leichter Panzer 38M Toldi I


 

Das Original

Der Toldi I basiert auf dem schwedischen L-60 Panzers mit einigen Verbesserungen und wurde ab 1939 in Ungarn produziert. Die Bewaffnung bestand aus einer 20mm Panzerbüchse und einem koaxialen 34/37AM MG. Die Panzerung bestand aus Panzerplatten von 13-20mm Stärke.
Der Antrieb erfolgte über einen 155 PS starken L8V Dieselmotor. Dieser ermöglichte dem 8,5t schweren Fahrzeug eine Höchstgeschwindigkeit von 50km/h.
Der Toldi I war 4,75m lang, 2,14m breit und 1,87m hoch.


Der Bausatz

Damit hatte bis vor kurzem sicher keiner gerechnet - der ungarische Toldi im Maßstab 1:35. Aber nun ist es soweit und er hat die heimischen Shopregale erreicht.

Der Kartoninhalt besteht aus 15 Spritzlingen, von denen 11 für die Einzelgliedkette sind, Unterwanne, Oberwanne, Turm, PE Teile und ein Decalbogen.

Die Teile sind ganz hervorragend gespritzt - schöne Details und absolut saubere Ausführung ohne Grate oder Auswerferstellen.
Diw Unterwanne ist in einem Stück gegossen, lediglich die Heckwand muss noch eingebaut werden. Laufrollen und Treibrad wissen ebnfalls zu gefallen, auch wenn die Details in der Laufrollen bei extremer Nahbesichtigung ein wenig soft aussehen. Die Kette ist der absolute Hammer. Sehr kleine und vor allem filigrane Kettenglieder mit langem Führungszahn ... exzellent und fein dargestellt. Leider mit 4 Angusspunkten im Spritzling wird es eine Qual des heilen Heraustrennens (auch wenn der verwendete Kunststoff ein wenig Torsionsstabilität aufweist), des Versäuberns und Zusammenbaus werden - sind es doch nicht weniger als 125 Kettenglieder pro Seite!
Am Toldi an sich gibt es nur wenig Anbauteile. Feine Details, wie die Kettenblechhalterungen, Lampenabdeckungen und das frontale Schutzgitter sind aus schönen PE Teilen gemacht.
Der Turm besteht auch nur aus wenigen Teilen. Die Turmluke könnte offen gebaut werden, aber dann fehlen die Lukeninnendetails und überhaupt die Inneneinrichtung. Die 20mm Kanone ist aus Plastik und dafür recht schön und sogar mit offener Mündung dargestellt ist.

Die Bauanleitung macht ebenfalls einen guten Eindruck und ist mit 13 Bauschritten echt übersichtlich. Hier gibt es keine Unklarheiten.
Der Decalbogen und der farbig gedruckte A4 Bogen als bemalungsvorlage erlauben den Bau einer Version in Dreifarbtarn und den ungarischen Hoheitsabzeichen in rot, weiß und grün.




Der Bau

Der Bau beginnt mit dem Zusammenbau Der Lauf-, Leit- und Treibräder und schon beim Treibrad mit den vielen enggestellten Zähnen kommt das panikartige Gefühl hoch, dass die Kette aus vielen sehr feinen Gliedern bestehen wird - doch dazu später mehr.
Die Wannenseiten werden relativ schnell und einfach mit den Radstationen und weiteren Anbauteilen versehen, wobei man an der Aufhängung für das Leitrad schon etwas fummeln muss und genau schauen muss, dass es auch gerade ausgerichtet ist.
Auch beim Anbau der Schwingarme ist Vorsicht angebracht, denn diese sind nur über einen recht kleinen Bolzen mit der Wanne verbunden - hier muss man besser in allen Dimensionen die Ausrichtung prüfen, bevor der Kleber fest wird, sonst stehen nachher die Räder schief.
Die Räder sollte man entweder erst aufstecken, wenn die Schwingarme wirklich fest sind, oder man klebt erst die Räder an die Schwingarme und beides dann an die Wanne - so kann man den Kontakt aller Räder mit dem Boden überprüfen.
Die Kette ... ja, die Kette. Wirklich ansprechend gegossen - so filigran und fein und leider mit je 4 Angusspunkten pro Glied. Dieser Aufwand ist enorm - für mich zu viel und so habe ich die exzellente Metallkette ATL-128 von Friulmodel verwendet. Diese hat einen sehr guten Guss und wird mittels Draht gesteckt. Und trotz des fiesen, weichen Messingdrahts und der winzigen Glieder gab es nur wenig Probleme beim durchstecken.

Die Kette wird ganz am Ende nach der Bemalung aufgezogen. Dafür lohnt es sich übrigens das Treibrad nur zu stecken oder mit nicht endfestem Kleber zu befestigen.

Zunächst geht es mit der Heckplatte weiter. Auf diese wird der Auspuff aufgeklebt und die Heckplatte dann in die Unterwanne eingepasst. Das klappt ganz ohne Probleme.
Im nächsten Bauschritt muss man etwas genauer hinsehen, denn es werden beide Lüftergrätings von innen an die seitlichen Aussparungen geklebt. Diese sitzen in rund hundert verschiedenen Positionen, da keine Markierungen vorhanden sind. Also unbedingt die Ausrichtung beachten (Bauzeichnung ist ja Überkopf) und von aussen kontrollieren, dass kein Spalt oder der Rand zu sehen ist.

Als nächstes werden dann die Kettenbleche angeklebt. Da diese jeweils drei Löcher für kleine Stifte in der Oberwanne besitzen, ist die Ausrichtung relativ einfach, man muss aber auch wirklich sicherstellen, dass diese auch direkt im Loch sitzen, da sich sonst Spalten bilden. Notfalls mit Etwas Kraft in Position drücken und während des Klebevorgangs achtgeben, dass sich nicht noch wieder etwas löst.
Die Kettenbleche werden dann mit den Halterungen aus PE Teilen verfeinert. Das Biegen dieser gestaltet sich nicht ganz einfach, denn sie sind teilweise sehr klein und man hat kaum genug Platz um mit einer Zange anzufassen. Gerade der kleine Teil der sich um die äussere Wölbung des Kettenblechs biegt, ist bei der vorderen Doppelhalterung nicht ganz einfach.

Es folgen die beiden Staukisten auf den kettenblechen am Heck, die keine probleme bereiten, sowie die Fahrerluke und Scheinwerfer vorn. Das sehr schöne PE Teil des Scheinwerferschutzes ind er Mitte habe ich erstmal nur mit Plastikkleber fixiert um es nach der Bemalung nochmal entfernen zu können. Auf den Scheinwerfer
(und beide Begrenzungsleuchten) werden nämlich nach der Bemalung die klaren Linsen von AK Interactive geklebt, die den Scheinwerfern eine wesentlich realistischere Optik verleihen, als es jegliche Bemalung könnte. Für den Hauptscheinwerfer habe ich eine 4mm und für die Begrenzungsleuchten 1,5mm Linsen benutzt. GGf. sollte man hier sogar 2mm Linsen nehmen,
Die Sichtschlitze für den Fahrer sollen mit den Drehluken verschlossen werden - ich fand das aber etwas langweilig und auch unrealistisch, wenn schon die Luke an sich geschlossen ist. Daher habe ich diese erst aufgebohrt und dann per Skalpell in Form geschnitten. Nach der Bemalung wurden die Öffnungen mit Krystal Klear verschlossen.
Für die beiden PE Abdeckungen der seitlichen Begrenzungsleuchten liegt eine Biegehilfe im Bausatz mit bei, was ich als sehr gut empfinde, da Rundungen sonst immer schwer zu biegen sind.
Mit dem Aufsetzen der Ober- auf die Unterwanne ist diese dann erstmal komplett.
Damit geht es weiter zum Turm.

Dieser setzt sich relativ schnell aus dem Turmober- und Unterteil zusammen. Die Turmseiten werden mit Sichtklappen und weiteren Details versehen. Die Turmluke habe ich offen gelassen, da ein Panzer mit allen Luken geschlossen ein wenig öde wirkt.
Leider hat Hobby Boss die Innenseite des Turmluks nicht detailliert und so fehlen der Schließ- und Haltemechanismus. Diese habe ich aus Plastik- und PE Teilen nachgebaut.

Der Anbau der Antenne aus dem PE Streifen ist etwas tricky, denn man muss die Antenne so biegen, dass sie zum einen mit beiden Enden plan auf den Turmhalterungen aufliegt und sich verkleben lässt und zum anderen in einem schönen gleichmäßigen Bogen läuft ohne Knicke zu haben.

Die Kanonenblende wird einfach auf die Turmvorderseite geklebt wodurch keine Höhenrichtung möglich ist. Das Kanonenrohr und MG-Lauf werden direkt eingeklebt. Die Optik ist ganz ok und Metallrohre gibt es bislang noch nicht davon.

Damit ist der Bau dann beendet.

Bemalung/Alterung

Als erstes wird das Modell mit Chaos Black aus der Sprühdose von games Workshop grundiert. Darüber habe ich dann mit AK-171 olivgrün komplett aufgesprüht. Allerdings ergab das ein zu blaustichiges grün. Ich habe daher das AK-171 mit diversen anderen grüntönen ergänzt. Darunter Tamiya XF-5 und gelbliche grüntöne aus dem Vallejo Farbsegment. Leider habe ich mir im Irrsinn des mischens weder die Farben noch die Mengen notiert.
Die gelben Tarnstreifen wurden per Airbrush und mit Tamiya XF59 aufgesprüht. Für das Braun habe ich dann AK-168 und AK-169 gemischt und ebenfalls aufgesprüht. Das Tarnmuster habe ich nach gutdünken selber ausgewählt.
Die Laufrollen und Wannenseiten wurden komplett in gelb gehalten.
Die Bemalung wurde mit einem Überzug aus seidenmattem Klarlack abgeschlossen.
Als nächstes folgt das Aufbringen der Decals. Diese sind mit rot, weiß und grün recht farbenfroh und geben dem Modell ein paar schöne Farbkleckse.
Mit dem Streaking Grime von AK habe ich einige vertikale Laufspuren an Wannen- und Turmseiten aufgemalt und mit Verdünner soweit ausgeblendet, dass sie nicht zu deutlich hervortreten.
Es folgt ein dunkelbraunes Detailwashing mit AK-045 und konzentriert sich auf die Vertiefungen und Nieten um sie mehr hervorzuheben.

Als nächstes habe ich die Details bemalt. Die Gummierung der Laufrollen wurde mit Revell Anthrazit 009 bemalt. Die Antenne und der Lauf der Kanone wurde mit Modelmaster metalizer steelblue bemalt. Auch der Auspuff wurde damit grundiert und dann mit rostbraunen Pigmenten gealtert.
Nach dem Durchtrocknen aller Farben wurde ein dezentes Trockenmalen durchgeführt. Dazu habe ich eine helle Mischung aus ocker und grünen Ölfarben gemischt und mit einem Flachpinsel über Ecken, Kanten und Erhebungen gebrusht um diese deutlicher hervorzuheben.
Die Friulmodel Kette wurde zunächst in Brünierungsmittel dunkel gefärbt. Dabei muss man aufgrund der Filigranität viel mit der Zahnbürste schrubben umd alle Luftbläschen zu entfernen.
Die Laufflächen der Innenseite der Kette wurde mit Vallejo Oily Steel bemalt. Die restlichen Flächen wurden mit Track Wash und ein paar Pigmenten verfeinert.
Zum Abschluss wurden ein paar Schlammspritzer auf das Modell gebracht. Der Schlamm wurde aus Gipspulver und Pigmenten gemischt und dann von einem Pinsel per Airbrush auf das Modell gepustet. Mit Farblösungen von AK-Interactive wird der getrocknete Schlamm farblich nachbehandelt. Mit weiteren hellen Pigmenten wurde dann noch etwas Staub aufgetragen.



Fazit

Ein toller Bausatz für diesen kleinen Panzer. Nicht nur, dass man sich mit der ungarischen Armee eine neue, interessante Nische gesucht hat - die Ausführung und Baubarkeit wissen absolut zu gefallen. Die Anzahl und Filigranität der Ketten bremst die Bastelgeschwindigkeit massiv aus - aber alles in allem bekommt man für relativ kleines Geld einen ganz hervorragenden Bausatz, der sich (bis auf die Ketten) mal in ein paar Stunden bauen lässt. Eine Figur wäre noch wünschenswert gewesen.

Preis / Leistung: ***** Paßgenauigkeit: *****
Detailierung: ***** Schwierigkeitsstufe:
(ohne Bausatzkette)
*****
*****



© 12/2012 Thomas Hartwig

7416 Leser dieses Bauberichts seit dem 28.12.2012

zurück zur Übersicht