Ausgepackt-Archiv


ICM 35602
Leyland Retriever General Service (early production)

Das Original:

Der Leyland Retriever war ein 3-achsiger britischer Lkw, der in der Zeit von 1938 bis 1942 in verschiedenen Varianten produziert wurde. Er konnte bis zu 3 Tonnen Nutzlast transportieren. Die beiden Hinterachsen waren angetrieben. Der Motor war ein 4-Zylinder Benziner mit 73 PS. Die erste Version hatte ein offenes Fahrerhaus (ohne feste Türen, keine Windschutzscheibe, Planenverdeck). Es folgten weitere Versionen mit Windschutzscheiben und Blechtüren und Varianten der Ladefläche. In den Jahren 1942 bis 1945 wurde er in Nordafrika und Nordwest-Europa eingesetzt. Bernard Montgomery nutzte einen Leyland Retriever, der heute noch im Imperial War Museum Duxford erhalten ist. Einige Exemplare wurden an die irische und die Rote Armee geliefert. Die Produktion wurde zwar gegen Ende des Krieges eingestellt, aber der Retriever wurde weiterhin genutzt. Der letzte Retriever wurde 1979 von der irischen Armee aus dem aktiven Dienst entlassen.

Der Bausatz:

Wer bisher einen Leyland Retriever in 1:35 bauen wollte, musste auf, oft recht teure Resinmodelle zurückgreifen. ICM präsentiert uns nun sein Spritzgussmodell, dessen Original in Varianten über 6500-mal gebaut wurde. Dieses Modell stellt den Retriever mit offenem Fahrerhaus (Planenverdeck, keine Türen, bzw. nur Stoffplane, keine Windschutzscheibe) dar, aber auch das Folgemodell mit teilgeschlossenem Fahrerhaus steht schon in den Startlöchern.

Der 310 x 235 x 60 mm große Karton mit Klappdeckel und Überkarton enthält 7 Spritzlinge in hellgrauem Plastik, 1 Klarsichtspritzling, 7 Gummireifen, 1 kleine PE-Platine, Decals und die Bauanleitung.

Die Teile sind sauber ausgespritzt, ohne Sinkstellen oder Versatz. Ich konnte eigentlich keinen Grat entdecken, aber so einige Auswerferabdrücke. Diese sitzen bis auf wenige Ausnahmen an Stellen, die nach dem Zusammenbau gar nicht oder nur schwer zu entdecken sind. Die Angüsse sind akzeptabel. Nur beim Abtrennen der feinen Spriegel und Längslatten wird man Vorsicht walten lassen müssen. Klarsichtteile sind kristallklar ohne Schlieren oder Kratzer.

Der Rahmen des Fahrzeuges besteht aus U-förmigen Längs- und so einigen Querträgern. An den Längsträgern sind bereits die Aufnahmen für die Blattfederpakete der Hinterachsen, vordere Verstärkungsträger und die inneren Hälften der vorderen Blattfederpakete angegossen, am rechten Träger zusätzlich die Halterung des Auspuffrohres, am linken das Auflageblech der Tank-/Ersatzradhalterung. Außen sieht man sehr schön die Verschraubungen der Querträger. Die Blattfederpakete sind gut getroffen. Sie sind sowohl vorn als auch hinten in Längshälften aufgeteilt. Die Anhängekupplung (Haken und Riegel) wird an einer kleinen Blattfeder befestigt, die am Ende in Aussparungen der Längsträger eingeschoben wird. Auf beiden Seiten werden große Trittstufen seitlich am Rahmen mit je zwei L-förmigen Bügeln befestigt. Über diese Stufen konnte man das Ersatzrad, bzw. den Tank besser erreichen.

Der Antrieb ist ein Modell für sich. Der Benzinmotor wartet mit allen wichtigen Teilen auf wie Motorblock, Ölwanne, Ventildeckel, Lufteinlass mit Vergaser, Auspuffkrümmer, Auspuffrohr mit Schalldämpfer und Endrohr, Lichtmaschine, Anlasser, Kühlwasserpumpe und -leitungen. Kühlerpropeller, Kupplungsdom, Schaltgetriebe. Vom Schaltgetriebe geht eine längere Kardanwelle zur ersten Hinterachse, eine kürzere zur zweiten. Die Kardangelenke sind schön dargestellt. Auch die Hinterachsen mit den Verschraubungen der Differentialdeckel können sich sehen lassen. Vier Längslenker sichern die Hinterachsen.

Für die Vorderachse hat sich ICM diesmal etwas sehr Gutes einfallen lassen. Im Gegensatz zu früheren Bausätzen hat man die Wahl zwischen Geradeausstellung der Räder oder nach belieben eingeschlagen. Dazu gibt es in Geradeausstellung zusammengegossene Lenkhebel oder alle Gestänge einzeln, damit man den Lenkeinschlag darstellen kann. Die Lösung gefällt mir!

Bei den Rädern hat man jeweils äußere Felge und Bremstrommel, die den Gummireifen einklemmen. Die Reifen aus Gummi sind vom Aussehen wie die echten, mit sehr schönem, grobstolligem Profil, aber leider ohne Herstelleraufdruck oder Reifengrößen. Das Ersatzrad bekommt natürlich eine Felge mit Schraubenlöchern, in die die Ersatzradhalterung eingreift. Der große Tank findet seinen Platz auf dem gleichen Untergestell wie die Ersatzradhalterung. Er ist in 2 Hälften geteilt, bekommt an den Enden längliche Seitenwände und an die Vorderseite 2 Halterungen, mit denen er auf dem Rahmen befestigt wird. Durch die Zweiteilung sind sowohl Kraftstoffeinfüll- als auch Kraftstoffauslassstutzen ebenfalls geteilt. Ob dies so gut ist, muss sich beim Zusammenbau zeigen.

Das Fahrerhaus setzt sich aus mehreren Elementen zusammen. Front, 2 Bodenplatten, Motorabdeckung, Rückwand, rudimentäre Seitenwände und Dachplane. Die Front wird mit den eingerollten Türplanen versehen, auf die Fahrerseite kommen Sicherungskasten(?) und Taschenlampe(?), darüber die Armaturentafel, für die auch 3 Decals für die Instrumente beiliegen. Eine Innenverkleidung ist für die Mitte vorsehen, woran dann die Motorabdeckung anschließen wird. Die Motorabdeckung ist dreigeteilt – ein Mittelsteg und die jeweiligen Abdeckungen links und rechts mit den Seitenwänden. Mit dem Mittelsteg wäre es reizvoll gewesen, die oberen Klappen offen darzustellen, um den Motor zu sehen. Dies geht leider nur, wenn man die Seitenwände von den Deckeln trennen würde. Fahrer und Beifahrer hatten ein „hartes“ Leben, grad bei Fahrten auf unebenen Straßen oder im Gelände, denn sie sitzen auf Staukisten ohne Sitzpolsterung. Diese Kisten werden auf den Bodenplatten angebracht und sind auch gut im Modell wiedergegeben. Die Bodenplatte des Fahrers erhält zudem die Pedale (Kupplung, Bremse, Gas), Schalt- und Handbremshebel, Lenkstange und Lenkrad. Am Lenkrad gut zu sehen die Noppen für besseren Griff. An der Rückwand werden die Rückenlehnen angebracht, die aber auch nicht mehr Komfort versprechen als die „Sitze“. Die kleinen Seitenwände zeigen schön die Vernietung/Verschraubung mit dem Rahmen. Der Aufstiegstritt ist angegossen und stützt sich dann an den noch zu montierenden vorderen Kotflügeln ab. Jeweils ein Handgriff und linksseitig eine Schaufel müssen noch ergänzt werden. Der Kühler wird zum Hingucker. Sowohl innen als auch außen detailliert, bekommt er noch den Kühlerdeckel und den Kühlergrill aus kupferfarbenem PE. Die PE-Schriftzüge „Leyland“ und „Retriever“ sind gut lesbar und werden oben bzw. unten an den Kühler geklebt. Dies sind die einzigen 3 PE-Teile des Bausatzes. Die Anlasserkurbel wird in ein Loch im Kühler gesteckt, so wie es auch beim Original zu sehen war. Fahrscheinwerfer und Begrenzungsleuchten sind innen hohl und bekommen kristallklare Scheiben. Die oft an britischen Lkw zu sehende Gaswarntafel fehlt natürlich nicht. Sie wird mit den 2 Halterungen an der Fahrerhausfront beim Beifahrer angebracht. Ein zusammengefaltetes Verdeck wäre auch nicht schlecht gewesen, aber das Verdeck gibt nur ausgeklappt. Es besteht aus dem Planendach, Rückwand und zwei kleinen Seitenplanen, in die glasklare Fenster eingesetzt werden. Das Verdeck zeigt angenehme Falten, aber keine Stoffstruktur. Im Dach sind innen die Spannbügel zu sehen, leider auch vier Auswerferabdrücke, die aber trotzdem nicht zu sehen sein werden, da man selten Modelle von schräg unten betrachtet. Die Spannseile, mit denen ein Hochschlagen der Dachplane bei Fahrt verhindert wird, muss man selbst anfertigen und anbringen. Wer nach einem Außenspiegel sucht, kann damit aufhören. Auch das Original hatte in dieser Version keinen.

Die Pritsche besteht zwar aus vielen Teilen, aber dank der eindeutigen und großen Verbindungspunkte sollte sie gut zu bauen sein. Die Bretterstruktur ist gut erkennbar, die Bretter selbst ziemlich glatt, was maßstäblich ok sein mag, aber ein wenig Holzmaserung wäre schön gewesen. In der Bodenplatte sind zwei Staukastenklappen mit Griff und Scharnieren erkennbar. Verschraubungen der Rahmen und Verstärkungsbleche sehen gut aus. Auch an Verzurrhaken für die Plane (nicht enthalten) sind reichlich vorhanden, wenn auch einfach ausgeführt. Ein aus Längs- und fünf Querträgern bestehender Hilfsrahmen wird die Pritsche mit dem Fahrzeugrahmen verbinden. Es gibt so einige Staukästen, die unter die Pritsche montiert werden wollen, ebenso wie die vier Schmutzfänger mit U-förmigen Halterungen. Die Spriegel bestehen aus 4 Querstützen und 7 Längsholmen. Die Herausforderung wird sein, diese feinen Teile ohne Bruch vom Spritzrahmen zu lösen und die Angüsse zu versäubern. Danach wird’s einfach. Sofern man eine Pritschenplane wünscht, muss man diese nach Recherche selbst anfertigen.

Leider gibt es nur Decals für 2 einfarbige Fahrzeuge in Europa, obwohl der Retriever auch in Nordafrika ziemlich bunt unterwegs war. 3 Decals sind für die Armaturen des Fahrers. Alle sind seidenmatt mit wenig Rand.

Version 1: Kennzeichen Nr. L4144443, Europa 1945

Version 2: Kennzeichen Nr. L-384674, Europa 1944

Auf der ersten Seite der 28-seitigen Bauanleitung finden wir in Kyrillisch und Englisch die Geschichte des Fahrzeuges inkl. einigen technischen Daten, Bemalungshinweise für Revell- und Tamiyafarben, Symbolerklärungen und Arbeitshinweise. Die Seiten 2-4 beinhalten die Teileübersicht. Der Bau des Models wird in 113 sehr übersichtlichen Bauschritten erklärt, so dass auch ein Anfänger keine Probleme haben sollte. Dabei gibt es immer wieder Bemalungshinweise für Details. Die Anbringung der Armaturendecals erscheint im Bauschritt 53. Bevor auf der letzten Seite die Anbringung der Decals und die Gesamtbemalung angegeben wird, bekommen wir noch eine Gesamtansicht von vorn links oben gezeigt.

Ein Schönheitswettbewerb hat das Original sicherlich nicht gewonnen, aber ICM hat mit seinem Modell bessere Chancen. Ich freue mich auf den Bau (und auch auf die nächste Version). Für den Anfänger sicherlich problemlos aus der Schachtel heraus zu bauen, für den Fortgeschrittenen gibt es Möglichkeiten, noch mehr draus zu machen.

Die Preisspanne in Deutschland ist ziemlich groß und liegt zwischen 40 und 52 Euro, wobei ich das obere Ende als recht grenzwertig sehe. Auf alle Fälle verspricht das Modell einigen Bastelspaß und eine Bereicherung der britischen Lkw Modellflotte!

Muster bereitgestellt von:


http://www.modellbau-koenig.de

   Kurz-Übersicht:
   Art.Nr:
   Art des Artikels:
   Material:
   Maßstab:
   Erschienen:
35602
Komplettbausatz
Spritzguss
1:35
März 2021
Hersteller:
Land:
Preis bei
Erscheinen:
ICM
Ukraine

ca.40 Euro

   Geeignet für:


   Preis/Leistung:


   Gesamteindruck:




  
  Review von:
  Frank Krause


Fotos:













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