Ausgepackt-Archiv


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Mit der Nr. 72548 baut IBG seine Palette von „Doras“ weiter aus. Diesmal im Doppelpack. Unter dem Titel Platzschutzstaffel JV44, 2 in 1 gibt es eine Fw 190D-9 und eine Fw D-11.

Der Jagdverband 44 (JV 44) war eine Jagdfliegereinheit die mit Me 262 ausgerüstet war und vom Februar bis zum April 1945 elf Wochen lang bestand. In den Phasen des Starts und der Landung waren die Turbos triebwerksbedingt schwerfällig und dadurch äußerst verwundbar. Diesen Umstand machten sich alliierte Jäger gerne zu nutze und fingen die Strahlflugzeuge in diesen Phasen gerne ab.

Abhilfe sollte die Platzschutzstaffel JV 44 schaffen. Kurz vor dem Start der Me 262 sollte der Platzschutz starten und den Luftraum um den Fliegerhorst von feindlichen Jagdfliegern säubern.

Unter dem Schwarmführer Leutnant Heinz Sachsenberg entstand der sogenannte „Sachsenbergschwarm“ (später auch „Papageistaffel“. Ausgenommen die Rote 2.). Alle Piloten wurden seinerzeit von Generalleutnant Adolf Galland persönlich für die Platzschutzstaffel ausgewählt. Geflogen wurde mit Fw 190 D-9 (drei) und Fw D-11 (zwei).

Um nicht irrtümlich von der eigenen Flak beschossen zu werden erhielten die Fws einen ganzflächigen Unterbodenanstrich in Rot mit weißen Streifen durch die Wartungsmannschaften. Auffällig waren auch die Embleme und Sprüche mit denen die Maschinen versehen waren. Dazu aber w.u. mehr. Liegeplätze waren München-Riem und später Ainring in Oberbayern.

Werfen wir zunächst einen Blick in den Karton mit Stülpdeckel. Dieser enthält 17 Rahmen in einem hellgrauen Material. Neun davon entfallen auf eine D-9 und weitere acht auf eine D-11 die uns erstmals als Bausatz vorliegt. Dazu kommen zwei identische PE-Platinen,  sehr umfangreiche Decals und die obligate Bauanleitung. Nicht zu vergessen die absolut klaren unterschiedlich ausgeformten Kanzeln.

Alle Rahmen mit den Bauteilen sind absolut sauber gespritzt. Versatz und/oder Grat ist nicht vorhanden. Die Angüsse sind geschickt auf den Rahmen gesetzt und die Teile weisen einen sehr hohen und scharfen Detaillierungsgrad auf.

IBG hat sich auch die Mühe gemacht alle Unterschiede der Jäger darzustellen. Die Spritzlinge A, B, Z und Y sind für beide Maschinen identisch. Ersetzt wurden bei der D-11 Spritzling E durch G (Rumpfhälften), J durch M (Flügeloberseiten) K durch N (Flügel- und Rumpfunterseiten, Propeller) und S und R durch T (Motorhauben). In direktem Vergleich sind die Änderungen sehr gut zu erkennen. Im Bildteil sind im zweiten Block nur die für eine D-11 geänderten Teile fotografisch festgehalten.

Fangen wir doch mal bei dem Triebwerk an. Für diesen Maßstab ist der Jumo 213A-1 recht schön wiedergegeben. Es sind einige, teils winzige  Aggregate zu verbauen bis man den Motor mit den Motorträgern verbinden kann. Sehr schön gemacht und umgesetzt. Detailfanatiker werden sich hier sicher auch noch austoben… Leider verschwindet fast alles unter der ebenfalls toll gemachten Motorabdeckung und eine Option diese offen darzustellen gibt es nicht.

Das Cockpit ist ebenfalls gut und ausreichend gestaltet und besitzt die nötige Ausstattung incl. dem Gurtzeug für den Piloten. Die Gerätebretter und Seitenkonsolen können sowohl mit dem Pinsel bemalt oder aber mit Decals belegt werden. Jeder nach seinem Gusto. Ein paar Ätzteile werten den Führerraum weiter Allerdings zeigt sich der Motor später durch die Öffnungen in den Fahrwerksschächten. Auch in diesem Fall hat IBG gute Recherchearbeit betrieben.

Rumpf und Tragflächen sind mit einer Unzahl von fein ausgeführten Panellinien und Nietenreihen überzogen. Für manche etwas irritierend, aber es gibt genügend Fotos auf denen diese Details deutlich zu sehen sind. Top umgesetzt.

Sehr schöne Idee ist auch der Spant, der vor dem Cockpitbereich eingebaut wird. Dieser wird bei dem späteren Einbau der Tragflächen eine große Hilfe sein da die Flächen dann im richtigen Winkel zum Rumpf liegen. Leider ist das Pitotrohr am rechten oberen Flügel mit angegossen. Lieber abtrennen und erst am Ende des Baus wieder ankleben.

Für die Komplettierung der Radschächte kommen weitere Ätzteile zum Einsatz.

Diverse Ruderflächen sind einzeln beigelegt und können in der vom Modellbauer  gewünschten Stellung fixiert werden. Stifte für die Kontrolle eines ausgefahrenen Fahrwerks sind ebenfalls vorhanden und auf der Oberseite der Tragflächen einzubauen. Ein Detail das immer wieder bei anderen Kits vernachlässigt wurde.

Punkten kann auch das gesamte Fahrwerk und wenn ich mich nicht täusche sind die Reifen dezent abgeplattet. Lediglich Bremsleitungen können ergänzt werden.

Die Kanzel/n ist/sind schlierenfrei, angenehm dünn gespritzt und werden mit einer Kopfstütze sowie einer Strebe komplettiert. Die Klarheit ist bei allen mitgelieferten Kanzeln sehr gut.

Durch die Feinheit der Teile sollte einer Lackierung mit dem Airbrush der Vorzug gegeben werden. Bei einer Pinselbemalung besteht eventuell die Gefahr zu viele Details in Farbe zu ersticken.

Die Bauanleitung im A4 Format ist in schwarz-weiß mit farbigen Akzenten gehalten. Kurze Beschreibungen oder Anleitungen sind in Polnisch und in Englisch. Auf der ersten Seite finden wir etwas zur Geschichte des Flugzeuges in allgemeiner Form und auf Seite drei und vier die Teileübersicht. Auf Seite zwei die übliche Bemalungstabelle mit Farbnummern für Valejo, Hataka, Life Color, Mr. Hobby und AK Interactive sowie die Abbildungen der Decals.

Insgesamt 22 Abschnitte sind für die D-9 vorgesehen, während die D-11 mit 20 auskommt. Alle Bauschritte führen einen zum fertigen Modell in sinnvoll aufgeteilten, leicht verständlichen Schritten mit ausreichend großen Zeichnungen und Farbangaben wo notwendig. Optionale Teile sind in der Anleitung in den jeweiligen Abschnitten mit angeführt. Einzelne Baugruppen, die in einem späteren Bauschritt verbaut werden, erhalten eine weiße Nummer in einem Dreieck. Bei Verwendung der Baugruppe erscheint das Dreieck wieder, dann in schwarzer Schrift. Dreiecke mit der Spitze nach unten verweisen auf Decals. Am Ende der Baus gibt es noch eine  Zeichnung des fertigen Modells aus drei Blickwinkeln; mit offener oder geschlossener Cockpithaube und des Jägers von unten. Beim Bau sollte auch peinlich genau darauf geachtet werden die richtigen Teile zu „erwischen“. Lieber einen Blick mehr in die Bauanleitung…

Zwei Seiten für die jeweilige Variante sind für die Anbringung von Wartungshinweisen reserviert und drei (D-9) bzw. zwei (D-11) Bemalungsvorschläge gibt es auf weiteren Seiten. Diese sind im Bildteil zu sehen.

Die Decals stammen von Techmod und machen erneut einen exzellenten Eindruck. Vier Maschinen sind (s.o.) als Platzschutzstaffel JV 44 oder „Sachsenbergschwarm“ bekannt.

D-9 -- Rote 1 – WNr. 600424, Leutnant Heinz Sachsenberg – „Verkaaft’s mei Gwand, I foahr in Himmel“

D-9 -- Rote 3 – WNr. 600565 (oder 600665), Hauptmann Waldemar Wübke – „Im Auftrage der Reichsbahn“

D-9 – Rote 13 – WNr. 210240, Oberleutnant Klaus Faber – „Rein muss er. Und wenn wir beide weinen“

D-11 – Rote 4 – WNr. 220010, Leutnant Karl-Heinz Hoffmann – „Der nächste Herr, dieselbe Dame“

Die fünfte, kaum dokumentierte Maschine (Ersatzmaschine? Heute sind immer noch Fragen offen!) war eine Weitere.

D-11 – Rote 2 – WNr. 22013, vermutlich Feldwebel Bodo Dirschauer – „Hinein mit Sack und  Flöte“

Leider ist der Spruch der Roten 2 nicht bei den Decals enthalten. Aber wie oben schon erwähnt ist die Quellenlage bei dieser Dora mehr als spärlich.

Für die weissen Streifen auf der Unterseite sind die entsprechenden Abziehbilder ebenfalls enthalten. Auch in diesem Fall ist Aufmerksamkeit gefordert. Eine Verwechslung ist schnell passiert.

Fazit: IBG hat erneut einen weiteren tollen Bausatz geliefert. In Qualität und Detailgenauigkeit dürfte das aktuell nicht zu toppen sein. Wir befinden uns wohl auf der höchsten Stufe des technisch Machbaren. Aber wieder nichts für Anfänger auf Grund der Komplexität. Für Profis und Experten dürfte dieser Kit aber ein wahrer Höhepunkt sein.

Nur schade das IBG keine Lackierschablonen (zwei Stück) für die Kanzeln beigelegt hat. Diese sind gesondert zu erwerben. Jedenfalls geht der Preis für das Gebotene absolut in Ordnung.


   Kurz-Übersicht:
   Art.Nr:
   Art des Artikels:
   Material:
   Maßstab:
   Erschienen:
72548
Komplettbausatz
Spritzguss
1:72
Juli 2022
Hersteller:
Land:
Preis bei
Erscheinen:
IBG
Polen

ca.41,- Euro

   Geeignet für:


   Preis/Leistung:


   Gesamteindruck:




  
  Review von:
  Mike Kryza




Fotos: