Panzer haben - sie sehen zwar schön aus, aber Lücken durch weggefallene Elemente machen einfach mehr her.
So habe ich bei beiden Schürzen Elemente herausgeschnitten. Da man dadurch nun Blick auf das Profil der Plastikschürzen hat, sieht man, dass diese maßstäblich viel zu dick sind. Daher habe ich an den Kanten mit einer Fräse und Skalpell nachgeholfen und dünn geschliffen.
An der Wanne wurden dann die Aufhängepunkte durch Drahtstifte dargestellt, die eingebohrt wurden.
Als nächstes steht der Bau des Turms auf dem Programm. Dieser macht einen hervorragenden Eindruck mit der gekurvten Front und dem aufgebrachten Zimmerit.

Zunächst wird an dem Unterteil der Innenteil der Kanone mit Höhenrichtung eingebaut. Desweiteren werden die Innenteile wie Nahkampfwaffe und Lukendetails eingebaut. Dann geht es schon daran, den Turm mit dem Unterteil zu verkleben. Am Turm werden dann weitere Details angebracht - darunter die Kommandantenluke mit den durchsichtigen Winkelspiegeln.
Ein wenig Arbeit macht die Rückwand mit der Heckluke. Beim Anbau der Scharniere muss man etwas vorsichtig sein, denn die Darstellung in der Bauanleitung ist nicht ganz klar. Interessanterweise ist die Darstellung des Zimmerits exzellent, aber an der Heckwand wurden die sechs markanten Nieten "vergessen". Zum Glück finden sich diese auf dem entsprechenden Bauteil ohne Zimmerit, das dem Bausatz auch beiliegt. So habe ich diese Nieten dort abgetrennt und auf dem Teil mit Zimmerit eingeklebt.
Die Position wurde per Augenmaß bestimmt und mit dem Bohrer ein wenig eingebohrt.
Noch ein wenig Eigenarbeit ist an der linken Turmseite zu verrichten, denn trotz des Zimmerits sollte die an der Basis der Ausbuchtung der Kommandantenkuppel eine Pistolenöffnung zu sehen sein - diverse Fotos zeigen dies und ist im Bausatz leider nicht berücksichtigt. Ich habe mit einem Stanzwerkzeug eine entsprechend große runde Vertiefung in das Zimmerit gepresst und mit dem Skalpell versäubert.
Auf das Anbringen der Ersatzkettenglieder am Turm respektive der Aufhänger habe ich verzichtet, da diese in echt auch erst nachgerüstet wurden und im Bausatz die Befestigungspunkte im Zimmerit nicht dargestellt sind.
Beim Kanonenrohr habe ich auf das Alurohr zurückgegriffen, da es einfach besser aussieht.
Mit dem Aufsetzen des Turms auf die Wanne ist der Bau dann beendet - Das Aufziehen der Ketten erfolgt erst nach der Bemalung.

Bemalung/Alterung

Die Bemalung ist für diesen Tiger II is im Dreifarb Anstrich gehalten, wobei ich das ganze Fahrzeug erstmal mit Haftgrund aus der Dose grundiert habe. Dann wurde das ganze Fahrzeug mit Vallejo Model Air MA011 "Tank Green" per Airbrush als Grundfarbe gesprüht. Das Ergebnis war ein etwas zu hell geratener Grünton - auch wegen der hellen Grundierung. Daher habe ich einen zweiten Durchgang mit einer Mischung an MA011 und MA022 drüber gesprüht. Dann habe ich breite braune Streifen nach gutdünken mit Vallejo MA041 aufgesprüht und danach die Ränder mit der feinen Düse und einer Mischung Vallejo MA025 und ein paar Tropfen MA001 dünn aufgesprüht.
An Markierungen habe ich mich an dem Dragon Vorschlag und die Decals für die 3./s.Pz.Abt.503 gehalten. Dazu habe ich die Turmnummern "332" am Turm und zwei Balkenkreuze. Da diese auf dem unebenen Zimmerit angebracht sind, habe ich sie mit Micro Sol Decalweichmacher behandelt, was sie extrem in die Rillen gezogen hat - ich bin schwer begeistert.

Danach folgte ein washing mit der fertigen Washing-Lösung von Mig (P220). Diese hat sich sehr gut in den Vertiefungen abgesetzt und bringt damit eine Menge Tiefe in das Modell. An den Stellen wo die Schürzen fehlen, habe ich eine Extra Ladung Washing Lösung aufgebracht um den Bereich etwas abzuheben.
Nach ordentlicher Durchtrocknung wurde dann in hellgrüner Ölfarbe trockengemalt, um die Ecken, Kanten und Nieten hervorzuheben. Gerade Nieten/Bolzen an den Rädern und das Zimmerit profitieren davon.
Die Holzteile des Werkzeugs und die Rohrreinigungsstangen habe ich mit Tamiya XF-59 bemalt und dann mit Vallejo VA183 fleckig übergemalt.
Dann werden noch Kleinteile bemalt, wie Laufflächen der Räder, Metallteile, Kolonnenfahrgerät und der Auspuff. Die Metallteile wurden mit Vallejo Oily Steel bemalt.
Die Ketten werden recht einfach zusammengebaut, was dank der Magic Tracks recht einfach und zügig geht. Ich habe nur die äusseren Stege zwischen zwei Kettengliedern verklebt um eine längere Beweglichkeit der Kette zu garantieren. Bei zügigem Bau bleibt noch genug Zeit um nach dem Zusammenbau noch eine Grundierung mit Vallejo Oily Steel zu erhalten. Bevor der Kleber dann anzieht, wird die Kette dann auf das Laufwerk gebracht und hier ist es von Vorteil, wenn das Treibrad beweglich ist, denn sonst ist es nahezu unmöglich die Kette zwischen Treibrad und Kettenblech durchzubringen.
Danach wird die Kette mit bräunlichen Pigmenten behandelt und auch mit einem schwarzbraunen Washing versehen. Danach die Kontaktflächen auf der Aussenseite mit Eisenfarbe trockengemalt.
Da das Modell später einmal auf einer kleinen Vignette Platz finden soll, wo es eine Wiese durchpflügt, habe ich schon mal entsprechende Verschmutzung aufgebracht. Dazu habe ich eine Pampe aus Acryl Resin und diversen Mig Pigmenten gemischt und Grasfasern einer Heki Grasmatte eingemischt und per Pinsel auf das Modell gebracht - hauptsächlich im hinteren Bereich wo sich der aufgewühlte Matsch direkt ablagert und in der Folge auf dem oberen teil der Kette und angrenzenden Bereichen.
Die Figuren wurden komplett mit den Panzer Aces Farben von Vallejo bemalt - die Kommandantenfigur entstammt dem Sortiment von Alpine und die Fahrerfigur ist von Wolf. Beide machen einen exzellenten Eindruck mit feinen Details.

Fazit

Ein Bausatz, der wirklich Spaß gemacht hat - schneller und einfacher bekommt man keinen Tiger II mit gut aussehendem Zimmerit. Dies ist grade für Anfänger ideal. Winzige Unpässlichkeiten mit den fehlenden Nieten am Turmheck sind schnell behoben und werden durch den allgemein guten Detailgrad und die tollen Einzelgliedketten kompensiert. Daumen hoch!

Preis / Leistung: ***** Paßgenauigkeit: *****
Detailierung: ***** Schwierigkeitsstufe: *****

Empfohlene Literatur:

Pz.Kpfw.VI Tiger Ausf.B Königstiger - Technik und Einsatzgeschichte - (Waldemar Trojca) - ISBN: 978-3-86619-017-7Tiger im Kampf I - (Wolfgang Schneider) - ISBN: 3-935107-01-3Achtung Panzer Band 6 Panzerkampfwagen Tiger - (Mitsuru Bitoh) - ISBN: 4-499-22706-2Germany's Tiger Tanks: From VK45.02 to Tiger II - (Jentz, Doyle) - ISBN: 0-7643-0224-8Der Panzerkampfwagen Tiger und seine Abarten - (Walter Spielberger) - ISBN: 3-87943-456-6

© 11/2008 Thomas Hartwig

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