Panzerhaubitze M109 A2



 

Das Original

Die Geschichte der Panzerhaubitze M109 reicht bis in die frühen 50er Jahre zurück.

1952 wurde auf einer Konferenz zur Zukunft der Artillerie festgestellt, das die vorhandenen Artilleriesysteme -die teilweise noch aus dem zweiten Weltkrieg stammten- zu unbeweglich und deren Panzerung zu gering bzw. gar nicht vorhanden waren. Nicht zuletzt der Korea-Krieg zeigte die Mängel des eingeführten Geräts recht deutlich.
Das galt auch für die zu dem Zeitpunkt  (Mitte der 50er Jahre) eingeführten Panzerhaubitzen M44 und M52 auf Basis M41 und deren größeren Brüder M53 und M55 auf dem angepassten M47/M48 Fahrgestellen. 

Ende der 50er Jahre wurden einige Prototypen fertiggestellt und intensiv erprobt. Bedingt durch eine neue Militärdoktrin kamen für die direkte Feuerunterstützung nur vollgepanzerte Haubitzen infrage.

Bis zur Serienreife vergingen nochmals weitere 3 Jahre, sodas die ersten -nun M109 genannten Fahrzeuge- ab Herbst 1962 gefertigt werden konnten. Anfänglich wurde auch noch Schwimmfähigkeit gefordert. Im Laufe der Fertigung wurde aber darauf verzichtet und die Bauteile dazu (Schwimmkragen und flotation kit) entfielen. 

Bis 1969 verliessen rund 2100 Fahrzeuge das Herstellerwerk. Gebaut wurden die Haubitzen bei Cleveland Army Tank Plant und ab 1974 bei BAE-Systems.

Bis Heute sind rund 5000 PzH gefertigt worden. Dazu kommen dann noch Lizenzbauten in mehreren Ländern. 

Bereits 1970 wurde damit begonnen den Kampfwert der eingeführten Haubitzen zu steigern. Dieser Trend -oder soll man sagen Zwang- hält bis Heute an. So ist die aktuelle Version A6 (Paladin) eine konsequente Weiterentwicklung der ursprünglichen M109 Panzerhaubitze.

Dies dürfte dann aber wohl die letzte Kampfwertsteigerung sein, da damit das System M109 ziemlich "ausgereizt" ist. 

Kommen wir nun zu den unterschiedlichen Versionen der M109 in US-Diensten 

M109:
Ursprungsversion mit dem kurzrohrigen (Kaliberlänge L/23) 155mm Geschütz M126.  Diese Fahrzeuge sind noch mit "Schwimmkragen" und Bolzen an der unteren Bugplatte zur Befestigung des "flotation Kits" ausgestattet. 

M109A1:
Erste Kampfwertsteigerung (Truppeneinführung 1973). Einbau einer neuer Hauptwaffe M185 mit deutlich längeren Rohr. Damit verbunden ist eine Reichweitenerhöhung von 14,6km (M109) auf 18,1km. Die Rohrzurrung wird an die Bugspitze verlegt 

M109A2:
Neubaufahrzeuge die ab 1978 der Truppe zuliefen. Zusätzlich zu den Modifikationen der Version A1 kommt ein Mun-Erker zur Aufnahme von weiteren 22 Geschossen am Heck des Turmes zwischen den Staukörben zum Einbau. Das Rundblickperiskop erhielt eine ballistische Haube. An der Rohrstütze (Marschzurrung) werden Federn angebaut um ein leichteres Aufrichten bzw. Abklappen zu gewährleisten.    

M109A3:
Die Version A3 sind umgebaute A1 Varianten mit den Bauteilen, die schon bei der A2 verbaut wurden. Erkenntlich sind diese Fahrzeuge nur an den Bolzenköpfen an der unteren Bugplatte. 

M109A4:
Diese Fahrzeuge sind modifizierte A2 und A3. Die meisten Verbesserungen sind unter der Hülle verborgen. Hauptänderung ist der Einbau einer ABC-Schutzanlage. Es sind  kaum Unterscheidungsmerkmale von außen sichtbar. 

M109A5:
Bei diesen Haubitzen wurden weitere Detailverbesserungen durchgeführt. Diese Version erhielt ein noch leistungsfähigeres Geschütz mit dem eine weitere Erhöhung der Reichweite verbunden war. Nun mit leistungsgesteigerter Munition bis 30km. 

M109A6 (Paladin):
Diese Version erhielt einer komplett neuen Turm und auch das ganze Fahrzeug wurde überarbeitet. Alle Änderungen hier aufzuzählen, würde den Rahmen dieses Berichtes sprengen. Da ein Modell davon angekündigt ist, werde ich dort intensiver auf diese Variante eingehen.


Der Bausatz

Erstaunlicherweise gab es von der in der westlichen Welt wohl verbreitesten Panzerhaubitze der Nachkriegszeit bisher nur ein recht mäßiges Modell von der Firma Italeri.

In diesem Jahr (2012) wurden nun gleich 3 (!) neue Haubitzen von verschiedenen Herstellern angekündigt. Als erstes ist nun das Modell der M109A2 von Kinetic Model Kits verfügbar.

Im Bausatz finden sich 275 Bauteile (Bild 0001), plus 5 Spritzlinge für die Kette. Auf dem ersten Blick sieht das alles ganz gut aus, doch der Teufel steckt hier im Detail, doch dazu später mehr.

Der Decalbogen bietet drei verschiedene Markierungsvarianten an: 

US Army Desert Storm 1991 in Sandgelb
US Army  in den Staaten 1987 in MERDC
Britische Armee Operation Granby 1991 

Wobei die britische Variante "etwas fraglich" ist, da die Briten schon in den 80ern auf Diehl-Ketten umgerüstet wurden.

Allerdings steht ein Fahrzeug mit eben dieser Kennung  und US-Kette im Royal Artillery Museum Woolwich.

Der Bau

Begonnen wird -abweichend von der üblichen Praxis- mit dem Zusammenbau des Turmes. Als erstes baut man die Geschützlagerung. Da sowohl Rohrstutzen als auch die Vorholzylinder als Halbschalen ausgeführt sind, ist hier sauberes verkleben und verschleifen angesagt, bevor man das ganze Gebilde zusammenbauen kann.

In der Baustufe 7 (Kommandantenluke) sollte man das MG durch ein besser detailliertes ersetzen. Das beiliegende Bausatzteil hat unschöne Sinkstellen und ist teilweise falsch detailliert. Ich habe daher ein cal.50 MG aus einen Academy-M113 "ausgeliehen". Dort liegen mehrere Versionen bei, und ich habe mich für die Variante mit dem "Manöverpatronenaufsatz" entschieden.

Die Baustufen 8-12 beschäftigen sich dann mit der Außengestaltung des Turmes. Hier gibt es so Einiges, was der Verbesserung bedarf.

An der "ballistischen Haube" habe ich das Fensterteil A5 zuerst heruntergeschliffen um nur den Rahmen stehen zu lassen. Mit transparenter Folie wurde dann der Ausblick verglast. Hier wäre ein Bauteil aus transparenten Plastik doch sehr hilfreich gewesen. Den Boden der Haube habe ich ebenfalls entfernt um dann auf dem Turmdach ein Doppelfernrohr zu installieren. Ob das so korrekt ist, laß ich mal dahingestellt.

Wer den Deckel B46 geöffnet darstellen möchte -so wie ich- kommt um Mehrarbeit nicht herum. Das Loch im Dach muß ein wenig vergrößert werden. Allerdings macht das eigentlich nur Sinn, wenn man auch Figuren einsetzt.

Das Gleiche gilt auch für die Seitentüren des Turmes, da keinerlei Innenausbau vorhanden ist. Bei den geschlossenen Einbau ist allerdings auch wieder Schleifen angesagt, da sonst die Türen nicht bündig im Turm sitzen.

Weiter gehts mit dem Abschleppseil, das eigentlich gar nicht vorhanden ist ! Der Bausatz liefert nur Seilkauschen, die auch noch deutlich zu klein sind. Das Seil ist nicht vorhanden und findet auch in der Bauanleitung keinerlei Erwähnung. Hier ist also Eigeninitiative gefordert. Meine Kauschen sind Abgüsse von einen M88 Bausatz und das Seil stammt aus dem Zubehörhandel (Durchmesser 0,8mm). 

Die Staukörbe am Heck sind recht pfiffig geteilt. Zuerst dachte ich noch, was soll der Mist, aber nach sauberen Zusammenbau und späterer Lackierung sieht das sehr überzeugend aus. Auch die Staukästen an den Körben machen einen guten Eindruck. 

Die Werkzeuge habe ich allesamt ersetzt bzw. neu angefertigt. Das was hier vom Hersteller angeboten wird, ist nun wirklich nicht mehr zeitgemäß. 

Es werden zwei verschiedene Mündungsbremsen für das Rohr angeboten. Leider schweigt sich die Bauanleitung darüber aus, welche wofür gedacht ist. Auch intensive Recherche brachte mich nicht weiter. Fototechnisch belegbar ist nur die Kombination B2,B3. Die andere Bremse hat es sicherlich gegeben. In der WTS in Koblenz ist sogar eine solche ausgestellt. Allerdings gibts dort auch keine Erläuterung, wo die verbaut war. 

Ab der Baustufe 14 gehts mit dem Wannenbau weiter. Hier wird mit 9 Bauteilen die Hauptwanne zusammengesetzt. Es empfiehlt sich allerdings, sich nicht streng an die Bauanleitung zu halten, sondern erst die großen Bauteile zu montieren.

Dann werden die Kleinteile montiert. Die beiliegenden Lampen habe ich durch "Bessere" aus meinen Fundus ersetzt, da die Bausatzteile böse Sinkstellen haben. Die T-Zughaken gefielen mir auch nicht sonderlich, daher hab ich sie weggelassen. Da diese Teile auch am Orginal nicht immer angebaut sind, ließ sich das verschmerzen.

An den Erdspornen am Heck ist massives Schleifen angesagt, um die Teile halbwegs in Form zu bringen.

Die Nebelwurfbecher in Baustufe 24 sollte man ignorieren. Die gehören weder an eine US noch an eine britische Version, die die Bemalungsvarianten hergeben. 

Vor dem Einbau der Tragarme sollte man eine etwa 3mm starke Platte unter die Wanne heften. Die Tragarme selber haben soviel Spiel in den dafür vorgesehenen Bohrungen, das anders ein sauberes Ausrichten nur schwer möglich ist. Da hatte das Italeri-Modell schon vor 30 Jahren eine bessere Passung.

Bei der Leitradaufhängung muß man ein wenig tüfteln um die richtige Stellung zu finden. Aus der Bauanleitung geht das nicht eindeutig hervor.

Dann gehts an die Laufrollen. Diese sind sehr schön gestaltet. An den Umlenkrollen wurden sogar die Bohrungen auf den Laufflächen berücksichtigt. Allerdings müssen auch die Rollen sehr sorgfältig montiert werde. Auch fällt hier wieder Schleifarbeit an, damit die Rollen sauber zusammen passen.

Leider ist eine bewegliche Montage durch einfaches Aufstecken auf die Tragarme nicht möglich, auch hier zuviel Spiel, sodas  hier wieder massiv der Kleber zum Einsatz kommt. 

Nun kommen wir zur Kettenmontage. Hier werden 2 lange Stränge mit Einzelgliedern zu einer kompletten Kette zusammengesetzt. Schöner Gedanke, hat nur ein Manko: bedingt durch die Spritzgußtechnik haben die langen Kettenstränge keinerlei Außendetaillierung an den Endverbindern. Bei den Einzelgliedern hilft auch nur ein verkleben der Endverbinder an den Gliedern, da die Kettenbolzen 2/10mm kleiner sind als die Bohrungen in den Verbindern.

Nach dem Zusammenbau muß man sich entscheiden: versehe ich die Endverbinder an den Strängen mit je 2 Bohrungen, oder verspachtel ich die Bohrungen an den Einzelgliedern? Ich hab mich für Variante 2 entschieden.

Mittlerweile sind aber auch diverse Einzelgliederketten für die M109 am Markt, die alternativ montiert werden können.


Bemalung/Alterung

Ich entschied mich für das Fahrzeug mit dem MERDC-Muster. Zum einen mag ich das Tarnschema und zum anderen wollte ich mal die relativ neuen Tarnfarben von Lifecolor ausprobieren.

Von den Lifecolor-Farben habe ich mich schnell wieder getrennt, ein vernünftiger Farbauftrag wollte mir einfach nicht gelingen. Mittlerweile habe ich von mehreren Kollegen gehört, das die ähnliche Probleme mit den Farben hatten. Also kann es nicht nur an mir liegen, das ich mit den Farben nicht klarkomme.

Also wieder zum Bewährten gegriffen. Aus Tamiya khaki und nato-brown wurde der Grundfarbton angemischt. Die grünen Flecken sind german-field-grey das mit nato-green abgedunkelt wurde. Die gelben Streifen sind sandgelb das mit weiß aufgehellt wurde. Zum Schluß wurden noch unregelmäßig die "Krähenfüße" mit nato-black aufgesprüht.

Bei den Ketten habe ich mal was -für mich- Neues ausprobiert. Zuerst wurden Diese mit Gun-Metal lackiert und dann mehrmals mit brown-wash von MIG behandelt. Das sieht meiner Meinung nach besser aus, als die Kette komplett in Rosttönen zu bemalen.

Nach dem Überzug mit Mattlack wurden die Decals (hier nur der Bumper Code) mit Micro Set aufgebracht. Darüber kam noch eine Schicht Mattlack.

Nach guten Durchtrocknen -mindestens zwei Tage- kam ein washing mit stark verdünnter schwarzer Ölfarbe zum Einsatz. Danach habe ich noch einige Kanten mit einen Bleistift "betont".

Zum Schluß wurde das Modell noch mit Pigmenten leicht eingestaubt.

Fazit

Die Vorfreude war groß als es hieß: Es kommt eine neue M109 auf den Markt. War doch das Italeri-Modell längst nicht mehr auf der Höhe der Zeit.

Was dann die Firma Kinetic hier ablieferte, ist leider auch nur Mittelmaß. Teilweise schlechte Paßgenauigkeit, gepaart mit grobschlächtigen Details -hier insbesondere die Werkzeuge und Erdsporne- rufen bei mir keine Begeisterungsstürme aus.

Offen darstellbare Luken und Türen sind zwar sehr schön, bringen dem Modellbauer aber nichts, wenn dahinter keinerlei Innenausbau vorhanden ist.

Als Basis für Update Kits ist das Modell allerdings geradezu prädestiniert, eben durch die offen darstellbaren Luken. Auch durch die relativ geringen Wandstärken bietet sich der Innenausbau förmlich an.

Auch der Preis ist für das Gebotene geht noch in Ordnung, obwohl ich mir doch ein Glasteil für die Optik gewünscht hätte.


Preis / Leistung: ***** Paßgenauigkeit: *****
Detailierung: ***** Schwierigkeitsstufe: *****



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