WR360 C12 Lokomotive


 

Das Original

Die Deutsche Wehrmacht benötigte für den Einsatz von Eisenbahngeschützen und Eisenbahnpioniergeräten wie den Schienenwolf, sowie für den Verschub in Häfen, Depots, auf Flug- und Schießplätzen sowie bei anderen militärischen Objekten leistungsfähige Lokomotiven.
Durch die meisten deutschen Lokomotivhersteller wurde eine Arbeitsgemeinschaft gebildet, die eine Typengruppe entsprechender Diesellokomotiven entwickelte.

Es wurden vier Leistunggruppen 200, 240, 360 und 550 PS vorgesehen. Durch eine weitgehende Standardisierung versuchte man den Reparaturaufwand und die Ersatzteilvorhaltung zu vereinfachen.

Die ersten Fahrzeuge der Vorausserie besaßen alle zwei angetriebene Achsen (Achsfolge B). Als Antrieb dienten Dieselmotoren von Deutz und den Motorenwerken Mannheim sowie Wandlergetriebe von Voith. Da die 360-PS-Variante eine zu hohe Achslast erreichte wurde die Lokomotive später zur Achsfolge C (drei Achsen angetrieben) umgebaut. Nach verschiedenen Vorauslokomotiven mit unterschiedlichen Achslasten und Motorisierungen legte man sich auf drei Standardtypen fest. Für die Bezeichnung zog man die Leistung, die Achsfolge sowie die Radsatzfahrmasse heran.

* WR 200 B 14
* WR 360 C 14
* WR 550 D 14
(Quelle: Wikipedia)

Die von Trumpeter dargestellte WR 360 C12 ist die Vorserienlok der WR360 C14, die nach dem Krieg als V36 in die Bundesbahn übernommen wurde.
Die WR360 C12 ging aus der Baumusterlok HR360 C12 hervor und es wurden ab 1938 10 Stück von BMAG und O&K gebaut. Der Unterschied zur Serienlok C14 ist das geringere Gesamtgewicht von 36 Tonnen, kein Stufengetriebe und damit eine Höchstgeschwindigkeit von 45km/h. Der auffälligste Unterschied ist die geringere Gesamtlänge von 8,75m.

Der Bausatz

Der Bausatz enthält etwa 260 Bauteile an 8 Spritzlingen plus ein Spritzling durchsichtige Plastikteile, PE Teile, Motorabdeckung und Schwellenbetten. was ich irgendwie vermisse sind die Decals.

Die Machart dieses Bausatzes schlägt in die gleiche Kerbe wie die letzten Neuerscheinungen von Trumpeter die augenscheinlich an Qualität und Detailierung zugelegt haben, was höchst erfreulich ist.
Es finden sich sehr feine Spritzgussteile, wie z.B. dünne Geländerteile, sehr gut gelungene Motorabdeckung in einem Teil, ohne Verzug, mit feinen Rippen, usw.
Auch das Fahrwerk weiss zu gefallen mit schönen Laufrädern mit Gestänge, Zuleitungen, usw. Dazu die Front und Heckpufferträger mit schönen Details.
Die Motorabdeckung ist vorn mit durchbrochenen Rippen versehen - dahinter wird der große Kühler angebracht, damit man nicht in den leeren Motorraum schaut.
Das Führerhaus ist im Inneren mit schöner Holzbodenstruktur und Bedienpult und Anzeigen ausgestattet und natürlich die Fenster aus durchsichtigem Plastik.
Und was wäre eine Lok ohne Schienenmaterial - und so spendiert Trumpeter dem Bausatz eine entsprechend lange Strecke an Schwellenbettung mit schöner Schotterdarstellung, sowie Schwellen und Gleise

Die Bauanleitung umfasst 14 ganzseitige Bauschritte mit detailierten undgut gemachten Zeichnungen. Die Darstellung lässt an sich keine Fragen offen.

Fazit: Eine schöne Darstellung dieser Lok mit guten Details und guter Ausstattung. Zwar ist dies "nur" die Prototyp Lok, von der nur wenige gebaut wurden, doch der Bausatz weiss hier zu gefallen.
Das Einzige was wirklich fehlt, ist ein Decalbogen und vielleicht eine passende Besatzung der Lok.


Der Bau

Der Bau beginnt auch bei der Lok mit dem Rahmen und dem "Laufwerk". Dazu werden beide Seitenteile mit den Ansatzstücken für die Achsen und die Blindwelle. sowie den Federlementen versehen. Das alles passt exzellent.
Beim Zusammenfügen beider Seitenteile werden zwischen Ihnen die Achsen, ein Luftdrucktank und eine Bodenplatte eingeklebt. Das ist etwas fummelig, zumal man bei der Bodenplatte erst etwas schauen muss, wie genau diese eingepasst werden muss.
Dann kännen die Räder mit der Abdeckung der Gegengewichte versehen und die Blindwelle zusammengeklebt werden. Räder und Blindwelle sollten erstmal nur aufgesteckt werden, bzw. erst verklebt werden, wenn man das Gestänge soweit zusammengebaut hat, dass es angebaut werden kann.

Vorher werden noch die Bremsklötze an jede Achse gebaut, die an ein Mittelteil angebaut werden, das die Stellung der Bremsklötze steuert. So kann man die Bremse angelegt oder auch frei von den Rädern darstellen.
Nun baut man die beiden Antriebsstangen zusammen - dabei unbedingt darauf achten, dass man die verschieden langen Teile B5 und B23 an die richtigen Enden von B15 klebt, sodass das Gesamtstück entsprechend an die Achsen rechts und links passt. Wichtig natürlich (ich schreibe dies weil ich leider schon gebaute Modelle gesehen habe wo dies offensichtlich nicht der Fall war), dass beide Gestänge absolut schnurgerade sind.

Damit klebt man dann die Blindwelle und Räder zusammen mit der jeweiligen Antriebsstange zusammen. Auf der anderen Seite sollte dies dann versetzt erfolgen, d.h. ist die Position der Stange links unten, dann sollte sie rechts nicht auch unten sein.
Als nächstes werden die Puffer und Anhängekupplungen mit Schläuchen an die Unterteil-Stirnbleche geklebt. Diese widerum werden an den Rahmen geklebt, wobei man aufpassen muss, dass diese nicht verkanten. Leider ist die Position nicht so eindeutig wie es wünschenswert gewesen wäre. Am besten man klebt die große Deckplatte gleich mit auf, so bekommt man gerade ausgerichtete Stirnseiten und kann späteren Spalten vorbeugen.
An der Unterseite der Deckplatte werden dann Drucktanks und weitere Kleinteile angeklebt. Die Halterungen C16 und E30 sollten erst zusammen mit den vier Leitern eingeklebt werden, damit diese auch ohne Verbiegen zusammenpassen. Die Leitern werden mit PE Teilen, die das Riffelblech darstellen, aufgewertet. Dabei aufgepasst, denn die Bleche sollten vor dem Aufkleben gebogen werden. Alle Bleche werdn an einer Längsseite schmal nach unten und auf der anderen nach oben gebogen. Der Teil, der nach oben gebogen wird, wird nach hinten auf die Stufen geklebt. Dies ist leider in der Bauanleitung sehr schwer erkennbar.
Als nächstes geht es dann an den Bau von der Motorabdeckung. Diese besteht zum Glück aus einem nahezu kompletten Stück in toller Detailierung. An der rückwärtigen Seite wird die Abdeckung zum Führerhaus eingeklebt und mit Handrädern verfeinert - Fotos zeigen, dass es im Führerhaus noch mehr Details, Leitungen und Armaturen gab, die hier leider nicht dargestellt sind. Allerdings, wenn man ehrlich ist, fällt das später aber kaum noch auf. Zunächst geht es aber mit der Motorabdeckung weiter. Hier gilt es die seitlichen Türen einzukleben, wobei man diese theoretisch auch offen darstellen kann, wenn, ja wenn es einen
Motor für das Modell gäbe. So bleibt vorerst nur die Variante der geschlossenen Türen. Gleiches gilt für die oberen Zugangsklappen. Diesen habe ich jeweils zwei Handgriffe spendiert - auch wenn sich da nicht fotografisch beweisen lässt - aber sinnvoll ist es.
An dieser Stelle kann man die runde Abdeckung mit den vier Bolzen an den unteren Seitenwänden entfernen und verspachteln, denn an dieser Stelle ist eigentlich das Herstellerlogo angebracht.
Bei den beiden Handläufen muss man gut aufpassen, denn diese sind so filigran, dass sie schon bei der Versäuberung schnell zu Bruch kommen können.
Als nächstes wird der Kühler vorn zusammengebaut und mit dem großen PE Teil mit der Kühlrippenstruktur versehen. Dann kann man diesen vorn auf die Deckplatte kleben.
Danach kann der ganze Block der Abdeckung dann auf die Deckplatte des Fahrgestells geklebt werden. Hierbei aufpassen, dass es exakt auf die Markierungen geklebt wird - am besten dazu das Führerhaus (wenn schon gebaut) trocken dazu aufsetzen und genau checken, dass es zwischen Motorabdeckung und Führerhaus später keine Spalte entsteht!
Nun kann man auch die Leiter links vorn ankleben - ich musst an dem PE Teil etwas herumschnibbeln, damit es auch wirklich passt.
Also geht es an den Bau des Führerhauses. Dieses wird zunächst aus den vier Seitenteilen zusammengeklebt - hier sollte man auf einer ebenen Fläche sicherstellen, dass alle Teile sauber zueinander verklebt sind.
Die Fenster habe ich mir aufgespart nachdem alles komplett bemalt war. Dazu habe ich das Dach auch erst ganz zum Schluss verklebt.
Das Führerhaus wird dann mit einigen Anbauteilen wie Scheinwerfern, Handgriffen, usw, versehen. Das Dach wird aus zwei Teilen (innen und aussen) zusammengeklebt, was recht eigenwillig ist. Die Tür des Führerhauses habe ich etwas offen stehen lassen, damit man noch etwas mehr hineinsehen kann und es gibt dem ganzen auch ein wenig Eigenleben.
Weiter geht es mit dem Innenleben des Führerstands, nämlich dem Bedienpult. Dieses besteht aus relativ wenigen Teilen und ist an sich schon gut dargestellt. Inwieweit die Auslegung nun wirklich korrekt ist, lässt sich nicht genau sagen, aber es ist absolut ausreichend. Nach dem Aufsetzen des Führerstands und der Bemalung habe ich dann den Sitz (D3) eingeklebt. Beim Aufsetzen des Führerstands schön drauf achten, dass er überall bündig abschließt und sich keine Spalten bilden.
Nach der Bemalung werden dann die Scheiben aus Klarsichtplastik eingeklebt, wobei ich die aus der linken Seitentür etwas gekürzt habe um sie halb heruntergeschoben darzustellen. Als Lokführer habe ich eine Figur aus dem Warrior Set 35600 genommen. Desweiteren habe ich in den Scheinwerfern Silberfolie eingeklebt und die durchsichtigen Linsen eingeklebt.

Mit dem Aufkleben des Dachs ist dann der Bau beendet.


Bemalung/Alterung

Die Bemalung war eine Herausforderung für sich. Im Internet fand sich nahezu nichts zur Bemalung bzw. Farbgebung - überhaupt sind die WR 360 Loks schlecht dokumentiert.
Die Bemalungsanleitung aus dem Bausatz sieht eine graue Lackierung mit roten Rädern und Gestänge vor - die Farbe sollte XF-22 sein, was mir persönlich zu hell und zu grau ist. Einige Eisenbahner berichteten immer von "Tannengrün" für Loks aus der Zeit des 2.Weltkriegs - das trifft aber für Loks im Dienste der Wehrmacht nicht zu.
Das Innenleben des Führerstandes ist leider in der Bemalungsanleitung nicht mit abgedeckt. Desweiteren ging ich bislang davon aus, dass das rote Laufwerk eine Erscheinung aus den Nachkriegsjahren ist.
Zum Glück entdeckte ich das Buch von Stefan Lauscher (siehe Literatur) in dem die Farbgebung dieser Lokomotiven nach Vorschrift angegeben ist - Hurra!
Als erstes habe ich also das ganze Modell mit schwarzer Farbe aus der Sprühdose grundiert.
Den Bemalungsvorschriften zufolge habe ich das Innere des Führerstands in mittelgrau bemalt und unterhalb der Fenster in schwarz. Der Boden wurde als erstes in dunkelgelb bemalt, dann nicht deckend in Holzfarbe von Vallejo. Nach dem Durchtrocknen wurde dann mit heller Holzfarbe unregelmäßig trockengemalt um Abnutzung darzustellen.

Dann wurde das komplette Modell mit Tamiya XF-27 gesprüht, wobei ich für den unteren Teil etwa German Grey zugemischt habe. Danach habe ich mit aufgehellter Grundfarbe auf größeren Flächen Highlights gesetzt.
Interessanterweise ist laut Vorschrift das Laufwerk mit den Rädern und den Antriebsstangen eine rote Schutzfarbe vor! Dies sollte laut Vorschrift erst ab 1943 für frontnahe Einsätze mit Einführung eines Tarnanstrichs geändert werden. Also habe ich die Räder und Triebstangen mit Tamiya Rot bemalt, wobei die seitlichen Erhebungen der Stangen mit Metallfarbe abgesetzt wurden - dies sieht man sogar auf einigen schwarzweiss Bildern, dass dieser Teil deutlich heller ist. Durch die rote Farbe kommen angenehme Farbtupfer ins Modell!
Da im Bausatz keine Decals enthalten sind, mir die Lok so etwas nackt aussah und es eine Vorschrift mit Maßen zur Markierung der Lok mit Bezeichnung und Loknummer gibt, habe ich mir diese am Computer selbst erstellt udn ausgedruckt. Zusätzlich habe ich das Herstellerlogo ausgedruckt und an den Motorraumseiten angebracht - erst hier fiel mir auf, dass die runden Abdeckungen fehl am Platze sind und hier die Logos hingehören. Loknummer und Baureihenschilder habe ich entsprechend den Maßgaben aus der Vorschrift an die Seitenwände des Führerhauses geklebt.

Als nächstes wurde das ganze Modell mit MIG P220 einem washing unterzogen, wobei ich im unteren Bereich im Laufwerk deutlich stärker und mit einem schwarzen washing danach noch verstärkt. Gerade die roten Räder tun gut daran verschmutzt auszusehen.

Dann habe ich mit hellocker, braun, dunkelgrün und schwarzer Ölfarbe einige Tupfer auf das Modell gebracht und mit einem in Verdünner getränkten Pinsel auf dem Modell ineinander mit der Grundfarbe verblendet. Dabei habe ich an den vertikalen Flächen diese von oben nach unten gezogen um leichte Verlaufsstreifen wie von Regen zu bekommen.

Nach dem Durchtrocknen wurde dann mit hellgrüner Farbe trockengemalt, damit Ecken, Kanten und Erhebungen sich deutlicher abzeichnen. Zusätzlich wurden die Laufstege mit
Metallfarbe trockengemalt. Im Bereich des Laufwerks wurden die Köpfe der Antriebsstangen metallfarben bemalt und die Drucktanks auch mit Metall und Rostfarben behandelt.
Das Dach des Führerhauses habe ich dann mit Metallpigmenten und flüssigem Rost von Mig behandelt. Rostpigmente kamen auch an verschiedenen Stellen am Modell zum Einsatz, ebenso wie Schmiermittelspuren, die ich ebenfalls mit Farbe aus dem MIG Sortiment nahm.
Mit sehr aufgehellter XF-27 Grundfarbe habe ich dann Kratzer und Abplatzer unregelmäßig augemalt und diese im inneren dann mit dunkelroter Farbe ausgemalt. Einige wurden dann widerum weiter mit schwarzbrauner Farbe ausgemalt.
Nach der Bemalung der Figur mit Vallejo Farben (blau für die Jacke, schwarz für die Hose) ist dann auch das Thema Bemalung beendet.


Fazit

Mal was ganz anderes und angenehm erfrischend. Kein Panzer aber doch für Militärmodellbauer geeignet.
Trumpeter erfreut hier mit einem schönen Bausatz mit Höhen und Tiefen. Die allgemeine Machart ist sehr gut, die Teile sind sauber und detailiert sowie die Ausstattung mit Klarsichtteilen und die Passgenauigkeit sind absolute Pluspunkte. Demgegenüber stehen die Frage warum man nicht die Serienlok C14 herausgebracht hat, fehlende Teile im Laufwerk und Fahrerstand und zumindest eine fehlende Figur. Zwar fehlen mir auch Decals - aber Fotos zeigen, dass man in den seltensten Fällen Markierungen sieht.
Aber alle sin allem ein wirklich guter Bausatz.

Preis / Leistung: ***** Paßgenauigkeit: *****
Detailierung: ***** Schwierigkeitsstufe: *****

Empfohlene Literatur:

Die Diesellokomotiven der Wehrmacht - (Stefan Lauscher) - ISBN: 3-88255-236-0Die Dieselloks der Baureihen V20 und V36 - (Rolf Löttgers) - ISBN: 3-440-05673-2WR360 C14 in Detail - (František Kořán, Jan Martinec, Wolfgang Mauser) - ISBN: 	978-80-86416-77-9

© 08/2009 Thomas Hartwig

18918 Leser des Bauberichts seit dem 12.08.2009

zurück zur Übersicht