Sd.Kfz.265 kleiner Panzerbefehlswagen I




 

Das Original

In der ursprünglich für die Testung der von Borgward entwickelten Minenräumpanzer B I und B II aufgestellten „Kompanie Glienike“ (Minenräum-Kompanie 1), die später zur Minenräum-Abteilung 1 erweitert wurde, waren die zur damaligen Zeit in ausreichender Zahl vorhandenen kleinen Panzerbefehlswagen mit der SdKfz.-Nummer 265 auf Basis des PzKW I Ausf. B als Kommando- und Kontrollfahrzeug eingeführt worden.

In diese wurde dazu ein zusätzlicher Sender eingebaut, mit dem die Funkkommandos an die ferngesteuerten Minenräumpanzer B I und B II übertragen werden sollten. Die Fernsteuerungen wurden damals aber nur in die B II eingebaut.

Hierbei bekam der Panzerfahrer eine diffizile Zusatzaufgabe: Er musste sich mit dem Funker soweit verständigen, dass er beim Einsatz der Funkfernsteuerung sein Fahrzeug auf einer konstant hohen Motorendrehzahl halten konnte, damit für den Kommandosender eine genügend hohe und vor allem gleichmäßige Spannung vorhanden war.

Zudem erhielten die in der „Kompanie Glienike“ bzw. Minenräum-Abteilung 1 eingesetzten Befehlspanzer eine Zusatzantenne für diesen Sender und ein Rundumsicht-Periskop, das durch den linken Teil der Kommandanten-Luke geführt wurde. Insgesamt waren wohl 18 dieser so umgebauten Befehlspanzer  bei der 1. und 2. Kompanie der Minenräum-Abteilung 1 im Einsatz.

Im Führungsstab des Battalions war ein einzelnes SdKfz. 265 eingesetzt, das auch über die recht auffällige Rahmenantenne verfügte. Zeitgenössische Bilder des Fahrzeuges zeigen eindeutig, dass das Periskop nicht in diesem Befehlspanzer eingebaut war. Da dieser Befehlspanzer für den Battalionskommandeur vorgesehen blieb, erscheint es im Grunde logisch, dass das Fahrzeug mit größter Wahrscheinlichkeit nicht gleichzeitig zur Steuerung von B-II-Minenräumern umgerüstet wurde.  

Der Bausatz

Unter der Referenznummer 6222 bietet Dragon im Maßstab 1:35 den 3-in-1-Bausatz des kleinen Befehlspanzers auf Basis des PzKW I Ausf. B an. Diesen – ausgerüstet mit der auffälligen Rahmenantenne – habe ich in Anlehnung an den Befehlspanzer des Battalionskommandeurs der Minenräum-Abteilung 1 (s. das Buch Funklenkpanzer von Markus Jaugitz) gebaut. 

 



Der Bau

Der Bausatz bietet die Möglichkeit, zwischen folgenden Versionen zu wählen: Frühe Ausführung mit Rahmenantenne ohne Zusatzpanzerung, ein SdKfz. 265 mit Zusatzpanzerung ohne Rahmenantenne und die Tropenversion mit u. a. den auffälligen Lüftern an den Motorklappen.

Da mir das Modell mit der Rahmenantenne am besten gefällt und ich sowieso noch ein passendes Kommandofahrzeug für meine Borgward Minenräumpanzer benötigte, kam folglich nur die 1. Version ohne Zusatzpanzerung, aber mit Rahmenantenne in Frage. Der Bau aus dem Kasten heraus stellt keine besonderen Anforderungen an den Modellbauer. Alle Teile passen beinahe perfekt.

Die Luken und Klappen können nach Belieben geöffnet oder geschlossen dargestellt werden, wobei ich mangels Interieur die „Luken dicht machte“. Dies gilt auch für die Sehklappen, für die entsprechendes Klarsichtmaterial vorhanden ist.

Die Rahmenantenne mit ihren Halterungen ist sehr schön gestaltet und passt ebenfalls sehr gut, hier erfreute vor allem, dass die Teile nicht verzogen waren. Klar, man hätte bspw.  auch eine neue Antenne aus Draht fertigen können, aber ich wollte nicht die Halterungen aus Ätzteilen o. dgl. neu nachbauen müssen, und für mich taten es die Plastikteile nach minimalem Abziehen der sowieso kaum wahrnehmbaren Gussnaht genauso gut.

Die Stabantenne habe ich abgeklappt montiert und deshalb ebenfalls auf die Verwendung eines gedrehten Teils wie bspw. im Sortiment von Schatton-Modellbau erhältlich, verzichtet.

Dafür jedoch kam von Schatton-Modellbau das hervorragend gearbeitete, zweiteilig gedrehte MG-34-Rohr zum Einsatz, und das ist wirklich eine deutlich sichtbare Verbesserung im Gegensatz zum Plastikteil.

Die beiden Teile, MG-Rohr mit Mündung und gelochter Mantel, habe ich mit dem Kaltbrüniermittel für Messing aus dem Sortiment von Uschi van der Rosten (Item 4019)  behandelt – und es funktionierte einwandfrei. Nach ca. 15 Minuten „Einlegen“ waren beide Komponenten komplett mattschwarz. Man sollte dabei aber immer wieder mit einem Pinsel darüberwischen, damit sich nicht doch irgendwo winzige Luftbläschen verstecken und das Messing durchschimmert.

Beim Zusammenfügen der MG-Rohr-Teile dann aufpassen, damit sich die Brünierung nicht wieder abschabt. Als ich das MG-Rohr in die Kugellafette eingepasst hatte, missfiel mir, dass es wiederum zu vollkommen matt war, für einen Waffenlauf in der Regel ja auch wieder nicht so ganz der Brüller. Also wurde ein äußerst feiner Überzug mit Humbrol „Metal Cote“ Nr. 27004 vorgenommen, der nach ca. 15 Minuten Trocknungszeit sehr sanft mit einem Wattestäbchen „gestreichelt“ wurde, bis sich damit der gewünschte, leicht ölig schimmernde Metalleffekt einstellte.

Aber wichtig: Damit sich die Öffnungen im Rohrmantel nicht mit Farbe zusetzen – sonst hätte ich ja auch das Originalteil aus Plastik nehmen können – muss die Farbe stark verdünnt sein und darf nur minimalst aufgetragen werden. Decken braucht sie ja nicht.

Der Hauptscheinwerfer erhielt den Tarnüberzug entsprechend Vorbildfotos mit senkrechtem Lichtschlitz, außerdem fügte ich noch zwei Ersatzlaufrollen nebst Wasserkanister aus der „Grabbelkiste“ sowie auf dem Motordeck eine Kiste und einen Stahlhelm hinzu. Das entspricht zugegeben nicht ganz dem „Gerödel“ auf den Fotos des Originals, aber da gönnte ich mir einfach ein wenig „künstlerische Freiheit“. Das soll jeder nach Belieben halten.    

Noch ein Wort zu den Ketten: Ursprünglich wollte ich die Einzelgliederkette aus dem Bausatz verwenden. Bei der Montage gab es Probleme, weil vermutlich die Spritzgussformen nicht einwandfrei arbeiteten und sich so teilweise in den Stellen, in der die Kettenglieder ineinander greifen und im Original verbolzt wurden, kleine „Stege“ aus Plastikmaterial gebildet hatten, die mit dem Skalpell entfernt werden mussten. Dabei brachen leider etliche Kettenglieder entzwei. Der nächste Versuch war, eine seit über 25 Jahren im Keller lagernde Modellkastenkette zu verwenden, was auch in die Hose ging, weil das Plastik wohl spröde geworden war und die Kettenglieder teilweise zerbröckelten…. Folge war, dass mir das Spiel irgendwann zu dumm wurde und ich letztlich auf Friulketten zurückgegriffen habe.     


Bemalung/Alterung

Natürlich ist für dieses Modell als Befehlspanzer in der Minenräum-Abteilung 1 der damaligen Einsatzzeit folgend, ein dunkelgraues Kleid alternativlose Pflicht.  Deshalb wurde es zuerst mit Schwarzgrau MM 7021 grundiert, danach mit Anthrazitgrau MM 7020 abgetönt und die Kanten nebst Vertiefungen mittels dunkler Pigmente unterlegt. Nach dem Versiegeln mit mattem Klarlack stellte ich alles für 3 Tage zum gründlichen Durchtrocknen auf die Seite.

Danach kamen mit jeweils zeitlichem Abstand von mindestens 12 Stunden mehrere Aufträge der Fertiglösungen aus dem „Weathering Set 072“ von AK zum Einsatz. Gleiches galt für das „Waschen“, wobei ich mich für einen punktuellen Auftrag der Flüssigkeit entschieden habe, die mit „White Spirit“ ausgestrichen und somit abgetönt worden ist.

Das Fahrzeug bekam nach diesen Schritten mit „Dust“ ein wenig Staub dazu und mit entsprechenden Pigmenten wurde vor allem im Laufwerksbereich weiter „verdreckt“. Griffest gemacht habe ich dies dann mit Pigment-Fixer AK 048, welcher nicht mit der Pistole sondern mit dem Pinsel aufgetragen wurde – allerdings sehr dünn und gut aufgeschüttelt. Dies ergibt eine matte Oberflächenversiegelung, die nach 24 Stunden Trocknungszeit eine problemlose Weiterarbeit ermöglicht.

Später brachte ich noch ein paar Kratzer, Lackabsplitterungen und auch blanke Metallstellen, letztere mit  Grafitpulver „Dark Steel-Pigmente“ AK 086 sowie einige kleine Roststellen und -schlieren an.

Die Kennungen sind anhand der Vorbildfotos eher spärlich: ein einzelnes Balkenkreuz links am Heck des Staukastens sowie die Kennung der Minenräum-Abteilung 1 (liegt als Nassschiebebild übrigens dem Bausatz erfreulicherweise bei) vorne rechts am Aufbau sowie hinten links an der Heckpanzerung.

Fazit

Ein – von den Ketten abgesehen - netter und unkomplizierter Bausatz aus dem Hause Dragon, der mir sehr gut gefallen hat. Vielleicht schiebe ich irgendwann noch einen tatsächlichen Kommando- und Kontrollpanzer dieser Abteilung mit dem zusätzlichen Periskop nach. Eine zweite Packung Friulketten für den Panzer I habe ich vorsichtshalber gleich mal mitbestellt…..



Preis / Leistung: ***** Paßgenauigkeit: *****
Detailierung: ***** Schwierigkeitsstufe: *****

Empfohlene Referenzen:

  • Markus Jaugitz, JJ. Fedorowicz Publishing: Funklenkpanzer
  • Motorbuchverlag, Walter J. Spielberger: Panzerkampfwagen I und II 
  • Enzyklopedia of German Tanks of WW two: Arms and Armour Press Ltd. London Chamberlain, Doyle, Jentz   

© 02/2021 Volker Andorfer

3042 Leser des Bauberichts seit dem 20.02.2021



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