Toyota Landcruiser Pickup



 

Das Original

Der Toyota Landcruiser Pickup ist spätestens seit dem "Arabischen Frühling" ein anerkanntes Kriegsgerät. Aber seine Geburtstunde als Waffenträger waren die diversen Bürgerkriege und Konflikte die der Libanon seit den frühen 1970ern über sich ergehen lassen musste. Sehr schöne Bücher zum Thema sind Samer Kassis`s Standardwerk "Military vehicles in LEBANON 1975-1981" und "Civil Wars - The Gun Trucks Volume 1" von Moustafa El-Assad.
In letzterem fand ich auch das Vorbild für das hier gezeigte Modell: Einen MP Truck der muslimischen Nasseriten-Miliz mit aufgesetztem DshKa-MG.

Der Bausatz

Meng legt in der Reihe der ungepanzerten Radfahrzeuge nochmal nach, diesesmal mit einem neuem Pickup, der verdächtig nach einem Toyota Landcruiser aussieht und mit einer gewaltigen 23mm Zwillingsflak, die provisorisch auf der Ladefläche aufgebracht wurde.

Im Karton finden wir 6 Spritzlinge, ein Spritzling mit Klarsichtteilen, der Aufbau, Reifen aus Vinyl, Polycaps, PE Teile und ein Decalbogen.

Wer die beiden ersten Pickups von Meng kennt, wird erfreut sein, dass es sich hier um ein ganz anderes Modell handelt und zudem auf die Bedürfnisse der Modellbauer eingegangen wurde, denn im Gegensatz zu den vorigen Bausätzen lassen sich nun die Türen offen darstellen.
Die Qualität der Teile ist wieder sehr gut und fein und mit der ZU-23 hat man im Karton quasi zwei eigenständige Bausätze.

Der Bausatz beinhaltet alles was das Modellbauerherz begehrt. Der Fahrwerksrahmen ist in einem Stück und beinhaltet den Tank, die Unterseite des Motors, Getriebe und die beiden angetriebenen Achsen auf schön dargestellten Blattfedern.
Die Vorderachse ist so konzipiert dass man ohne größere Probleme den Lenkeinschlag an den Vorderrädern darstellen kann. Die Reifen sind aus weichem Vinyl und mit recht schönem, zivilen Reifenprofil ausgestattet.
Der Innenraum ist wirklich exzellent und man hat an alles gedacht, wie Handbremse, Rückspiegel und klappbare Sonnenblenden - allein die Details im Armaturenbrett sind eine wahre Freude und zusammen mit den zwei wunderschönen Decals ein echter Hinkucker. Und auch die Sitze mit ihrer Rippenstruktur können sich sehenlassen.
Wie schon erwähnt lassen sich die Türen einzeln einkleben und somit auch offen darstellen - dafür sind auch die Türinnenverkleidungen entsprechend schön dargestellt. Die Fensterelemente aus klarem Plastik sind einzeln einklebbar.
Was ebenfalls sehr überzeugend ist, ist die Fahrzeugfront mit durchbrochenen Kühlrippen und den Scheinwerferreflektoren mit eingegossenen Scheinwerferlampen und einzelnen klaren Scheinwerfergläsern. Davon können sich so einige Hersteller eine Scheibe abschneiden.
Die Ladefläche baut sich aus wenigen Teilen zusammen und ist mit schöner gerippter Bodenplatte dargestellt.

Der quasi zweite Bausatz dieses Kits ist die Zwillingsflak. Diese ist angenehmerweise entweder direkt auf dem Pickup verlastet, einzeln in Bodenstellung oder auf Rädern gezogen baubar! Für die Version auf dem Pickup liegen dem bausatz ein paar Teile zur Darstellung von Stahlträgern bei, die auf den Seitenflächen des Pickups aufliegen.
Die Flak baut sich aus relativ vielen Kleinteilen zusammen. Die Kanonenrohre sind aus Plastik und machen einen recht passablen Eindruck. Und sogar an Munitionskisten und Munitionsgurte in Spritzguss hat Meng gedacht. Alles sehr vorbildlich.
Die Räder der Flak sind aus Spritzguss und werden aus zwei halbteilen zusammengesetzt.

Die Bauanleitung zeigt in 35 Bauschritten den Zusammenbau der beiden Modelle. Die Zeichnungen sind sehr gut und vor allem übersichtlich mit klaren Teilepositionierungen. Hier sollte es eigentlich keine Probleme geben.
Eine farbig gedruckte Seite zeigt die Bemalung der Flak in russisch grün und des Pickups in blau und silbergrau, wobei hier in der Farbgebung sicher keine Grenzen gesetzt sind.

Der Bau

Begonnen wurde mit dem Zusammenbau des Fahrwerks. Hier gefiel auf Anhieb die sehr originalgetreu umgesetzte Lenkung, welche beweglich ist. Kugelgelenke wie beim Original und ein feinstes Lenkgestänge (welches auch prompt brach) zeugen von der hohen Kunst des modernen Formenbaus.
Auch dank dem einteiligen Rahmen und der Abwesenheit eines kompletten Motors (Curbside, d. h. nur die Unterseite ist wiedergegeben; das reicht aber auch) ist diese Arbeit in unter zwei Stunden erledigt und es kann mit dem Innenraum weitergehen.

Auch dieser ist komplett und sehr originalgetreu wiedergegeben. Vor Allem das Armaturenbrett mit seinen Decals gefällt.

Allerdings ist auch hier von Seiten des Originals nicht allzu viel zu finden, weshalb auch hier der Zusammenbau sehr schnell erledigt ist!  
Die Sitze wurden recht schäbig in hellem Grau lackiert, der Rest schwarz.
Zur Alterung wurden einige Sandpigmente von Mig im Innenraum verteilt.

Zudem kam noch ein bärtiger Libanese ans Steuer. Der Körper ist von Djiti, der Kopf von einem ICM-Russen, da dieser den typischen Soviethelm trägt. Bemalt wurde er mit Citadelfarben.

Die Karosserie ist ebenso schnell wie der Rest montiert. Super geformte, wenige Teile die keinerlei Nacharbeiten bedürfen und einfach zusammen fallen. Der reinste Schüttelbausatz! Die Türen wurden geschlossen montiert. Ebenso wie beim Original, obwohl die Möglichkeit des Bausatzes, diese offen anzubauen schon sehr verlockend war.

Die Stoßstange wurde erwärmt und dann mit den Fingernägeln und der Tischkante verformt bis sie verbeult aussah.

Das MG fand ich in meinem Fundus. Es ist ein altes Metallmodell von Friul. Die Lafette aus Plastikplatte und -rohr gescratcht.
Der RPG Raketenwerfer lag der Fahrerfigur von Djiti bei und ist auch auf dem Originalfoto zu sehen.


Bemalung/Alterung

Auf den Originalfotos ist zu erkennen, dass der Toyota recht gut gepflegt ist, außer der Ladefläche. Die ist völlig verranzt!
Also wurde erstmal mit GW-Chaos-Black grundiert und anschließend mit drei Schichten Haarspray übersprüht. Danach folgte ein Überzug mit Tamiyas TS-3 Dark Yellow. Anschließend konnte mit einem feuchten Pinsel die Farbe auf der Ladefläche wieder angelöst werden und es entstand der abgenutzte Eindruck.

Als nächstes wurden die großen MP-Buchstaben aus Decals aus der Restekiste aufgebracht und anschließend versiegelt.
Nach einem Klarlacküberzug konnten dann die arabischen Schriftzüge mit dünnem Lackstift aufgemalt werden. Auf der Motorhaube steht (zumindest beim Original) in rot: "Militärpolizei". Auf der Seite: "Popular Liberation Army" und "Die Streitkräfte des Märtyrers Maarouf Saad".
Ich habe sie nach den Fotos nachgemalt. Wahrscheinlich steht da jetzt "Waschmaschine nicht telefonieren" oder ähnlich sinnfreies. Aber was zählt, ist der Versuch ... ;-)

Auf eine weitere Verschmutzung wurde verzichtet, da noch ein weiteres Fahrzeug folgen wird und dann beide zusammen in ein Diorama kommen. Und die Verschmutzung wird dann wegen der Vereinheitlichung zusammen durchgeführt.

Fazit

Ein sehr tolles Modell! Kein Gramm Spachtel war nötig. Durch die relativ geringe Teilezahl gut und schnell an einem Wochenende baubar!

Sehr gefreut hat mich persönlich, dass das Modell prompt auf der Facebookseite von "Hobby Shop Lebanon" von Samer Kassis auftauchte! Danke, mein Freund, und weiter so!!!



Preis / Leistung: ***** Paßgenauigkeit: *****
Detailierung: ***** Schwierigkeitsstufe: *****

© 08/2013 Fabian Lünstroth

7162 Leser des Bauberichts seit dem 03.08.2013



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