Über den Tiger II, welcher auch sehr häufig als Königstiger oder King Tiger bezeichnet wird wurde bereits reichlich berichtet. Neben vielen anderen Quellen auch auf unserer Webseite. Daher spare ich mir hier eine ausführliche Wiederholung. Der Panzerkampfwagen VI Ausf. B Tiger II (Sd.Kfz. 182) war eine verbesserte Version des 1942 eingeführten schweren Panzerkampfwagens VI Tiger. Bis Kriegsende wurden insgesamt 492 Exemplare gebaut, wobei sich die Produktion mit der der früheren Tiger-Variante zeitweilig überschnitt. Ich berichte hier über den Bau eines Tiger II wie er für den Juli 1945 vorgesehen war. Daher möchte ich lediglich auf die geplanten, von außen erkennbaren, Änderungen im Vergleich zur letzten Produktionsreihe hinweisen: · Entfernungsmesser seitlich am Turm
Ein Tiger II von Ammo of Mig? 1945 King Tiger, 2 in 1? Was hat es denn damit auf sich? Unter der Artikelnummer A.MIG 8500 ist von Ammo of Mig ein limitierter Plastikspritzgussbausatz 1945 King Tiger erschienen. Der Basisbausatz ist ein Tiger II von Takom - jedoch ohne Inneneinrichtung und mit nicht beweglichem Laufwerk. Dafür liegen aber Spritzrahmen mit zusätzlichen Bauteilen für die zuletzt produzierte Version vom März 1945 oder für die, für den Juli 1945 geplante Version, dem Bausatz bei. Im Karton befinden sich 11 graue und ein transparenter Spritzrahmen, die Ober- und Unterwanne, das Turmoberteil, eine kleine PE Platine und ein Decalbogen. Mit diesem Kit ist es also möglich die letzte Version vom März 1945 oder die, für Juli 1945 geplante, Version zu bauen. Leider wurde ein wichtiges Detail nicht beachtet und auch nicht mit dem Bausatz umgesetzt: Die Juli 1945 Version des Tiger II sollte ein stärker abgewinkeltes Turmdach wegen der Entfernungsmesser erhalten. Diese würden sonst innerhalb des Turmes mit der 10,5 cm Kanone kollidieren.
Die Unterscheidung der Versionen März und Juli 1945 wird in der Anleitung ganz einfach dargestellt. In den Baustufen erfolgt die Kennzeichnung der Abschnitte durch eine zusätzliche Ziffer. Will man die Version März 1945 bauen muss man die Baustufen mit -1 wählen. Also zum Beispiel 16-1. Für die Juli 1945 Version ist dann entsprechend die Baustufe 16-2 zu wählen. Ist keine Zusatzziffer vorhanden gilt der Bauabschnitt für beide Versionen. Ich habe mich entschieden die Juli 1945 Version zu bauen da das Thema mir doch etwas mehr modellbauerische Freiheit beschert. In einigen Internetforen und Zeitschriften fand ich Hinweise darauf, dass bei den Tiger II Bausätzen von Takom die Schwingarme der Drehstäbe nicht exakt auf 90° abgewinkelt sind und es dadurch zu schief stehenden Laufrädern kommen soll. Nun hatte ich natürlich die Befürchtung, dass es eventuell auch bei diesem Bausatz zum gleichen Fehler kommt ... Im weiteren Verlauf hielt ich mich zunächst auch nicht an die Anleitung. Statt die Kleinteile, wie z. B. die Werkzeuge und Abschleppseile an den Seiten des Wannenoberteils zu verkleben setzte ich zunächst das Heck mit der Ober- und Unterwanne zusammen. Hier wartet übrigens die erste kleine Tücke auf den Modellbauer. Bei der Version ab März 1945 fielen der Wagenheber und der hölzerne Unterlegklotz weg. Das wird dann wohl auch für die Juli 1945 Version zutreffen. Die Heckwand (Bauteil S1) weist aber noch zwei kleine Öffnungen für den Wagenheber auf welche verspachtelt werden müssen. An der rechten Wannenoberseite befinden sich zwei Aussparungen. Siehe die roten Markierungen in Bild 3. Hier würde man bei der Version vor März 1945 das Kettenaufziehseil, Bauteil G16, anbringen. Bei der Version ab März 1945 wurde dieses Drahtseil aber nicht mehr angebracht. Daher gehe ich auch hier davon aus, dass es auch bei der Version Juli 1945 nicht vorhanden gewesen wäre. Ich entschied mich daher die beiden Aussparungen zu verspachteln. Die Bauanleitung hüllt sich dazu in totales Schweigen ... weder das Drahtseil noch das verschließen / verspachteln der beiden Aussparungen wird erwähnt. Innerhalb der großen Abschleppseile werden an der Wannenseite die Rohrwischerstangen mitgeführt. Die Bausatzteile sind eigentlich viel zu kurz für die längere 10,5 cm Kanone und müssten daher gegen längere Stangen ausgetauscht werden. Ein Umstand der vom Bausatz - Hersteller nicht beachtet wurde. Ich habe es aber ebenfalls nicht umgesetzt und mich entschieden die kurzen Stangen zu verwenden. Die Kettenabdeckungen an der Wannenseite (B1 und B2) wollte ich nicht montieren und ließ sie, sowie die hinteren Schmutzfänger, komplett weg. Die Bausatzkette aus Einzelgliedern und Segmenten verwendete ich nicht, sondern gönnte mir noch eine Friul-Kette ATL-37. Weiter ging es mit dem Turm. Die Montage läuft unspektakulär, einfach und zügig voran. Lediglich an den Turmseitenwänden müssen vorne links und rechts die oberen kleinen Aussparungen zur Aufnahme der Haken für die Ersatzkettenglieder verspachtelt werden, da hier die Ersatzkettenglieder nicht zu montieren sind. Sie würden sonst mit den Entfernungsmessern kollidieren. Ansonsten geht der Bau gemäß Anleitung zügig und leicht von der Hand. Der Turm lässt sich übrigens nur lose auf die Wanne aufsetzen. Man kann ihn nicht, wie man es von anderen Bausätzen her kennt, verriegeln. Solange das Modell nur in der heimischen Vitrine steht mag das nicht weiter tragisch sein, nimmt man das Modell jedoch mit zu Ausstellungen, Clubtreffen oder ähnlichen Veranstaltungen besteht schnell die Gefahr dass der Turm abfällt. Ich entschied mich daher ihn mit der Wanne zu verkleben. Sicher ist sicher. Abschließend erhielt der Turm noch einen Kanister und eine kleine Rolle Draht. Beides wurde an leeren Aufnahmehaken der Ersatzkettenglieder angebracht um noch ein paar kleine Details und Blickfänge zu schaffen. Die beiden Besatzungsmitglieder stammen aus dem Sortiment von Alpine. Sie wurden lediglich mit einer Verkabelung ihrer Sprechsätze aufgewertet.
Zunächst habe ich das Modell mit schwarzem Primer grundiert. Horizontale Flächen wurden mit weißem Primer bearbeitet. Anschließend erfolgte die Grundlackierung mit Resadagrün aus dem Farbsortiment LATE WAR GERMAN COLORS von Ammo of Mig. Dieser Grundfarbton wurde dann von mir mehrfach durch Zugabe von Weiß aufgehellt um eine kontrastreiche und optisch interessante Oberfläche mit deutlichen Höhen und Tiefen zu erhalten. Mir schwebte ein Panzer vor der aus Turm, Kanone und Wanne von verschiedenen Fahrzeugen zusammengesetzt wurde. Daher lackierte ich die Wanne und den Turm zunächst nur einfarbig in Resadagrün. Der Turm erhielt dann zusätzlich rotbraune Tarnflecken mit dünneren Streifen in Dunkelgelb. Das Kanonenrohr wurde in Panzergrau lackiert und erhielt farbliche Abstufungen durch Zugabe von Schwarz und Weiß, die Kanonenblende erhielt eine Lackierung in Dunkelgelb. Dann erfolgte die Bemalung der Details wie Werkzeuge, Abschleppseile usw. Bei den Markierungen griff ich auf die im Bausatz enthaltenen Decals zurück und verpasste dem Panzer schwarze Balkenkreuze. Die rote 502 gefiel mir sehr gut, sie bringt noch etwas Farbe ins Modell und wurde auf der Kanonenblende platziert. Das Rohr wollte ich mit den drei weißen Abschussmarkierungen verschönern, musste aber leider feststellen, dass sie für das 10,5er Rohr zu kurz sind. Sie passen wohl nur um das 8,8er Rohr ... Anschließend versiegelte ich das Modell mit seidenmattem Klarlack und nun konnte der Spaß beginnen. Ich wollte dieses Modell als Testobjekt für verschiedene Techniken und Möglichkeiten der Alterung nutzen. Mit starken Abnutzungserscheinungen sollte der Endzustand sehr ungepflegt wirken… Und so wühlte ich mich durch mein, nicht gerade kleines, Sortiment mit allen möglichen Filtern, Washings, Tinkturen, Pigmenten und Ölfarben. Dadurch ergab sich eine große Vielfalt von Farbtönen und Schattierungen. Durch die Nutzung von vielen verschiedenen Produkten und die Anwendung von bisher noch nicht ausprobierten Techniken zog sich die Bemalungs- und Alterungsphase sehr in die Länge. Während der Bau des Modells sehr zügig voran ging brauchte ich für die Farbgebung doch mehrere Wochen. Immer wieder ging auch mal etwas daneben, ab und zu war ich mit dem Resultat nicht zufrieden und begann wieder von vorne ... Wenn mich heute jemand fragen würde wie ich die Alterung gemacht und welche Produkte ich dafür genutzt habe, so während meine Antwort wahrscheinlich: „Es war zu viel, ich weiß ich nicht mehr.“ Bei der Verschmutzung hielt ich mich jedoch stärker zurück. Ich bin kein Freund von extrem dicken Schlammkrusten. Das mag zwar durchaus realistisch sein, verdeckt mir persönlich aber doch zu viele Details und Feinheiten. Daher ließ ich die reine Verschmutzung insgesamt dezenter ausfallen. Auch hier nutzte ich wieder mehrere Produkte aus dem Sortiment von Ammo of Mig.
Die Modellbaugemeinde schrie laut auf als sich herausstellte, dass das Turmdach nicht den „richtigen“ Winkel hat, dass die Rohrwischerstangen zu kurz für das 10,5er Rohr sind ...
© 12/2017 Thomas Stefanus |