Mercedes Benz L 4500 R Maultier mit Einheitsfahrerhaus


 

Das Original

Die schlechten Straßenverhältnisse an der Ostfront bereiten den normalbereiften Lkws enorme Schwierigkeiten. Um diese Probleme zu überwinden, wurden auf Basis vorhandener Lkw wie dem Opel Blitz, dem Ford 3000 und dem MB L 4500 sogenannte "Maultiere" entwickelt, die anstelle der Hinterräder ein Kettenlaufwerk hatten. Anfänglich hatten die L 4500 R Maultiere noch das gleiche, aus Blech gefertigte, Fahrerhaus wie der L 4500 A/S. Spätere Ausführungen erhielten das aus Pressspanplatten hergestellte "Einheitsfahrerhaus".

Das Maultier war als Zugmaschine für die 8,8cm PaK 43 gedacht, erfüllte aber wohl nicht so ganz die Ansprüche, so dass es auch bald zu "normalen" Transportzwecken herangezogen wurde.

Technische Daten:

Länge x Breite x Höhe: 7900 x 2350 x 2350 mm. (Höhe mit Plane 3000 mm)
Leergewicht: je nach Quelle 7,740 bis 8,200 to.
Motor: wassergekühlter 7,2 l MB Diesel Reihenmotor
Leistung: 112 PS
Geschwindigkeit: 25-36 km/h
Reichweite: 400 km
Zugkraft: 5 to.
Ladekapazität: je nach Quelle 4,500 bis 4,960 to.
Produzierte Menge (1943/44): 1480



Der Bausatz

Ich wollte unbedingt ein Maultier bauen, wie es auf der Packung der Friulmodel Ketten dargestellt ist, aber das Zvezda Modell des Maultieres stellt eines mit Blechfahrerhaus dar. Nachdem der MB L 4500 S mit Einheitsfahrerhaus herauskam, nahm ich an, dass bald ein Maultier mit eben diesem Fahrerhaus folgen würde. Des Wartens müde habe ich die Bauanleitungen und Spritzlinge beider Bausätze studiert und herausgefunden, dass man bei entsprechendem Austausch der Teile untereinander je ein Maultier mit Einheitsfahrerhaus und einen MB L 4500 S oder A bauen kann. Man hat praktisch keinen Verlust, da beide Bausätze auf Basis des MB L 4500 A hergestellt wurden und nur die zusätzlich benötigten Teile für die jeweilige Version hinzugekommen sind (Ausnahme: die Klarsichtteile - hier sind nur die Teile dabei, die für die auf der Packung angegebene Version dabei)

Zum Packungsinhalt kann ich es mir einfach machen, denn alles was es darüber zu sagen gibt, findet man in "Ausgepackt". Zu den Friulmodel Ketten gibt es nur eins - perfekt in der Detaillierung und Ausführung. Durch das Gewicht der Metallkettenglieder wird der Durchhang wirklichkeitsgetreu dargestellt. 

- Zvezda Modell-Nr. 3603 German Heavy Halftrack L 4500 R Maultier

http://www.panzer-modell.de/ausgepackt/archiv/zvezda/3603.htm 

- Link Bauanleitung und Spritzlinge 3603 Maultier

- Zvezda Modell-Nr. 3647 German Haevy Truck Einheitsfahrerhaus L-4500 http://www.panzer-modell.de/ausgepackt/archiv/zvezda/3647.htm

- Link Bauanleitung und Spitzlinge 3647 Einheitsfahrerhaus

- Friulmodel ATL-114 German halftrack L 4500R Maultier




Der Bau

Ich arbeite noch nach der "alten Schule", daher fließen bei mir Bau, Bemalung und Alterung ineinander über.

Angefangen habe ich mit dem sehr schön detaillierten Motor, der allein schon aus 22 Teilen besteht. Der Motorblock wurde mit Stahlgrau bemalt, Luftfilter, Generator und Keilriemen mit seidenmatt Schwarz. Die Ölwanne und der Ölfilter erhielten einen Auftrag aus Gunmetall,  Dieselpumpe, Kraftstofffilter und Schwungrad wurden mit Polished Steel Metalcote bemalt und poliert. Gunmetal Metalcote fand Anwendung beim Lüfterrad und dem Auspuffkrümmer. Der Krümmer erhielt nach dem Polieren ein leichtes Washing mit Rostrot. Auf Anbringung der Einspritzleitungen aus Draht habe ich verzichtet, da diese Seite des Motors nicht sichtbar sein wird.

Nächster Bauschritt war dann der Rahmen. Zuerst an den Längsträgern die Aufnahmen für die Hinterachse der Radversion entfernen - mit einem scharfen Bastelmesser kein Problem. Bei der Vielzahl der Einzelteile hatte ich Bedenken, dass alles gerade zusammenkommt und habe laufend trocken angepasst, aber dies war am Ende gar nicht notwendig. Die Positionierung der Querträger war am Längsträger so exakt angegeben, dass nach Anbau der Teile kein Verzug festzustellen war. Statt dem Stossfänger Teil C56 habe ich Teil A29 aus Bausatz 3647 verwendet. Für das Kettenlaufwerk muss man einen separaten Rahmen aus fast 40 Teile zusammensetzen, bevor man ihn mit dem Hauptrahmen verbindet. Im Bauschritt 9 aufpassen, dass man beim Einbau der Unterbauschritte 9b/9c die Teile nicht vertauscht, sonst muss man, wie es mir passiert ist, die Durchführung für die Kettenspanner neu bohren, wenn man die Teile nicht mehr lösen und richtig anbringen kann.

Die aus 3 Teilen bestehende Anhängerkupplung habe ich mit dem notwendigsten nachdetailliert - dem Kupplungsbolzen und dem Öffnerhebel (leider nicht im Bausatz enthalten). Die beiden Abschlepphaken C10 habe ich weggelassen, da ich sie auf keinem Originalphoto des späten Maultieres gesehen habe.

Leider konnte ich keine Markierungen für die Befestigung des Aufpufftopfes am Rahmen finden. Ich habe damit beholfen, indem ich das Auspuffrohr G9 am Auspuffkrümmer des Motors zuerst befestigt habe. Daraus ergab sich dann die richtige Platzierung des Topfes. Alle Auspuffteile erhielten wie der Krümmer vor Einbau eine Schicht Gunmetal Metalcote und ein leichtes Washing mit Rostrot.

Die Teile der Kardanwelle zwischen Getriebe und Antriebsachse werden einfach nur zusammengesteckt und bleiben beweglich, welches des Einbau erleichtert. An den Seitenvorgelegen C39/C40 befestigt man die Öleinfüllrohre. Ich habe die Enden der Rohre leicht angebohrt und rot markiert, wie man es auf Originalphotos sehen kann. Zwar sieht man das später nur, wenn man das Maultier auf den Rücken legt, aber mir war eben danach. Beim Montieren der Antriebsachse am Rahmen muss man die Lenk/Bremshebel C20/C28 über die Gestänge H21 mit dem Bremszylindergestänge verbinden. Dies ist ein bisschen fummelig, aber mit Hilfe einer Pinzette geht es dann auch. Die Antriebszahnkränze H14 werden mittels Bolzen H3 drehbar an der Aufnahme H15 befestigt. Das erleichtert später das Aufziehen der Kette. Auch die Räder der Vorderachse lassen sich beweglich anbringen. Dabei müssen die Bolzen des Querlenkers mittels heißem Schraubenzieher angeschmolzen werden (wie Heißnietverfahren). Allerdings ist es mit Beweglichkeit vorbei, wenn man im Schritt 19 die Verbindung mit der Lenkstange mittels der Teile C70/C81 herstellt. Zumindest kann man entscheiden, ob, in welche Richtung und wie weit die Räder eingeschlagen werden sollen.

Ein kleines Problem stellt der Anbau des zusätzlichen Ölbehälters (?) G34 im Schritt 15 dar. Weder am Rahmen, noch am Motor habe ich Markierungen zur Befestigung gefunden. Da aber der Ölbehälter später durch eine Aussparung der Motorhaube passen muss, habe ich mit Teilen des Fahrerhauses und der Motorhaube x-mal trocken angepasst, nur um später den Ölbehälter bei Montage der Haube wieder lösen zu müssen, da ich um Bruchteile von Millimetern danebengelegen habe. Zum Glück hatte ich nicht viel Klebstoff verwendet.

So kam es auch, dass ich den Bau des Fahrerhauses vorgezogen habe. Da ich statt dem Blechfahrerhaus das Einheitsfahrerhaus des Zvezda Bausatzes 3647 musste ich teilweise auf die andere Bauanleitung zurückgreifen. Vom Original-Armaturenbrett (Teil B4) des Maultieres habe ich den Drehknopf links der Lenksäule abgeschnitten und an gleicher Stelle an das Armaturenbrett (Teil A33) des Einheitsfahrerhauses geklebt. Originalteil G28 wurde etwas bearbeitet, damit es hinter das schmalere Armaturenbrett des Einheitsfahrerhauses passte. Für die Armaturen habe ich Zifferblätter gedruckt, eingeklebt und mit Klarlack überzogen. Die Fußpedale habe eine Riffelung aus heißgezogenen Plastikfäden bekommen.

Sitzfläche und Rückenlehne habe ich mit Seidenpapier bezogen, damit die sonst so glatten Sitze eine etwas ledrige Struktur erhalten. Originalteile G18/H23 wurden an der Bodenfläche des Einheitsfahrerhauses befestigt. Die Windschutzscheiben wurden mit Tamiya Maskierband so abgeklebt, dass nach der Verschmutzung die Teile sauber bleiben, wo die Scheibenwischer reinigen.

Weiter ging es mit dem Fahrwerksrahmen. Dort werden Leitbleche H2/H9 am Rahmen befestigt. Offensichtlich hatte das Maultier die Kettenbolzen von innen nur eingeschoben, so dass diese im Betrieb Stück für Stück wieder aus der Ketten rausrutschen. Diese Bleche haben die Bolzen wieder in die Kette gedrückt. Aus diesem Grund habe ich die Bleche vor Montage der Kette mit Kratzern versehen.

Dann habe ich die Kettenspanner (Teile H6, G5/G6, G24/G25) angebracht. Zu diesem Zeitpunkt war das einfacher, da die Ladefläche noch nicht im Weg war. Beim Montieren der Leitradbolzen habe ich leider einen abgebrochen und musste ihn ersetzen.

Die Laufrollen wurden vor Einbau mit Sandgelb und Seidenmatt-Schwarz, die Antriebszahnkränze und Leiträder mit Sandgelb und an den Abriebstellen mit Polished Steel Metalcote bemalt. Darauf folgte die Anbringung der Ketten. Statt der sehr guten Bausatzketten habe ich aber Friulmodel ATL-114 verwendet. Die Kettenglieder brauchten fast keine Säuberung, aber mussten mit einem 0,5mm Bohrer aufgebohrt werden! Achtung: Die Glieder nicht ganz durchbohren. Am besten die Länge des Bohrers so einstellen, dass man auch nicht versehentlich durchbohrt. Dann werden die Glieder Stück für Stück mittels dem beiliegenden Draht verbunden. Glieder zusammenfügen, Draht einschieben und so abschneiden, dass 1-2 Millimeter noch aus den Gliedern herausschauen. Ich habe mir immer Kettensegmente von 15 Gliedern angefertigt, anschließend mittels Zahnstocher einen winzigen Tropfen Sekundenkleber (Ich empfehle Sekundenkleber-Gel!) auf den Drahtbolzen gegeben. Nach dem Durchtrocknen des Klebers habe ich die überstehenden Drahtenden bis auf einen halben Millimeter abgeschnitten.

Vor dem Aufziehen hat die Kette ein Washing mit Erd- und Dunkelbraun erhalten. Auf die feuchte Farbe habe ich Kreidestaub gestreut. Nach dem Trocken wurde der überschüssige Staub abgeschüttelt. Die Außenseite der Kette habe ich mit Sandpapier leicht angeschliffen, so dass das Metall an den vorstehenden Stellen wieder zum Vorschein kam. Die Ketteninnenseite und die Innenseiten der Kettenführungszähne habe ich mit einem passenden Rad aus der Ersatzteilkiste abgeschliffen.

Während die Kette trocknete, habe ich mich um den Kühler gekümmert. Seine Innenseite war mir einfach zu glatt. Kurzerhand habe Gittermaterial aufgeklebt und mit Gunmetal Metalcote bemalt und poliert. So gefiel es mir dann besser. Dann kamen noch Vorderräder und das Ersatzrad dran. Jedes Rad besteht aus 3 Teilen, die so getrennt bemalt werden können, dass beim Zusammenbau eine klare Abtrennung zwischen Felge und Reifen entsteht. Zur Bemalung der Reifen kam wieder Seidenmatt-Schwarz zum Einsatz, weil es dem Gummi einfach das richtige Aussehen gab. Die zusammengebauten Räder wurden dann mit Erdbraun, Dunkelbraun und schwarz gewaschen.

Der Bau der Ladefläche stellt keine Herausforderung dar. Ich habe allerdings Teil D4 der hinteren Ladeklappe weggelassen. Mir war so danach. Die vorderen Schmutzfänger G42/G43 habe ich weggelassen wie beim Vorbild. Dafür musste ich die Aufnahmelöcher im Teil G10 verspachteln. Die gesamte Ladefläche erhielt einen Anstrich in Sandgelb. Anschließend wurde alles mit Dunkelbraun und Schwarz gewaschen. Die Ritzen zwischen den Brettern erhielten noch ein Extra-Washing mit Dunkelbraun. Die Metallteile der Ladefläche habe ich mit seidenmattem Klarlack überzogen, um einen Kontrast zwischen Holz und Metall herzustellen. Die Verschlusshebel der hinteren Ladeklappe wurden etwas abgenutzt dargestellt, da diese sicherlich öfter betätigt wurden als die vorderen.

Da mein Maultier ohne Kotflügel entstehen sollte, habe ich aus dem Einheitsfahrerhaus Bausatz die Teile A7/A8 verwendet und an die Seitenteile B41/B42 der Motorhaube geklebt. Den oberen Teil von B42 habe ich abgeschnitten, da die Haube auf dieser Seite offen sein sollte. Trotz allem Bemühen war der Spalt zwischen Fahrerhaus und Kühler um Bruchteile von Millimetern zu groß, so dass die Motorhaube B36 nicht gehalten hätte. Hier habe ich mir mit Drahtstiften in der Haube und neu gebohrten Löchern im Fahrerhaus geholfen. Man sieht es nicht, aber die Haube hält! Dem Kühlerdeckel wurde dann noch der Mercedesstern entfernt.

Mein Vorbild besitzt eine Art Kuhfänger vor dem Kühler. Diesen habe ich aus dem Metall eines Teelichtes und Evergreen L-Profilen selbst hergestellt und vor den Kühler geklebt. Die auch sehr schöne Plane der Ladefläche habe ich weggelassen. Sie findet später Verwendung bei einem anderen MB 4500 Bausatz.

Auf der Beifahrerseite habe ich das Trittblech (G32, G52, G59) weggelassen. Es fehlte auch an meinem Original. Auf der Fahrerseite habe ich das spiegelglatte Trittblech mit Gittermaterialresten aus einem alten Tamiya Bausatz beklebt und lackiert, so dass eine Riffelung entstand, die meinem Geschmack entsprach. Statt dem Zvezda Fahrer, der sich aus dem offenen Fenster lehnt, habe ich einen Fahrer aus einem MiniArt Satz verwendet, da die Fenster des Einheitsfahrerhauses ein Hinauslehnen nicht erlauben. Der MiniArt Fahrer hält die Tür auf und beugt sich zur Seite, als ob er sich mit jemandem draußen unterhält

Bei den Fahrscheinwerfern habe ich mich für die Tarnscheinwerfer entschieden. Der Fahrerspiegel wurde mit Spiegelfolie aus dem Baumarkt beklebt, mit Klarlack überzogen und an der offenen Fahrertür angebracht.

Ziemlich zum Schluss habe erst die Ladefläche auf den Rahmen geklebt. Die Positionierungsstifte wollten nicht so richtig in die Löcher am Rahmen passen, so habe ich die hinteren 4 Stifte entfernt. Die vorderen beiden reichten für eine korrekte Anbringung aus.

Da das Maultier bereits während dem Bau bemalt wurde, blieben zum Schluss nur kleine Korrekturen, bzw. ein weiteres Washing mit Dunkelbraun bzw. Schwarz zu tun. Der farbliche Unterschied zwischen Fahrerhaus, Ladefläche und Motorhaube begründet sich auf der Benutzung von seidenmattem Klarlack für die Metallteile. 

Verwendete Materialien:

  • Farben: Humbrol- Nrn. 93 Matt Desert Yellow, 67 Matt Tank Grey, 92 Matt Iron Grey, 62 Matt Leather, 33 Matt Black, 113 Matt Rust, 160 Matt German Red Brown, 29 Matt Dark Earth, 27003 Polished Steel Metalcote, 27004 Gunmetal Metalcote, 85 Satin Coal Black, 53 Metallic Gunmetal, 171 Matt Antique Bronze, 60 Matt Scarlet, 19 Gloss Bright Red, 35 Gloss Varnish, 135 Satin Varnish

  • Klebstoff: Tamiya Extra-thin, Faller Super Expert, Pattex Blitz-Kleber Gel, Ponal Express Holzleim

  • Spachtel: Mr. Hobby Mr. White Putty

  • Pigmente: Pastelkreide

  • Anderes: Evergreen L-Profile, Blech eines Teelichtes, Spiegelfolie vom Baumarkt



Fazit

Ich hatte einfach einen Riesenspaß mit dem Maultier. Die gute Passgenauigkeit der Teile, geringste Nacharbeit und tolle Detaillierung trugen in großem Maße dazu bei. Auch die Tatsache, dass man aus 2 Standardbausätzen 2 nicht von der Stange erhältliche Modelle bauen kann, fand ich toll! Bei der Montage des Fahrerhauses und der Haube muss man aufgrund des geringen Platzes Vorsicht walten lassen, schmälert den Spaß aber keineswegs.
Aufgrund der Komplexität möchte ich das Maultier aber keinem Anfänger empfehlen. Ein wenig Erfahrung im Modellbau empfiehlt sich schon.

Zum Schluss ein Lob für Zvezda, denen mit der MB 4500-er Reihe ein fantastischer Wurf gelungen ist. Ich habe jetzt noch 4 solche Bausätze vor mir und freue mich auf jeden Einzelnen!

Preis / Leistung: ***** Paßgenauigkeit: *****
Detailierung: ***** Schwierigkeitsstufe: *****



© 01/2013

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