VK4501(P) Befehlsfahrzeug


 

Das Original

Ein weiteres interessantes Fahrzeug der 653. schweren Panzerjagdabteilung ist der Befehlstiger (P), eine Porschetiger Wanne, die im Frühjahr 1944 auf Anforderung als Befehlspanzer dem Stab der 653. zugeführt wurde. Scheinbar wurde das Fahrzeug schon im Werk in einen Rüstzustand versetzt, der letzten Erkenntnisse bezüglich des Tiger (P) berücksichtigte: Zimmerit, Elefant-Ketten, der alte Turm scheint mit Pilzen für den Behelfskran, sowie dem späten Turmlüfter ausgestattet worden zu sein, außerdem befindet sich um den Turm herum an den Seiten ein Splitterschutz.
Der Porschetiger wurde bei der Truppe noch einigen Veränderungen unterworfen, so wurde u.a. die MG-Kugelblende in der Stirnplatte mit einer Zusatzpanzerung versehen, die Fahrersehklappe wurde mit einer "Sonnenblende" modifiziert. Das Motordeck weist einige Veränderungen auf, die Turmkuppel ist gedreht, sodaß sich der Deckel nach hinten hin öffnet.
Auch dieses Fahrzeug ging im Kriegsverlauf etwa im Juli / August `44 verloren, über dessen Verbleib ist nichts bekannt.

Der Bausatz

Der VK 4501 von Italeri :

... basiert auf dem alten Elefant Bausatz, ist also dementsprechend korrekt gestaltet. Aufgrund seines Alters sind einige Details nicht mehr auf der Höhe der Zeit, sie lassen sich ABER mittels diverser Ätzteilsätze verbessern, bzw. aufwerten.

VK 4501 (P) "Ostfront" von MR-Models :

Was hier von MR-Models vollmundig als Ostfrontconversion für den VK 4501 angepriesen wird, erweist sich als m. E. ziemlich überflüssige Angelegenheit. Die notwendigen Veränderungen an der Wanne lassen sich mit einfachsten Mitteln selbst erstellen, den - zugegebenermaßen - asymmetrischen Turm kann man mittlerweile auch bei Tamiya bekommen. Die Teile weisen keinen Zimmeritbewurf auf, den muß man selbst mühselig erstellen. Lobenswerterweise befinden sich im Bausatz einige Zinnteile, die Bauanleitung ist ganz passabel und dem Hersteller standen wohl seinerzeit auch noch nicht die Quellen zur Verfügung, wie sie heute zu haben sind. Ich meine auch gehört zu haben, daß dieser Umbausatz mittlerweile überarbeitet wurde.

Der Bau

Die Unterwanne wird weitestgehend nach Anleitung gebaut (die Laufrollenwagen heben wir uns für später auf, ich komme noch darauf zurück) und mit der Oberwanne verklebt. Die Lufteinlässe auf dem Motordeck sind gründlich überarbeitet, siehe hierzu weiter unten in diesem Artikel. An dieser Stelle sollte auch schon die Öffnung des Turmdrehkranzes dem MR-Turm entsprechend erweitert werden. Ich habe dies mit einer groben Feile und 60er Schleifpapier bewerkstelligt.
Der Wannenbug muß ausgesägt und entsprechend der MR - Anleitung geändert werden. Um das fehlende Zimmerit zu ergänzen, habe ich sämtliche Bolzen der MR-Teile entfernt und aufgehoben. Anstelle der entfernten Bolzen habe ich Löcher gebohrt, und diese mit kurzen Drahtstiften versehen. Danach folgte ein Auftrag mit Milliput, die Zimmeritstruktur entstand mittels eines angeschliffenen Schraubenziehers. Nachdem das Milliput durchgetrocknet ist, entfernte ich die Drahtstifte, ebnete das Zimmerit mit einem Kugelfräser an den entsprechenden Stellen, und klebte auf die so entstandene Fläche die zuvor entfernten Bolzen. Die Oberwannenseitenteile (32 und 33 A), sowie die Heckwand gravierte ich mit einem Lötkolben bei etwa 150 °C. An den Seitenteilen habe ich die vorderen Sichtluken abgeschliffen und hier kein Zimmerit aufgebracht, Fotos lassen diesen Rüstzustand meiner Meinung nach erkennen (ist mir natürlich erst nach dem Gravieren aufgefallen...). Die Gestaltung der Zimmeritstruktur und die Positionierung der Bolzen richtet sich nach Fotovorlagen aus Münch`s Buch über die 653., ebenso alle folgenden Ausgestaltungen der Fahrzeugdetails.
Die Kettenabdeckungen wurden mit ABER Ätzteilen gesupert und die klappbaren Schutzbleche mit Zimmerit und neuen Scharnieren, sowie Spiralfedern an den Seiten versehen. Die Schleppschäkel und Schleppaugen vorne und hinten werden nach Fotovorlagen überarbeitet. Das Kettenlaufwerk entstand aus Friulketten, nebst Leit- und Triebrädern, die Laufrollen bekommen korrekte Naben von MR verpasst. Die Leit- und Triebräderreiniger habe ich ebenfalls überarbeitet und mit Schraubenköpfen versehen. Neuerdings gibt es wohl auch einen Satz Ketten aus Spritzguß samt Leit- und Triebrädern, allerdings für den Ferdinand. Diese sind von der Fa. Armour Track Models, einem Ableger von Trumpeter. Vielleicht folgt ja noch ein Satz für den Elefant, wer weiß?
Alle Kanten der Panzerplatten usw. habe ich übrigens mit Bearbeitungsspuren, wie sie bei Arbeiten mit Schneidbrennern anfallen, mittels eines Skalpells versehen.

Das Oberwannedeck :

Beim vorderen Wannendeck habe ich die Schweißnähte nachgraviert und die Kettenabdeckungshalter aus dem MR - Conversion angebracht. Auf dem Wannendach gravierte ich ebenfalls die Schweißnähte neu, baute neue Winkelspiegel und deren Schutzabdeckungen (die MR - Teile stellen den unteren Teil der Winkelspiegel dar, die Abdeckungen sind im Conversion nicht enthalten), außerdem erstellte ich einen Splitterschutz - ähnlich dem des Pz IV - nach den Fotovorlagen aus Plastikprofilen. Die Bosch Scheinwerfer sind anscheinend auf die Kettenabdeckungen montiert, die Bilder des eisenbahnverladenen Fahrzeugs zeigen aber noch Halterungen wie beim Ferdinand / Elefant.
Auf dem Motordeck musste ich etwas improvisieren, die Fotos lassen einige ungewöhnliche Details erkennen - nur leider nicht sehr klar... Zunächst habe ich die mittlere Gravur verspachtelt und verschliffen, diese dann nach Zeichnungen neu graviert. Zahlreiche Bohrungen müssen versenkt, bzw. ergänzt werden. Die runden Wartungsöffnungen sind zu klein und falsch positioniert. Die Anschläge der Motorklappe sind für diese Ausführung des VK 4501 (P) verkehrt, hier hat die Truppe wohl eine Art Filteraufsätze mit einer querliegenden Stahlplatte gebastelt, denn es soll ein Maybach Ottomotor anstelle des Diesel-Elektrischen Porscheantriebes eingebaut worden sein. Daß es sich um Luftfilter handelt, stellt meine Vermutung dar - ob dies auch so zutrifft ??? Diese Stahlplatte habe ich dann noch ausgeschnitten, um Platz für den Panzertopf für die Antenne zu schaffen...
Die seitlichen Lufteinlässe habe ich von ihren Gittern befreit und sie um 180 ° gedreht verklebt. Den hinteren, querliegenden Lufteinlaß zog ich mit einer Klinge so lange ab, bis nur noch die Lamellen übrig blieben. Auch hier müssen Bohrungen versenkt dargestellt, und weiterhin zwei Schutzgitter gescratcht werden. Weil die Einlässe einen guten Einblick ins "Nichts" geben, habe ich Kühler, bzw. die beiden Elektromotoren aus diversen Restmaterialien selbst gebaut.
Die Werkzeughalterungen nebst Werkzeugen, Antennenfüßen und Drahtseilen sind nach den vielzitierten Bildvorlagen unter Zuhilfenahme von Ätzteilen und Rundprofilen neu aufzubauen. Das Rohrwischergestänge ist aus Rundprofilen erstellt und auf der rechten Kettenabdeckung placiert.
Bei den Schlepptrossen bin ich mal (für mich) neue Wege gegangen: mit einem Lötbrenner glühte ich einen ausgedienten Mountainbike-Schaltzug aus. Der kann nun mit etwas Geduld in die gewünschte Form gebracht werden. Die Kauschen stammen wiederum von einem Tamiya Tiger, ich habe sie etwas eingekürzt und aufgebohrt, um anschließend die Kabelenden variabel anzupassen und zu verkleben.
Für die Funkanlage habe ich eine 1,4m Stabantenne mit Panzertopf und eine 2m Stabantenne auf Antennenfuß 1 aus Dragon`s leider nicht mehr erhältlichen Antennensatz verbaut - die Bilder lassen nunmal keine Sternantenne erkennen. Somit handelt es sich um ein SdKfz. 268, eingesetzt zur Fliegerverbindung (FuG 7).

Der Turm :

Das Zimmerit der Blende ist mit dem Lötkolben erstellt und das Geschützrohr ist von Jordi Rubio. Weiterhin wurde ein Blendenanschlag ergänzt und die Blende an sich dem MR - Turm angepasst. Das Blenden-MG wird wegen der erweiterten Funkanlage weggelassen. Die rechte Turmseite ziert eine Notausstiegsluke, die noch aus einem Tamiyabausatz übrig war, links ist die übliche MP-Klappe aus dem Italeribausatz anzubringen. Nun habe ich die Turmseiten mit Milliput überzogen, und mit dem Schraubendreher die Zimmeritstruktur eingedrückt. Die Rückseite bleibt teilweise frei von Zimmerit, denn hier kommt die dünner geschliffene und auch sonst überarbeitete Ersatzkettengliederhalterung dran. Die Halterungen für den Turmstaukasten habe ich neu aufgebaut - die Form der ABER-Teile gefiel mir nicht, der Kasten selbst muß gründlich überarbeitet werden! Er ist innen hohl und sollte verschlossen werden, weil er sonst Einblick in gähnende Leere gewährt.
Auf dem Turmdach wird die Kommandantenkuppel nach der MR - Anleitung angepasst, ferner mit Bohrungen rund um den Kuppelring versehen. Außerdem sollten die Sichtblöcke der Kuppel ergänzt werden. Den Turmdeckel habe ich nachgebessert (was ist das für ein weißer Kreis, der auf den Bildern zu erkennen ist? Aus den verschiedenen Blickwinkeln ändert er seine Form, er scheint innen wie außen aufgebracht zu sein!), ebenso die Ladeschützenluke, welche ich einem Tamiya Bausatz entnahm. Diese erhält u.a. einen Ausgleichsdämpfer. Weiterhin wurden die Halterungen der Nebelwerfer angebaut, die Nebeltöpfe selbst aber nicht. Die Turmnebelwurfgeräte entfielen schon ein Jahr zuvor, im Juni `43. Drei Pilze für einen Behelfskran finden auf dem Turmdach ihren Platz. Sie wurden im Juni `44 eingeführt, und durften auch von der Truppe selbst nachgerüstet werden. Beim Turmlüfter war ich mir nicht recht schlüssig - alt oder neu, hinten oder in der Mitte? Es gibt ein Foto, das gleich beide Lüftertypen auf einem Tiger (H) zeigt! Ich habe das MR-Teil verwendet...

Bemalung/Alterung

Der übliche 3 - Farbanstrich mit Tamiya`s Acrylfarben, als Grundfarbe XF60 Dunkelgelb, Tarnflecken XF61 Dunkelgrün und XF64 Rotbraun. Das Washing erfolgte mit stark terpentinverdünnter, schwarzer Ölfarbe, danach das Trockenmalen mit Ölfarben von Schmincke. Also wie gehabt. Leichte Kratzer, Lackplatzer, usw. habe ich mit einem feinen Pinsel und Propylalkoholverdünnten Pastellkreiden aufgebracht. Vertiefungen lassen sich gut mit Vallejo Acrylfarben unterlegen. Diese Farben lassen sich am besten mit Wasser verdünnen. Die Ketten bemale ich immer mit Revell`s Panzergrau (78), Werkzeuge mit Schwarz, bzw. Ölfarben in verschiedenen Schattierungen für die Holzstiele. Die Schleppseile sind schwarz grundiert, hellgrau trockengemalt und die Struktur mit einem weichen Bleistift hervorgehoben.
Das Wappen der 653. ist auf dem "späteren" Fahrzeug anscheinend übermalt worden, es scheint aber noch etwas durch. Vielleicht handelt es sich aber auch nur um eine Staubschicht. Neben den Balkenkreuzen erhielt der Tiger (P) noch die Nummer 003 in Rot mit weißer Umrandung auf den Turmseiten. Dies alles ist von Archer Fine Transfers unter der Bezeichnung "Tiger Mix # 4" erhältlich.
Mal ein Wort zur Verwendung der Decals, besonders auf Zimmerit: ich erstelle mein Zimmerit immer selbst, entweder mit dem Lötkolben, oder aber mit Miliput, bzw. Revell`s Plasto Spachtelmasse. Es entsteht eine sehr rauhe Struktur, weil ich auch bisher noch nie die Werkzeuge von z.B. Tamiya benutzt habe, sondern einen angeschliffenen Schraubenzieher. Die Archer Decals lassen sich nun problemlos auf die Struktur aufbringen, einfach mit Tesa fixieren und mit einem Zahnstocher, o.ä. aufreiben, bis sich die Decals von der Trägerfolie gelöst haben. Sie haften nun auf dem Modell, allerdings nur auf den erhabenen Stellen des Zimmerits. Das empfohlene Überreiben mit den Trägerpapier fällt weg. Jetzt lässt sich das Decal ganz einfach mit einem Radiergummi in die Vertiefungen pressen, wobei nur senkrechter Druck ausgeübt werden darf, keinesfalls sollte man verrutschen! Wo das noch nicht reicht, kann mit einem flach angeschnittenen Zahnstocher nachgeholfen werden. Diese Decals sind unheimlich flexibel und halten recht vielen mechanischen Belastungen stand! Versiegelt habe ich sie zuerst mit Isopropanol- (Propyl) Alkohol, nach dezenter Alterung mit Mattlack aus der Dose von Humbrol.

Fazit

Ein "neuerer" Italeri Bausatz, bei dem die Nachbesserungen wirklich im überschaubaren Rahmen bleiben. Herz, was willst Du mehr?! Für relativ kleines Geld lässt sich ein außergewöhnliches Modell basteln, Langeweile kommt hier nicht auf! Der MR - Rüstsatz stellt eine gute Basis dar, ist um Längen preiswerter als das - zugegebenermaßen - umfangreichere Accurate Armour Pendant. MR´s Kit weist auch nicht dessen Fehler auf - wo nichts ist (Zimmerit), kann man auch nichts falsch machen ;-)
Mir jedenfalls hat dieses Modell einen Riesenspaß bereitet. Und das ist doch wohl das Wichtigste, oder ?!


Preis / Leistung: ***** Paßgenauigkeit: *****
Detailierung: ***** Schwierigkeitsstufe: *****

Empfohlene Literatur:

K.H. Münch, Combat History of the s.PzJgdAbt. 653, Fedorowicz
Walter J. Spielberger, Bde. 7, 8 und 15 der Reihe Militärfahrzeuge
T. L. Jentz und H. Doyle, Panzer - Tracts No. 6, Darlington Prod.
Waffen Revue Nr. 65 bis 67, Journal Verlag Schwend
Culver & Feist, Schwere Panzer in detail, Ryton
Ledwoch, Ferdinand Elefant, Wydawnictwo Militaria No. 52
New Vanguard No. 5, Tiger I, Osprey
Steelmasters Nr. 8
Modell Fan 4 / 96

© 02/2004 Christoph Garski

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