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IBG Models 72093 - 3Ro Italian Truck  

Das Original

Der Lancia 3RO war ein schwerer, italienischer Lkw, basierend auf dem Lancia RO. Er wurde ab 1939 bis 1950 produziert und war bis in die 1960-er Jahre im Einsatz. Mit seinem 93 PS Motor konnte er bis zu 45 km/h erreichen. Als Truppentransporter konnte er bis zu 32 Soldaten transportieren. Es wurden aber auch Panzer und Pferde befördert. Der Lancia fand sowohl zivile als auch militärische Abnehmer. Neben der italienischen Armee nutzte ihn auch die deutsche Wehrmacht.

Der Bausatz:

In 1:35 hat IBG bereits mehrere Lancia 3Ro herausgebracht. Nun bekommt man ihn auch als 1:72-er Modell, das dem großen Bruder in nichts nachsteht.

Der Karton mit Stülpdeckel ist 300 x 200 x 45 mm groß. Darin finden wir 12 graue, 1 klaren Spritzlinge, 1 PE-Platine, Decals und die Bauanleitung.

Die Teile aus grauem Plastik sind sauber ausgespritzt, ohne Grat und Versatz. Angüsse sind so gesetzt, dass Details nicht beeinträchtigt werden. Störende Auswerferspuren sind mir so nicht aufgefallen, vielleicht nur ganz flach innerhalb der Plane. Also, alles in allem sollte man die Teile vom Spritzling ohne viel Nacharbeit trennen können.

Fahrgestell: Ein eingängiges Studium der Bauanleitung kann ich nur ans Herz legen, denn der Kleine (1:72) ist dem Großen (1:35) von der Aufteilung her sehr ähnlich. Der Rahmen besteht aus separaten Längs- und Querträgern. Auch ein nicht so erfahrener Modellbauer sollte einen verwindungsfreien Rahmen hinbekommen, denn die Träger sind so geformt, dass sie nach dem Zusammenbau die entsprechende Stabilität gewährleisten. Der Kühler ist gleich im vorderen Querträger integriert. In der Vorderachse sind bereits viele Details integriert, so dass nur noch das Lenkgestänge angebaut werden müssen. Leider kann man die Räder nur in Geradeausstellung montieren. Auch die Hinterachse ist gut detailliert. Zusätzliche Spiralfedern sind bereits angegossen. Die großen Blattfedern vorn wie hinten sind sauber strukturiert. Die Räder sind gut gelungen. Das Profil ist gut getroffen. An den Seitenwänden sieht man deutlich den Herstelleraufdruck PIRELLI und die Reifengröße, das SUPERFLEX unter dem Pirelli Schriftzug erkennt man nur im Makrobereich. Die Felgen sind mit entsprechenden Durchbrüchen versehen. Das Ersatzrad besteht nur aus Felgentrommel und Lauffläche und ruht in einem 3-teiligen Gestell am Heck des Rahmens. 2 PE Gurte sichern das Rad gegen Herausrutschen. Im vorderen Drittel des Rahmens sitzt das sehr detailreiche Getriebe, ausgestattet mit Kardanwelle und Öleinfüllstutzen. Genoppte Trittbleche für das Fahrerhaus werden auch am Rahmen befestigt. Im hinteren Querträger sitzt die Anhängekupplung mit angegossenem Kupplungsbolzen. Der mehrteilige Auspuff wird im Rahmen verlegt und mit einigen PE-Teilen gesichert.

Motor: Der Dieselmotor ist ein kleines Modell für sich. Der hohe Motorblock des 5-Zylinder Diesel mit seinen Einspritzdüsen im Zylinderkopf fällt ebenso ins Auge wie die als Ölkühler ausgelegte und somit mit vielen Kühlrippen versehene Ölwanne. Lichtmaschine, Einspritzpumpe, Keilriemen, Lüfterrad, Zuluft- und Kühlleitungen, Abgaskrümmer und Öleinfüllstutzen sind weitere Details.

Fahrerhaus: Die Auslegung des Fahrerhauses als Rechtslenker machte mich stutzig. In Italien gab es bis in die 1920-Jahre eine regional unterschiedliche Regelung mit Rechts- und Linksverkehr, welches eine Erklärung sein könnte, allerdings wurde der Lancia 3Ro erst ab 1938 entwickelt. Das Fahrerhaus ist viele Einzelteile aufgebrochen. Die Rückwand hat außen etliche Versteifungsrippen und einen Durchbruch für das Klarsichtfenster zur Ladefläche hin. Innen wird die durchgehende Rückenlehne angebracht. Die schmalen Seitenwände haben um unteren Ende Stangen zur Aufhängung der Trittbleche. Hier sollte man beim Hantieren aufpassen, um die Stangen nicht bereits vor der Montage des Fahrerhauses auf dem Rahmen abzubrechen. Der Boden nimmt die einteilige Sitzbank auf, deren Darstellung aber eine Trennung zwischen Fahrer- und Beifahrersitz aufweist. Der Fahrer hat tatsächlich auf dem Tank gesessen, denn rechts von seinem Sitz schaut der Einfüllstutzen heraus. Schalt- und Handbremshebel werden ebenfalls auf den Boden geklebt. Die Fahrerhausfront ist auch beidseitig detailliert. Bereits angegossen sind die Halterungen mit den Winkern. Außen wird der Luftfilter mittels PE-Halterung montiert und über die Zuluftleitung mit dem Motor verbunden. Innen finden sich Kupplungs-, Brems- und Gaspedal, Lenkstange und -rad, Armaturentafel, kleine Bedienhebel und Haltebügel für den/die Beifahrer. Beidseitig detaillierte Türen können geöffnet oder geschlossen angebaut werden. Die Türgriffe innen wie außen sind bereits angegossen. Beidseitig werden Außenspiegel und Suchscheinwerfer angebracht. Das Planendach, auch innen mit Struktur, schließt das Fahrerhaus nach oben hin ab. Für die Frontscheiben gibt es kratzer- und schlierenfreie Klarsichtteile. Die Motorhaube besteht aus dem mit angegossenem Einfüllstutzen Kühlerrahmen, der mit einem PE-Gitter verfeinert wird, den Seitenblechen mit Lüftungsrippen und den 2 Haubenteilen, die über ein schönes Klavierscharnier verbunden werden. Die Aufteilung erlaubt eine geöffnete Darstellung der Motorhaube. Die Seitenteile erhalten je 3 Riegel aus PE-Teilen. Die Vorderräder werden von großen Kotflügeln mit nach vorn ausgestellten Trittflächen überdeckt. Auf den Trittflächen werden feine Begrenzungsstangen befestigt. Die ausgehöhlten Fahrscheinwerfer mit Klarsichtscheiben finden seitlich am Kühlerrahmen ihren Platz.

Ladefläche: Der Boden der Ladefläche wird auf einen einteiligen Hilfsrahmen montiert. Es folgen die Frontseite, die Heckklappe und die Seitenteile. Es 7 Spriegel, deren Seiten an die Seitenteile angegossen sind. Die Oberteile der Spriegel bilden zusammen mit Längslattungen (9 Latten) ein Teil, das wie ein Dach aufgesetzt wird. Die Wölbung des Daches ist sehr gut gelungen. Statt den Spriegeln kann man eine Plane wählen, bei der das Front- und die Seitenteile integriert sind. IBG hat ganze Arbeit geleistet, denn man sieht sogar die Abdrücke der Spriegel durch die Plane. Planenseile sind auch vorhanden. Der Unterboden bekommt noch die Schmutzfänger der Hinterräder, die zusätzlich durch PE-Teile abgestützt werden. Auf der rechten Unterseite werden im vorderen Bereich 2 Staukästen montiert. Auf der linken Seite hat man die Wahl, ebenfalls 2 solcher Staukästen anzubringen oder stattdessen einen Batteriekasten zu verwenden. Je nach Wahl ändert sich die Auslegung der Rückleuchten und des hinteren Kennzeichenhalters.

Die Anleitung zeigt uns die Decalanbringung und Bemalung für drei Fahrzeuge der italienischen Armee (Regio Esercito).

  • Kennzeichen R.E. 72012: unbekannte Einheit
  • Kennzeichen R.E. 101168: (vermutlich eine Instandsetzungseinheit, da die Kennzeichnung AUTOREPARTO auf der Motorhaube verwendet wird.) Tunesien 1942-43
  • Kennzeichen R.E. 191919: L II Artilleriegruppe, Nordafrika 1942

Die Decals sind wie gewohnt seidenmatt ohne Trägerrand. Ob man es glaubt oder nicht, auch für die Armaturen sind winzige Decals dabei. Zudem findet sich auch ein Typschild, nur geht die Bauanleitung nicht auf die Anbringung der Innendecals ein.

Die Bauanleitung im ca. A4 Format hat 12 Seiten und ist in schwarz-weiß mit farbigen Akzenten gehalten. Kurze Beschreibungen oder Anleitungen sind in Polnisch und in Englisch gehalten. Die erste Seite startet mit Zeichenerklärungen, PE- und Decalübersicht, sowie den benötigten Farben und gibt Farbnummern für Vallejo Model Air, Hataka, Life Color, Mr. Hobby und AK Interactive an. Die Teile- und Spritzlingübersicht findet sich Seite 2. Der Bau des Fahrzeugs wird in 33 sinnvoll aufgeteilten, leicht verständlichen Schritten mit ausreichend großen Zeichnungen erklärt. Einzelne Baugruppen, die in einem späteren Bauschritt verbaut werden, erhalten eine weiße Nummer in einem Dreieck. Bei Verwendung der Baugruppe erscheint das Dreieck wieder, dann in schwarzer Schrift. Die Anbringung der Decals und die Bemalungsanleitung für die drei Fahrzeuge finden sich auf den letzten Seiten.

Ich kann mich nicht des Eindrucks erwehren, dass IBG seinen hervorragenden 1:35-er 3Ro auf 1:72 herunterskaliert hat, denn die Teile- und Detailvielfalt ist dem großen Bruder sehr ähnlich. Und das ohne Qualitätseinbuße! Winzige Plastik- (z.B. Pedale und Bedienknöpfe) und PE-Teile (z.B. Scheibenwischer, Haubenriegel) erfordern Modellbauerfahrung. Ein Lkw-Modell mit Wow-Effekt, den ohne Weiteres empfehlen kann.


   Kurz-Übersicht:
   Art.Nr:
   Art des Artikels:
   Material:
   Maßstab:
   Erschienen:
72093
Komplettbausatz
Spritzguss
1:72
Januar 2022
Hersteller:
Land:
Preis bei
Erscheinen:
IBG
Polen

ca.19,- Euro

   Geeignet für:


   Preis/Leistung:


   Gesamteindruck:




  
  Review von:
  Frank Krause




Fotos: